ist wie ein Krieger, der sein Pulver auf Spatzen verschießt. Sagt auch den Soldaten, daß sie nur die allernötigste Barschaft flüssig machen I

Du sollst schaffen, als hinge von der Güte und Menge Deiner Arbeit allein der Sieg ab, aber verschone Deine Mitmenschen mit Vielge­schäftigkeit und Wichtigtuerei und jeder nicht un­bedingt nötigen Inanspruchnahme.

Nicht auf Flieger schießen!

Berlin, 8. Aug. Es wird nochmals dringend gebeten, bis in das kleinste Dorf hinaus davor zu warnen, auf Flieger, die sich nicht etwa durch Bombenwerfen oder in anderer, durchaus zweifels­freier Weise als Feinde erweisen, zu schießen. Man bedenke nur, welches Unheil durch einen Treffer gegen unsere Luftfahrer in ihrer wichtigen Tätigkeit angsrichtet wird! Dasselbe gilt von unseren Kraftfahrern. Wir haben keine feind­lichen Kraftfahrer mehr im Lande.

Flieger-Falschmeldungen

In diesen Tagen hochgespannter Erregung wird besonders viel von feindlichen Fliegern gesprochen. Das Generalkommando, Kasernen und Zeitungen erhalten täglich Dutzende von Flieger­meldungen. Jeder Laie fühlt sich berufen, Himmels­wache zu halten. Pflichschuldig werden dies« Meldungen, die natürlich vom Zimmer aus un­möglich nachzuprüfen sind, an alle Wachen und Posten weitergehen, aber immer waren die Alarm­rufe unbegründet. Jede Krähe, jeder Kinderdrachen ist ein Flieger! Die Spielerei mit Kinderdrachen sollte jetzt überhaupt verboten werden, denn tat­sächlich kann ein hochstehender Drache unbewaffnete Augen täuschen. Aber man sollte sich auch hüten, alarmierende Meldungen zu geben, bevor man sich auch frei von der Richtigkeit seiner Beobachtungen überzeugt hat. Denn Tausende von berufenen Wächtern, dir zum Teil mit guten Gläsern aus­gerüstet sind und auch mit einiger Sachkenntnis beobachten können, suchen ständig den Himmel ab nach feindlichen Fliegern. Die eigentliche Gefahr aber, wenn man von einer solchen überhaupt sprechen kann, droht nicht am Tage, sondern in der Nacht. Und dafür müssen die berufenen Posten ihre Kräfte und Nerven aufsparen.

Die englische Flotte zählt 57 Linienschiffe, 43 Panzerkreuzer, 61 geschützte Kreuzer, einige ungeschützte Kreuzer und Kanonenboote, dazu etwa 240 Torpedobootszerstörer, 26 Hochseetorpedoboote und etwa 75 Unterseeboote. Im ganzen dürften 625 Fahrzeuge in Betracht kommen, welche 2878 schwere Geschütze und 412 Torpedorohre unter Wasser führen bei einer Bemannung von etwa 134040 Mann nach dem laufenden Etat. Aber nicht die ganze Flotte ist mobil und kann schnell mobil gemacht werden, weil die Besatzung ange­worben werden muß. Ein Teil der Flotte ist auf dem ganzen Erdball zerstreut. Für den europä­ischen Krieg kommt zunächst die erste Heimatflotle in Betracht, die außer dem FlaggschiffNeptun" 4 Schlachtschiffgeschwader zu 7 Schiffen, ein Schlachtkreuzergeschwader zu 3, 2 Kreuzergeschwader zu 4 und 4 Torpedobootsflotillen mit 80 Schiffen umfaßt; im ganzen kommen hierfür 147 Fahr­zeuge in Betracht. Auch zu Wasser entscheidet nicht allein die Zahl über den Erfolg. Soviel ist sicher, daß in der deutschen Flotte auf jeden Fall der denkbar beste Geist herrscht und daß jeder Mann bis zum äußersten entschlossen ist. Und darin liegt auch eine Gewähr für den Erfolg.

Kriegsnachrichten.

Gegen England.

