Schlitten neben sein Kind. Als man nach ihm suchte, war er sowie sein Kind bereits erfroren. Auch eines der Pferde war bereits tot, während das andere noch schwache Lebenszeichen gab. Reicher stand im 34. Lebensjahr und hintertäßt eine Witwe mit 6 kleinen Kindern.
Das Bergdorf Ascherabei Tarasp im Unter- Engadin steht in Gefahr. Die gegen den Inn vorgeschobenen Terasfen find im Begriff, den Hang hinunterzurutfchen. Es find über IOU 000 Kubikmeter Erde in Bewegung. Wenn die Rutschung ein rascheres Tempo annehmen und ein größerer Teil der Erdmasse auf einmal in den Inn hinunler- gleiten sollte, so wäre eine Katastrophe sür das ganze Unterengadin unvermeidlich, und es könnten auch dre Heilquellen von Tarasp gefährdet werden. Bekanntlich sind auf der andern Seite die Terrassen, aus denen das Dorf Fetlan liegt, ebenfalls gefährdet; man hat sie durch Borbauten zu stutzen gesucht.
Paris, 9. Januar. In der Umgebung von Rennes wurde gegen Mitternacht eine starke Erderschütterung verspürt.
Paris, 9. Jan. Der „Temps" will von eingeweihter russischer Seite gehört haben, daß die Nachricht von einer russisch-deutschen Verständigung über die deutsche Militär-Mission verfrüht sei. Deutschland soll sich sehr unzugänglich gezeigt haben und man soll über diese unsreunouche Haltung Deutschlands am Hoslager des Zaren sehr verstimmt sein. Man will m russischen Kreisen wissen, daß die Schwierigkeiten Deutschlands von dem Unlerflaalssekretär Zimmermann ausgehen. Rußland wird vermutlich verlangen, daß demGeneral Sanders sein Kommando wieder entzogen oder daß der Sitz der Militärmisfion an einen anderen Platz als Konftantmopel verlegt wird.
Aus Nancy wird gemeldet, daß gegen den vor einiger Zeit verhafteten 35sährigen Deutschen Herrmann Anklage wegen Spionage erhoben worden ist. Nach der Anklageschrift find bei Herrmann sehr belasiende Dokumente gesunden worden, die sich auf die französische nationale Verteidigung beziehen. Voraussichtlich wird das Gericht schon am 15. Januar das Urteil sprechen.
Orleans, 9. Jan. In dem Dorfe Oliv et, 10 Kilometer von Orleans entfernt, sind eine 58jährige Frau und ihr 33fähriger Sohn verhaftet worben. Sie haben seit vielen Jahren eine weitläufige Verwandte iin Keller ihres Hauses gefangen gehalten. Die Unglückliche war mit Kellen au die Wand angefchlosfen und lag auf einem verfaulten Strohlager. Die Bedauernswerte hat vollständig den Verstand verloren. Der Beweggrund der Gefangenhaltung soll in Erbschaftsangelegenheiten liegen.
Zwischen der französischen und russischen Presse ist eine grimme Fehde ausgebrochen. Der „Temps" hat der russischen Regierung den Vorwurf gemacht, sie sei an der Abkühlung der Beziehungen innerhalb der Triple-Entente scquld. Der „Rfetsch" polemisiert gegen den „Temps" in der schärfsten Tonart und erklärt, die Auslassungen des französischen Blattes bilden nur einen Beweis für die Gereiztheit, die in,der Umgebung des französ. Auswärtigen Amtes herrsche.
Rom, 9. Jan. Als gestern in der Ortschaft Paliano, wo unter der bäuerlichen Bevölkerung eine Gärung herrscht, eine Gruppe von Bauern unter den Fenstern eines gewissen Andreas Tucki Demonstrationen veranstallete, gab dieser Flintenschüsse auf-die Leute ab, tötete ein Mädchen und verletzte etwa 30 Personen. Tucci wurde verhaftet.
Rom, 9. Jan. In Bari ist aus Durazzo eine albanische Abordnung eingetroffen, die dem Prinzen zu Wied entgegenreisen und ihn entladen soll, sich so schnell als möglich nach Albanien zu begeben.
Alailand, 9. Januar. Die „Gazelta del Popolo" meldet aus Rom, Italien und Oesterreich- Ungarn hätten im gemeinsamen Einverständnis militärische Vorbereitungen für See- und Land- Operationen für den Fall getroffen, daß die albanischen Vorgänge die Ausführung der Beschlüsse der Mächte notwendig machen sollten.
