m den Betten, während die Eltern in Trauerklei- düng aneinandergelehnt auf dein Sofa lagen. Auch die Schwester des Baumeisters wurde tot aufge­funden und ebenso lag der Hund mit durchschnittener Kehle in der Wohnung. Am Wohnungseingang fand man einen Zettet mit der AufschriftVorsicht, East" Sämtliche Gashahnen der Beleuchtungs­anlage waren geöffnet vorgefunden worden. An­scheinend haben pekuniäre Verhältnisse die Eheleute Bratz veranlaßt, ihren Kindern das Leben zu nehmen und dann selbst freiwillig aus dem Leben zu fchec- den. Aus hinterlassenen Briefen geht hervor, daß der Baumeister Bratz und seine Frau und die aus Danzig stammende Schwester des Baumeisters, Margarethe Bratz, im Einverständnis gehandelt haben. Ebenfalls steht fetzt fest, daß zunächst die ganze Familie mit Gas vergiftet werden sollte und daß Bratz, als die Wirkung nicht schnell genug ein- trat, mit einem Taschenmesser seinen Kindern und seiner Schwester die Kehlen Durchschnitt. Die Leiche des ältesten Sohnes weist außer der Schnittwunde eine Stich- und eine Schußwunde aus. Die Leichen des Ehepaares trugen Schußwunden an der Stirn und an der Schläfe. Bratz hatte vor 3 Jahren ein Baugeschäft in Soldau übernommen, in dem er früher als Architekt tätig war. Ueber dieses Geschäft war der Konkurs verhängt. Bratz sollte wegen seiner Weigerung, über verschiedene geschäft­liche Manipulationen Rechenschaft abzulegen, ver­haftet werden. Dies und die zerrütteten sonjttgen Verhältnisse sind wohl der Hauptgrund zu der grausigen Tat. Hausbewohner wollen gegen 4 Uhr morgens Geräusche in der Bratz'schen Woh­nung gehört haben. Die Aufwartefrau fand in der Früh« die Türe verschlossen und die Klingel ab­gestellt. Auf ihre Mutmaßung, daß hier ein Un­heil geschehen sei, wurde die Wohnung geöffnet, worauf man dann die ganze Familie tot vorfand.

Müncheu, 10. Jan. Bei der Generaldebatte über den Militäretat für 1914 besprach der Ab­geordnete Lutz (Bauernbund) die Verhältnisse des Militärs in den Reichslanden und verlangte, daß die bayrischen Soldaten in den Reichslanden unter allen Umständen vor Beleidigungen gefchützt werden. In den Zaberner Fällen habe man viel von Auf­reizungen durch das Militär gehört, wenig aber von Ungezogenheiten der Bevölkerung. Kriegs­minister Frhr. Kreß von Kressenstein sagte, er müsse ablehnen, aus die Vorgänge in Zabern einzugehen, doch danke er dem Abgeordneten Lutz dafür, daß er für die schwierige Lage, in der sich die Soldaten in den Reichslanden befänden, jo warme Worte gefunden habe.

Straßb.urg, 10. Januar. Oberst v. Reuter und Leutnant Schaadt wurden von sämtlichen An­klagen fr eigef'p rochen. Die Kosten trägt die Staatskasse.

Strahburrg, 10. Jan. In dem Berufungs­prozeß des Leutnants von Forstner vor dem Oberkriegsgericht des 15. Armeekorps wurde heute mittag um 2 Uhr das Urteil verkündet. Leutnant von Forstner wurde unter Aushebung des erst­instanzlichen Urteils wegen des Lettweiler Vorfalles sreigesprochen. Das Oberkriegsgericht billigt ihm dadurch nicht nur putativeNotwehr, sondern Notwehr in vollem Umfange zu. Dem Empfinden des weitaus größten Teiles unseres Volkes entspricht dies Ergebnis nicht.