Auch zwischen Deutschland und England ist *nun schon ein Reeontre zu melden, das aber für England wenig Rühmliches in sich hat. Der Passa­gierdampferKönigin Luise", ein Dampfer vom Bäderdienst des Norddeutschen Lloyd, der zum Hilfsdienste der deutschen Flotte herangezogen wurde, kreuzte durch die Nordsee. Er hatte die Aufgabe, sich zum Kriegrhafen an der Themse­mündung durchzuwinden, um dort Minen zu legen. Die kühne Besatzung führte ihre Aufgabe fast ganz unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen aus, wurde aber von einer ganzen Flotille englischer Torpedoboote angegriffen und zum Sinken gebracht. Aber auch der die englische Torpedobootsflotille führende moderne kleine KreuzerAmphion" sank. Er war aus eine Mine aufgelaufen. Von dem deutschen Schiffe, das 120 Mann Besatzung hatte, ist ein Teil gerettet worden; von dem englischen Kreuzer sollen etwa 130 Mann ertrunken und 150 gerettet worden sein. Eine wirkliche Heldentat dieser kleinen deutschen Schiffsbefatzung I

London, S. August. Im Unterhause erbat Premierminister Asquith im Namen des Kriegs­ministers Lord Kitchener die Vollmacht, die Armee um eine halbe Million Mann vermehren zu dürfen.

London, 8. Aug. Die Polizei hat viele von Deutschen bewohnte Häuser durchsucht. In dem Vorort Earlsfield und an anderen Orten Englands wurden zahlreiche Deutsche unter dem Verdacht der Spionage verhaftet.

Gegen Rußland.

Berlin, 8. Aug. Die dritte russische Kavallerie­division überschritt am 6. August die Grenze bei Remoiken, südlich von Eydkuhnen, ging aber beim Erscheinen deutscher Kavallerie wieder auf russisches Gebiet zurück. An der Wiederherstellung der von den Russen in Polen zerstörten Bahnen wird durch die Deutschen gearbeitet. Auch die Brücken zwischen Schoppinitz und Sosnowice sind in der Wieder­herstellung begriffen Die Bahn Alexandrowo- Wlozwalak ist bereits wieder benutzbar. Die österreichische Kavallerie hat Olkusch und Wolbrom besetzt und Fühlung mit den in Russisch-Polen stehenden Grenzschutzdetachements des 6. Armee­korps genommen.

Gegen Frankreich und Belgien.

Berlin, 8. Aug. Die deutschen Grenz­schutztruppen im Oberelsaß sind von feindlichen Kräften, die aus der Richtung Belfort vorgingen, angegriffen worden. Das Vordringen derfranzösischen Truppen ist zum Stehen gekommen. Bei Altkirch gingen sie wieder in der Richtung auf Belfort zurück. Altkirch, ein kleines Städtchen von etwa 4000 Einwohnern, liegt auf gleicher Höhe mit Belfort und etwa 15 Kilometer von der Grenze entfernt. Es ist Eisenbahnknotenpunkt (Linien AltmünsterolMühlhausen und AltkirchPfirt).

Berlin, 8. Aug. Nach demBerl. Lokal­anzeiger" sind bei der Erstürmung Lüttichs 21V00 Mann gefangen genommen worden, fast die ganze Besatzung. Bestätigung bleibt ab­zuwarten.

Straßburg, 8. Aug. Der Andrang der Kriegsfreiwilligen gegen Frankreich ist so groß, daß die Truppenteile eine ganze Anzahl der An­gemeldeten nicht sofort einstellen können und sie bis zum Erhalt weiterer Ordre nach Hause schicken müssen. Die erste aus Freiwilligen gebildete Kavallerie-Fernpatrouille besteht ausschließlich aus Elsässern. In ganz Elsaß steigt die Stimmung, wächst die Einmütigkeit. Die in Straßburg eingeleitete Sammlung für die Opfer des Krieges hat in den ersten beiden Tagen Millionen Mark gebracht. An den Sammlungen für das deutsche! Heer beteiligten sich mit besonderer Hervorhebung die protestlerischen und nationalistischen Ver­einigungen. In Metz hat der Bürgermeister Foret aus städtischen Mitteln eine Prämie von 500 Mk. für jeden ausgesetzt, der einen Angreifer auf einen Posten namhaft machen kann. Kund­gebungen der französischen Vereine stellen fest, daß, nachdem Frankreich einen neuen Krieg über die elsässischen Fluren frevelnd heraufbeschworen habe, auch die französischen Vereine sich in den Dienst der Verteidigung des deutschen Reichs stellen werden.

Frankfurt a. M., 8. Aug. 60 französische Gefangene sind auf dem hiesigen Bahnhofe ein­getroffen und wurden sofort weiter befördert; sie werden in einer preußischen Festung interniert.

Oesterreich gegen Serbien.

