HB erlin, 1 . März. Im Reichstag wurde der Etat der Rrichseisenbahnen zu Ende geführt und die Mosel- und Saarkanalisation behandelt.

Berlin, 3. März. Der Reichstag hat heute die Ergänzung des Besoldungsgesetzes, ferner einen Nachtragsetat für die Schutzgebiete für 1913 und weiter eine Ergänzung zum Etat für die Schutz­gebiete sür 1914 debattelos der Budgetkommifsion überwiesen. Hierauf begann die zweite Beratung des PostetatS.

Berlin, 3. März. Bei einem Automobil­unglück in der Nähe von Prenzlau fanden die Direktoren Moll und Berchhaus den Tod. Die Direktoren Hetze und Katzer kamen mit leichteren Verletzungen davon. Die Untersuchung des Au­tomobils ergab, daß sich während der Fahrt der Bolzen der vorderen Feder gelockert Halle und verloren gegangen war. Infolgedessen war die Feder gebrochen. Das in voller Fahrt befindliche Auto flog herum und rannte gegen einen Baum.

Zwei Frauen aus Nowawes bei Potsdam wurden im Walde mit Kratzwunden im Erficht und mit durchschnittener Kehle in der Nähe des Leuselsees greulich verletzt tot ausgefunden. Von den Mördern fehlt jede Spur.

In Iserlohn begab sich im Fastnachts­trubel ein Arbeiter, als Strohpuppe verkleidet, aus die Straße. Einige Burschen zündeten die Verkleidung an. Der Mann erlüt schwere Brand­wunden und ist gestorben.

In Stade wurde der 30jährige Barbier Kaiser hingerichtet, der an einem bfährrgen Mäd­chen einen Mord begangen hatte.

Im Keller eines Hauses zuHamburg geriet der Händler Potschka mit dem Heizer Scharber während geschäftlicher Unterhandlungen in Streit, in dessen Verlaus Potschka von seinem Eegner erstochen wurde. Scharber erlitt ebenfalls lebens­gefährliche Verletzungen. Als Frau Potschka ihrem Mann zu Hilse kommen wollte, wurde sie von ihrem eigenen Hund angesallen und schwer ver­letzt. Scharber und Frau Potschka wurden ins Krankenhaus gebracht.

Von der Kieler städtischen Feuer­wehr. Diese ausgezeichnet geleitete Wehr ist durch verschiedene charatteriftifche Einrichtungen bemerkenswert. Sie begeht seit Jahren die Kaisergeburtstagsfeier alkoholfrei. Ueberhaupt bildet Enthaltsamkeit von geistigen Getränken im Dienst eine Eigentümlichkeit derfelben. Dem 16. Jahresbericht, den Branddirektor Freiherr von Moltte sür 1913/13 erstattete, ist darüber folgende höchst interessante Mitteilung zu ent­nehmen:Auf allen Feuerwachen und bei der Berussfeuerwehr überhaupt werden berauschende Getränke, seit dies die Beamten im Jahr« .1906 rn geheimer Abstimmung fast einstimmig beschlossen haben, nicht getrunken. Abgesehen von dem großen geldlichen Nutzen, welchen die Familien der Beamten dadurch haben, hat sich erwiesen, daß dadurch ein frischeres, fröhlicheres und dienst- freudigeres Korps sich herangebildet hat. Irgend­

welche Anstände, besonders auch beim Feiern der gemeinsamen Feste, z. B. der Kaiser-Geburts­tagsfeier und Weihnachten, haben sich nicht er­geben". An anderer Stelle des Berichtes heißt es außerdem:Bestrafungen fanden nicht statt: wohl eine Folge der gänzlichen Enthaltsamkeit der Mannschaft von alkoholhaltigen Getränken auf Wache und auch sonst im Dienst. Bemerkenswert ist auch nachstehende Mitteilung: llm die Beamten auch in reiferen Jahren noch frisch und gelenkig zu erhalten, wurden in den Turnstunden, welche am frühen Morgen regelmäßig stattfinden, durch den Brandmeister Laus- und Ballspiele mit den Beamten geübi;alle Beamten finden große Freude daran und spielen auch oft in der Freizeit". Ferner die Tatsache, daß die Schiffs-Feuerwehr­leute für die Hamburg-Amerika-Lime in Kiel aus­gebildet werden, und daß nur abstinente Leute eingestell 1 werden. (Aus der Zeitungs­korrespondenz des Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke.)

Wegen fortgesetzter brutaler Mißhandlung ihres Dienstmädchens har die Breslauer Strafkammer die Apothekers-Gattin Hedwig Thiel, die schon vorher wegen Dienstmadchen-Mißhandlung mit Geldstrafe bestraft worden ist, zu 3 Monaten Ge­fängnis und 50 Ml. Geldstrafe verurteilt. Ihre 16jährige Tochter wurde wegen Beihilfe zu 60 Mart Geldstrafe verurteilt. Das Dienstmädchen hatte kaum einen Teil am ganzen Körper, der unverletzt war. Der ganze Körper war blau und braun geschlagen. Ihre Augen waren so ge­schwollen, daß sie zur Untersuchung un Hospital mit Instrumenten geöffnet werden mußten.

