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UrTlII s

Dienstag, den 8. September 1914

> 50. Jahrgang.

Kriegsnachrichten.

Berlin, 7. Sept. LautBerl. Lok.-Anz." erklärt der japanische Gesandte in Stockholm die Meldung für durchaus falsch, daß Japan Truppen nach Europa senden wolle. Japan hat nicht die Absicht, sein Heer einer anderen Regierung zur Verfügung zu stellen, weder in Europa noch anderswo.

Berlin, 7. Sept. Wie dasBerl. Tagbl." aus Genf erfährt, sollen nördlich von Paris kleine Kavallerie-Scharmützel stattgefunden haben. Der der Pariser nehme seinen Fortgang, erlin, 4. Sept. (W- T.-B.) England will uns aushungern, so schreibt dieVoss. Ztg." Aus zuverlässigen Stockholmer Quellen verlautet, daß die englische Regierung abermals in bestimmter Form an die nordischen Länder das Ansinnen gestellt hat, die Lebensmittelzufuhr nach Deutschland eiuzuschränken. Schweden hat in ebenso bestimmter Form die von den Engländern gewünschte Ver- letzung des Völkerrechts abgelehnt.

Wien, 6. Sept. (Nicht amtlich.) Die süd- slavische Korrespondenz meldet aus Konstantinopel: Wie an unterrichteter Stelle verlautet, liegt im Hafen von Alexandrien ein schwer beschädigter eng- iischer Kreuzer, der deutlich Spuren der Beschießung ausweist. Außerdem liegt dort ein zweiter eng- iischer Kreuzer, ein Torpedojäger und 2 Torpedo­boote, die sich nach Port Said geflüchtet hatten, im Dock in Reparatur.

(W. T.-B.) Wien, 5. September. Amtlich wird bekannt gegeben: Am 1. September morgens erschien die französische Mittelmeerflotte, bestehend aus 16 großen Einheiten, nämlich Schlachtschiffen and Panzerkreuzern und zahlreichen Torpedofahr- Mgen, auf große Entfernung vor der Einfahrt in die Bucht von Cuttaro. Sie gab 40 Schüsse aus schwerem Kaliber gegen die veralteten Forts aus Punta d'Ostro ab, ohne den dortigen Werken Schaden zuzufügen. Von der Besatzung wurden 3 Mann leicht verwundet. Die Flotte dampfte! dann eine Zeitlang in nordwestlicher Richtung, wandte sich sodann südlich, um anscheinend die Adria zu verlassen. Es handelt sich daher offen­bar um eine wirkungslose Demonstration der franzö­sischen Streitkräfte an unserer südlichen Küste.

London, 5. Sept. Das englische offizielle Pressebüro teilt mit, daß das englische Torpedo­bootSpeedy", gebaut 1893, ferner daS Dampf­etLindsell" auf Minen an der englischen Ost- kiiste gestoßen und gesunken sind.Daily Tele­graph" berichtet, daß außer dem bereits bekannten Verlust der Grimsby-Boote noch der Verlust fol­gender Boote, die anscheinend auf Minen gestoßen M, zu befürchten ist: Argonaut, Castor, Ricleo, Lobelia und Ajax, von denen Rettungsgürtel und zahlreiche Schiffstrümmer auf der Nordsee gesichtet wurden.

London, 6. Sept. (Nicht amtlich. Reuter.) ^as Pressebureau der Admiralität meldet: Ein deutsches Geschwader, bestehend aus 2 Kreuzern und 4 Torpedobooten, hat 15 englische Fischerboote mit einer Ladung von Fischen in der Nordsee weg- genommen und die Mannschaft und Fischer ge­sungen nach Wilhelmshaven gebracht.

Malmö (Schweden), 5. Sept. DasSyd- suenska Dagblad" meldet: In den englischen Häfen Mischt große Furcht vor der deutschen Flotte. vN Hartlepool würden jeden Abend vor dem Dock Lvrpedonetze ausgespannt. Die Nervosität wegen er deutschen Minen an der englischen Küste sei unbe>chreiblich. Außerhalb des Tyne seien an Mm Tage fünf Fahrzeuge in die Luft geflogen so englische und 2 fremde). Die Rekruten- uuwerbung für das englische Heer gehe lang- ^vor sich. In einer Stadt von 70000 Ein- wohnem hätten sich nur 100 Mann gemeldet, größtenteils Strolche und heruntergekommene Men- In England herrsche strenge Zensur; Volk erfahre den wahren Zustand auf dem

Kriegsschauplatz nicht. Die Niederlagen der Eng­länder würden von den Zeitungen als Bagatellen hingestellt. Es herrsche wenig Begeisterung für den Krieg. In mehreren Großindustrie-Gebieten liege die Arbeit darnieder.

