Amtsblatt

für die Stadt Witdvad.

Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags

Bestellpreis vierteljährlich 1 Mk. 10 Psg. Bei allen wärt, tembergischen Postanstalten urd Boten im Orts- und Nach­barortsverkehr vierteljährlich 1 Mk. is Pfg.; außerhalb desselben 1 Mk. 20 Pfg.; hiezu Pfg. Bestellgeld.

ME

Anzeiger

für Wit'dva d u. Mmgevrrng.

Die) Eiurückangsgebilhr

beträgt für die einspaltige Petitzeile oder deren Raum 8 Pfg. auswärts 10 Pfg., Reklamezeile 20 Pfg. Anzeigen müssen den Tag zuvor aufgegeben werden; bei Wiederholungen entfprechender Rabatt.

Hirzu: Illustriertes Sountagsblatt und während der Saison: Amtliche Fremdenlistq.

vir. 5 >

Dienstag, den 13. Januar 19!4

> 50. Jahrgang.

Aus Württemberg.

Stuttgart, 12. Jan. Der König ist heute nachmittag mit dem Schnellzug 3 Uhr 21 nach Kap Martin abgereist. Die Königin begleitete den König bis nach Böblingen und kehrte dann hierher zurück.

Stuttgart, 12. Jan. Der Staatsanzeiger veröffentlichte eine Kgl. Verordnung, wonach die Ständeversammlung berufen wird, zur Wiederauf­nahme ihrer Sitzungen am Mittwoch den 21. Jan. in Stuttgart zusammenzutreten.

Stuttgart, 11.Jan. Die Landesversammlung der Nationalliberalen Württembergs, bei der Baffermann über Reichspolitik sprach, nahm bei ungewöhnlich starkem Besuch einen glänzenden Verlauf.

Stuttgart, 10. Januar. Der Verband Württ. Industrieller hält am 17. und 18. Jan. seine 6. Hauptversammlung in Heilbronn ab.

Stuttgart, 12. Januar. Als gestern der Fischer Jakob Käser und der Maurer Johannes Lausterer aus Münster mit dem Feldhüter Oberer aus Mülhausen a. N. in dem hochgehenden Neckar fischten- wurden sie über die Wehranlage der Ar- nold'schen Spinnerei mit ihrem Nachen hinunter­gerissen und verschwanden in den Fluten. Dem Fischer Käfer gelang es, das User zu gewinnen, der 40 Jahre alte Lausterer und der 32jährige Oberer aber ertranken.

Aus dem Güterbahnhof in Untertürkh eim hat sich gestern nachm, ein schwerer Unfall zu­getragen. Der Bremsschuhleger Döll blieb beim Ankuppeln eines Güterwagens an eine Maschine mit einem Fuß zwischen dem Geleise an einer Weiche hängen und wurde überfahren. Dem Unglücklichen wurde ein Bein und ein Arm ab­gefahren; außerdem erlitt er noch schwere mnere Verletzungen. Er wurde noch lebend ins Cann- statler Krankenhaus gebracht, wo er aber nach zwei Stunden starb. Der Verunglückte war erst im letzten Herbst vom Militär enttaffen worden.

Im sogen. Eichholz bei Sindelsingen spielte sich dieser Tage ein seltsamer Kamps zweier Tiere ab. Ein Dachshund stöberte eine große Wildkatze aus, die sich aber dem Hund kräftig zur Gegenwehr stellte. Es entspann sich ein heißer Kampf auf Leben und Tod, wobei schließlich die Wildkatze auf der Strecke blieb. Aber wie sahMänne" aus! Das Blut rarln ihm aus vielen Biß- und Kratz­wunden nur so am Leibe herunter und sein Fell war halb zerrissen.

Tübingen, 12. Januar. Heute wurde in

einem Haus in der Uhlandstraße im Keller die Leiche eines 10 jährigen Mädchens aufgefunden. Alan nimmt an, daß es sich um das Opfer eines Lustmords handelt. Es wurde ein Hausburjche verhaftet, der aber die Tat leugnet.

Tübingen, 12. Jan. Heute nachmittag, eine Stunde nach dem Verhör durch den Vertreter der Staatsanwaltschaft, hat der Hausbursche Maier nach langem Leugnen der Polizei gegenüber das Bekenntnis abgelegt, daß er die Tat begangen hat. Es waren dabei der Polizeikommissär und ein Polizeiwachtmeister anwesend.