Heubude bei Danzig, 3. März. In der letzten Nacht ist hier Las Armenhaus völlig nieder- gebrannt. Drei über 80 Jahre alle Frauen und em 10 Jahre alter Knabe kamen in den Flammen um.

Straßburg, 3. Mürz. Der vorige Woche neugegründeten Liga zur Verteidigung Elsaß-Loth­ringen gingen bisher über 6000 Beitrittserklär­ungen zu. Die Liga beschloß, zukünftig jede deutsche Zeitung, die Unwahrheiten über elsaß- lothringische Vorgänge unö Einrichtungen aus- ftreut, zu verfolgen.

Aus dem Auslund.

Genf, 3. März. Der in der vorigen Woche gefallene Neuschnee beschwor in Len Alpen mehr­fach Lebensgefahr heraus. Eine Anzahl Soldaten des 7. italienischen Alpenjägerregimenls hatte das Schicksal, verschüttet zu werden, desgleichen ver­schiedene Alpinisten, die von Lausanne abge­gangen waren.

Paris, 38. Febr. Der Elternmörder Martin wurde bis spät m die Nacht hinein zahlreichen Zeugen gegenübergestellt. In einem neuen Ver­hör gestand er, das entsetzliche Verbrechen verübt zu haben, um frei zu sein und mit Weibern ein lustiges Leben führen zu können. Er wurde nachts nach Paris gebracht. Die Gendarmerie

hatte alle Vorbereitungen getroffen, um den Bur­schen vor der Wut der Menge zu schützen.^

Paris, 38. Febr. Die Telegraphenbeamten, die eine Erhöhung ihres Gehalts auf 300 Frs. monatlich fordern, haben gestern Kundgebungen veranstaltet. Mittags, als die Ablösung erfolgen sollte, ertönte in allen Sälen des Zentralamtes lautes Pfeifen. Die Beamte» und auch die Beamtinnen verließen die Säle und drängten sich auf den Treppen und in den Wandelgängen zusammen. Dort trafen sie aus eine Truppe, die oie abgelöste ersetzen sollte. Mit dieser zusammen ließen fie dreivrertel Stunden lang im Takt den Ruf ertönen:Gebt uns die 300 Francs!" Der gesamte Telegraphenverkehr von Paris war eine Stunde lang unterbrochen.

In Paris wurden aus einem Postwagen Werte von einer Million Francs gestohlen.

Rußland hat dem König von Albanien Unterstützung zugesichert unter der Bedingung, Laß jener sich nicht nur vom Dreibund beein­flussen lasse.

Aus Kiew wird gemeldet/ daß in dem Dorf Potaki der einzige Sohn eines reichen Grund­besitzers seine Mutter, die der Geburt eines Kindes entgegenjah, ermordet hat, um sich in den Besitz nicht teilen zu müssen. Als der Vater, durch den Lärm aufgeweckt, das Zimmer betrat, erschlug ihn der Sohn mit einem Beil und warf den voll­ständig zerstückelten Körper den Hunden vor. Der Täter wurde verhaftet.

Konstantinopel, 28. Febr. Der Flieger Fethi, der gestern mit dem Leutnant Sadik von Damaskus zu einem Fluge nach Jerusalem auf- gestiegen war, ist unter zertrümmertem Apparat m der Nähe von Samaria tot aufgesunden worden, ebenso sein Begleiter.

Aus Santa Fe in Neu-Mexiko wird über das schreckliche Schicksal eines Jägers in Len Wildnissen des Soceruo-Gebiets beuchtet. Charles Me. Earthy, ein Angestellter auf einer Ranch, erzählte dem Untersuchungsrichter in Santa Fe, es deute alles daraus hin, daß ein unbekannter Jäger seine Bärensalle aus Stahl ausgestellt habe und dann beim Verlassen gegen den Mechanismus gestolpert sei und ihn so in Bewegung gesetzt habe. Die beiden Hände des Unglücklichen wurden von den Zähnen des Mechanismus gepackt, jodaß er sich oyne Hilfe nicht befreien konnte. Der Körper ^oder vielmehr seine Ueberrejte wurden in einer Region gesunden, die selten ein Mensch betritt, und der Gefangene hat vom ersten Augenblick an Ansehen müssen, daß er verloren war. Augen­scheinlich wurden wilde Tiere es gibt dort eine Menge Bären, Wölfe, Wildkatzen usw. bald aus die menschliche Lockspeise gelenkt und nach dem Zustand der Ueberbleibsel muß der Unglückliche lebend zerrissen worden sem, da der Grund Spuren eines verzweifelten Kampfes deutlich zeigt.

