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Hirzu: Illustriertes Sonntagsblaik und wahrend der Saison. Amtliche Fremdenlistq.
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Donnerstag, den st>. August i!U4
I so Jlchrgnng.
M« hat die Friedkashaad adgetkhnt.
Nach der Einnahme von Lüttich hat die deutsche Regierung durch Vermittlung einer neutralen Macht inBrüssel folgendes mitteilen lassen: Die Festung Lüttich ist nach tapferer Gegenwehr im Sturm genommen worden. Die deutsche Regierung bedauert es aufs tiefste, daß es infolge der Stellungnahme der belgischen Regierung gegen Deutschland zu blutigen Zusammenstößen gekommen ist. Deutschland kommt nicht als Feind nach Belgien. Nur unter dem Zwang der Verhältnisse hat es angesichts der militärischen Maßnahmen Frankreichs den schweren Entschluß fassen müssen, in Belgien einzurücken und Lüttich als Stützpunkt für seine weiteren militärischen Operationen besetzen müssen. Nachdem die belgische Armee in heldenmütigem Widerstand gegen die große Ueberlegenheit ihre Waffenehre aufs glänzendste gewahrt hat, bittet die deutsche Regierung Se. Majestät den König und die belgische Regierung, Belgien die weiteren Schlecken des Kriegs zu ersparen. Die deutsche Regierung ist zu jedem Abkommen mit Belgien bereit, das sich irgendwie mit der Rücksicht auf ihre Auseinandersetzung mit Frankreich vereinigen läßt. Deutschland versichert nochmals feierlichst, daß es nicht von der Absicht geleitet gewesen ist, sich belgisches Gebiet anzueignen und daß ihm diese Absicht durchaus fernliegt. Deutschland ist noch immer bereit, das belgische Königreich unverzüglich zu räumen, sobald die Kriegslage es ihm gestattet.
Die darauf am 13. August eingegangene Antwort Belgiens hat folgenden Wortlaut: „Die uns von der deutschen Regierung unterbreiteten Vorschläge wiederholen die in dem Ultimatum vom 2. August formulierte Forderung. Getreu seinen internationalen Verpflichtungen kann Belgien nur seine Antwort auf dieses Ultimatum wiederholen, umsomehr, als seit dem 3. August seine Neutralität verletzt und ein schmerzvoller Krieg in sein Gebiet getragen worden ist und die Garantiemächte loyal und unverzüglich seinem Hilferuf entsprochen haben."
Zu der Ablehnung unseres letzten Angebots an Belgien sagt die Freis. Ztg.: Belgien kann und darf sich nunmehr nicht wundern, wenn es die Folgen des Krieges zu tragen hat. Es hat die versöhnliche Hand Deutschlands zurückgewiesen, es will zum Feind gehören und wird dementsprechend behandelt werden.
Wie die Festung Lüttich fiel.
Dem deutschen Generalstab waren vor Ausbruch des Krieges Nachrichten zugegangen, daß französische Offiziere und vielleicht auch einige Mannschaften »ach Lüttich entsandt waren, um die belgischen Truppen in der Handhabung des Festungsdienstes zu unterrichten. Vor Ausbruch der Feindseligkeiten war dagegen nichts einzuwenden; mit Beginn des Krieges wurde es aber Neutralitätsbruch durch Frankreich und Belgien. Wir mußten schnell handeln. Nichtmobilisterte Regimenter wurden an die Grenze geworfen und auf Lüttich in Marsch gesetzt. Sechs schwache Friedensbrigaden mit etwas Kavallerie und Artillerie haben Lüttich eingenommen. Danach wurden sie dort mobil und erhielten als erste Verstärkung ihre eigenen Ergänzungsmann- Ichaften. Zwei weitere Regimenter konnten nach- Seschoben werden, die ihre Mobilmachung soeben beendet haben. Unsere Gegner wähnten bei Lüttich 120000 Deutsche, die den Vormarsch wegen Schwie- ngkeiten in der Verpflegung nicht antreten konnten. Ae haben sich geirrt, die Pause hatte einen andern Grund: jetzt erst begann der deutsche Aufmarsch. Die Gegner werden sich überzeugen, daß die deutsche Armee ihren Vormarsch gut verpflegt und ausge
rüstet angetrelen hat. Der deutsche Kaiser hat sein Wort gehalten, an die Einnahme der Forts von Lüttich nicht einen Tropfen deutschen Bluts mehr zu setzen. Die Feinde kannten unsere schweren Angriffsmittel nicht, daher glaubten sie sich in den Forts sicher; doch schon die schwachen Geschütze unserer schweren Artillerie veranlagten jedes durch sie beschossene Fort nach kurzer Beschießung zur Uebergabe. Die noch erhaltenen Teile der Besatzungen retteten dadurch ihr Leben. Die Forts aber, gegen die unsere schweren Geschütze feuerten, wurden in allerkürzester Frist in Trümmerhaufen verwandelt, unter denen die Besatzungen vergraben wurden. Jetzt werden die Forts ausgeräumt und! wieder zur Verteidigung eingerichtet. Die Festung' Lüttich soll den von unseren Gegnern vorbereiteten Plänen nicht mehr dienen, sondern dem deutschen ^ Heere ein Stützpunkt sein. (W. T.-B.) !
