Amtsblatt

für die Stadt Witdvad.

Erscheint Dienstags, Donnerstags und SamStagS

Bestellpreis vierteljährlich 1 Mk. 10 Pfg. Bet allen wärt« tembergischen Postanstalten und Boten im Orts- und Nach- barortsverlehr vierteljährlich 1 Mk. 15 Pfg.; außerhalb desselben 1 Lik. 20 Psg.; hiezu 15 Pfg. Bestellgeld.

Anzeiger

für Wit'dva d u. Mmget-ung.

Die EinrücknngSgebühr

beträgt für die einspaltige Petitzeile oder deren Raum 8 Pfg., auswärts 10 Pfg., Reklamezeile 20 Pfg. Anzeigen müssen den Tag zuvor aufgegeben werden; bei Wiederholungen entjprecheuder Rabatt.

Hirzu: Illustriertes lsountagsblatt und während der Saison: Amtliche Fremdenlisttz.

i

0<r. S l

«M i «, - ! _ _ _

Mut für die um» Tage.

Das walte Gott!

In seinem Namen sing ich's an.

in seinem Namen leg' ich's wieder hin;

was ich verloren Hab, das sei vertan

ich nenn's Verlust und 's ist vielleicht Gewinn!

Hinaus denn aus den weitern Ozean,

und wär's zu neuem Schrffbruch, hoch den Sinn!

Nun blas' ins Segel, Wmd, nein Sturm, nein

Feuer!

Und du, du dunkler Gott, bleib treu am Steuer! *

Auf, auf, gib deinem Schmerz und Jammer gute 'Nacht, laß fahren, was das Herz betrübt und traurig macht! Vist du doch nicht Regente, der alles führen soll, Gott sitzt im Regunente und führet alles wohl." So sang ein alter deutscher Dichter, der in semem Leben genug durchzumachen hatte. Er sang es, damit anoere sich an seinem frohen und getrosten Mut aufrrchten können. Kommt, laßt uns zum neuen Jahr ihm folgen! Laßt uns vertrauen und hoffen!

Sieh deine Vergangenheit an; sie ist nicht mehr deine Sie kann vergeben werden, aber nicht ver­ändert. Und sieh deine Zukunft an; nichts, gar nichts verrät sie von ihren Geheimnissen. Eines aber gehört völlig dir: der gegenwärtige Augen­blick! Wie kann er reich sein an Friede und Freude, an Herrlichkeit und Größe! Dein ist der Augen­blick! Mir ist, als ob alle die Augenblicke des beginnenden Jahres uns bittend anblicken:Rein komme ich zu dir! Tu mir nicht Schmach und Schande an! Gib mir ein edles, heiliges Leben! Verkläre mich durch gut« Taten!

*

Gebe denn, der über uns wägt mit rechter Wage, jedem Sinn für seine Freuden, jedem Mut für seine Leiden In die neuen Tage I

Aus Württemberg.

Stuttgart, 4. Januar. Gestern abend gegen "/E Uhr wurde an der Ecke der Kloppstock- und Schwabflraße ein lOjährrger, rodelnder Knabe von einem Taxameter-Auto lotgefahren und ein 17jährlges Mädchen und ein gleichaltriger Lehr­ling schwer verletzt.

Dir jchöne Amerikanerin.

Roman von Erich Ebenstem. t3) (Nachdruck verboten.)

Als Mabel über die Schwelle trat, riß der Kommissar die Augen ordentlich auf.

Donnerwetter, war die schön! Und der feine Veilchenduft, der ihrer Person entströmte... im Nu roch die ganze Stube nach Frühling.

Meine Gnädigste," sagte Langmann, sich tief verbeugend,womit kann ich Ihnen dienen?"

Die schöne Amerikanerin erwiderte den Gruß mit einem reizenden Lächeln und reichte dem guten Langmann die Hand, ganz als befände man sich nicht in einem Büro der Kriminalpolizei, sondern in irgend einem vornehmen Salon.

Ich komme mit einer Bitte, Herr Kommissar. Mer gestatten Sie zuerst, daß ich mich vorstelle: mein Name ist Mabel Henderson."

Langmann fuhr überrascht in die Höhe.

Mrs. Henderson? Aus der Herwigstraße? Nicht möglich!"

Akabel lächelte amüsiert.

Doch ich bin es leibhaftig! Warum ver­setzt Sie das in solches Erstaunen?"

Mittwoch, den 7. Januar 1914

Vaihingen a. E., 5. Jan. Am Sylvester­abend wurde in Unterriexingen ein junger Mann bei einer Schlägerei lebensgefährlich verletzt. Sechs Burschen wurden verhaftet. Gestern abend gab es wieder Händel, deren 'Ausgang verhängnisvoller Natur war. Großsachsenheüner Burschen machten einen Ausflug nach Unterriexingen. In einer Wirtschaft gab es Streit, der sich auf der Straße fortsetzle. Es wurden Revolverschüsse abgegeben. Ein junger Alaun von Großsachfenyerm namens Weidenbach wurde in die Brust geschossen, was seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Ebenso wurde ein lOjähriges Mädchen namens Schüle in den Bauch geschossen und lebensgefährlich ver­letzt. An ihrem Auskommen wird gezweiselt. Untersuchung ist eingeleitet.

