bedeckte Tribüne noch ziemlich unversehrt in weitem Halbkreis dastand. Man^ nimmt an, daß die in ben letzten Tagen im Stadion untergebrachten Italiener den Brand aus Fahrlässigkeit, vielleicht durch wegwerfen von brennenden Zündhölzer», verursacht haben.

Cannstatt, 11. Aug. Oekonom Dieterle von hier soll 9 Söhne im Feld stehe» haben.

Un t e r t ü r kh e i m, 11. Aug. In Roten­berg hat ein Hausbesitzer seinen Mietsfamilien, deren Väter im Ausmarsch sind, mitgeteilt, daß er während des Feldzugs keinen Hauszins verlange.

Von den Fildern, 11. Aug. Die Getreide- ernte ist in vollstem Gange. Die Früchte sind recht schön. Ueberall melden sich Arbeitskräfte, die dem Landmann seine Arbeit erleichtern und die ! zum Heer einberufenen Landwirte ersetzen.

Laichingen, 11. Aug. In unserer Nachbar­gemeinde Machtolsheim erschoß sich in seiner Schlafstube der im schönsten Mannesaller stehende Bauer Georg Allgaier, wahrscheinlich infolge finanzieller Schwierigkeiten. Der Schuß zerschmet­terte dem Unglücklichen die Kinnlade und nach einer Stunde erlag er seinen furchtbaren Qualen.

Gmünd, 11. Aug. Infolge des Kriegsaus­bruchs mußten die Edelmetallwarengeschäfte iu der Hauptsache geschlossen werden. Nur einzelne Firmen halten einen beschränkten Betrieb aufrecht. Die Stadt hat für die Arbeitslosen verschiedene größere Notstandsarbeiten vorgesehen. Die Geldbeträge für das Rote Kreuz, die Kinderküchen und für die Familien der einberufenen Krieger fließen reichlich, sodaß man in dieser Hinsicht beruhigt sein kann. Ueberhaupt ist allenthalben größte Opferwilligkeit zu konstatieren. Den durch­fahrenden Truppen werden Erfrischungen und sonstige Liebesgaben in großen Mengen gereicht. Zur Aufnahme von Verwundeten werden hier zwei Feldlazarette mit 1000 Betten errichtet.

Heidenheim, 12. Aug. In Gussenstadt erschoß ein an der Straße nach Söhnstelten aus­gestellter Wachposten das 5jährige Töchterchen des Schneidermeisters Jäger. Das Kind war sofort tot.

Verschiedenes.

Berlin, 11. Aug. DieDeutsche Tages­zeitung" erfährt aus Konstantinopel vorn 10. August, daß im Kaukasus die Revolution herrsche. Die russischen Truppen, sowie die dort ansässige Bevölkerung verlassen das Gebiet.

Berlin, 11. Aug. Die Albratos-Werke in Johannistal teilen folgendes mit: In der ver­gangenen Woche sind in Berlin Gerüchte verbreitet gewesen, der Flieger Helmut Hirth sei standrechtlich erschossen worden. Dieses ist nicht der Fall.

Berlin, 11. Aug. Von zuverlässiger Seite wird mitgeteilt, daß sich bisher im deutschen Reich 1300 000 Kriegsfreiwillige gemeldet haben. Die am 5. Mobilmachungstag eröffnete Zentral- ^ Meldestelle des Roten Kreuzes hat bisher 32 000 An-, Meldungen zum Dienst in der freiwilligen Kranken­pflege enlgegengenommen.

Mannheim, 11. Aug. Der 73 Jahre alte Dienstmann Bach, der den Krieg von 1870-71 milgemacht und das Eiserne Kreuz erworben hat/ stellte sich dem hiesigen Regiment als Freiwilliger! zur Verfügung und wurde eingestellt. '

München, 11. Aug. In Bayern werden! an verschiedenen Orten Bürgerwehren gebildet. ! 200 in München lebende Bulgaren wollen als^ Freiwillige eintreten, um im Feld beim Roten Kreuz zu dienen oder bei den Erntearbeiten helfen.