Kriegsnachrichten.
Den Ungeduldigen. Diejenigen, die vielleicht die Schweigsamkeit der militärischen Behörden nicht recht zu würdigen wissen, seien an ein Wort aus berufenem Munde erinnert. „Man erfährt aber auch gar nichts," beklagte sich einmal eitler der Kriegsgäste im Feldzuge 1866 bei Moltke, welcher darauf lächelnd erwiderte: „Ich danke Ihnen namens meiner Offiziere; es ist das beste Kompliment, das dem Generalstabe gemacht werden kann." — Zum Glück ist unser Generalstab nicht so nervös, wie viele zeitungslesende Deutsche. Wer in dem großen roten Hause am Königsplatz heute verkehrt, der glaubt, er betrete die Oase des Friedens und der Ruhe. Je mehr es in der Reichshauptstadt, tost und brandet, desto ruhiger ist man hier und ! empfindet höchstens mit Unbehagen, daß dieser und jener Erfolg noch um einige Tage „zu früh" eingetreten ist. In dieser Zentralstelle für Erhaltung, des Deutschen Reiches kennt man keine Nervosität, ^ da triumphiert die Geduld, die kühl berechnende! Geduld, die den sicheren Sieg verbürgt; Ungeduld findet keinen Platz an der Stätte des großen Schweigers. Geduld aber auch dem deutschen Volk ^ zu empfehlen, ist eine der Hauptaufgaben der Presse. Die bisherigen Leistungen von Heer und Flotte sind so groß und so bedeutsam, daß andere Nationen auf Wochen und Monate davon zehren könnten. Also Geduld, Karten ansehen und rechnen l *
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Das Gefecht bei Mülhausen
war ein Gelegenheitsgefecht. Anderthalb feindliche Armeekorps waren im Oberelsaß eilige- drungen, während unsere dort befindlichen Truppen noch in der Versammlung begriffen waren. Sie griffen trotzdem den Feind ohne Zaudern an und warfen ihn ganz energisch auf Belfoct zurück. Danach folgten sie ihrer Aufmarschbestimmung.— Es war nicht beabsichtigt gewesen, eine reguläre Schlacht zu liefern, aber es kam zu einem Gelegenheitsgefecht, bei dem die Franzosen so geschlagen wurden, daß sie sich nach Belfort zurückzogen. — Unterdessen hat eine kleine Festungsabteilung aus Straß bürg am 14. ds. Mts. eine Schlappe erlitten. Zwei Festungsbataillone mit Geschützen und Maschinengewehren aus Festungsbeständen waren an diesem Tag im Vogesenpaß von S ch i rm- eck vorgegangen. Sie wurden durch feindliches Artilleriefener vom Donon her überfallen. In der engen Paßstraße sind dieGeschütze u. Maschinengewehre zerschossen und unbrauchbar gemacht liegen geblieben. Jedenfalls sind sie vom Feind erbeutet worden, der später auf Schirmeck vorging. Ein unbedeutendes Kriegs- * ereignis, das keinerlei Einfluß auf die Operationen hat, aber den Truppen wegen Tollkühnheit und Unvorsichtigkeit ein warnendes Beispiel sein soll.
