auf, ich drehte mich um und sah I. mit einem Schuß mitten durch die Stirn tot daliegen. Nun ergriff ich über ditz, Lehne des Sitzes das Steuer, und es gelang mir so, den braven Doppeldecker wieder in Gleitflug zu bringen. Der Wald jenseits der Franzosen war mein Ziel, die Minuten, in denen ich in 200 w Höhe über dem Feind dahinglitt, wurden zu Ewigkeiten. Ein Hagel von Geschossen sauste mir dauernd um die Ohren. Plötzlich fühlte ich einen heftigen Schlag gegen die Stirn, das Blut lief über beide Augen. Aber der Wille siegte. Ich blieb bei Bewußtsein und dachte nur daran, die Maschine über den Feind fort und glatt herunter zu bringen. Da warf ein Windstoß die Maschine herum, und da mein toter Kamerad auf dem Seitensteuer lag, konnte ich nicht anders, als mitten im Feind zu landen. Dabei überschlug sich die Maschine, die an einen Zaun anrannte. Ich flog in hohem Bogen hinaus. Von allen Seiten liefen die Rothosen auf mich zu, immer noch schießend. Ich zog die Pistole und streckte noch drei zu Boden, dann fühlte ich ein Bajonett auf der Brust. Da kam ein höherer Offizier und rief: „Laßt ihn leben, er ist ein tapferer Soldat I" Ich wurde zum kommandierenden General des 17. französ. Korps gebracht, der mich ausfragte, natürlich ohne Erfolg. Dann sagte er mir, ich würde als Gefangener nach Paris gebracht werden, wo schon vier Fliegeroffiziere wären. Da ich jedoch durch den starken Blutverlust sehr schwach war, blieb ich zunächst an Ort und Stelle. Zwei Aerzte zogen das Geschoß, dessen Wucht durch den Sturzhelm gebrochen war, aus meiner Stirn, die nicht durchschlagen war. Ich wurde verbunden und erhielt Rotwein. Ueberhaupt benahmen sich die Offiziere sehr nett und achtungsvoll zu mir. In meinem Kopf lebte aber nur ein Gedanke, der, aus der Gefangenschaft zu entfliehen. Der Donner der deutschen Geschütze kam immer näher, Gewehrfeuer klang dazwischen, und nach zwei Stunden platzten die ersten deutschen Granaten in unserer Nähe. Da eilten die Franzosen an ihre Pferde. Ich benutzte den unbewachten Augenblick und kroch unter einen Busch. Dort blieb ich liegen, bis der französische Rückzug hinter mir war. Dann schleppte ich mich nach Bertrix, wo ich im Hospital freundliche Aufnahme fand. Am nächsten Morgen brachte mich ein deutsches Auto zu meiner Abteilung zurück."
Es wäre nützlich, wenn sich die gegen unS vereinigten Bundesgenossen in der deutschen Gefangenschaft etwas besser kennen lernten. Der Engländer wird sicher gern die Bekanntschaft der Araber (Zuaven) und der Senegaloder Kongoneger machen. Lassen wir ihn di« Freude gründlich kosten, mit seinen Waffenbrüdern von Algier und vom Kongo unter einem Zelte zu schlafen und aus einer Schüssel mit ihnen zu essen. Der Engländer fürchtet nichts mehr, als eine Berührung mit dem Nichteuropäer, und wenn wir dafür sorgen, daß man in England erfährt, wie die Gefangenen unter einem Zelte mit Schwarzen wohnen, so wird kein „Tommy" sich Lord Kitchener mehr freiwillig zur Verfügung stellen. Hin und wieder müßten Berichte in den Zeitungen erscheinen, wie sich Tommy mit seinen schwarzen Waffenbrüdern verträgt. Ueberdies kann Englands Ansehen in den Kolonien durch
Bekanntwerden dieser Nachricht einest ebenso schweren Stoß erleiden, wie durch eine verlorene Schlacht. Sollen wir mit Negern kämpfen, ist es nur gerecht, wenn Engländer und Franzosen mit Negern zusammen essen und schlafen.