München, 11. Aug. Ein französischer Fliegeroffizier wurde gestern in Lichtenfels herunter­geschossen. Eine Militärabteilung befand sich gerade auf dem Wege nach Lichtenfels, als der Flieger sichtbar wurde. Der Flugapparat wurde zertrümmert und der Flieger schwer verletzt.

Nürnberg,11. Aug. (Der Russen Freude.) Mehrere hier lebende Russen sind von der Polizei festgenommen worden. Die Leute machen durch­aus nicht den Eindruck, als ob ihnen die Ver­haftung nahe ginge; sie scheinen vielmehr froh zu fein, nicht für ihr Vaterland in den Krieg ziehen zu müssen.

Essen a. R., 11. Aug. Herr und Frau Krupp von Bohlen-Halbach haben für sich und die Firma Krupp Aktiengesellschaft für die verschiedenen Zen- ralen und örtlichen Organisationen des Kriegs- nebesdienstes eine Million Mark zur Verfügung gestellt.

Aachen, 11. Aug. Gestern nacht trafen hier

ersten 300 belgischen Kriegsgefangenen ein. «>e werden nach der Festung Wesel gebracht.

.. ".emberg, io. Aug. Hier verlautet, daß och in Warschau eine polnische National­isierung gebildet habe.

Thorn, ii. Aug. Die Russen haben an- Wmend das Wasser der Weichsel vergiftet. Es Herrscht ein großes Fischsterben. Die Behörden

warnen die Bevölkerung vor dem Genuß des Wassers.

Frankfurt, 11. Aug. Die letzt hier ein­gegangenen englischen Morgenblätter, die noch die Kriegserklärung Englands an Deuftchland ent­halten, bringen Meldungen aus Dublin von dem Ausbruch der Ulster-Revolution.Daily News" von diesem Tage läßt sich aus Belfast melden, daß dort mit Hilfe von Offizieren des Manchester- Regiments die Unabhängigkeit und Souveränität des Ulsterlandes proklamiert worden sei.

Schneidemühl, 12. Aug. Am Sonntag wurde auf dem hiesigen Güterbahnhof ein in mehrere Kisten verpacktes französisches Flugzeug beschlagnahint, das für Rußland bestimmt war. Die beschlagnahmten Kisten wurden nach Posen gebracht.

Bern, 11. Aug. Hier lebende griechische Staatsangehörige erhielten den Blättern zufolge Einberufungsbefehle. Auch in Zürich und Genf wurden an griechische Wehrpflichtige Gestellungs­befehle ausgegeben.

Wien, 12. Aug. (Amerikas Urteil). Die Abendblätter melden aus Genf: Hier weilende amerikanische Diplomaten erklären, in maßgebenden Kreisen der Vereinigten Staaten habe man der Veröffentlichung des Telegrammwechsels zwischen dem Kaiser Wilhelm und dein Zaren die Ueber- zeugung' gewonnen, daß der unselige Weltbrand allein von Rußland angefacht worden sei. Die Haltung Englands sei geradezu unverständlich.

Ofenpest, 11. Aug. Kaiser Franz Joseph hat als König von Ungarn 1 100 000 Kronen für wohltätige Zwecke gestiftet, wovon 500 000 Kronen allein für das Rote Kreuz bestimmt sind.

London,?. Aug. Zwei französische Offiziere sind hier auf dem Kriegsministerium eingetroffen, um die Frage des gemeinsamen Vorgehens mit einem englischen Hilfskorps in Frankreich zu prüfen. Beide Offiziere in Uniform waren Gegenstand herzlicher Kundgebungen.

