1 Million Mark mehr Steuern in Einnahme ge­stellt werden konnten.

Wilhelmshaven, 4. März. Der Kaiser ist gegen 10 Uhr mit dem Hofzug auf der Kais. Werft eingetroffen und hat der Vereidigung der im Ja­nuar eingestellten Marinerekruten beigewohnt.

Aus Dresden wurde gemeldet, daß die Photographen Träger und Richter wegen umfang­reicher Banknotenfälschereien verhaftet worden sind. Es soll sich jetzt herausgestellt haben, daß sie hier eine vollständig ausgestaltete Fatschmünzerwerkstatt mit Buchdruckerpresse, Klischees, photographischen Apparaten und Chemikalien aller Art eingerichtet hatten. Man fand in der Werkstatt für 23 000 Mk. angefangene Zwanzigmarkscheine und für 7000 Mk. fast fertige Scheine. Auch hatten sie Anstalt getroffen. Zehn- und Fünfmarkscheine herzustellen.

Der bayerische Kriegsminister hat einen Erlaß gegen die Mißhandlung der Soldaten heraus­gegeben.

Straßburg, 4. März. Gestern kam es zwischen Soldaten des hier garnisonierenden 132. Infanterie-Regiments und den in Kehl garniso­nierenden Pionieren zu einer blutigen Schlägerei. An der Rheinbrücke stellten sich etwa 10 Pioniere den Infanteristen entgegen und es kam zu einer allgemeinen blutigen Prügelei. Einer der In­fanteristen wurde schwer verletzt, mehrere andere leichter.

Straßburg, 2. März. Der heutige Polizei- bericht meldet: Gestern abend zwischen 10 u. 11 Uhr verübte eine größere Anzahl Soldaten (Pioniere) in mehreren Wirtschaften am Fischerstaden und in der Krutenaustreße einen derartigen Skandal, daß mehrmals eingeschritten werden mußte. Auch Sach­beschädigungen wurden verübt. Zivilisten waren an der Lache nicht beteiligt. Anzeige ist erstattet.

In Zabern ist am Dienstag die Nachricht eingetroffen, daß sämtlich» in Zabern stationierten Gendarmen versetzt werden sollen, um durch solche aus verschiedenen Teilen des Reiches ersetzt zu werden.

Aus dem Ausland.

Wien, 4. März. Die Lemberger Polizei ist dem Treiben einer Spionenbande auf die Spur gekommen, welche in den Diensten des russischen Generalftabs stand. Es wurden fünf Personen verhaftet.

Paris, S. März. Es war in militärischen Kreisen Frantreichs schon oft Beschwerde darüber geführt worden, daß es der französischen Armee an einem schwerkalibrigen Schnellseuerfeldgejchütz fehle. Diesen Klagen soll jetzt abgeholfen werden: wie der Temps erfährt, steht die Indienststellung der neuen Feldkanone 105, Modell 1013, un­mittelbar bevor. Das neue Geschütz schleudert ein Geschoß von ungefähr it^/, Kilogramm Gewicht mit einer Anfangsgeschwindigkeit von 570 Metern diese Bedingungen sichern eine Schußweite von 10 Kilometern.

Port Bendres, 4. März. Infolge der Explosion eines Apparates zur Herstellung von Nitroglyzerin in der Dynanulfabrik von Paulilles wurden 4 Personen getötet. Man befürchtet, daß viele Personen verletzt sind.

Aus Lüttich wurde gemeldet, daß in einem Steinbruch bei Sprimont eine Sprengmine explodiert ist. 2 Personen, darunter der Direktor, wurden getötet. Mehrere Arbeiter wurden schwer verletzt.

Ein riesiger Meteorstein siel in dem Dorfe Rschendkowitzi in Russisch-Polen nieder. Sechs Bauerngehöfte wurden durch den glühendenHimmels-

körper m Asche gelegt. In panischem Schrecken flohen die Bauern, da sie glaubten, daß es sich um ein Strafgericht des Himmels handle.

Der Generalgouverneur von Finnland hat im Ministerrat einen Gesetzesentwurf eingereicht über die Einführung der russischen Sprache im schriftlichen Berkehr zwischen den Regierungsorganen und den Staatsbeamten in Finnland.

In Kiew fand eine Kundgebung russischer Exporteure gegen Verlängerung des deutsch-russischen Handelsvertrags statt.

In Ko n st a n t i n o p e l sind drei Soldaten standrechtlich erschossen worden, die am Samstag die beiden Töchter des Marschalls Liman Pascha bei einem Spaziergang am Bosporus in räuber­ischer Absicht überfallen hatten.