Berlin, 7. Sept. Aus Rotterdam wird dem Berl. Tgbl." gemeldet, daß seit den letzten Tagen Schiffe mit Flüchtlingen aus Antwerpen die Westernschelde hinabfahren.

London, 5. Sept. Aus Ostende wird gemeldet, daß die Deutschen Termonde beschießen. Termonde ist eine befestigte Stadt, etwa 40 Kilometer süvivestlich vr» Antwerpen. Sie ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt.

(Neueste Telegramme unterLetzte Nachrichten".)

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Unsere Heerführer sind fast lauter Grau­köpfe und tragen den Lorbeerkranz auf gebleichtem oder stark gelichtetem Haar. Der General v. Kluck, der die Engländer so trefflich das Laufen lehrte, ist 69 Jahre; der sächsische General v. Hausen und der preußische Generaloberst v. Hindenburg, der in Ostpreußen den großen Sieg errang, sind 67 Jahre; der Eroberer Lüttichs, General v. Em- mich, ist 65 Jahre und der frühere preußische Kriegsminister, General v. Heeringen, hat sein 64. Lebensjahr zurückgelegt. Es war eben in Deutschland immer so, daß seine Siege von Greisen erfochten wurden. Der Feldmarschall Derfflinger entschied mit 69 Jahren an der Spitze seiner un­aufhaltsam vorwärts brausenden Reiterei den Sieg von Fehrbellin; im 70. Lebensjahre gewann Fürst Leopold von Anhalt-Dessau die Schlacht bei Kessels­dorf, und der Feldmarschall Schwerin fiel, 73 Jahre alt, bei Prag mit der Fahne in der Hand, nach­dem er durch seinen ungebrochenen Angriffsmut den Sieg seinem großen König errang. Blücher war bei Waterloo 73 Jahre alt. Mit 70 Jahren standen all diese Männer noch im Vollbesitz ihrer Körperkraft und ihres Willens, und zärtlich nannte das Volk seine greisen Lieblingshelden denalten Derfflinger", denalten Dessauer, denalten Blücher" und endlich auch denalten Moltke", der mit 70 Jahren den Franzosen Sedan bereitete. In Frankreich dagegen bestimmt das Gesetz, daß ein General mit 65 Jahren zurückzutreten hat.

Wie man heute Festungen ein­nimmt, das zeigt das Schicksal des Forts Manonviller. Es galt als einer der stärksten und modernsten Teile des französische» Befestigungs­systems. Zwischen Avricourt und Luneville gelegen, sollte es die Eisenbahn nach Paris schützen und ist seiner wichtigen Aufgabe wegen stets mit größter Sorgfalt ausgestattet worden. Von seiner Höhe umblickt man die ganze weite Umgebung, die seine Geschütze beherrschen. Wie die über dem Tor­eingang angebrachte Inschrift besagt, ist es in zwei Bauabschnitten angelegt worden: 1879 bis 1882 und dann 1895. Sie sind auch für den Laien erkennbar, da die inneren Gewölbe vielfach noch aus Bruchsteinmauerwerk bestehen und nur die äußerer« teils mit Beton überdeckt, teils aus solchem neu angelegt sind. Soviel der große, jetzt vorhandene Trümmerhaufen ersehen läßt, besaß das Fort einen großen rechteckigen, versenkten Mittelhof, auf den die Gewölbekasernen blickten. Diese sind jetzt ziemlich verwüstet und zerfetzt. Große tunnelartige Gänge schlossen sich an, die erhalten geblieben sind und mit ihrem weißen Anstrich noch einen guten Eindruck machen. Offensichtlich hat sich in ihnen die Besatzung zuletzt aufgehalten; die elektrische Beleuchtung soll bis zum Schluß imstand gewesen sein. Außerhalb der Hohlgänge liegen dann eine große Anzahl Panzer­türme mit je zwei Geschützen und viele Beobach­tungstürme, alles erstaunlich fest und stark, und doch hat nichts der Riesengewalt unserer Geschosse standgehalten. Die 30 em dicken Stahlpanzerplatten sind zersprungen wie alte, gußeiserne Oefen, und der mehrere Meter dicke Eisenbeton ist auseinander­geplatzt wie trockenes Kommißbrot. Oft sind die