Berlin, 8. Aug. Die Grenze Mittel-Galiziens war vorgesten und gestern der Schauplatz zahlreicher kleiner Kämpfe. Unmittelbar nach dem Bekannt- werden der russischen Kriegserklärung versuchten russische Kavalleriepatrouillen und -Abteilungen über die Grenze vorzubrechen, wurden aber zum Rückzug genötigt. Auch an der Grenze Ost- Galiziens kam es zu kleinen Kämpfen, insbesondere bei Podwoloczyska, wo sich ein österreichischer Posten gegen eine bedeutende Ueberlegenheit be­hauptete. Ans österreichischer Seite wurden 2 Mann getötet und 3 verwundet. Die Russen verloren 20 Tote. Bei Nowosielitza erstürmten öster­reichische Truppen die Höhe von Mohile, wo sich ein russischer Cordonposten in gutverschanzter Stellung befand. Trotzdem der Feind Verstärkungen erhielt, behaupteten die österreichischen Truppen den eroberten Posten gegen die wiederholten russischen Angriffe.

Wien, 8. Aug. Gestern nachmittag fuhr ein Patrouillenboot gegen eine Stelle unterhalb der Drinamündung, wo die Serben vorläufig eifrig an der Befestigung arbeiteten. 20 Nieter vom Ufer entfernt, sprang ein Unteroffizier der Donaustotille, mit 3 Kilogramm Ekrasit beladen, über Bord, schwamm ans Land, gelangte unbemerkt an die Befestigung, preßte die Sprengladung hinein und brachte sie mit einer Zündschnur zur

Explosion. Di« Serben eilten herbei und eröffn^ das Feuer, wurden aber von der Mannschaft der Bootes mit Schnellfeuer empfangen, das 4 Fein^ niederstreckte, der Marineunteroffizier erreichte un­versehrt das Boot.

Wien, 6. Aug. Nach Berichten bulgarisch« und griechischer Blätter ist die Stimmung beiden Serben verzweifelt. Ueber ein Drittel der Militär­pflichtigen flüchtete über die Grenze. Bei der Timok-Division haben sich nur 30 Prozent gestellt die Verpflegung ist schlecht. In Monastir, Uesküb und Neuserbien herrschen Unruhen.

Sofia, 8. Aug. Nach übereinstimmenden Nachrichten aus Serbien fehlt es der serbischen Armee an Lebensmitteln und Artilleriemunitio». Die Soldaten erhalten pro Tag ein halbes Laib Brot oder Hirse- und Maisbrot. Infolgedessen kommen viele Desertionen vor. Die Munition soll höchstens noch für eine große Schlacht reichen. !Die Serben haben sich deshalb nach Athen ge- ! wandt mit der Bitte, die Zufuhr von Lebens- E Mitteln und Munition über Saloniki zu ermöglichen.

Verschiedenes.

Friedrichshafen, 8. Aug. Erschossen wurde gestern nachmittag in der Nähe von Unter­raderach ein Radfahrer, der den Anruf eines Postens unbeachtet ließ. Im Riedlepark wurde heute nacht ein Posten zur Bewachung des Luftschiffbaus Zeppelin erschossen.

Berlin, 8. Aug. Die Erklärung des Reichs­kanzlers, daß Deutschland gezwungen war, Belgien zu besetzen, wird durch die Tatsache bestätigt, daß Belgien Frankreich die Kooperation mit belgischen Truppen zur Abwehr gegen Deutschland angeboten hat. (Der Völkerrechtsbruch wurde also zuerst von Belgien selbst begangen.)

Berlin, 8. Aug. Nach brieflichen Berichten, die aus Stockholm vorliegen, hat Sven Hedin für die nächsten Sonntage eine Agitationsreise durch sämtliche schwedischen Großstädte angekündigt, um für einen Anschluß Schwedens an den Krieg gegen Rußland zu sprechen.

Berlin, 8. Aug. In einigen Distrikten Rußlands ist die Cholera auSgebrochen.

Leipzig, 8. Aug. Nach einer hier einge- troffenen Nachricht ist in Warschau eine große, gefährliche Revolution ausgebrochen.

Wien, 8. Aug. Montenegro hat Oesterreich- Ungarn den Krieg erklärt.

Innsbruck, 6. Aug. Wie dieInnsbrucker Nachrichten" melden, erhielten durch den italienischen Konsul auch die Reservisten der noch nicht durch die letzte Ordre mobil gemachten Jahrgänge der italienischen Armee die Gestellungsbefehle zugestellt.

Mailand, 8. Aug. 60000 italienische Ar­beiter wurden aus Frankreich ausgewiesen. Sie find großem Elend preisgegeben, da sie ohne Be­zahlung entlassen wurden.

Kairo, 8. Aug. In Aegypten ist der Kriegs­zustand proklamiert worden.

Peking, 8. Aug. China hat seine Neu­tralität erklärt.

Tokio, 8. Aug. Mit Rücksicht auf das englisch-japanische Bündnis hat Japan keine Neutralitätserklärung erlassen. Seine Haltung wird von den Ereignissen auf den Meeren des fernen Ostens abhängen.

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