Die Urteilsbegründung stützt sich auf den 8 53 des Reichsstrasgesetzbuches (Notwehr). Das Gericht hat anerkannt, baß der Schuster Blank tatsächlich den Ausdruck:Warte Junge, du wirst gemetzgtl" gebraucht hat. Fahnenjunker Weiß, der Len Ausdruck hinter sich vernahm, drehte sich herum und sah den Mann, der in die Tasche griff, als

wollte er ein Messer herausziehen. Er habe diesen Mann mit Bestimmtheit als den Schuster Blank bezeichnet, da kein anderer in Frage kommen konnte. Er habe eine zweite Person nicht bemerkt. Forstner konnte annehmen, daß Blank sich auf ihn stürzen wolle. Notwehr habe also in vollem Umsang Vorgelegen. Die elsaß-lothringischen Zeitungen sind empört über das Urteil und bleiben dabei, daß die ganze Sache durch ein paar übermütige junge Leute entstanden sei. Sie greifen die Za­berner Offiziere mit aller Schärfe an.

Der Pariser Figaro schreibt zu dem Straß­burger Urteil u. a.:Der gestrige Tag ist für Deutschland, ja für ganz Europa ein historischer Tag. Die Armee hat den Sieg über die Nation davongetragen. Man muß für unsere Nachbarn mehr Mitleid als Entrüstung empfinden, denn das ganze Volk ist vergewaltigt worden."

Im Anschluß an die Zaberner Prozesse hört man immer wieder die Auffassung, daß mit einer Gefängnisstrafe Dienstentlassung des betr. Offiziers verbunden sei. Das ist irrig. Die Dienstentlassung muß im Urteil ausdrücklich neben der Gefängnis­strafe ausgesprochen werden, ist aber niemals eme selbstverständliche Folge einer Gefängnisstrafe. Die zu einer Gefängnisstrafe verurteilten Offiziere, Sa­nitätsoffiziere und Militärbeamten verbüßen jede Gefängnisstrafe in einer Festungsgefangenenanstalt, wenn eben nur auf Gefängnisstrafe und nicht auch Dienstentlassung erkannt worden ist, also nicht im Gefängnis. In ihrer militärischen Stellung ändert sich nichts. In den Festungsgefangenen­anstalten erhält jeder chargierte Gefangene, wenn möglich, ein besonderes Zimmer, das unter Ver­schluß zu halten ist. Die Gefangenen erhalten täglich die Erlaubnis, sich während zweier Stunden in freier Luft zu bewegen. Während dieser Zeit können sie mit Erlaubnis des Gouverneurs für kurze Frist Besuche annehmen.

Aus öern Ausland.

Wien, 12. Jan. Von sonst gut unterrichteter Seite wird bestätigt, daß die Drelbundmächte den Vorschlag des Staatssekretärs Grey über die Jnselfrage demnächst zustimmend beantworten werden. Da gemäß diesem Vorschlag von den Inseln nur Jmbros und Tenedos der Türkei zugedacht find, so würde außer Chios und Mytilene auch Lemnos, Samothrake und Castellorizo Griechen­land zufallen.

Wien, 12. Januar. Wegen Erkrankung an schwarzen Blattern wurde hier ein Bäcker­lehrling ins Franz Josef-Krankenhaus eingeliesert.

Brüssel, 11. Jan. Durch (Überschwemmung sind mehrere Tausend Häuser unter Wasserein­brüchen eingestürzt. Das Lütticher Spital Hedimont mußte eiligst geräumt werden. Die Nonnen des Klosters Dolhain ergriffen die Flucht vor den Fluten.

Valona, II. Jan. In den letzten Tagen kam es bei' Polis, 6 Stunden von Elbassan, zwi­schen Anhängern Essad Paschas und ihnen ent­gegengesandten Gendarmeneabteilungen zu Schar­mützeln, die auch heute noch fortdauerten.

Der griechische Ministerpräsident Venizelos ist nach Paris abgereift.

Konstantinopel, 11. Jan. General Liman von Sanders übernimmt an Stelle des Kommandos über das 1. Armeekorps die Mission als General­inspekteur der türkischen Armee. Das Kommando über die Dardanellen ist dem türkischen Kriegs­minister Vorbehalten.