London, 9. Jan. Das Reutersche Bureau erfährt von autoritativer Seite: Die Antwort des Dreibundes auf die britischen Vorschläge betreffend die ägüischen Inseln wird als unmittelbar bevorstehend betrachtet. In gut unterrichteten Kreisen «st man immer der Ansicht gewesen, daß die Antwort nicht lange hinausgeschoben werden wird, und dre Note in jedem Falle vor dem 18. ds. Alts, ausgehändigl werden wird, um Griechenland Zeit zur Räumung zu geben.
Madrid, 9. Jan. Ganz Spanien starrt in Eis und Schnee. Die Zeitungen haben für nichts Interesse als für Unwetternachrichten. Der Schaden ist nicht nur in Spanien, sondern auch in Nordmarotko ungeheuer, da sowohl die Oel- als die Weinpflanzungen unter der Kälte schwer gelitten haben.
Die Meldungen von einer albanischen Gegenbewegung gegen den fremdländischen Fürsten find doch nicht ohne ernsten Hintergrund. Zwar scheint diese Bewegung dank der Schlagfertigkeit der provisorischen Regierung rasch erstickt worden zu sein; aber die ernsten Maßregeln beweisen doch, daß sie ernst zu nehmen war.
Aus Benghasi werden neue Erfolge des italienischen Vorgehens in der Cyrenaika berichtet: Am Dienstag nachm, griff eine Abteilung von Arabern, die in der Umgebung von Dmurian standen, von einem die ganze Umgebung beherrschenden Hinterhalt aus eme Wagenkolonne an, die mit Proviant von El Abiar zurückkam. Die Begleitmannschaft ging zum Angriff vor, worauf ihr zwei Kompagnien zu Hilfe kamen, welche die Gegend säuberten. Die Aufständischen wurden, zurückgetneben und zerstreut. Sie ließen zwanzig Tote zurück und halten.viele Verwundete. Aus italienischer Seite wurden 10 Mann getötet und 5 verwundet.
In Brooklyn starb vor kurzem Frau Hedwig Osterhoff. Ihr Testament erwies sich als ein Dokument seltener Gattenliebe. Das Ehepaar war vor 10 Jahren eine Liebesheirat eingegangen, sie reich, er ein armer Schlucker und vollkommen abhängig von seiner Frau. Von ihrem zwei Millionen Dollar betragenden Vermögen hinterließ sie 1999 999 Dollar zu wohltätigen und religiösen Zwecken, während sie ihrem „teuren" Fred —
einen Dollar hinterließ, mit folgender charakteristischen Begründung: „Schon dieser Dollar ist viel zu viel! Mehr ist der ganze Kerl nicht wert!"
InSüdasrika droht ein Generalstreik auszubrechen. Die Gewerkschaften haben sich mit den Bergarbeitern solidarisch erklärt und die Arbeit niedergelegt.
Cairo, 8. Jan. In der Nähe von Assuan sind in den letzten Tagen ungeheure Heuschreckenschwärme beobachtet worden, die sich dem Nilbecken zu bewegen. Die Behörden treffen alle Vorkehrungen, damit nicht wieder Verwüstungen, wie im Jahre 1904, eintreten können.
Aus Klcrdt, ZÜezirk u. Hlmgevung
Neuenbürg, 9. Januar. Der Eingemeindungsvertrag zwischen Neuelibürg und Gräfen- hausen wegen Einverleibung einiger Ortsteile, z. B. Reute und der Bahnhofsgegend, von Gräfenhausen nach Neuenbürg ist von der Kreisregierung in Reutlingen genehmigt worden.
Hirsau, 9. Jan. Nach neunjähriger Tätigkeit verließ uns der zum Forstrat der Kgl. Forst- direktion beförderte Forstamtsvorstand, Herr Forstrat Dr. Harsch.
E b e r s h a rjd t b. Nagold, .9. Jan. Bei einem hier stattgefundenen Holzverkauf wurde der schöne Durchschnittspreis von 13?°/» erlöst.
Kries a« «i« Fremd Schorsch m Zwerika.
-m Wildbad, am zehnta Januwar 14.M Liaber Freind Schorschl Endlich isch mer Widder im recht« Gleis von den« viel« Felerdig Herl Von ällerhand Vereins- feschtlichkaita sen etzet blos no scheene Erinnerenga und — a leerer Geldbeidel übnch, wie äll Johr. Awer scher' isch halt doch au Widder gwä. Du glaubsch nemlich gar net, was in uns Wildbäder für a Humor und Theaterbluet fchdecktl Z'kröpfich hält mer se äls im Feschtsaal in der Turnhall drunta lacha könna üwer die Figura, wo mer do g'feh hat und die Riß, wo do g'macht worda sen. Am üllerbesta soll der Guschtl vom Liederkranz g'falla Han; der sei eifach zum Dodschiaßa gwä, sag« se. I selber hab'n leider net g'seh.