Der Schutzherr aller Slawen Der russische Zar hat vor wenigen Tagen in der Duma „zur Rechtfertigung" seines schmachvollen Angriffes auf das Deutsche Reich und Oesterreich mit besonderem Nachdruck betont, daß es seine Pflicht sei, das von den Deutschen bedrohte Slawentum im Südosten Europas zu schützen. Und was ist die Wahrheit? Niemals hat das Deutschtum die Südslawen bedroht. Im Gegenteil: Russische Aufwiegler haben seit vielen Jahren im Süden Bulgaren, Serben, Kroaten und Slowenen, im Norden Tschechen und Ruthenen, sogar die Polen gegen Oesterreich, die deutsche Vormacht an der Donau, aufzuhetzen versucht. Jetzt muß es, wie die Mitteilungen des Vereins für das Deutschtum im Ausland schreiben, der Zar erleben, daß zur selben Zeit, da er. der Welt die Lüge von dein durch Deutsche bedrängten Slawentum glaubhaft zu machen sucht, die Bulgaren öffentlich von Rußland abrücken und ihren General Dimitriew, der für „Väterchen" kämpfen möchte, als Verräter abstoßen. Er muß erleben, daß die Kroaten und Serben des Habsburger Staates mit Begeisterung zu den Fahnen eilen, um das verbrecherische Serbien/ Rußlands Schützling und Vasallen, zu zücktigen. Er sieht, daß die Polen Kampforganisationen gegen ihren „einzigen Feind", das Russentum, ins Feld rücken lassen, daß die Ruthenen ihre kleinrussischen Brüder im Gebiet der „Schwarzen Erde" zur Abschüttlung des Moskowiterjochs aufrufen und daß die Tschechen, bisher fanatische Parteigänger des Panslawismus, mit den Deutschen Frieden geschlossen haben. Dieses Oesterreich, das man in Petersburg mit einem Fußtritt in die Vergangenheit zu befördern glaubte, steht heute einiger und mächtiger denn je da, voll Siegeszuversicht neben seinem treuen Bundesgenossen, dem Deutschen Reiche. Drohen die tönernen Füße des moskowitischen Kolosses zu wanken?
Die Kosaken sollen ein- für allemal das Recht erhalten haben, zu sengen und zu plündern. Unter dem Vorwand, daß aus den Häusern geschossen worden sei, drangen sie in die Gehöfte ein und steckten die Scheunen und Ställe in Brand. Die Herrschaftshäuser ließen sie zumeist als Wohnungen für ihre Offiziere stehen. Bisweilen verschlossen sie die Ställe vor dem Anzünden, sodaß das angekettete Vieh elend umkam. Das Seelenleben des Kosaken erscheint als ein Buch mit sieben Siegeln. Eine Besitzersfrau, deren Mann im Felde steht und deren Gut unmittelbar an die russische Grenze stößt, erzählt z. B. folgendes: Gleich nach der Mobilmachung erschien plötzlich eine Kosaken- patrouille auf unserem Hof und ging sofort daran, eine Scheune anzuzünden. Ich nahm allen meine» Mut zusammen, trat den Kerls entgegen und befahl auf Russisch, augenblicklich das Feuer zu löschen; sie könnten sich dann in der Küche melden und jeder würde eine Tasse Kaffee bekommen. Das imponierte ihnen, sie löschten tatsächlich das Feuer, tranken ihren Kaffee und entfernten sich unter devoten Danksagungen. Als aber der Besitzer eines Nachbarguts es ebenso zu machen versuchte wie ich.
wurde er schlankweg über den Haufen geschossen I« Und dem Berliner Lokalanzeiger wird über die Kosaken berichtet: „Ich führte in Dombrowa einem Landstädtchen im Gouvernement Grodno' seit 1911 eine Wirtschaft. Am 11- Juli ds. begannen größere Truppenzusammenziehungen. Am 18. Juli kam der Ausweisungsbefehl. Noch wah- rend meines Aufenthalts in Dombrowa wurden meine Schwägerin und die beiden Brüder meiner Frau von Kosaken erschlagen, meine Frau von Kosaken mißbraucht. Zwei Kosaken zwangen mich, dem zuzusehen, indem sie mir einen Säbel auf die Brust und einen auf den Rücken setzten."