Athen, 2. März. Nachrichten zufolge, die hierher gelangt sind, ist trotz aller Bemühungen der griechischen Regierung um die Aufrechter­haltung der Ordnung der Aufstand in den Grenz­gebieten von Epirus gestern ausgebrochen. In Delvino besetzten 1500 Aufständische die Stadt, 2000 lagern noch außerhalb. Die griechische Be­hörde wurde ersucht, jedes Einschreiten zu unter­lassen. Der Platzkommandant telegraphierte, daß seine geringen Truppen keine Neigung verrieten, gegen die Aufständischen vorzugehen. In Santi Quaranta ist von 1200 Aufständischen die Selb­ständigkeit ausgerufen worden; ein Patrouillen- dienst wurde eingerichtet. Es besteht die Gefahr blutiger Zusammenstöße. In Colonia herrscht vorläufig noch Ruhe. In Goritza wurden die Bewohner von der bevorstehenden Räumung in Kenntnis gesetzt und von dem Wunsch des Kö­nigs, daß sie nicht auswandern möchten. In der Stadt soll 'ungeheurer Jammer herrschen. Die Bewohner flüchten nach Salonck und rüsten sich zur Auswanderung nach Amerika.

Athen, 3. März. (Die nordepirotische Ver­schwörung.) Das Haupt der griechischen Ver­schwörer, Zografos, ist jetzt in Santi Quaranta eingetroffen. Darauf wurde die Autonomie des Reiches Nordepirus unter großer Begeisterung proklamiert und die epirotische Fahne gehißt. 800 Revolutionäre besetzten sogleich die wichtigsten strategischen Punkte der Umgegend. Von allen Seiten strömen weitere Revolutionärs herbei, die fast alle ausgezeichnet bewaffnet find.

Aus Ne.wyork wird gemeldet, daß infolge der Kälte, die der Schneesturm gebracht hat, etwa 6 Personen gestorben sind. Im Ostende der Stadt sind während der letzten 24 Stunden etwa 50 Feuer ausgebrochen, doch kann die Feuerwehr nur langsam ihren Weg nach den Brandstätten nehmem, da der tiefe Schnee die Straßen sperrt. Auch sind die Hydranten und die Schläuche eingefroren. Der Verkehr Newyorks ist fast ganz lahmgelegt. Der Betrieb der Tram- und Hochbahnen ist eingestellt. 6 Schiffe sind an der Küste der Neu-Englandstaaten gescheitert und 9 bis 20 Menschen umgekommen.

Aus Stadt, ZÜezrrk u. Arngevung.

Wildbad, 5. März. (Ein ge send et.) Man hörte und hört so oft das WortSchutz dem Handwerk!" Dankbar begrüßen die Hand­werksmeister diese Worte, aber es drängt sich ihnen angesichts so mancher Enttäuschungen der Satz auf: Die Botschaft hör' ich wohl, doch mir fehlt der Glaube". Da sind es neben den Submissions- und sogen. Betriebssicherheitsverhältnissen haupt­sächlich die Fortbildungsschulverhältnisfr, die den geschützten" Meistern so manchen Seufzer ent-

Tuttlingen, 4. März. In einer hiesigen Fabrik ist infolge Bruchs einer Holzdiele drr Lehrling Franz Bader so unglücklich abgestürzt, daß er das Genick brach. Der Tod trat sofort ein. Zwei andere Arbeiter kamen mit leichteren Verletzungen davon.

Aus dem Weiche.

Baden-Baden, 3. März. In einer hiesigen Pension brach ein Zimmerbrand aus, der dadurch verursacht wurde, daß eine zur Kur hier weilende Dam« bei der brennenden Petroleumlampe im Bett gelesen hatte und dabei eingeschlafen war. Auch das Bett wurde erfaßt und die Dame erlitt so schwere Brandverletzungen, daß ihr Tod eintrat.

Berlin, 4. März. Der Kaiser ist gestern abend 11 Uhr 15 Minuten nach Wilhelmshaven abgereist.

Berlin, 4. März. Der wiederholt angekün­digte Besuch deS deutschen Kaisers in Wien wird, wie nunmehr feststeht, am 23. März stattfinden. An diesem Tage wird auf feiner Durchreise nach Korfu Kaiser Wilhelm in Wien eintreffen und dem Kaiser Kranz Josef einen Besuch abstatten. Dieser Besuch trägt aber keinen offiziellen Charakter. In Korfu hat man bereits angefangen, für den feierlichen Empfang des Kaisers zu rüsten. Man arbeitet schon daran, eine Verbindung zwischen dem kaiserlichen Palais und der kaiserlichen Jacht her­zustellen.

Berlin, 4. März. Die Reise des Kron- prinzenpaareS nach den deutschen Kolonien im August d. I. ist nunmehr auch von dem Ko­lonialstaatssekretär in der Budgetkommission des Reichstags amtlich bestätigt worden.

Eine Luellinterpellation ist im Reichstag eingebracht worden. Das Zentrum hat den Fall des Lt. Haage in Metz zum Anlaß genommen, um gegen das Duellwesen von neuem vorzugehen.

Potsdam, 3. März. Der Verdacht, den Doppelmord am Teufelssee ausgeführl zu haben, lenkt sich immer mehr auf zwei Landstreicher, die abends nach der Tat in der Nähe des Tatorts gesehen wurden. Ein Sittlichkeitsverbrechen wurde übrigens nicht verübt, sondern lediglich ein Raub­mord. Unter dem Verdacht, den Doppelmord am Teufelsje« begangen zu haben, sollen aus dem Bahnhof in Trebbin zwei Männer verhaftet worden sein.

