MaderMonik

Amtsblatt

für die Staöt Wilöbad

Anzeiger

für Wilövaö u. Mmgevung.

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I

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Nr. 99

Dienstag, den 11. August 1914

50. Jahrgang.

Auf in den Kampf!

Bon Erich Muther. Nachdruck verboten.

Die Waffen aus! So ruf ich Euch entgegen. Singt Euer Kampflied in den Tag hinein.

Laßt uns die Händ' zum Schwur zusammenlegen Und uns ein einig Deutschland sein!

Der böse Feind wollt' keinen Frieden haben,

Drum schärft das Schwert und zeigt ihm, wer

wir sind;

Wir dürfen uns jetzt nicht in Ruhe laben Und in der Heimat sein bei Weib und Kind.

So laßt uns zieh'n und wacker streiten In diesem großen, heil'gen Krieg,

Dann wird Gott uns're Waffen leiten Und führen uns von Sieg zu Sieg!

Aufschrift -er FkldMeuduugc«.

Die nach dem Feldheer« gerichteten Postsen­dungen können, da die Marschquartiere der ein­zelnen Truppenteile fortwährend wechseln, nicht, wie im gewöhnlichen Berkehr, auf einen von dem Absender anzugebenden bestimmten Ort geleitet, sondern müssen zunächst der Feldpostanstalt zuge- sithrt werden, die für den Truppenteil den Post- Lienst wahrzunehmen hat.

Für jedes Armee-Oberkommando, jedes Armee- Korps, jede Division Infanterie-, Kavallerie- oder Reservedivision ist je eine mobile Feld­postanstalt in Tätigkeit. Bis zu dieser Feldpost­anstalt, die bei dem Stabe mitmarschiert, werden die an die Truppen gerichteten Sendungen be- sördert; von dort werden sie durch Kommandierte der einzelnen Truppenabteilungen oder Detache­ments abgeholt.

Hiernach können die Sendungen nur in dem Falle pünktlich an den Empfänger gelangen, wenn die Aufschriften der Bxiefe usw. richtig und deut­lich ergeben: welchem Armeekorps, welcher Di­vision, welchem Regiment, welchem Bataillon, welcher Kompagnie oder welchem sonstigen Truppen­teile der Empfänger angehört, sowie welchen Dienst­grad und welche Dienststellung er bekleidet.

Dasselbe gilt sinngemäß für die Sendungen an die Angehörigen der mobilen Marine.

Sind diese Angaben auf den Briefen usw. an die mobilen Truppen richtig und vollständig ent­halten, dann können die Sendungen mit Sicherheit der zutreffenden Feldpostanstalt zugeführt werden. Eine Angabe deS Bestimmungsortes in der Auf­schrift ist nicht erforderlich, kann vielmehr leicht zu Verzögerungen bei Uebermittlung der Sendungen führen. Es ist daher zweckmäßiger, auf den Briefen usw. einen Bestimmungsort gar nicht zu vermerken, sofern der Empfänger zu den Truppen gehört, die infolge von Marschbewegungen den Standort wechseln. Wenn dagegen der Empfänger zu den Truppen einer Festungsbesatzung gehört, bei einem Ersatztruppenteile steht oder überhaupt ein festes Standquartier hat, so ist dies auf den Briefen usw. deutlich zu vermerken, außerdem ist in diesen Fällen der Bestimmungsort anzugeben.

Die Aufschriften der Briefe usw. müssen recht klar und übersichtlich sein. Besonders empfiehlt es sich, die Angaben über Armeekorps, Division, Regiment usw. oder Kriegsschiff immer an einer bestimmten Stelle, am besten unten rechts nieder zu schreiben.

Die Ziffern in den Nummern der Divisionen, Regimenter usw. und der Name des Empfängers müssen recht deutlich, scharf und genügend groß geschrieben werden. Blasse Tinte und feine Schrift sind möglichst zu vermeiden. Nachlässige Ziffern und Schriftzüge, oder auch solche, die zwar dem an seine Schrift gewöhnten Absender sehr deutlich Vorkommen mögen, es aber in der Tat nicht sind, zumal wo es sich unter Hunderttausenden von Aufschriften um sofortige Entzifferung im Augen­blick handelt, werden leicht die Ursache der Ver­zögerung oder Unanbringlichkeit der Feldpost­sendungen.

Im übrigen empfiehlt es sich, auf allen Brief­sendungen nach dem Feldheer oder der mobilen Marine den Absender anzugeben. Eine Ver­pflichtung hierzu besteht jedoch nicht.

Das Publikum wird ersucht, im eigenen In­teresse auf die obigen Punkte Rücksicht zu nehmen.

Gerichtet.

Roman von Franz Wichmann.

1, (Nachdruck verboten.)

1. Kapitel.

Eine Viertelstunde östlich von Grünwald, wo der finstere Föhrenwald, der fast an die Gärten des Dorfes stieß, sich plötzlich lichtete, lag seit alter Zeit auf einer kleinen Blöße das Forsthaus.

Wildrankender Wein, durch den sich hier und da anmutig eine Kletterrose wand, umzog seine grauen Mauern, und zwischen den grünen Fensterläden blitzten öar freundlich die blanken Scheiben dem Vorüber­gehenden entgegen.

Ein goldener Sommertag mit wolkenlosem Himmel brütete über dem reglosen Wald; selbst die prächtige, schattenspendende Linde in dem kleinen Vorgarten des Horsthauses vermochte heute nicht die Glut abzu­wehren; kein Blatt, kein Halm bewegte sich; in zittern­den, flimmernden Wellen floß das Mittagslicht um «anm und Strauch.