Der Gmünder „Remszeitung" erzählt ein gefangener Franzose: Bei einem Vorstoß bei Luneville wurden 500 Bayern von der Hauptmacht abgeschnitten und gefangen genommen. Von 80 Franzosen bewacht, sollten sie weggeführt werden. Unterwegs merkten die Bayern, daß ihre Freunde näher kamen, und widersetzten sich. Sie gingen aus die 80 Franzosen los, rissen ihnen die Gewehre aus den Händen und schlugen mit den Gewehrkolben aus sie ein oder erwürgten sie; der Rest wurde gefangen genommen und den anrückeuden Freunden zugeführt. Der durch einen Kolbenhieb verletzte Franzose erinnerte sich noch eines ihm unverständlichen, von den Bayern gebrauchten Ausdrucks, indem er seinen Bericht schloß mit den Worten: Sie haben immer geschrien: Druff, druffl
Biberach, 6. September. (Opferfreudige Vaterlandsliebe.) Der Lehrer in Aufhofen erzählte seinen Schülern vom Krieg, von den Mühen und Strapazen, welche jetzt unsere Krieger draußen im Felde zum Schutze des Vaterlandes auf sich nehmen müsse». Die Kinder hörten dieses und wollten auch ihr Scherflein dazu beitragen, die Beschwerden unserer Vaterlandsverteidiger etwas zu mildern. Sie leerten ihre Sparbüchsen und schickten dem Schulinspektor 80 Mk.
Li erb ach bei Offenburg, 4. Sept. Einen kühnen Streich hat der hier gebürtige Musketier Maier vollbracht. Er war von den Franzosen in den Kämpfen um Metz gefangen worden. Die militärischen Verlustlisten verzeichnet«» ihn als vermißt. Doch einem richtigen schlauen Lierbacher sind die Franzosen nicht gewachsen. Maier erspähte irgendwo ein Fahrrad. Indem er ein natürliches Bedürfnis vorgab, ging er beiseite, schwang sich auf das Rad und fuhr davon. Nachgesandte Kugeln verfehlten ihn. Den Helm mußte er natürlich den Franzosen lassen. Das Fahrrad können sich die Franzosen jetzt beim Regiment abholen, wo Maier sich wieder zur Stelle meldete und das wohlverdiente Lob erntete.
(Eine AusstandSheweglMfl tu Indien?) Der
„Wiener Rundschau" wird aus Konstantinopel gemeldet: „In Ostindien herrscht unter den Mohammedanern eine tiefgehende Gärung gegen England, die an einzelnen Orten zu offenen, nur mühsam unterdrückten Ausbrüchen geführt hat. Türkische Abgesandte bereisen das Land und finden überall in der Bevölkerung begeisterte Aufnahme. Die Regierung ist nicht imstande, die von London geforderte Entsendung von britischen Truppen aus Öftersten nach Aegypten durchzuführen, da alle Streitkräfte im Lande dringend benötigt werden. Der Vizekönig ist von seinem Sommersitz nach
Gerichtet.
Roman von Franz Wichmann.
151 (Nachdruck verboten.)
„Verstehe ich recht? Du hörtest das aus dem Munde dieses neuen Heiligen, des Apostels Hellborn, wie sie ihn nennen? Du hast ihn gesprochen?"
„Zürne mir nicht, Vater," bat das Mädchen, „ich habe es nicht gewollt, es geschah gegen meinen Willen!"
„Was soll das heißen?" grollte der Förster. „Wenn die Weibsleute einen Mann begegnen, ist es niemals gegen ihren Willen!"
