kür öie Stad t Wildbad.

Erscheint DieuStags, Donnerstags und SamStagS Bestellprets vierteljährlich 1 Mk. 10 Pfg. Bei allen würt. tembergischen Postanstalten und Boten im Orts- und Nach­barortsverkehr vierteljährlich 1 Mk. 15 Pfg.; außerhalb desselben 1 Mk. 20 Psg.; hiezu 1b Psg. Bestellgeld.

Hiezu: illustriertes LsountL

ME

WM

Anzeiger

?ür Wil'övad u. Mlngeörnrg.

Die EinrücknngSgebühr

beträgt für die einspaltige Petitzeile oder deren Raum S Pfg., auswärts 10 Pfg., Reklamezeile 20 Pfg. Anzeigen müssen den Tag zuvor aufgegeben werden; bet Wiederholungen entsprechender Rabatt.

gsblatt und während der Saison. Amtliche Fremdenlistq.

Nr. 33

Donnerstag, den !9. März 1914

I 50. Jahrgang.

Zur Lehrlingseinstellung.

Wieder erneuert sich eine Generation von Handwerksbeflissenen durch den Eintritt des jungen Nachwuchses in die Handwerkslehren aller Geschüfts- gattungen. Wir möchten den Eltern, Vormündern und Lehrherrn dabei einige Winke, die wichtig sind, an die Hand geben.

Der Lehrvertrag ist bei Vermeidung einer Ordnungsstrafe und recht unliebsamer anderer Folgen binnen vier Wochen nach Beginn der Lehre schriftlich abzuschließen. Er muß enthalten: 1. die Bezeichnung des Gewerbes oder des Zweiges der gewerblichen Tätigkeit, in dem die Ausbildung erfolgen soll; 2. die Angabe der Dauer der Lehr­zeit; 3. die Angaben der gegenseitigen Leistungen; 4. die gesetzlichen und sonstigen Voraussetzungen, unter denen die einseitlge Auflösung des Ver­trages zulässig ist.

Die Gewerbeordnung macht gewisse Rechte aus dem Lehrverhältnis vom Bestehen eines schriftlichen Lehrvertrages abhängig, das ist einmal der An­spruch aus Rückführung des entlaufenen Lehrlings, und zum zweiten der Entschädigungsanspruch wegen vorzeitiger Beendigung des Lehrverhältnisses.

Der Vormund bedarf nach dem bürgerlichen Gesetzbuch zum Abschluß eines Lehrvertrages für eine längere Zeit als ein Jahr der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts. Es hat also der Lehrprinzipal bei vorzeitiger Beendigung des Lehr­verhältnisses (z. B. eigenmächtigem Austritt des Lehrlings, aber auch beim Berufswechsel) nur dann einen Anspruch auf Entschädigung, wenn der Lehr­vertrag schriftlich abgeschlossen ist.

Der Lehrvertrag ist von dem Gewerbetreibenden oder seinem Stellvertreter, dem Lehrling und dem Vater (der Mutter, falls der Vater tot) oder dem Vormunde des Lehrlings zu unterschreiben und in einein Exemplar dem Vater oder dem Vormunde des Lehrlings auszuhündigen.

Fehlt die Unterschrift des Lehrlings, dann wird der Lehrvertrag, da er den gesetzlichen An­forderungen nicht entspricht, vielmehr an einem gesetzlichen Mangel leidet, so angesehen, als ob er nicht schriftlich abgeschlossen iväre, und es ent­stehen daraus all die Folgen und Nachteile, die an einen nicht ordnungsmäßig abgeschlossenen Ver­trag geknüpft sind.

Der Lehrherr ist verpflichtet, der Ortspolizei- behörde auf Erfordern den Lehrvertrag einzureichen.

Die jchone Nmerikauerm.

Roman von Erich Ebenstein.

89> ^Nachdruck verboten.)

Am nächsten Morgen reiste Fips nach Trieft ab. Silas Hempel aber saß im Cafo Central und studierte die Morgenblätter. Alle ohne Aus­nahme brachten eine neue Notiz über den Fall Witl-Henderson.