Betondecken oben so weggefegt, daß das innere Eisengestänge jetzt einsam steht wie geknicktes Schilf­rohr im Wind. Man hat den Eindruck, daß die Franzosen die Befestigungen für so stark hielten, daß sie selbst eine ernsthafte Beschädigung für ausgeschlossen ansahen. Offenbar war die Absicht der Erbauer der Befestigung, eine monatelange Belagerung auszuhalten, ohne daß sich auch nur ein Mann einer größeren Gefahr auszusetzen brauchte. Das märe wohl auch geglückt, wenn nicht unsere Feldartillerie in jeden Beobachtungs­schlitz und in jedes Geschützloch hineinzufeuern ver­standen und so das Fort blind geschossen hätte. Bei einem Panzerturm finden sich die Geschütze nach innen gewandt, anscheinend, weil der Besatzung die deutsche Treffsicherheit schließlich zu dumm geworden war. Das Schlußwort sprachen dann die neuen 42-Zentimeter-Mörser, die alles durch­schlugen und die Besatzung zur Uebergabe nötigten; ohne sie hätten es die Franzosen mit den vor­handenen Vorräten (darunter viel Fleischkonserven und Wein) noch ein halbes Jahr lang aushalten können, wenn auch ohne einen Schuß abgeben zu können. 740 Mmn und 20 Offiziere sind so in Gefangenschaft geraten.

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Als die deutschen Kreuzer Göben und Breslau in Messina vor Anker lagen, warteten in der Meerenge sowohl nördlich als auch südlich englische Schiffe auf sie. Wie war es möglich, daß beide Kreuzer trotzdem unbemerkt entkamen? Ein Kopen- hagener Blatt weiß es.Göben" undBreslau" lagen bis zum Abend still im Hafen. Aber als die Dunkelheit hereinbrach, glitten die beiden Fahrzeuge aus dem Hafen, während die Musik­kapellen auf den Schiffen die Wacht am Rhein spielten. Man konnte, als die Schiffe schon dem Auge entschwunden waren, an der Musik noch deutlich hören, daß sie nach Norden fuhren. Auch auf den englischen Schiffen beobachtete man das. Auf einmal hörte die Musik auf. Die Engländer begannen sofort, ihre Scheinwerfer spielen zu lassen, um nach den beiden deutschen Kreuzern zu suchen diese aber waren und blieben verschwunden. Lautlos wie die Schatten waren sie mit abgeblendeten Laternen durch die südliche Fahrstraße gegangen, und zwar so dicht an den englischen Schlachtschiffen vorüber, daß sie in der stillen Nacht das Geräusch der Maschinen von den englischen Schlachtschiffen vernehmen konnten. Die englischen Wachen im Süden waren durch den Schall der Musik getäuscht worden und hatten die Scheinwerfer nicht spielen lassen. Das Rätsel löste sich nun bald. Die Musikkorps der Kreuzer waren in eine Barkasse gestiegen und andauernd die Wacht ain Rhein blasend nordwärts gefahren, während ihre Schiffe nach Süden fuhren. Nachdem die Musiker sich davon überzeugt hatten, daß die Engländer auf die List hereingesallen waren und die beiden Kreuzer sich in Sicherheit befanden, gingen sie an einer anderen Stelle Siziliens wieder an Land.

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Eine tapfere Fliegerleistung. Ein deut­scher Flieger schreibt:Lieber Vater I Als ich Dir den letzten Brief schrieb, ahnte ich noch nicht, daß ich in den letzten Tagen so viel erleben sollte und nur durch ein Wunder mit dem Leben davonge­kommen bin. Ich flog am 22. morgens bei neb­ligem Wetter mit Leutnant I., einem vortrefflichen Flieger, nach Sedan und stellte den Vormarsch feindlicher Truppen nach Norden fest. In der Gegend von Bertrix kamen wir in schwere Regen­wolken und mußten auf 1000 m heruntergehen. In diesem Augenblick hörten wir auch schon das Aufschlagen feindlicher Artilleriegeschosse gegen die Maschine, und es schien unter uns eine ganze fran­zösische Division in Bereitstellung. I. erhielt eine Kugel in den Leib. Der Motor blieb stehen und die Maschine sank steil herunter, mitten auf die feindlichen Truppen, die ein rasendes Feuer auf uns abgaben. In 800 w bäumte sich die Maschine