Plochingen, 12. Jan. Bahnwärter Mayer hat am Freitag nachmittag die Leiche des in der Nacht vom 23. auf 24. November beim Nachhause­gehen von hier nach Reichenbach verunglückten Web­meisters Johann Rein aus der hochgehenden Fils geländet. Rein war, wie seinerzeit berichtet, mit dem Webmeister Hof vom Weg abgekommen und in die Fils geraten. Die Leiche HosS wurde schon einige Tage nach dem Unfall getändet.

Bei der Station St impf ach, OA. Crails­heim, wurde ein Gefährt vom Zug überfahren und ein Reisender aus München dabei so schwer ver­letzt, daß er am andern Morgen im Krankenhaus in Crailsheim starb.

G ammertingen, 11. Januar. Adlerwirt Steinhart von Feldhausen hatte mehrere Gäste auf den letzten Zug hierher gefahren. Das Pferd kam mit dem Schlitten wohtoehalten zurück und blieb vor dem Adler stehen. Steinhart aber lag blut­überströmt und bewußtlos im Schlitten. Er hatte auf unaufgeklärte Weise einen Hieb auf die Stirn und einen Schädeldruch erlitten. Als seine Frau schnell Verbandzeug vom oberen Stock holen wollte, siel sie die Treppe hinunter und brach den Fug. Der Ehemann schwebt m Lebensgefahr.

Aus dem Hlerctze.

Berlin, 10. Jan. Der Seniorenkonvent des Reichstags ist zum 15. Januar einberufen worden, um über die Geschäftslage Vorschläge zu machen. Wie verlautet, will der Seniorenkonvent wie im Vorjahr für die gesamte zweite Etatslesung einen Arbeitsplan ausslellen. Der Arbeitsplan für den Etat soll so ausgestellt werden, daß eine rechtzeitige Verabschiedung bis zum 1. April er­möglicht wird. Die Budgetkommission des Reichs­tags beginnt die Etatslesung am 14. Januar; die zweite Lesung des Etats im Reichstag soll am 19. Januar beginnen.

In Berlin (Groß-Berlin) sollen sich gegen­

wärtig nach den Mitteilungen der Gewerkschaften 80000 Arbeitslose befinden.

Frankfurt, 12. Jan. (Hopf-Prozeß.)- Der Giftmörder Hopf erklärt sich für unschuldig. Doch gesteht er zu, daß er seiner dritten Frau Eholera- und Typhusbazillen eingegeben hat. Er will das aber in einem Zustand geistiger Störung getan haben.

Hamburg, 9. Jan. Ein hiesiger Schutzmann durchschnitt seinen drei Töchtern im Atter von 2, 4 und 7 Jahren die Kehle und erhängte sich dann. Der Anlaß zur Tat soll in Familien- zwistigkeiten zu suchen sein. Ueber dl» blutig» Lat des Schutzmanns Richard Schmidt erfährt man noch folgende Einzelheiten: Die Tat ist auf eheliche Zwistigkeiten zurückzuführen. Schmidt hatte seiner Frau wegen schlechten Lebenswandels das Haus verwiesen und scheint dann seines Lebens überdrüssig geworden zu sein. Er tötete zunächst seine beiden jüngeren Kinder, darauf seine ältere Tochter, in deren Halse man bei der gewaltsamen. Oeffnung der Wohnung noch das Messer fand.. Schmidt verletzte sich dann durch einen Schuß schwer und machte schließlich seinem Leben durch. Erhängen ein Ende. Aus Veranlassung seiner Frau, die in das Haus zurückkehren wollte, wurde von der Polizei die Wohnung heute mittag geöffnet,, wobei man die 4 Leichen fand.

Hildes he im, 12. Jan. Der Dienstknecht Marx aus Grasdorf, der seine Geliebte ermordet hat und deswegen zum Tod verurteilt wurde, ist hier Samstag früh hingerichtet worden.

