sollen die Bauplätze auch wieder bebaut werden. E» besteht die Absicht, einen Wettbewerb mit etwa 20000 Mk. Preisen auszuschreiben, um von süddeutschen Architekten Vorschläge für die Bebauung der dem neuen Empsangsgebäude zugewandten Schaufelte zu erlangen. Die Ecke des Bahnhofvorplatzes und der unteren Königstraße wird wohl ein großes Hotel ersten Ranges mit rund 300 Betten aufnehmen; daneben dürften Bierpaläste und dergleichen zu stehen kommen. Die Donners- marcksch« Verwaltung wird hier zur Verwertung deS Millionenobjekts ein eigenes Grundstücksbureau errichten und beabsichtigt die Verkaufspreise des Areals etwa den bisherigen Grundstückspreisen in der unteren Königsstraße anzupassen.
Weilderstadt, 27. Febr. Rach dem Essen pfiff der 15 Jahre alte Sohn eines hiesigen Bäckermeisters noch fröhlich zum Fenster hinaus, dann kroch er in den Kleiderkasten und hing sich auf.
Nagold, 37^ Febr. Die bürgerl. Kollegien haben beschlossen, den Ehrensold der Veteranen aus 10 Mark festzusetzen.
Rottenburg, 26. Febr. Aus Anlaß des Geburtstags des Königs wurden 9 Gefangene der hiesigen Strafanstalt begnadigt.
Aus öern Weiche.
Berlin, 27. Febr. Prinz Eitel Friedrich, der zweite Sohn deS Kaiserpaares, wird im Herbst als Kommandeur des Regiments Königsjäger zu Pferde nach Posen übersiedeln. — Eine große Freud» wurde dem Husaren Micke bereitet, der zurzeit bei den Leibgardehusaren dient. Er ist eines der vielen Patenkinder des Kaisers, und dieser ließ sich deshalb am letzten Donnerstag den Husaren vorstrllrn und überreichte ihm eine goldene Uhr mit den kaiserlichen Initialen.
Berlin, 37. Februar. Der Reichstag setzte die Beratung des Etats des Reichseisenbahn- amteS und der Reichs-Eisenbahnen fort. — Die Zabernkommission hat gestern ihre Arbeiten beendet und sich sodann ausgelöst.
Berlin, 36. Febr. Handelsminister Sydow empfiehlt in einem Erlaß an die Oberversicherungs- ämter die Errichtung besonderer Krankenkassen für Dienstboten. — Staatssekretär Dr. Sols stellte die sofortige Sperre von ganz Neu-Guinea für das Ausjuchen von Oelvorkommen in Aussicht.
Berlin, 36. Febr. In der Fabrik der Aktiengesellschaft für Anilinsabrikation in Rummelsburg ereignete sich heute vormittag 11'U Uhr eine furchtbare Explosion. Der Explosion sind 10 Tote zum Opfer gefallen, darunter 1 Ingenieur und 3 Meister. Die Schwerverletzten sollen sich außer Lebensgefahr befinden. Das Nitrobenzolgebäude wurde total demoliert. Aus dem Chaos zuckten Flammen und fetzten die Trümmerstücke in Brand. Möglicherweise ist aus emem offenen Rührkessel ein Funken in den neuen Kessel geflogen und hat diesen in Brand gesetzt und die Explosion herbei- geführt.
Berlin, 26. Februar. Die Explosion rm Nitrierraum der Aktiengesellschaft für Anilinsabrikation in Berlin-Lichtenberg soll sich nach den Bekundungen eines Augenzeugen, der sich erst später meldete, folgendermaßen zugetragen haben: Ingenieur Bösch und eine Anzahl Arbeiter befanden sich in dem Gebäude, als plötzlich aus einem Nitrierapparat gelbliche Dämpfe entwichen, für alle ein Zeichen, deß Gefahr im Verzüge ist und das Signal, ins Freie zu flüchten. Es soll auch
Er betrachtete die Leiche nachdenklich.