Ko n stantrno pel, 10. Jan. Diplomatische Kreise halten einen Großwesirwechsel für nahe bevorstehend, da die Verhältnisse auf eine baldige

gelder in dessen Namen verabreichen, damit sie nicht zu Schaden kämen. Die Trinkgelder waren so reichlich, daß ich ganz verblüfft war.Es hat aber doch nichts Ernstliches auf sich mit Signor Bati- stellar Fuß?" fragte ich noch, worauf der freund­liche Herr mich beruhigte. Stein, er müsse nur noch einige Tage liegen, doch hoffe Herr Batistella, in etwa acht Tagen mir selbst seine Anerkennung aus­sprechen zu können für die gute Unterkunft, die er bei mir gefunden habe."

Wie für die eine Nacht?"

Jawohl. Und ich muß sagen, in den ganzen zwanzig Jahren, seit ich das Geschäft hier führe, habe ich noch keinen so höflichen Gast beherbergt."

Das glaube ich. Wie sah denn dieser Herr Bassano aus?"

Ein sehr würdiger alter Herr mit einer mäch­tigen grauen Mähne und ebensolchem Bart. Das Gesicht war gelblich, die Augen hell und lebhaft. Er sprach wohl besser deutsch als sein Neffe, aber man merkte ihm den Ausländer doch an."

Und Sie gaben ihm die schwarze Handtasche?" Oder hatte Batistella sonst noch Gepäck?"

Nein, blos die Tasche, und die gab ich natür- ,ich her.-^Dabei war Herr Bassano noch von ko­

mischer Gewissenhaftigkeit. Er öffnete sie nämlich in meiner Gegenwart und nahm ein Inventar auf, das ich unterschreiben mußte und das er mir da ließ. Komisch, nicht wahr? Er meinte, dies sei er mir schuldig, damit gebe er mir gleichsam den Beweis in die Hand, daß er alles richtig über­nommen habe. Ich sollte es mir nur gut ausheben. Und wenn jemand etwa behaupten wolle, es sei nicht alles in der Tasche gewesen, was Herr Bati- ^ stell« zurückgelassen habe, so hätte ich das Ver-! zeichnis als Deckung und er wolle bezeugen, daß ^ es richtig sei, denn sein Neffe habe ihm alle Gegen-. stände genannt, und es stimme."

Sonderbar!"

Hm, ich finde das sehr anständig. Um 9 Uhr kam dann ein zweiter Herr, um nach Herrn Bati­stella zu fragen, aber der sah mir so verdächtig aus und wußte selbst nichts über ihn, sodaß ich ganz ärgerlich wurde."

Wie vorhin bei mir!"

O, das ist doch etwas Anderes. Sie haben Ihre Berechtigung erwiesen . . ." Er hielt plötzlich inne und sah Klinger bestürzt an.

Aber wie ist denn das?" Sie sind von der

Umbildung des Kabinetts hindrängen. Angeblich haben der Minister deS Innern Talaat-Bei, sowie der Präsident des Staatsrats, Halil-Bei, gegen­wärtig die meiste Aussicht. Der Kommandeur der 3. türk. Division, der frühere Kommandeur des Stuttgarter Grenadier-Reg., General Bronsart von Schellendorf, wird vermutlich durch einen jüngeren Offizier ersetzt werden und im großen Generalstab Verwendung finden.

Petersburg, 10. Jan. In dem Gebiet der nordwestlichen Bahnen haben überall starke Schneeverwehrungen stattgefunden. Der Passagier- und Warenverkehr mit Reval war 24 Stunden lang unterbrochen. In Pikow haben sich sieben Züge angesammelt. Die Verbindung von Kronstadt mit der Küste ist unterbrochen. Alle nach Peters­burg gehenden Züge haben Verspätung. Die Vorstädte und Dörfer bei Petersburg sind völlig eingeschneit.