„Auch er wollte es nicht, der Zufall jedoch fügte es. daß "
„Der Zufall fügt nichts," fiel der Vater ihr ins Wort, „es war Gottes Wille, der dich in Versuchung führen wollte, dein Herz zu prüfen, und du — ich fürchte — bist dem Bösen ins Netz gegangen!"
Klaras Augen leuchteten begeistert auf.
„Nein, Vater, es ist das Wort Gottes, das er predigt, in neuen: Gewände, in junger Form, doch der ewige, alte Kern!" sagte sie.
In dem alten Förster stammte es auf.
„Ich will keine Redensarten, du wirst mir sagen, was geschehen ist!" rief er aus. „Augenblicklich stehst du mir Rede und Antwort! Und ohne Ausflüchte! Was ist da hinter meinem Rücken vorgegangen? Ich will — ich muß es wissen!"
Die Frage und noch mehr die Art, wie der Vater ste stellte, ließ die Försterstochter keine Sekunde mit der Antwort zögern.
„Nichts Unrechtes, Vater, so wahr ich dein Kind bin!" erklärte sie offenherzig.
„Nichts Unrechtes I" brauste der Förster auf. „Das sagt auch jeder Spitzbube, weil ihm das Schlechte gut scheint! Du bist mit ihm zusammengekommen? Gestehe es!"
„Ich konnte nicht anders!" stieß Klara jetzt hastig hervor. „Sein Kind —"
„Was hattest du mit dem Rangen zu tun?" fiel der Förster ein.
„Ich kam hinzu, als es spielend über einem Abgrund tändelte, dort drüben, nur wenige Schritte von unserm Hause, am Rande des Baches. Eine Minute später und die tief unten fließenden Wasser hätten es ausgenommen. Im letzten Augenblick noch vermochte ich es vom Sturz aus der Höhe zurückzuhalten!"
Der Förster machte ein paar rasche Schritte durch das Zimmer. Er schien mit sich zu kämpfen. Aber sein Groll gegen den Sonderling überwog das weiche Gefühl, das sich bei der Erzählung seines Kindes einen Augenblick in seiner Brust geregt hatte.
„Das sind die Folgen seiner Torheiten," murrte er. „Ohne Aufsicht läßt der Lump seinen Kleinen umherlaufen wie ein Landstreicher. Er verdient kein Kind!"
Klara wagte mit sanfter Stinime zu widersprechen: „Er konnte ja nicht da sein, Vater! Es ist schon drei Wochen her. er war in der Stadt vor Gericht wie heute, und er hat doch niemand, dem er sein Kind anvertrauen kann, niemand als den lieben
Gott. Die Menschen alle Haffen, verachten und ver lachen ihn!"
„Er will es ja nicht anders!" brummte der Förster.
„Weil er seiner inneren Stimme folgt!" erklärte das Mädchen.
„Hat er dir das aufgebunden?" stieß der Förster heraus. „Verstehe schon: er möchte einen Heiligen, den Propheten spielen, aber es glaubt ihm niemand!"
„So ist es noch allen Propheten ergangen, Vater!" sagte Klara ruhig.
Zornig hemmte der Förster den Schritt und blieb vor ihr stehen.
„Um eine Antwort bist du nie verlegen! Aber ich will mich nicht mit dir in einen Streit cinlassen. Mit der Zunge sind die Weiber uns Männern immer voraus. Gestehen sollst du, sonst nichts! Was geschah weiter? Was tatest du mit dem Buben?"
„Ich brachte ihn dein Vater, das heißt, ich führte ihn nach seiner Hütte; ich kannte ja das Kind, und da —, wie ich anlangte, kam er eben aus der Stadt zurück."
„Und sprach mit dir?" fragte der Förster scharf.
„Er dankte mir, obwohl es dessen nicht bedurfte, denn ich tat nichts, als meine Pflicht!"
„Das gebe ich zu. Das Kind kann ja schließlich nichts für die Torheiten seines Vaters, und Mensch bleibt Mensch. Aber er hätte dir besser danken sollen, als daß er dir seine windigen Grillen in den Kopf setzte."
(Fortsetzung folgt-)