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Hiexu: Illustriertes Sonntagsblatt und während der Saison: Amtliche Fremdenlifttz-

Nr. 107 I

SamStag, den 29. August 1914

50- Jahrgang.

Kriegsnachrichten.

Erhebende Siege unserer deutscher Truppen konnten wir während des gestrigen Tages durch Extra-Blätter bekannt geben, denen sich heute früh ein weiterer, sehr wichtiger Erfolg anschloß: die Einnahme von Mononvillers, des größten Sperrforts der Franzosen, östlich von Luneville gelegen. Wir geben die Telegramme hier nochmals wieder:

Berlin, 28. Aug. (W. Tel.«B.) Deutsches Westheer drang 9 Tage nach Beendigung seines Aufmarsches unter fortgesetzten siegreichen Kämpfen in französisches Gebiet vor. Von Cam- brai bis zu den Südvogesen wurde der Feind über« all geschlagen und befindet sich in vollem Rückzug. Die Größe seiner Verluste an Ge­fallenen, Gefangenen und Trophäen läßt sich bei der gewaltigen Ausdehnung des Schlachtfeldes in teilweise unübersichtlichem, waldigem und gebir­gigem Gelände noch nicht annähernd übersehen.

Die Armee des Generalobersten v. Kluck warf die englische Armee bei Maubruge und griff sie gestern südwestlich von Maubeuge unter Um­fassung erneut an.

Die Armeen des Generalobersten v. Bülow und des Generalobersten Frhrn. v. Hansen schlugen etwa acht Armeekorps französischer und belgischer Truppen zwischen Sambre, Namur und Maas in mehrtägigen Kämpfen vollständig und verfolgen sie jetzt östlich an Maubeuge vorbei.

Namur fiel nach 2tägiger Beschießung.

Der Angriff auf Maubeuge ist eingeleilet. Die Armee des Herzogs Albrecht von Württem­berg verfolgte den geschlagenen Feind über den Semoisfluß und überschreitet die Maas. Die Armee des deutschen Kronprinzen nahm eine be­festigte Stellung des Feindes vorwärts von Long- wy, wies einen starken Angriff aus Verdun ab und geht gegen die Maas vor. Lougwy ist gefalle«.

Die Armee des bayr. Kronprinzen wurde bei der Verfolgung in Oberlothringen von neuen feind- nche» Kräften angegriffen aus der Position von Acmzig und aus südlicher Richtung. Sie wies den Angriff zurück.

Die Armee des Generalobersten v. HeeringkU Ichte die Verfolgung in den Vogesen nach Süden Mt. Das Elsaß ist vom Fetude geräumt.

Aus Antwerpen machten 4 belg. Divisionen gestern vormittag einen Angriff gegen unsere Ver­bindung in der Richtung Brüssel. Zur Abschließ­ung Antwerpens zurückgelaffene deutsche Kräfte, schlugen diese belgischen Truppen, machten viele Gefangene und erbeuteten Geschütze.

Die belgische Bevölkerung beteiligte sich fast überall an den Kämpfen, daher wurden strengste Maßregeln zur Unterdrückung des Franktireur- Bandenwesens angeordnet.

Die Sicherung des Etappendienstes mußte bisher den Armeen überlassen bleiben; da aber iu diesem Zweck zurückgelaffene Kräfte für den weiteren Vormarsch nötig sind, befahl Se. Maj. die Mol»jl,achurrg des Landsturms. Dieser "rd M Sicherung des Etappendienstes bienen und zur Besetzung Belgiens mit herangezogen. Dieses unter deutscher Verwaltung stehende Land soll für Heeresbedürfnisse aller Art easgenutzt werden, um das Heimatgebiet zu ent­lasten.