Das amerik. Kabinett hielt «ine Sitzung ab. Es ist der Ansicht, Laß Huerta für die Hinrich­tung des Amerikaners Vergara Genugtuung zu

SOS dl» HOvo Kerreil« mr grobe USume, 5S>e, OerekLÜ» lokale, »ovle Klr alle Lveäceller^ubendeleucktung. Keiner­lei Verding unä velllemina. Llnkscke, billige IristsIIstlonI

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Was geht hier vor?" fragte Mabel im Ton einer Königin, die gekommen war, Rechenschaft von ihren Untertanen zu fordern.Ist eS denn möglich, daß man die Absurdität so weit treibt?"

Sie kam nicht weiter. Der Staatsanwalt, empört über die Art ihres Auftretens, fiel ihr streng inS Wort.

Ich muß bitten, sich sofort zu entfernen. Hier wird eine Amtshandlung vorgenommen, zu welcher kein Unberufener Zutritt hat. Hätten wir geahnt, daß die Nachbarvilla bewohnt ist, würde man den Zugang von dort durch eine Wache abgesperrt haben. Aber man sagte"

Ich bin gestern abend zurückgekehrt, nachdem ich aus den Zeitungen erfuhr, welch ungeheuerliche, lächerliche Beschuldigung man gegen meinen Nachbar, Baron Gütz, zu erheben wagte. Und ich will zu seinen Gunsten . . ."

Sie werden nichts tun, als sich sofort ent­fernen, Madame, wenn Sie nicht wollen, daß ich Sie durch ein Wachorgan absühren lasse. Daß der Verdacht gegen Ihren Nachbarn nur zu gerecht­fertigt war, hat die Auffindung der Leiche Herrn Wilts soeben ergeben ..."

Bei diesen Worten schwand aller Hochmut aus Allabei, Hendersons Antlitz, fahle Blässe breitete

sich darüber aus und eine ungeheure Erregung spiegelte sich in ihren Zügen.

Witts ... Leiche...?" stammelte sie verstört.

Klinger trat zu Scheidewein und flüsterte ihm etwas zu, worauf der Untersuchungsrichter sich -Mabel näherte. Diese hatte inzwischen einen.Teil ihrer Fassung wieder erlangt, warf stolz den Kopf s zurück unö sagte:Lassen Sie mich die Leiche ! ansehen. Vielleicht kann ich..."

! Dabei machte sie einen Schritt vorwärts. Aber Scheidewein vertrat ihr den Weg. Sein Gesicht zeigte eine steinerne Ruhe und Entschlossenheit.

Gnädige Frau ich erkläre Sie hiemit für verhaftet!"

Mabel prallte zurück, starrte ihn unsicher an, faßte sich aber rasch und sagte spöttisch:Wenn Sie meine Zeugenaussage brauchen, so wissen Sie ja wohl meine Wohnung. Ick werde Ihnen wahrlich nickt durchbrennen, da ich mir ja nichts besseres wünsche, als ..."

Sie sind nicht als Zeugin verhaftet, sondern als Mitschuldige an dem begangenen Mord wenn Sie nicht vielleicht sogar die Mörderin selbst sind. Herr Klinger, Ihnen übergebe ich die Dame."

Die Wirkung dieser Worte war eine sensationelle. Alle Anwesenden, selbst Silas Hempel, starrten

ebenso verblüfft als verständnislos auf den Unter­suchungsrichter.

Während.Klinger sich mit der schönen Ameri­kanerin, umZ deren Lippen ein Lächeln bitterer Verachtung lag, entfernte, sagte Scheidewein zum Staatsanwalt:Ich mußte die Dame sofort sestnehmen lassen. Es sind mir heute morgen !von Herrn Klinger mündlich Informationen ! erteilt worden, welche den Tod Witts in ein völlig , neues Licht rücken und den tätigen Anteil Frau Hendersons daran beinahe außer Frage stellen. Hätte ich sie jetzt gehen lassen, würden wir morgen vielleicht nur mehr ihre Leiche gefunden haben, denn durch die Auffindung des Toten hier muß sie sich als überführt betrachten."

Als Silas Hempel nach diesem ereignisreichen Morgen sein stilles Heim betrat, fand er eine Depesche Mahlers aus Palermo vor. jUnsere Vermutung richtig. Habe interessante > Entdeckung gemacht, bringe Kronzeugen mit. Kann -aber vorläufig nicht reisen, da krank. Bitte um rechtzeitige Verständigung wegen Verhandlungs­termin. Mahler."

Mit einem ärgerlichen Fluch ballte der Detektiv» die Depesche zusammen.

(Fortsetzung folgt.)