Herr Klinger, derverdienstvolle" Detektiv, dem es durch unermüdliche Tätigkeit bereits ge­lungen war, die Behörde auf die richtige Fährte zu bringen, hatte einen neuen, sensationellen Er­folg errungen. Es war ihm abermals durch unermüdliche" Tätigkeit gelungen, die Waffe auf­zufinden, mit welcher der Mord begangen wurde. Es war, ganz der Vermutung des Gerichtsarztes entsprechend, ein kurzes, an der Spitze schartiges Stilet, welches haargenau in die seinerzeit vom Schädel des Toten genommenen Gipsabgüsse der Knocheuschrammen paßte.

Klinger hatte das Stilet zu hinterst in Mabel Hendersons Wäscheschrank gefunden. Dort lag es, in einen alten Frisiermantel eingewickelt, hinter Stößen von Leibwäsche verborgen.

Lisette erklärte es für unzweifelhaftes Eigentum

Gehört jedoch der Lehrherr einer Innung an, so ist er verpflichtet, ein Exemplar des Lehrvertrags binnen 14 Tagen nach dessen Abschluß der Innung vorzulegen.

Der Lehrvertrag ist kosten- und stempelfrei. Am besten werden für die Abfassung der Lehr­verträge die in jeder Buchdruckerei vorrätigen Lehrvertragsformulare verwendet.

Mögen die Tausende von beteiligten jungen Leuten, ihre Eltern, Vormünder, Pfleger und Lehr­herrn beachten, daß das Handwerkergesetz die Schriftlichkeit des Lehrvertrags zu einer sehr wichtigen Sache und Voraussetzung gemacht hat. Wer den guten Boden, auf den sich auch heute noch das Handwerk stellen kann und darf, erhoffen will, muß in erster Linie die gesetzlichen Bestim­mungen beachten, die zum Schutze des Handwerks errichtet worden sind.

Aus Württemberg.

Stuttgart, 18. März. In den letzten Tagen haben die Stürme übel gehaust. So hat im Remstal der orkanartige Sturm vom Montag in Waiblingen Häuser abgedeckt, Kamine umgestürzt und starke Bäume entwurzelt, ebenso in Gmünd, wo das Blechdach der alten Staats­turnhalle herabgerissen wurde. In Böblingen wurde an den elektr. Leitungen schwerer Schaden angerichtet, in Herrenberg an Gebäuden und in einzelnen Waldteilen. Besonders schwere Schäden werden aus dem Schwarzwald gemeldet. Dort brausten den ganzen Montag schwere Schneestürme über die Hänge und haben Tannen entwurzelt und Bauernhäuser mehr oder weniger beschädigt. Bei St. Blasien ertrank ein fünfjähriges Mädchen in der hochgehenden Alb. Auch zahlreiche Brände sind auf die Rechnung des Sturmes zu schreiben. Aus Friedrichshafen wird gemeldet, daß der Ge- wiltersturm am Montag so stark war, daß das schweizerische Kursschiff um halb 6 Uhr abends nur nach langen und zum Teil sehr gefährlichen Manövern mit Hilfe des wücttembergischen Dampfers König Karl landen konnte.

Stuttgart, 18. März. Die Zweite Kammer setzte gestern die Beratung der Eingabe des Ver­bandes der württ. Eisenbahn- u. Dampfschiffahrts- unterbeamteu, -Handwerker und -Arbeiter um Schaffung einer Sonderanstalt der Invaliden- und Hinterbliebenenversicherung für die Verkehrsanstal- ten fort. Ministerialdirektor v. Schall trat der

ihrer Herrin. Es habe früher offen im Vorzimmer auf einem Tischchen gelegen und sei zum Oeffnen von Briefen verwendet worden. In der letzten Zeit war es verschwunden.

Als der Untersuchungsrichter es Frau Henderson vorlegte, gab sie zuerst zwar ebenfalls zu, daß es ihr gehöre, behauptete dann aber, daß es schon vor längerer Zeit in Verlust geraten sei und darum keinesfalls in einem ihrer Schränke aufgefunden werden konnte.

Scheidewein faßte sie fest ins Auge.

Denken Sie nach, Frau Henderson I Niemand als Sie konnte das Stilet, mit dem der Mord an Herrn Witt ausgeführt wurde, in dem Schrank verborgen haben I"

Bei diesen Worten wich jeder Rest von Farbe ans dem Gesicht der schönen Amerikanerin; weit vorgebeugk, mit aus den Höhlen tretenden Augen starrte sie den Untersuchungsrichter an. Dann kam es wie ein Schrei von ihren Lippen:Mit diesem diesem Stilet soll . . ."