Stockholm, 11 Aug. Der schwed. Reichs­tag hat gestern 50 Millionen Kronen zu Landes­verteidigungszwecken zur Verfügung der Regierung gestellt. Tausende von Deutschen kommen täg­lich aus Rußland, um über Schweden in die Heimat zu reisen. In Finnland ist anscheinend alles ruhig. Der Dampferverkehr wird aufrecht erhalten.

Sofia, 11. Aug. Agence Bulgare meldet: Ministerpräsident Radoslaroo erklärte: Bulgarien ist entschlossen, Neutralität bis zum Ende zu be­obachten. Angesichts der internationalen Lage verlangt aber die Regierung die Erklärung des Belagerungszustandes im ganzen Königreich. Wenn angesichts der erklärten Neutralität die Grenzen des Königsreichs verletzt würden, ist die Regierung bereit, jeder Eventualität die Spitze zu bieten.

nicht, das will ihm nicht DaS will ihm nich gefallen. Und wenn die Welt voll Feinden wär Und keinem wär zu tränen So forchten wir uns dennoch nicht Wir Haltens wie der Kaiser spricht, Wir werden sie, wir werden sie wir werden sie all' verhauen.

Soldatcnhnmor.

Ueber dem Abortfeuster eines Mililäreisenbahn- wagens stand zu lesen:Französische Gesandtschaft". An einer andern Stelle wies der Wagen folgende köstliche Speisekarte auf: Zuavengoulasch, junge Kosaken mit Wutki, gebratene Spionenschenkel in englischer Senfsauce, Englische Schlappmäuler mit welscher Brühe. Weiter hieß es : 10 Franzosen 10 Pfg-, in größeren Menge» 10 Proz. billiger." Dann kam noch eine neue Variation des schon bekannten Versleins: Jeder Tritt ein Brittl Jeder Stoß ein Franzos! Jeder Schuß ein Rußt Besonders hübsch lasen sich einige Aufschriften auf den Wagen der Stuttgarter Garnison am Nordbahnhof:

Alle Schwaben hauen recht.

Dem Franzosen geht es schlecht: Grenadiere 119

Wollen Euch mal vornherein sehn, Musketier 125

Hauen Euch den Buckel ranzig Und die 51. Brigade Zieht ins Frankreich zur Parade Und anstatt der weißen Hosen Zieh'n wir rüber die Franzosen.

Der gesunde Humor, der unser Volk erfaßt hat. kommt auch in folgenden Reimen nach der jedem Kinde bekannten MelodieO Tannenbaum" zum Ausdruck: O Nikolaus, o Nikolaus Du bist ein schöner Bruder Du redest uns von Frieden vor und rüstest heimlich Korps um Korps O Nikolaus, o Nikolaus Du bist ein falsches Luder. O Engeland, o Engeland Wie hast du dich benommen, Als wie ein rechter Krämcrsmann Der nimmt so oft und viel er kann O Engeland, o Engeland Das soll dir schlecht bekommen. Der Franzmann auch, der Franzmann auch Weist wieder seine Krallen Er möcht zu gerne an den Rhein Wir aber nach Paris hinein, Das will ihm

Letzte Nachrichten.

Berlin, 12. Aug. Die beiden Kreuzer Breslau" undGöden", die in Messina Kohlen eiunahmcn, wurden von den Englän­dern aufges-iirt. Zn der Nacht gelang eS den deutschen Schiffen ourchzubrechcn. Weitere Nachrichten können noch nicht veröffentlicht werden.

Berlin, 12. Aug. Der österreich-ungarische Botschafter in Berlin Graf v. Szögieniy-Marich, der bekanntlich von seinem Posten zurücktritt, wird nicht bis Ende des Krieges in Berlin bleiben. Er wird schon in kürzester Zeit die Hauptstadt des Deutschen Reiches verlassen, wo er sich in der langen Zeit seines Wirkens nur Sympathien erworben hat.