»Ich glaube, wenn man die betreffende Waffe zur Hand hätte und ihre Sprtze in die hier vorhandene deutlich ausgeprägte Knochenschramme legte, müßt» sie auf ein Haar passen. Es war ein kurzes, nicht sehr scharf geschliffenes Stilett, das gleich unter der Spitze eine kleine Scharte besitzt. Der Stoß in die Brust war unbedmgt sofort tödlich, da er das Herz getroffen haben muß. Die anderen Lllöße nach dem Kopse scheinen nachher in blinder Wut abgegeben worden zu sein."
„Halten Sie eine Sektion der inneren Organe für angezeigt?"
„Nein. Sie hätte keinen Erfolg, da die Weichteile kaum noch erkennbar vorhanden sind. Auch wären sie, nachdem durch die Knochenverletzungen die Todesursache zweifellos sestgestellt ist, zwecklos."
Nun wurde die Wäsche des Toten untersucht uud beiseite gelegt. Es fand sich, daß alle Merkzeichen entfernt worden waren, sogar aus dem Kragen war der Firmaabdruck herausgeschnitten.
„Das ist sehr sonderbar!" meinte Scheidewein nachdenklich. „Wozu gab man sich diese zeitraubende Mühe?"
„Nun, der Mörder hatte ja die ganze Nacht lang Zeit dazu," sagte Abram, „denn natürlich
allen gelungen sein, herauSzukommen, doch konnten sie ihrem Schicksal nicht mehr entrinnen. In dem Augenblicke, als sie erst wenige Schritte von dem Gebäude entfernt waren, erschütterte eine furchtbare Explosion die Lust und das massive Gebäude stürzte wie ein Kartenhaus zusammen und bedeckte mit seinen Trümmern die Fliehenden.
Straßburg, 26. Febr. Die Angriffe auf Militärperfonen nehmen kein Ende. Am Sonntag abend ist aus 3 Unteroffiziere des württ. Jns.-Reg. Nr. 136 auf offener Straße ein Angriff verübt worden; die Unteroffiziere wurden durch mehrere Messerstiche schwer verletzt. Eine vielköpfige Menge sah der Tat zu und johlte. Die Unteroffiziere wurden in das Garnisonslazarett verbracht. Untersuchung ist eingeleitet.
Metz, 27. Febr. Gestern morgen fand im Walde von Orly bei Metz ein Zweikampf statt zwischen dem Leutnant von La Valette St. George vom Jnf.-Regt. 98 und dem Leutnant Haage vom gleichen Regiment, wobei Haage gelötet wurde. Den Anlaß zu dem Zweikampfe gaben die Beziehungen, die während der Karnevalstage zwischen dem Leutnant v.la Valette und Frau Haage ausgenommen waren und' die zu so schwerer Ehrenkränkung führten, daß sie selbst unter der Rücksichtnahme aus die beim Karneval herrschende Stimmung nicht in einem milderen Lichte erscheinen konnten. Leutnant von la Valette ist einer der jüngsten Offiziere des Regiments; Leutnant Haage war ein allgemein beliebter und strebsamer Offizier; er war 38 Jahre alt und erst seit kurzem verheiratet. Die Ehe war kinderlos.
Metz, 26. Febr. In Groß-Moyeuvre kam es am FastnachtSdienstag zu einer wüsten Schlägerei zwischen Deutschen und Italienern. Einer der Deutschen wurde so schwer verletzt, daß er gestern starb; auch ein zweiter wurde schwer verletzt.
In Metz und Straßburg kamen erneut Angriffe von Zivilpersonen aus Posten und dienstfreie Unteroffiziere und Soldaten vor. Die betr. Posten ziehen künftig mit scharfen Patronen auf.
Aus dem Ausbund.
Wien, 27. Febr. Der Leutnant Jandrich ist wegen Verrats militärischer Geheimnisse an Rußland zur Degradation und 19 Jahren schweren Kerkers verurteilt worden. Sein Bruder ist vorige Woche wegen desselben Verbrechens zum Tode verurteilt worden.