Ach, stellen Sie sich doch nicht bei allen Fragen an, als wüßten Sie nichts von der Sache!" fiel der Untersuchungsrichter ungeduldig ein.Ich denke, nachdem bereits so viele Beweise gegen Sie vorliegen und niemand sonst ein Interesse daran haben konnte, Herrn Witt aus dem Wege zu

Auffassung entgegen, als ob die Unterbeamten Vor­teile von der Errichtung einer Sonderanstalt hätten. Kleine Vorteile würden weit ausgewogen durch die Nachteile, die darin liegen, daß den Arbeitern beim Ausscheiden aus der allgem. Versicherungsanstalt ihre wertvollen Ansprüche an die Einrichtungen und das Vermögen der Versich -Anstalt Württemberg verloren gingen.

Feuerbach, 18. März. Die 55 Jahre alte Frau Schwarz ist bei der Trauung ihrer Tochter vom Schlag getroffen worden und alsbald tot zusammengebrochen.

Hohenheim, 18. März. Die Instrumente der Erdbebenwarte Hohenheim haben in der verg. Nacht mehrere Erdbeben ausgezeichnet. Zuerst um 10 Uhr 16 Min. ein mäßig starkes Nachbeben mit einem Herd in 50 bis 80 Kilometer Ent­fernung (was wieder auf das alte Erdbebengebiet in der Schwäb. Alb schließen läßt), dann ein schwaches Fernbeben, dessen Herd etwa 8500 km entfernt liegt. Der erste Vorläufer des letzteren Bebens setzte heute früh 5 Uhr 31 Min. 48 Sek. ein, der Hauptausschlag erfolgte 6 Uhr 11 Min. Heute früh 7 Uhr 28 Min. 10 Sek. setzte sodann wieder der erste Vorläufer eines Fernbebens ein, dessen Aufzeichnung beim Ausmaß des Registrier­bogens noch nicht beendet war.

In Mühlacker hat sich innerhalb 3 Wochen nunmehr der vierte schwere Brandfall ereignet. Dienstag nacht gegen 1 Uhr brach im Gasthaus zur Rose, dicht neben der Brandstelle vom 22. Februar, Feuer aus, dein das Wirtschaftsgebäude selbst und zwei angebaute Scheunen zum Opfer fielen. Die Feuerwehr hatte bei dem starken Wind Mühe, eine weitere Ausdehnung des Brandes zu verhindern. Der Schaden wird auf 3040 000 Mk. geschätzt. Unter der Einwohnerschaft herrscht wegen der fort­gesetzten Brandfälle, die ausnahmslos als Las Werk von Brandstiftern angesehen werden, große Aufregung.

Urach, 18. März. Hauptlehrer Stauß, dessen Kleider bei Nürtingen am Neckarufer ge­funden worden waren, ist nunmehr an dem Wehr einer Mühle bei Unterensingen tot aus dem Neckar gezogen worden.

In Ellhofen, OA. Weinsberg, stürzte der Gemeinderat Hofmann infolge eines Schlaganfalls die Treppe hinab und starb bald darauf.

In Weissenau bei Ravensburg stürzte am Schluß des Gottesdienstes ein Heilanstaltspflegling

räumen, wäre es klüger. Sie geständen endlich die Wahrheit ein!"

Daraufhin sah die schöne Amerikanerin den Untersuchungsrichter einen Augenblick voll sprach­losen Entsetzens an und stürzte im nächsten mit einem unartikulierten Laut besinnungslos zu Boden.

In ihre Zelle zurückgetragen, konstatierte der herbeigerufene Gefängnisarzt den Eintritt hohen Fiebers und ordnete ihre Ueberführung ins Ge­fängnisspital an.

Hempel legte die Zeitungen beiseite und stützte nachdenklich den Kopf in die Hand.

Dann ließ er sich das Adreßbuch geben und notierte sich die Adresse eines jungen Advokaten, der sich erst vor wenigen Jahren im 4. Bezirk etabliert hatte.

Hempel kannte Adolf Benke nicht persönlich, aber dessen Mutter war die treue Jugendfreundin von Hempels Mutter gewesen und hatte während der langen Krankheit der nun schon Verstorbenen ihr unzählige rührende Beweise von aufopfernder Liebe gegeben.

Nie hatte Hempel vergessen, wie seine arme Mutter an dieser Freundin, die außer dem Sohn die einzige war, die sich ihrer annahm, gehangen hatte.

Wenn ich dich und Berta Benke nicht hätte.