MaderMmik

Amtsblatt

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Vir. 26

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Hirzu: Illustriertes Iso untSAsblatt und «ährend der Saison: Amtliche Fremdenlisttz.

Dienstag, den 3. März 1914

50. Jahrgang.

M dkl KMftlltzu hrs AkdkjimWkics.

Bon dem mexikanischen General Billa, der durch die Erschießung des Engländers Benlon die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hat, entwarf einer unserer Landsleute, der den Rebellen- sührer persönlich kennt, ein anschauliches Bild. La sich in diesem Bilde zugleich die in Mexiko herrschenden Berhältnisse wiederspiegeln, so gewinnt die über Billa gegebene Darstellung eine wett über seine Person hinausgehende Bedeutung.

Billa", jo berichtet sein deutscher Bekannter, begann seine Laufbahn als Biehtrelber. Er half große Heroen an Ort und stelle bringen. Dieses zwar nicht hochstehende, aber ehrliche Gewerbe unterbrach er emes TageS durch einen Mord. Billa wurde festgenommen und zum Tode verurteilt. Kürz vor Vollstreckung des Urteils brach er aus dem Gefängnis aus und entfloh. Aber nicht blindlings juchte er sich vor allem in Sicherheit zu bringen. Er hatte noch ein Urteil zu vollziehen. Bon zwei Kumpanen begleitet, rttt er nach der Stadt Chihuahua. Dort wohnte ein Kaufmann, auf dessen Zeugnis seine Berurteilung vornehmlich erfolgt war- Den Mann ließ er auf die Straße rüfen, streckte ihn mit einem Pistolenschuß nieder, und nun entfloh er in die unwirtlichen Berge, wo er allen Verfolgern entging. Nicht lange darauf erhob Madero die Fahne des Aufruhrs gegen Porsirio Diaz. Billa fchloß sich ihm an und hatte bald eine Truppe von 300 verwegenen Gefellen und vorzüglichen Schützen unter feinem Befehl. Mäderos persönliche Bekanntschaft machte der Freischärler auf sehr bezeichnende Weise. Der General Orozer, bekannter militärischer Parteigänger des künftigen Präsidenten, war gar nicht damit einverstanden, daß ein Billa für ihre Sache kämpfte, die durch einen fo notorischen Banditen nur bloß- gestellt würde, und um den gefährlichen Anhänger mit Anstand" los zu werden, empfahl er Madero, ihn zubeseitigen". Das war Billa hinterbracht worden, als Madero sich auf einem benachbarten Schloß, zu Buotijo, befand. Der Rebell machte sich auf, umstellte die Besitzung, und, von einigen seiner besten Schützen begleitet, betrat er das Schloß und erzwang, daß er dem Präsidenten ge­meldet wurde. AlS Madero Billa und ferne Spießgesellen vor sich sah, lat er das einzige, was zu tun übrigblieb: Er umarmte ihn und dankte bewegt für die treuen Dienste, die er der Sache der Freiheit bisher geleistet Habel