Linz, 26. Febr. Der Herzog von Cumber-! land hat nunmehr der Ueberführung des Welfen- schatzes nach Braunschweig zugestimmt. Zunächst findet die Ueberführung der im Penzinger-Pa!ais zu Wien befindlichen alten berühmten Gotdschmiede- arbeiten des Welsenhauses nach Braunschweig statt.
Wie aus Waitzen gemeldet wird, kam bei einer Reparatur an der Leitung der elektrischen Lokalbahn Budapest—Veresegyhaza—Waitzen die Leitung mit einem Eisenmast in Berührung. Der überaus starke elektrische Strom durchfuhr sieben Arbeiter, von denen einer sofort getötet und sechs so schwer verletzt wurden, daß an ihrem Auskommen gezweiselt wird.
In Prag schoß der Schriftsetzer L. Kapper, der durch den Setzerstreik seinen Posten verloren hatte, aus seine Tochter, verletzte sie schwer und tötete sich dann selbst.
Paris, 26. Februar. Der Generalstabschef Joffre hat im Einverständnis mit dem Oberkriegsrat und dem Kriegsminister einen Gesetzentwurf
ist er, nachdem Weller ihn ins Haus gehen sah, später wieder in den Garten zurückgekehrt, um die Spuren seiner Tat zu verwischen. Ich denke, erst stieß er Witt in blindem Zorn nieder und ließ ihn einfach liegen. Später, als das erste Entsetzen der Ueberlegung wich, ging er noch einmal hinab und vergrub ihn. Hätte Weller nicht gesprochen, so wäre die Leiche wahrschemlich jahrelang nicht entdeckt worden, und kam sie einmal zufällig zutage, so hätte eben bei dem Fehlen aller Merkzeichen niemand mehr die Identität seststellen können."
Der Staatsanwalt nickte.
„So wird es auch gewesen sein. In einigen Jahren hätte man nur die Knochenreste gesunden, deren Beerdigungszeitpunkt sich nicht mehr mit Sicherheit hätte seststellen lassen. Anders ist es mit den Kleiderresten. Diese erhalten sich länger, und aus dem Monogramm der Wäsche würde sich auch nach Jahren noch die Identität haben seststellen lassen."
Inzwischen gab der Untersuchungsrichter den Auftrag, in der Grube weiter zu forschen, ob man vielleicht auch die Mordwaffe noch finde.
Silas Hempel benutzte die Pause, während welcher sich alle, bis auf Scheidewein, etwas zurückgezogen, um nun seinerseits die Leiche genau zu untersuchen.
über die Verjüngung der Osfizierseadres vorgelegt. Danach soll die Altersgrenze für Hauptlrute von 53 auf bt, der Majore von 56 aus 54, der ^ Oberstleutnants von 58 aus 56, der Obersten von ! 60 auf 58, der Brigadegenerale von 62 auf SO ^ und der Divisionsgenerale von 65 auf 63 Jahre herabgesetzt werden. In vier Jahren sei die ge- - plante Verjüngung durchgesührt. Die daraus erwachsenden Mehrausgaben werden auf etwa zehn Millionen veranschlagt.
Paris, 37. Febr. In Cumiers bei Epernay würbe der 17 Jahre alte Tlschtergehrlse Marlln festgenommen, der feine Eltern im Schlafe er- ^ mordet und die Leichen in einem Gelaß des Hauses versteckt hatte. Marlin gestand das entsetzliche Verbrechen ein, durch welches er in den Besitz des Geldes seiner Eltern gelangt war. Er hatte seit der Mordtat in jeder Nacht mit seinen Kameraden in einem Zimmer, neben welchem die Ermordeten lagen, Zechgelage gefeiert.