Eine Meldung, die allerdings mit einiger Vor­sicht aufzunehmen ist, ging am Freitag durch die Hearst'jche Presse Nord-Amerikas. Aus Washington wird sie folgendermaßen wiedergegeben: Innerhalb der nächsten zwei Wochen nach Be­endigung der Schlacht um Ojinaga werden die Vereinigten Staaten in Mexiko einschreiten, wenn nicht General Huerta von dem Posten als Prä­sident zurücktritt. Diese Mitteilung kommt aus einer Quelle, die ungenannt bleiben muß, aber derart zuverlässig ist, daß kein Zweifel an der Erklärung sich erhebt, daß die augenblicklichen Pläne der Washingtoner Regierung in dieser Rich­tung lausen."

Newyork, 11. Jan. Eine Depesche aus Prestdio meldet, daß die mexikanischen Aufstän­dischen gestern Ojinaga, das von Bundestruppen besetzt war, angriffen. Da diese nur noch über 50 Patronen auf den Mann verfügten und ihre Niederlage unausbleiblich war, räumten sie den Platz. Der Höchstkommandierende, General Mer- cado, überschritt den Rio Grande und ergab sich dem Befehlshaber der Truppen der Vereinigten Staaten. Alle Bundestruppen versuchten dasselbe zu tun, hatten aber in der Dunkelheit Schwierig­keiten, so daß über den Verbleib des größten Teils von ihnen noch nichts bekannt ist. Nach diesem Erfolg sollen die Aufständischen die Herren des Nordens von Mexiko sein. Die Aufständischen, unter dem Befehl des Generals Villa, haben dann abends 10 Uhr Ojinaga eingenommen.

Eine schaurige Entdeckung haben am Weih­nachtstage nach Newyorker Meldungen zwei Jäger in den dichten Gebirgswäldern der Rocky mountains gemacht. Sie fanden in einer zuge­klappten großen Bärenfalle den stark verwesten Leichnam eines Jägers, in welchem sie nach den Papieren einen reichen Minenbesitzer von Denver, der seit einiger Zett spurlos verschwunden war, erkannten. Der unglückliche Jäger muß beim Ein­legen des Köders die Falle in Bewegung gesetzt haben, sodaß seine beiden Arme von den grausigen Zähnen der Spannbögen ersaßt und sestgehalten worden sind. In dieser entsetzlichen Lage mußte der Mann bis zu seinem Ende ausharren. Die Vorgefundenen Spuren zeigen, daß er einen ver­zweifelten Kampf mit dem Folterinstrument geführt hat. Da der Fleischköder verschwunden ist, so ist anzunehmeu, daß es dem Jäger gelungen ist, ihn zum Munde zu sühren. Auch war die Rinde eines überhängenden Strauches abgenagt. Der Newyorker Daily Eitizen" meint mit Recht, daß der Gebrauch von Tierfallen überhaupt verboten werden sollte. Der Jäger habe sich wohl ein lebhaftes Bild von den Qualen eines gefangenen Tieres machen können.

Die erste Reise durch den Panamakanal

Geheimpolizei und Sie werden doch nichrs zu schaffen haben mit dem armen Herrn Batistella?"

Klinger zuckte schweigend die Schultern. Dann sagte er kurz:Führen Sie mich in das Zimmer des Fremden."

Melzer war sofort bereit.

Ader finden werden Sie nichts dort, denn Herr Bassano hat schon jeden Winkel durchstöbert darnach, ob sein 'Neffe nichts vergessen hat."

So? Das ist ja sehr nett", brummte Klinger ärgerlich, ging aber doch in das Zimmer, welches der Italiener bewohnt hatte. Doch fand sich absolut nichts vor. Klinger nickte.

Das konnte ich mir eigentlich denken. Und Sie, Herr Melzer, haben da einen ganz gewaltigen Bock geschossen, der Ihnen noch lange im Magen liegen dürfte: Sie hatten ja nicht die mindeste Berechtigung, das Gepäck Ihres Mieters einer wildfremden Person auszufolgen."

Aber der Herr war doch sein Onkel?"

Hat er Ihnen das irgendwie bewiesen?"

Las wohl nicht, aber . . ."

Schon gut. Dieser freundliche Bassano war gewiß ein Mitschuldiger und der Schaden läßt sich leider nicht mehr gut machen." (Forts, folgt.)