(Ein Siegestelegramm von solcher Bedeutung und von so gewaltigem, in seinen Wirkungen noch ^ sticht abzusehendem Inhalt hat die Kriegs­geschichte noch nie gesehen. In schlichten Worten, ^t>er mit verhaltenem Stolz, kann das deutsche Hauptquartier melden:Von Lambrai bis zu den «advogesen ist der Feind überall geschlagen und

befindet sich in vollem Rückzug." Mit andern Worten: Auf einer Linie von 400 Irm rücken unser» Truppen mit unwiderstehlicher Kraft siegreich vor; eine Linie, so gewaltig und in ihrer Sieges­kraft so unerschütterlich, daß jetzt auch Paris trotz seines auf eine breitere Grundlage gestellten Ministeriums der nationalen Verteidigung sich erschüttert fühlen muß. Und das alles hat das deutsche Aestheer geleistet, neun Tage nach Be­endigung seines Aufmarsches, kraft einer Organi­sation, einer überlegenen Taktik, einer Führung, von der wir in dieser Stunde, da alle Herzen rascher schlagen in patriotischer Begeisterung, ohne Ueberhebung sagen dürfen: ein so gewaltiges Schauspiel konzentrierter, von einheitlichem Willen beseelter Volkskraft, eine solche Entfaltung geistiger und physischer Kräfte hat die Weltgeschichte kaum je gesehen.)

W. T.-B. Großes Hauptquartier. Die englische Armee, der sich drei französische Divisionen angeschloffen haben, ist nördlich von St Quentin vollständig geschlagen wor« de«. Der Feind befindet sich im Rückzug. Es wurden mehrere Tausend gefangen genommen, 7 Feldbatterien und eine schwere Batterie erobert. Südöstlich von Maiziöres haben unsere Truppen unter fortgesetzten Kämpfen in breiter Front die Maas über­schritten. Unser linker Flügel hat nach neun­tägigem Gefecht die französischen Truppen bis Epinal zurückgedrängt und befindet sich in weiteren siegreichen Fortschritten.

Der Bürgermeister von Brüssel teilte dem deutschen Kommandanten mit, daß die französische Regierung der belgischen Regierung die Unmög­lichkeit eröffnet hat, sie unterstützen zu können, da sie schon in die Defensive gedrängt worden ist

Berlin,28.Aug. (W.T.-B) Manou- villers, östlich Luneville, das stärkste Sperrfort der Franzosen, ist in deutschem Besitz.

(Neueste Telegramme unterLetzte Nachrichten".)

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DaSMilitär-Wochenblatt" schreibt Über den Sieg in Lothringen: Diese gewonnene Schlacht ist den größten Siegen von 1870/71 gleichzustellen. Man bedenke, daß sie nicht ganz drei Wochen nach Anordnung der Mobilmachung trotz zeitlichen Vor­sprungs der Franzosen gewonnen worden ist. Wer zu beurteilen weiß, wie es bei dem gallischen Temperament nach einer solchen Niederlage bei den französischen Truppen aussehen wird, wieviel moralische Einbuße, Menschen- und Materialver- lnste das geschlagene Heer erlitten hat, und welch gewaltiger Anstrengung eS für eine erstklassige Führerschaft und Kriegsverwattung bedarf, um eine solche verwirrte Masse, wie sie die geschlagene französische Armee heute darstellt, wieder zu einer operationsfähigen Truppe zu machen, wird zustimmen, daß die Trümmer dieses geschlagenen französischen Heeres nicht vor sechs bis acht Wochen wieder im Felde werden erscheinen können.

Straßburg, 26. Aug. DieMörchinger Nachrichten" melden aus Dalheim in Lothringen: Nachdem am 20. ds. Mts. ans den Häusern der Ortschaft hinterrücks auf unsere Truppen geschossen wurde, wurde aus Besihl das Dorf in Grund und Boden geschossen und dem Erdboden gleich­gemacht. (Dahlheim liegt im Kreis Chateau-Salins und zählt 286 Einwohner.)

Straßburg, 26. Aug. (W. T.-B.) Bei der kaiserlichen Zolldirektion hat der Zoll-Emnehmer von Saales unter Eid zu Protokoll gegeben: Nachdem am 11. August die Franzosen Saales passiert hatten, erschienen 2 französische Gendarmen und nahmen 8 Beamtenfrauen mit etwa 20 Kindern,

darunter solche im Alter von kaum 3 Wochen, auf zwei Ochsenkarren mit sich fort und schleppten sie nach St. Di6, wo sie vor einer Fabrik abgeladen wurden. Was weiter aus unseren Frauen und Kindern geworden ist, weiß man nicht.