Berlin, 12. Aug. Aus Aachen wird dem Lokulanzeiger gemeldet: Hier kam vorgestern von Lüttich der erste Gefangene in französischer Uniform durch. Damit ist der positive Beweis geliefert, daß bei Lüttich auch Franzosen gekämpft haben.

Berlin, 12. Aug. Der kommand. General des 15. Armeekorps v. Deimling hat folgendes der Bevölkerung im Bereich seines Armeekorps bekanntgegeben: Nachdem die Mobilmachung ihren vorläufigen Abschluß gefunden hat, bringe ich hiermit der Bevölkerung meines Armeekorpsbereichs meine volle Anerkennung und meinen Dank für ihre ausgezeichnete Haltung und ihre besonnene tatkräftige Unterstützung der durch die Mobil­machung getroffenen Maßnahmen zum Ausdruck. Der gleiche Dunk gebührt der Beamtenschaft des Landes und der Genreinden. Als ein Zeichen patriotischen Opfermutes begrüße ich mit besonderer Freude, daß viele Tausende von jungen Männern, namentlich auch aus den altelsässischen Familien, als Freiwillige zu unseren Fahnen geeilt sind. Möge der gerechten Sache der Sieg beschieden sein.

Berlin, 12. Aug. (Englische Unfreundlich­keiten gegen Amerika). England beeinträchtigt, wie die hier erscheinendeContinental - Times", das Organ der in Berlin lebenden Amerikaner, mitteilt, den diplomatischen Verkehr Amerikas. Das Blatt schreibt u a.:Wir höre», daß der amerikanische Gesandte in Schweden die Nachricht erhielt, daß seine offiziellen Mitteilungen an das Staatsdepartement in Washington, seit sie in chiffrierter Sprache erfolgen sollten, auf den eng­lischen Kabellinien nicht mehr befördert werden würden. Dieses Verhalten ist eine verblüffende Auslegung der Neutralitäts-Abmachungen, denn dadurch wird allen neutralen Staaten ihr Verkehr mit ihren diplomatischen Vertretern in anderen neutralen Staaten unmöglich geinacht. Wir wollen hoffen, daß England befriedigende Aufklärungen für dieses Benehmen geben wird, das nur allzusehr geeignet ist, die amerikanische amtliche und öffentliche Meinung im höchsten Grad zu erregen."

Rotterdam, 12. Aug. Frauen und Kin­der, die aus Rotterdam in Maastrich eintrafen, loben die Haltung der deutschen Truppen. Wenn die Bewohner sich freundlich und ruhig verhalten, kommen ihnen die deutschen Soldaten ebenfalls entgegen. Manche Soldaten geben den Kindern Schokolade, den Männern Zigarren und Zigaretten und' Kognak. Um dem verleumderischen Vorwurf zu entgehen, daß sie vergiftete Schokolade verteilen, brechen sie zuerst ein Stückchen ab und essen es selbst. Die deutschen Posten waren den Frauen gegenüber sehr freundlich. In Vise wurden sie sogar zum Roten Kreuz geführt, wo man den Frauen und Kindern große Kannen mit Milch gab.

Viehische Gemeinheiten der Belgier.

München, 11. Aug. Ein aus Belgien hier eingetroffener bayerischer Geschäftsmann erzählt, wie dieMünchener Neuesten Nachrichten" melden,

daß man in Brüssel Deutschen die Augen ans« gestochen und die Ohren abgeschuttten, sowie einem deutsche» Fieischermeifter den Leid aus- gcschtitzt have.

Vom albanischen Ausstand.

Wien, 12- Aug. Die Albanische Korrespon­denz meldet aus Valona: Die Aufständischen­bewegung in Mittelalbanien ist völlig zusammen­gebrochen. Berat ist in den Händen der Regierung. In der Provinz Malacostra wurden die mohame- danischen Priester unterworfen. Dort wurde auch eine Abteilung Aufständischer geschlagen und der Rädelsführer Ibrahim Bezi gefangen genommen.