Obwohl der Himmel, so weit das Auge reichte, stci von Nebel und Dunst schien, lag doch bange, nahen Sturm kündende Wetterschwüle in der Lust, und der schrille Schrei eines Raubvogels, der bis­weilen aus der schweigenden Höhe herabtönte, schien ckn nahendes Unheil künden zu wollen.

Waldmann, des Försters Reiner biederer Dackl, batte sich mit langheraushängender Zunge in den kühlen, steinernen Hausflur zurückgezogen und warf kur zuweilen einen gleichgültigen Blick durch die

halb offenstehende Zimmertür. Das Treiben der Frau da drinnen interessierte ihn wenig. Sobald sein Herr wie heute abwesend war, regte sich in ihm der Philosoph und er betrachtete alles, was um ihn her vorging, mit einer hochgradigen Weltverachtung.

Offenbar begriff er die Försterin nicht, die bei solcher Hitze treppauf, treppab springen und mit der Miene übertriebener Geschäftigkeit von einem Zimmer ins andere laufen mochte.

Im Sonntagsstaat, etwas altmodisch und mit auffälliger Farbenliebe geputzt, hastete sie eben wieder in die behagliche Wohnstube, in der die Tochter vor einem mit Kleidern bedeckten Stuhle stand.

Wie siehst du denn wieder aus?" fuhr sie das Mädchen an.Das ist doch kein Anzug für dich!"

Klara, die eben im Begriff gewesen war, eine Jacke anzuziehen und einen Schurz vorzubinden, blickte verwundert auf.

Wamm nicht, Mutter?" fragte sie, sich um­wendend und zugleich ihre einfache, doch saubere Kleidung mit den Augen prüfend überblickend.

Die Försterin rückte ärgerlich an ihrer koketten Haube.

Dummes Ding," stieß sie aus,weißt du denn nicht, was heute für ein Tag ist?"

Gewiß, so gut wie der Kalender: es ist Freitag," klang die unbefangene Antwort des Mädchens zurück.

Nun, und was hat der Tag für eine Bedeutung?" fuhr die Försterin fort.

Man sagt, er sei ein Unglückstag."

Die Försterin strich mit überlegener Miene ihre zierliche Schürze glatt.

Ein erster Kriegssrfolg des Kölner Zeppelin.

DieKöln. Volksztg." schreibt: Der 2 6 ist Donnerstag früh um 3.30 Uhr von einer Kreuz­fahrt aus Belgien zurückgekehrt. Von seiner erfolgreichen Fahrt erfahren wir zuverlässigfolgendes: Das Luftschiff bat sich an dem bei Lüttich ent- sponnenen Kampf« in hervorragender Weise be­teiligt und konnte sehr wirksam eingreifen. Aus einer Höhe von 600 Meter wurde die erste Bombe geworfen. Es war ein Versager. Darauf ging das Luftschiff bis auf 300 Meter herunter und schleuderte weitere 12 Bomben, di« sämtlich sofort explodierten. Infolgedessen steht die Stadt Lüttich an mehreren Stellen in Flammen. Di« sämtlichen Bomben hat ein Unteroffizier der Besatzung aus der Hinteren Gondel geworfen. Er war nach der Landung des Luftschiffs unter den tausenden Zu­schauern Gegenstand der begeistertsten Huldigungen.

Kriegsnachrichten.

Lome im Besitz der Engländer.

Berlin, 9. Aug. Wie wir hören, ist vor der Hauptstadt von Togo, Lome, eine starke eng­lische Truppenexpedition von der benachbarten englischen Kolonie Goldküste erschienen. In Ab­wesenheit der kleinen Polizeitruppe und sämtlicher wehrfähiger Weißen, die sich mit dem stellvertr. Gouverneur zum Schutz wichtiger Stationen ins Hinterland begeben hatten, nahmen die Engländer von der Hauptstadt Besitz unter der feierlichen Zusage, die Ordnung zu wahren und das Eigen­tum zu schützen. Es war anzunehmen, daß di, Engländer sich, wenn irgend möglich, auf unseren Koloniebesitz stürzen würden. Eine kriegerische Heldentat haben sie in diesem Falle nicht voll­bracht; denn, wie wir hören, war die Hauptstadt von Togo gänzlich unverteidigt. Es kommt noch hinzu, daß Lome hart an der britischen Grenze liegt. Daß unsere rentabelste Kolonie den Appetit John Bulls besonders reizte, entspricht durchaus dem britischen Nationalcharakter. Das weitere Varrücken in Togo wird sich wohl nicht so einfach gestalten.

Schäme dich doch," meinte sie,wer wird heut­zutage noch abergläubisch sein? In der Stadt würde man dich darum auslachen!"

Eine leichte Falte des Unmuts zeigte sich auf der Stirn des schönen Mädchens.

Ich weiß wirklich nicht, was du sonst meinst," sagte sie abweisend.

Da haben wir's!" rief die Försterin.Ich sagte es ja immer, daß du kein Herz für deinen Bruder hast!"

Mutter!" sagte Klara vorwurfsvoll.

Nun ja, ist es etwa denn nicht wahr?" versetzte die Försterin.Kannst du dich denn nicht auch freuen wie der Vater, wie ich, daß Otto heute aus der Stadt kommt und daß er längere Zeit bei uns bleiben wird?"

Sie wartete einen Augenblick die Wirkung ihrer Worte ab. aber da das Mädchen schwieg, fuhr sie fort:

Kannst du nicht antworten? Was tust du denn jetzt wieder?"

Der Heftigkeit der Försterin setzte die Tochter die größte Ruhe entgegen.

Das stehst du ja, Mutter," entgegnete sie,ich war im Begriff, mich umznkleiden!"

Aber das ist doch kein festtägiges Gewand, wie es sich an einem solchen Tage ziemt!" eiferte die Försterin.

(Fortsetzung folgt.)