(W.T.-B.) Dortmund. Nach dem großen Sieg in Lothringen versammelte der Kaiser nach einem Bericht derTremona" im Hauptquartier die Truppen zu einer Parade und hielt dabei folgende Ansprache:Kameraden! Ich habe Euch hier um mich versammelt, um mich mit Euch des herrlichen Sieges zu erfreuen, den unser« Truppen an mehreren Tagen in heißem Ringen erfochten haben. Truppen aus allen Gauen halfen in un­widerstehlicher Tapferkeit und mit unerschütterlichem Mut zu dem großen Erfolg. Es standen unter des bayrischen Königssohnes Führung nebeneinander und fochten mit gleichem Schneid Truppen aller Jahrgänge, Aktive, Reserve und Landwehr. Diesen Sieg verdanken wir vor allem unserem alten Gott. Er wird uns nicht verlassen, da wir eintreten für eine heilige Sache. Viele unserer Kameraden sind bereits im Kampf gefallen. Sie starben de» Helden­tod für das Vaterland. Air wollen derselben hier in Ehren gedenken und bringen zu Ehren der draußen liegenden Helden ein dreifaches Hurra aus! Wie haben noch manche blutige Schlallst vor uns! Hoffen wir auf gleiche weitere Erfolge! Wir lassen nicht nach und werden dem Feind ans Leder gehen! Wir verlieren nicht die Zuversicht im Vertrauen auf unseren guten alten Gott dort oben. Wir wollen und müssen siegen!"

Berlin, 27. Aug. (W. T.-B.) Sr. Maj. kleiner KreuzerMagdeburg" ist bei einem Vorstoß im finnischen Meerbusen in der Nähe der Insel Odensholm im Nebel auf Grund gestutzt«. Hilfeleistung anderer Schiffe war bei dem schlechten Wetter unmöglich. Da eS nicht gelang, das Schiff abzubringen, wurde es beim Emgreifen weiterer überlegener russischer Streitkräfte i« -te Luft ge­sprengt und hat so ruhmvollen Untergang gefunden. Unter dem feindlichen Feuer wurde von dem Tor­pedoboot V 26 der größte Teil der Besatzung des Kreuzers gerettet. Die Verluste derMagdeburg" betragen: 17 Tote, 21 Verwundete, 35 Vermißte, darunter der Kommandant derMagdeburg". Die Geretteten werden heute in deutschem Hafen ein- treffen. Die Verlustliste wird noch bekanntgegeben.

GKG. Die Landung der Engländer in Bou- logne, Dünkirchen und Ostende. Der Schweizer Meisterschütze Meyer von Stadelhofen berichtet dem Genfer Journal u. a.:Die englischen Soldaten erwartete Boulogne seit 8 Tagen. Man hatte si» angemeldet, man hatte gewaltige Standlager für sie bereit gestellt, für die Offiziere Häuser amtlich belegt usw. Inzwischen landete die Hauptmacht der britischen Truppen heimlich in Dünkirchen und in Ostende. Am ß. und 10. August kam jedoch eine starke Abteilung englischer Kavallerie in Bou­logne an, an Bord derBrighton" und anderer amtlich belegter Dampfer, und geleitet von den UnterseebootenNivose",Brumaire" und andern. Der Dampfer von Folkestone brachte am 10. mor­gens zahlreiche englische Generaistabsoffiziere. Ein großes Essen fand im Hotel Bristol statt. Die engl. Kavallerie macht einen sehr guten Eindruck. Die Leute sind im allgemeinen mager und hager, sehr sonngebräunt, und sehen in ihren Khakiuni­formen recht kriegerisch aus. Man sprach nur von bevorstehenden Kämpfen bei Lüttich, aber das kalt­blütige, gelassene Auftreten dieser Engländer, di« Ruhe, die der Truppe gewährt worden war, zeigten durchaus kein Schlachtenfieber." (Nun, man hat ja inzwischen schon gesehen: bei dem ersten Zu­sammentreffen deutscher Truppen mit englischer Ka­vallerie hat letztere den Kürzeren gezogen. Und bei den neuesten Schlachten erst recht!)