In Londoner offiziellen Kreisen erklärt man es für vollkommen ausgeschlossen, daß die amerikanische Regierung eine Intervention in Mexiko vornehmen wird. Diese Tatsache gibt der anglo- philen Presse Nordamerikas Gelegenheit zu heftigen Angriffen auf Wilson und seine Politik, dir sie als schmachvoll bezeichnet.
In der spanischen Stadt Valencia ist es wegen der Einführung neuer städtischer Steuern zu einem allgemeinen Lusstand und schweren Zusammenstößen mit der Polizei und Gendarmerie gekommen. Letztere mußte mehrmals zum Angriff Vorgehen, wobei viele Personen verletzt wurden. Di» Meng« hatte den Bürgermeister umzingelt, als er aufs Rathaus gehen wollte; auch schleuderte sie Steine gegen die Straßenbahnwagen, stürzte sie um und unterbrach Len Verkehr durch allerlei Hindernisse. Auch zwei Bomben explodierten, ohne jedoch Schaden anzurichten. Demnächst dürste der Belagerungszustand verhängt werden.
In Lissabon hat der deutsche Dampfer „Witdenfels" elf Mann der Besatzung des im Meerbusen von Biscaya untergegangenen dänischen Dampfers „Ecliptica" an Land gesetzt. Sieben Mann und der Kapitän der „Ecliptica" sind ertrunken.
Die antarktische Expedition Dr. Mamsons ist nach Adelaide zurückgekehrt. Das Ergebnis sei außer einer außergewöhnlichen biologischen Sammlung von Fischen und Seetieren auch die Entdeckung reicher Kohlen- und Mineralienlager.
Aus Atudt, AZezirk rr. Arngebung.
Wildbad, 38. Februar. Die Feier des Geburlssestes Sr. Majestät des Königs verlief wie üblich ln durchaus würdiger und erhebender Weise. Beim Festessen im Hotel Post brachte Herr Stadtfchultheiß Baetzner in kernigen, treffenden Worten das Königshoch aus. Anknüpfend an die Erzählung von Goltsr. Keller „Das Fähnlein der sieben Aufrechten" betonte er vor allem, daß jeder Volksstamm im Deutschen Reiche seinen völkischen Grundcharakrer behalten sollte zum segensreichen Wirken fürs ganze Deutsche Reich. Um das Gedurtsfest mit seinem Volke zu feiern, habe der König seinen Kuraufenthalt im Süden abgebrochen und sei nach Stuttgart gefahren, um die Glückwünsche seines Volkes entgegen zu nehmen. Es wurde sodann ein Glückwunschtelegramm abgesandt. Hierauf pries Herr Stadtpfarrer Röslex
Besondere Aufmerksamkeit wandte er den Kleidungsstücken zu, von welchen er jedes einzelne Stück genau prüfte.
Er kniete dabei auf der Erde und war so vertieft in seine Beschäftigung, daß er nichts von der Bewegung merkte, welche die Herren hinter ihm ergriff.
Einer der Detektive am Haupttor hatte nämlich dem Untersuchungsrichter eine Meldung gemacht, worauf Scheidewein sich nach dem Tor begab und nach wenigen Minuten mit einer schlanken, schwarzgekleideten Dame am Arm zurückkehrte.
Es war Hermine Florus. Ihren verzweifelten Bitten, sie nur einen Blick auf den toten Geliebten machen zu lassen, Halle er nicht widerstehen können.
Bleich, hoch aufgerichtet und unendlich rührend in ihrer durch düsteren Gram noch geadelten Schönheit, schrittHermine am ArmdesUntersuchungS- richters hin.
Ehrfurchtsvoll machten die Herren ihr Platz, nachdem Scheidewein dem Staatsanwalt zugeflüstert hatte: „Die Braut des unglücklichen Loten. Ich konnte ihre Bitte nicht abschlagen, und wenn jemand imstande ist, noch ein Zeugnis für die Identität des Ermordeten abzugeben, so ist es Fräulein Florus." (Forts, folgt.)
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