Köslin, 12 . Jan. Die Hochwässerflut hat besonders in den Bezirken Rügenwalde, Köslin und Lchlawe furchtbar gewütet. Im Kösliner Kreis, sind vier Ortschaften so gut wie vernichtet. Furcht­bare Szenen spielten sich in Laase und Damkerort ab. In beiden Dörfern stieg das Wasser am Samstag vorm, so schnell, innerhalb 2 Stunden,, daß die Bewohner nichts als das nackte Leven retten konnten. Das von den heranstürzenden Wellen erschreckte Vieh konnte nicht mehr losge­macht werden, es ertrank in den Ställen. Es blieb den unglücklichen Fischern nichts übrig,, als. aus die Dächer ihrer Hauser zu flüchten. Hier hockten Männer, Frauen und Kinder fast 30 Stun­den lang in durchnäßten Kleidern und warteten auf ihre Rettung. Die Flut ist jetzt abgeflaut.

In Soldau (Ostpreußen) wurde die Familie des Baumeisters Alfred Bratz, bestehend au» Mann, Frau und 5 Kindern im Alter von 418 Jahren am Freitag früh tot in der Wohnung aufgesunden. Die fünf Kinder lagen mit durchschnittenen Kehlen

Dir Ichönr Amerikanerin.

Roman von Erich Ebenstem.

15) (Nachdruck verboten.)

Klinger starrte einen Augenblick sprachlos drein. Dann wurden seine Züge gespannt.

Ah das ist ja sehr interessant." Das müssen Eie mir ganz ausführlich erzählen. Fangen wir mit dem Ersten an: Wie sah der Mann aus?"

Da muh ich Ihnen erst von dem Italiener selbst erzählen."

ES war also tatsächlich ein Italiener? Wissen Sie das bestimmt?"

Ganz bestimmt. Er trug sich ja in den Meldezettel als Antomo Batistella aus Bo­logna ein."

Beschreiben Sie mir diesen Batistella."

Melzers Beschreibung stimmte auf ein Haar mit jener überein, die Frau Wendel von dem aufgeregten Besucher in Witts Atelier gegeben hatte. Sogar- die Kleider stimmten: Schwarzer Anzug, ausgeschnitteneWeste,kleineschwarzeKravatte, Lackstiefel. Demnach war kein Zweifel, daß Bati­stella der Gesuchte war.

Wann kam er an?" fragte Klinger.

Am 9. Mai mit dem Tiiester Abendschuell- zug. Er trug eine kleine schwarze Handtasche, nichts weiter, und mietete das beste Zimmer, das ich habe. Zum Abendessen, das er im Zimmer einnahm, bestellte er Rinderbraten mit Makkaroni und eine Flasche Wein. Die Makkaroni schickte er unberührt zurück, wir könnten Sie nicht bereiten, sagte er zum Stubenmädchen. Dann legte er sich zu Bett und schlief am nächsten Tag fast bis in den Mittag hinein. Um 12 Uhr bestellte er einen Wagen uiU> fuhr fort."

Pardon, wissen Sie vielleicht, welches Ziel er dem Kutscher angab?"

Ja. Er nannte die Herwigstraße. Das Numero konnte ich nicht verstehen."

Herwigstraße? Täuschen Sie sich bestimmt nicht?"

Nein."

Und dann?"

Dann blieb er fort und wir sahen ihn über­haupt nicht wieder."

Klinger sprang erregt auf.Was, er kehrte nicht mehr zurück?"

Nein."

Und Sie machten keine Anzeige?"

Dazu lag tein Grund vor. Er hatte das Zimmer auf acht Tage gemietet und vorausbezahlt. Auch ließ er sein Gepäck zurück und sagte zu dem Stuben­mädchen, er se: gekommen, umVerwandte zu besuchen, und es wäre möglich, daß er bei diesen über Nacht bliebe."

Das war am 10. Mai und heute ist der 1b."

Ja. Aber die acht Tage, die er vorausbezahlt hatte, waren noch nicht um. Ich machte nur also keine Gedanken weiter. Heule ganz früh am Morgen nun kam ein älterer Herr, welcher sich als Signor Bassano vorsiellle und fragte, ob dies das Gast­haus sei, in dem kürzlich ein italienischer Herr ab­gestiegen sei."

Nannte er den Namen desselben?"

Das weiß ich wirklich nicht. Aber er beschrieb ihn so genau, daß gar tein Zweifel sein konnte. Signor Bassano sagte, der Fremde sei sein Neffe und habe sich bei einem Spaziergang den Fuß übertreten. Er läge nun bei ihm daheim und er bleibe auch dort. Ich solle ihm das Gepäck des Neffen ausfolgen und der Dienerschaft die Trink-