Als Madero sein Ziel erreicht hatte, ernannte er ihn zum General. Als solcher unterstand er Huerta, den der Präsident zum Generalissimus gemacht hatte. Villa aber war den Gewohn­heiten eines Banden- und Banditenchefs treu ge­blieben. Es hatte ihm gefallen, die Stadt Per- ral in Kontribution zu nehmen, und um 80,000 Pesos waren di« Bürger von ihm gebrandschatzt worden. Das sollte ihm nicht so hingehen. Hu­erta stellte Billa vor ein Kriegsgericht, das ihn zum Tode verurteilte. Schon stand der Verur­teilte vor dem Peloton. Da überkam es den Banditen, der dem Tode fo oft furchtlos ins Auge gesehen. Er kroch zu dem kommandierenoen Offizier heran, umklammerte seine Kniee und bat um Aufschub der Exekution, da er wichtige Ent­hüllungen zu machen habe. Während der Offizier noch schwankte, kam Raoul Madero, ein Bruder des Präsidenten, an der Richtstelle vorüber. Der Aufschub wurde bewilligt, Billa wurde in das Gefängnis zurückgebracht und entfloh. Jetzt steht er wieder an der Spitze einer Rebellenschar. Eigentlich kämpft er diesmal für die Legitimität. Denn Huerta wurde gewaltsam an Maderos Stelle gesetzt, für den er gleich Billa gestritten hatte, um das Land von Porsirio Diaz zu be­freien. Der General ist die Verkörperung des edlen" Banditen, wie man ihn unter den ro­manischen Rationen noch findet. Er raubt, um es den Armen zu geben, und Züge von Groß­herzigkeit paaren sich mrt erbarmungsloser Grau­samkeit. Oft hat er für sich alles abgetehut und nur dafür gesorgt, daß feine Leute gut genährt und gekleidet wurden. Als er die deutsche Firma Ketelfon und Dreptau in Juarez plünderte, ließ er jedes Stück, das er nahm, aufzeichnen, und verbot bei strenger Strafe, unnottert etwas fort­zutragen. ES sollte eine vom Kriegsgericht gebotene Kontribution, aber keine von undifziptmierten Horden begangene Räuberei sein. Und ,» gleicher Weise ist Billa in Torro verfahren, als er auch dort deutschen Firmen gegenüber vom Kriegsrecht Gebrauch machte.

Aus Württemberg.

Stuttgart, 3. März. (Der Generalpardon und die Erklärung zur Kapital- und Einkommen­steuer.) Wie bekannt, bleiben gemäß 8 68 des Wehrbeitragsgesesetzes diejenigen Beitragspflichtigen von der landesgesetzlichen Strafe und der Ver­pflichtung zur Nachzahlung der Steuer für frühere

Jahre frei, welche ein bisher der Besteuerung entzogenes Vermögen oder Einkommen bei der Veranlagung zum Wehrbeitrag oder zu einer direkten Staats- und Gemeindesteuer freiwillig angeben (sogenannter Generalpardon). Diese Ver­günstigung kann auch solchen Steuerpflichtigen noch zuteil werden, die ihre Vermögenserklärung schon abgegeben haben: sie können ihre bereits abgegebene Bermögenserklärung durch eine richtige Vermögenserklärung ersetzen oder aus andere Weife bei dem Bezirkssteueramt die richtigen Angaben über ihr Vermögen oder Einkommen nachholen, solange die Beranlagnng zum Wehrbeitrag noch nicht beendigt ist. Die Veranlagung zum Wehr­beitrag findet ihren Abschluß mit Zustellung der Veranlagungs- und Feststellungsbescheide. Die Wohltat des § 68 des Wehrbeitragsgestztzes wird also namentlich auch denjenigen Steuerpflichtigen noch zugut kommen, die anläßlich der bevorstehenden Verpflichtung zur Abgabe von Kapital- und Ein« kommensteuererkUKungen für das Steuerjahr 1914 ihr Einkommen (Kapital- und andere Einkommen­bezüge) richtig und vollständig angeben.

Stuttgarts. März. (Hundesport.) Unsere Jägerwelk wird es sicher interessieren, daß sich am I. Februar in Stuttgart einWürtt. Klub Kurzhaar" (H. K. K.) konstituiert hat, dem sich gleich eine ganze Anzahl Züchter und Liebhaber dieser Rasse anschloß. Die Mitglieder dieses Jagdhundklubs machen sich zu ihrer Hauptaufgabe, erstklassige Gebrauchshunde Heranzuzieheu.

Heilbronn, 3. März. In einer Kiesgrube waren drei Weingärtner, Vater, Sohn und Schwieger­sohn, beschäftigt, als plötzlich erne Kieswand ein­stürzte. Der Vater konnte sich noch rechtzeitig retten, der Sohn dagegen wurde verschüttet und auch der Schwiegersohn teilweise. Letzterer konnte mit einer Fußverletzung herausgeschafft werden, dem Sohn dagegen wurde der Brustkorb eingedrückt, sodaß er bald daraus starb. Er war 18 Jahre alt und heißt Wilhelm Drautz, Sohn des Wein­gärtners W. Drautz in der Mönchseestraße.

Backnang, 2. März. Ins hiesige Amts- gerichtsgesängnis ist ein jüngerer Schultheiß des Oberamts Backnang unter der Beschuldigung ein- geliesert worden, größere Unterschlagungen im Amte begangen zu haben.