Awer üwer ebbes hen sich hauptsächlich d'Weibs- leit g'frait: daß nemlich d'Turnhall 'n neia Boda kriagt hat, daß mer beim Danza nemme so arg schdolbert. So manche Schöne und a manchs Bäärle isch dort äls in Verlegahait komm«. No ja, 'S isch au nix Netts, wenns uf eimol a Bergele nuf geht, wo mer doch maint, 's geh eba zue! Do isch kei' Wunder gwä, wenn äls amol ei's d'Füeß verwechselt hat. — Nadierlich isch der nei'Boda am Schuelhausei'weihungsfeschtbaU scho sertich gwä und glei' g'hörig mit ei'gweiht worda. —
Also, d'Feierdig sen vorbei und schee isch gwä. Sogar a Schneele hat net g'fehlt, und zwatmol seither hen mer a baar Däg lang a feine Schlidda- bah' ghet. Leider isch.awer geschtern nacht scho Widder Sudelwedder ei'treta und die ganz Winterfreud in Dreck g'falla! Statt ema flotta Rodelleba hen mer etzet Hochwasser und dürfa, wenn's noch a bisle so weiter näßt und saut, d'Keller ausbomba und
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Darüber konnte kein Zweifel sein, daß dieser Fremde in hohem Grade verdächtig war. Sein! aufgeregtes Benehmen, als er Witt nicht zu Hause antraf, die Drohung, mit welcher er sich entfernte, und das Dunkel, in welches sich seine Person hüllte, waren an sich schon Schuldbeweise.
Abram hatte den ganzen gestrigen Tag dazu benutzt, um in Hotels und Gasthöfen nach dem Fremden zu fragen. Ueberall war man ihm bereitwillig entgegengekommen, aber nirgends ergab die Nachfrage ein positives Resultat.
Nur Melzer wies ihn barsch ab, und das mußte einen Grund haben.
Abram wartete. Als er müde wurde, setzte er sich in eine kleine Milchhalle, durch deren Glastür man das gegenüberliegende Gasthaus im Auge behalten konnte.
So wurde es Mittag. Da machte Abram auf seinem Posten eine Geberde der Ueberraschung und stand auf, um die Person, welche eben quer über die Straße auf das „Blaue Lamm" zuging, besser sehen zu können.
„Der Kuckuck soll mich holen, wenn das nicht mein einstiger Kollege Klinger ist, der sich da
sachte anpirschtI" murmelte er ärgerlich. „Was hat denn der Kerl im „Blauen Lamm" zu suchen? Sollte er denselben Gedanken wie ich gehabt haben?"
Es war wirklich Klinger, der nun ebenfalls Herrn Melzer „unter vier Augen" zu sprechen wünschte. Auch er wanderte seit zwei Tagen von Gasthof zu Gasthof, um den verdächtigen Italiener zu finden, der mindestens über die Privatverhält- nisse des verschwundenen Malers besser unterrichtet zu sein schien, als selbst Witts nächste Freunde.
„Himmel London!" schrie Herr Melzer wütend, als der Portier ihn zum dritten mal an diesem Vormittag aus seinen Rechnungen aufstörte. „Hat man denn heute gar keine Ruhe?"
Natürlich empfing er Klinger, der in diesem Bezirk nicht bekannt war, nicht sehr gnädig.
„Was wollen Sie?" schnauzte er ihn an.
„Eine Auskunft, Herr Melzer. Ist vielleicht bei Ihnen vor einigen Tagen ein Fremder..."
Weiter kam er nicht. Melzer fuhr wütend auf: „Weiß schon, blaß, schwarzhaarig, Italiener usw. Der Teufel hole ihn und Sie dazu! Ich gebe keine
Auskunft, verstanden? Was geht es denn Sie an, wer bei mir absteigt? Nichts. Gar nichts. Mache» Sie, daß Sie weiterkommen!"
Klinger lieh sich lächelnd auf einen Stuhl nieder.
„Sachte, mein Mann. Sie scheinen ja sehr cholerisch veranlagt, aber mir werden Sie wohl Auskunft geben müssen."
„Den Teufel werde ich!" schrie Melzer, immer mehr außer sich geratend, „den Hausknecht lasse ich holen!"
„Bst — sehen Sie sich erst mal das an, mein Bester," sagte Klinger, dem Wirt seine Legitimation als Kriminalbeamter unter die Nase haltend.
Die Wirkung war eine augenblickliche. Melzer wurde blaß und fuhr sich verwirrt durch sein strohblondes Haar.
»Ja so," stammelte er, „dann freilich, warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt?"
„Sie lassen einen ja nicht zu Worte kommen. Also, was ist's mit dem Fremden?"
„Sie sind heute gerade der Dritte, der nach ihm fragt."
(Fortsetzung folgt.) ;