Die wiedergesammelten Festungstruppen haben den Festungsbereich unverfolgt erreicht. Sie hatten zwar ihre Geschütze, aber nicht den Mut verloren. Ob bei diesem Vorgang Verrat der Landeseinwohner mitgespielt hat, wird noch festgestellt werden. — Die Meldung des Generalstabs zeigt, wie ernst es dem letzteren mit seiner Versicherung ist, die Wahrheit unter allen Umständen bekannt zu geben, auch wenn sie für uns nicht erfreulich ist. (W. T.-B.)
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Stuttgart, IS. Aug. (W Tel.-B.) Frauzöfifche 5 Kavalleriedivifion heute unter schweren Berlusten bei Perwez nördlich Namur von unserer Kavallerie zurückgeschlagen Bayerische u. badische Truppen schlugen die bis Weiler <15 km nordwestlich Schlettstadt) vorgedrungene sranzöfische 55. Jnf.-Brigade, brachten ihr große Verluste bei und warfen sie über die Vogesen zurück.
Berlin, 18. Aug. Das Generalkommando des 1. Armeekorps meldet: Am 17. August hat ein Gefecht bei Slallupönen stattgefunden, worin Truppenteile des 1. Armeekorps mit unvergleichlicher Tapferkeit kämpften, sodaß der Sieg erfochten wurde. Mehr als 3VYS Gefangene und 6 Maschinengewehre fielen in unsere Hände. Viele weitere russische Maschinengewehre, die nicht mitgeführt werden konnten, wurden unbrauchbar gemacht. (W. Tel.-B.)
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Berlin. 18. Aug. Nicht nur in englischen, sondern auch in italienischen Blättern ist die Behauptung aufgestellt worden, daß „Gäben" und „Breslau" havariert in Pola eingelaufen seien. Auch diese Meldung dürfte, wie so viele Falschmeldungen der letzten Tage, auf englische Ausstreuungen zurückzuführen sein. An zuständiger Stelle wird erklärt, daß die „Gäben" und „Breslau" vollkommen unbeschädigt sind.
Berlin, 18. Aug. In Togo ist bei einem Zusammenstoß mit überlegenen feindlichen Kräften Hauptmann Pfähler von der Polizeitruppe gefallen. Außerdem sind 3 Deutsche (Sengmüller, Kohlsdorf und Eberl) leicht verwundet worden.
Berlin, 19. Aug. Die spanische Regierung hat durch den hiesigen Botschafter, Polo de Ber- nabi, der deutschen Regierung amtlich mitteilen lassen, daß Spanien in dem gegenwärtigen Krieg strikte Neutralität befolgen werde.
Köln, 18. Aug. Athener Depeschen zufolge hat zwischen der griechischen Regierung und den Oppositionsführern eine Konferenz stattgefunden. Man glaubt, daß Theotokis für absolute Neutralität und deutschfreundliche Politik sei. Alle andern Politiker hätten Veniselos beigestimmt. Dieser wolle Neutralität, solange die andern Balkanstaaten neutral bleiben, andernfalls müsse sich Griechenland an Serbiens Seite schlagen. — Einem Wiener Telegramm der Köln. Ztg. zufolge fordert gleich dem polnischen auch der ukrainische Nationalrat zum Kampf an Oesterreichs Seite gegen das russische Joch, das 30 Millionen Ukrainer ihrer Selbständigkeit beranbt habe, und zur Bildung von Freiwilligenkorps auf.
Berlin, 17. Aug. Man hält es an den zuständigen Stellen bei der Reichsbank nicht für nötig, ein vollständiges Moratorium ein- treten zu lassen. Die Reichsbank hat jetzt die Frage der Einführung eines allgemeinen Moratoriums eingehend geprüft. Für das Deutsche Reich hält sie es aber nach den bestehenden wirt-