Aus dem Weiche.

Berlin, 2. März Gen.-Lt. von Winker­feld, Komm, der 17. Division in Schwerin, wurde zum Gouverneur von Metz ernannt.

Schon gut. Besorgen Sie nun rasch einen Wagen. Sie darf sich unbedingt nicht an diesem Ort wiederfinden, wenn sie die Augen aufschlägt."

Der Gerichtsarzt, dessen Anwesenheit hier nicht mehr nötig war, stellte sich Herbert zur Verfügung, und wenige Minuten später war die Ohnmächtige durch die hälsereckende Menge hindurch zum Wagen getragen und darin gebettet.

Während Hempel und Scheidewein zu den übrigen Herren zurückkehrten, begab sich noch etwas Unerwartetes.

Die Gitterpforte des Nachbargartens öffnete sich plötzlich und die schöne Amerikanerin schritt in stolzer Haltung hastig auf die verblüfft dastehenden Herren zu.

Auch sie war bleich und die schwarze Spitzen­toilette ließ ihre Haut noch blendender weiß er­scheinen, als sie war. Aber der Ausdruck ihres wunderbar schönen Gesichtes war im Gegensatz zu demjenigen Herminens nicht erschüttert, sondern voll hochmütiger Empörung.

Kalt und verächtlich glitten ihre grauen Augen über die Versammelten hin, um zuletzt auf dem sie durchdringend anblickendeu Untersuchungsrichter hasten zu bleiben.

Die schöne Nmeelkanerm.

Roman von Erich Ebenstem.

L2j ^Nachdruck verboten.)

Herbert hatte sich ehrlich Blühe gegeben. Her' mme von der Lerchenausgrabung zurückzuhaUen, und schließlich erklärt, sie nicht begleiten zu wollen. Er hoffte dadurch, die Sache unmöglich zu machen, und wirklich schien Hermine gegen abend ihren Plan -ausgegeben zu haben.

Daß-sie Herbert indessen nur durch scheinbare Nachgiebigkeit hatte täuschen wollen, bewies nun ihr Hiersein. Sie hatte sich so früh von Haus entfernt, daß niemand ihr Fortgehen bemerkte.

Nun stand sie am Rande der Grub», die bis­her ihres Liebsten Grab gewesen war. Ihr angstvoller Blick suchte voll Grauen . ..

Wenige Schritt« entfernt kniete Hempel, noch immer in die Untersuchung der Kleidungsstücke vertieft, am Boden und dicht neben ihm ein Zittern lief durch Herminens Leib und ihre Hand preßte sich krampfhast auf den Arm des erschütterten Untersuchungsrichters dicht neben ihm, von einem Tuche halb bedeckt, lag er

Ja, er war es l Fassunglos starrte Hermine Meder aus den schwarzen, etwas krausen Spitzbart,

das Haar, über das ihre liebende Hand so oft beruhigend geglitten war, wenn auf der weißen Stirn darunter düstere Schatten lagerten......

Silas Hempel erhob sich soeben mit stolzem^ befriedigendem Lächeln aus seiner knienden Stellung, als hinter ihm Hermine Florus mit dem herzzer­reißenden Schrei:Gabriel mein Gabriel!" besinnungslos zu Boden stürzte.

Blitzschnell wandte er sich um, und Scheidewein einen vorwurfsvollen Blick zuwersend, ries Hempel außer sich:Wie konnten Sie sie hereinlassen l Welcher Wahnsinn! Sie kann den Tod davon haben . .."

Damit half er dem verwirrten Untersuchungs­richter, der nun selbst bedauerte, Herminens Billen nachgegeben zu haben, die Ohnmächtige sortzu- schaffen.

Als die beiden Herren mit ihrer Last das Gittertor erreichten, stürzte ihnen Herbert Fernkorn erregt entgegen.

Also doch! Mein Gott!"

Warum haben Sie sie nicht zurückgehalten schnauzte ihn Hempel an.3iun haben wir die Bescherung!"

Ich kam zu spät. Sie war schon fort, gestern abend noch versprach sie mir."