Rüdersdorf, 2. März. Auf der Vogels- dorfer Chaussee wurde der Bergarbeiter Wilhelm Zamerski aus Görlebog von Unbekannten über­fallen, in die Brust geschossen und seiner Barschaft im Betrag von 80 Mk. beraubt. Als er zum Bewußtsein kam, schleppte er sich zum Gemeinde­vorsteher von Vogelsdorf. An seinem Aufkommen wird gezweifelt.

In emem Walde bei Gnesen wurde eine Frau von einem Soldaten erschlagen. Der Mörder wurde verhaftet.

Der Landwirt Gustav Münster von Grünhof bei Posen sprang während der Jagd über einen Graben. Dabei entlud sich das Gewehr, die Kugel drang dem Jäger durch die Brust und tötete ihn.

Nach einer Meldung aus Werden (Ruhr) ereignet» sich in der Deutsch-Holländischen Kapot- fabrik von Thomas und Voßkamp eine schwere Explosion. 4 Personen sind schwer, 2 leicht verletzt worden. Die Fabrikgebäude sind niedergebrannt.

Der Generalpardon hat für die Stadt Dort­mund die Wirkung gehabt, daß in den Haus­haltplan für 1914/15 bei 210 Prozent rund

keinen AuSgang in die Heisterfeldgasse besitze. Für ihn sei diese Richtung bequemer. Aus diesem Grunde gingen wir dort hinaus."

Sonderbar. Die Heisterfeldgasse besteht doch zumeist nur aus öden Bauplätzen was wollte er dort?"

Baron Götz sah nachdenklich vor sich hin.

Es fiel auch mir auf. Umsomehr, als er dann gar nicht in der Richtung blieb, sondern mit mir weiterging, in die nächste Seitengasse einbog und die Währingerstraße zu erreichen trachtete, wo er alsbald in die Straßenbahn stieg. Das hätte er von der Herwigstraße aus näher und bequemer gehabt."

Was dachten Sie sich dabei?"

Ich kann es mir nur auf eine Weise erklären: er wollte von niemand mehr in der Herwigstraße gesehen werden. Sein Wesen machte mir über­haupt «inen seltsam bedrückten Eindruck, als ob er irgend etwas fürchte und so schnell als möglich aus der Gegend fortkommen wolle."

Hm und doch kam er abends, als es finster war, wieder!"

Ja. Und das ist ein Rätsel, dem ich seither fortwährend nachgrübelte. Warum kam er zu Mabel Henderson, während man ihn im Hause

Florus zur Verlobung erwartete? Weshalb kehrte er an den Ort zurück, den er wenige Stunden früher möglichst eilig und ängstlich halte verlassen wollen? War er am Ende doch nicht der Ehren­mann, für den ich ihn hielt?"

Was wissen Sie über diesen zweiten Besuch am Abeqd?"

Götz zögerte ein wenig, begann aber dann entschlossen zu sprechen.

Ich war cm Garten, um meine Nerven etwas zu beruhigen. Die Sache am Nachmittag hatte mich doch sehr erregt, und ganz war meine Eifersucht noch nicht erloschen. Im Nebengarlen hörte ich Mabel mit ihrer Gesellschafterin leise plaudern. Während ich noch überlegte, ob ich den Damen nicht durch das Gitter einen Abendgruß zurufen sollte, vernahm ich Männerschritte und gleich daraus Herrn Witts vor Erregung heisere Stimme."

Konnten Sie keine Worte verstehen?"

Nein. Nur daß Mabel zornig und empört antwortete. Dann flüsterten sie leise und gingen nach dein Hause. Meine Eifersucht schlug wieder zu Hellen Flammen auf. Was ging drüben vor? Wie durfte der Mensch wagen, Frau Henderson! so spät zu besuchen, und warum führte sie ihn ins j

Haus, anstatt ihn einfach forlzuschicken? Sehr aufgeregt ging ich hin und her. Wie lange weiß ich nicht, doch kann es nicht mehr als eine Viertel­stunde gewesen sein. Plötzlich wurde ich auf­merksam durch schleichende Schritte am Gitter, das die beiden Gärten trennt. Ehe mir völlig klar wurde, daß da ein Mensch sein müsse, der sich drüben im Gebüsch verberge, höre ich schon das Geräusch mehrerer Personen, dce aus dem Hause drüben in den Garten laufen. Unterdrückte heftige Ausrufe einer Männer- und einer Frauenstimme dringen an mein Ohr, dann ein halb erstickter, gurgelnder Schrei, dem ein Röcheln folgte und dann Totenstille . .."

Der Mond war inzwischen aufgegangen, und wenn er auch erst im ersten Viertel stand, mußte sein Licht doch über die Gärten fallen. Haben Sie nicht gesehen, wer da drüben den Mord beging?"

Nein. Die Tat selbst geschah im tiefen Schatten eines Kastanienbaumes. Aber unmittelbar darauf sah ich eine weibliche Gestalt aus dem Schatten über den Weg gleiten..."

(Fortsetzung folgt.)