Göppingen, 5. Jan. Die zwei Mörder des Schutzmanns Oelkuch, zwei junge Italiener, wurden auf dem Stadlbahnhof in Friedrichshofen verhaftet, als sie nach Italien entfliehen wollten.

Ellhofen, OA. Weinsberg, 5. Jan. Auf der zurzeit als Rodelbahn sehr fleißig benützten Staatsstraße fuhr das 11jährige Kfnd des Bauern und Weingärrners Karl Schweikart unter einen mit zwei Pferden bespannten Schlitten aus Neckar­sulm so unglücklich zwischen die Pferde hinein, daß es schwer verletzt vom Platze geschafft werden mußte und nicht mehr zu retten war.

Friedrichshafen, 5. Januar. Das neue Zeppelinluflschiff L. Z. 23, das künftige Militär- tustschiff Z. 7, ist im Bau vollendet. Heute vor­mittag wurde mit der Gassüllung begonnen, so daß die erste Werkstättefahrl voraussichtlich am Mittwoch erfolgen kann. Der neue Lustlreuzer ist für Dresden bestimmt.

Aus dem Weiche.

Berlin, 5. Jan. Zu den neuerdings auf­getretenen Gerüchten, baß ber Kronprinz anläßlich der Zaberner Vorgänge den Oberst von Reuter und General v. Deimling telegraphisch zu ihrem Verhalten beglückwünscht habe, erfährt der Straß­burger Korrespondent desBerliner Tageblatts", daß tatsächlich Oberst v. Reuter vom Kronprinzen ein Glückwunschielegramm zu Neujahr erhallen haben soll, das den Obersten zu energischem Auf­treten ermuntert habe. Aus der Umgebung des Kroupritizen erfährt der Berliner Berichterstatter der Franks. Zlg., daß man diese Nachricht nicht dementiere.

Weil ich vor einr halben Stunde den Auftrag gab, eine Vorladung für Sie auszufertigen."

Für mich?" Mabel schien sehr erstaunt. Wie komisch! Hab' ich etwa meine Steuern nicht richtig bezahlt, oder..."

Ihr scherzender Ton erinnerte Langmann daran, daß man sich eigentlich in seiner Amtsstube befand und er noch durchaus nicht wußte, wie seine Be­ziehungen zu der schönen Frau sich späterhin gestalten würden.

Er bemühte sich also, um eine Nüanceamt­licher" zu sprechen.

Vor allem bitte ich Platz zu nehmen, gnädige Frau. So. Und nun will ich Ihnen den Grund der Vorladung erklären. Es handelt sich um einige Auskünfte. Alan hat mich mit den Erhebungen über den Fall des verschwundenen Malers Witt betraut, und ich ersah aus den Akten meines leider erkrankten Vorgängers, daß besagter Witt zum letzten mal gesehen wurde, als er das von Ihnen bewohnte Gartenhaus betrat. Nun liegt der Be­hörde natürlich daran, zu erfahren, ob sich viel­leicht während jenes Besuches aus dem Wesen Ihres Gastes irgend ein Anhaltspunkt ergibt, aus dem man schließen könnte, wohin er sich später wandte."

50. Jahrgang.

Berlin, 5. Januar. Von einem deutsch­französischen Zwischenfall wird aus Le Mans berichtet, daß in einem dortigen (Lass am Neujahrs­tage etwa 15 Deutsche anwesend warm, welche dort in einer Fabrik beschäftigt sind. Als die anwesendenFranzosen ein volkstümliches französisches Lied zu singen begannen, sollen die Deutschen unaufhörlich geschimpft haben. Als später die Franzosen die Marseillaise sangen, hätten die deutschen Arbeiter ihre Kopfbedeckung zum größten Teile aufbehalten. Darüber sei es zu einer Meinungsverschiedenheit zwischen Franzosen und Deutschen gekommen, welche beinaheineineSchtägerei ausgeartet wäre, wenn nicht in letzter Minute der Polrzerkommrssar des Ortes mit mehreren Polizisten erschienen wäre und die gefährdeten Deutschen aus dem Casö hinausgeleitel hätten. Dabei hätten einige Franzosen die Polizisten ausgepfiffen.

Berlln, 3. Jan. Wie der National-Zeitnng gemeldet wird, soll in Straßburg gegen diejenigen Zaberner Rekruten, welche die angebliche beleidigende Aeußerung des Leutnants von Forftner über die französische Fahne gehört haben wollten, das Mitrlärgerichlsverfahren eingeleitet wordm sein.

In Celle (Hannover) wurde in dm letzten Tagen ein Bettler angehalten, der sich mühsam aus zwei hölzernen Stelzfüßen durch die Straßen schleppte. Dem armen Krüppel stoffen in reichem Maße Gaben zu. Unter seinen Ausweispapieren fand der Polrzeibeamte auch ein Papier, das den Bettler durchaus nicht so arm erscheinen läßt, als es den Anschein hatte, denn aus dem Schein war für ihn ein Vermögen von 190 000 Mark nach­gewiesen. Bei Niedervasen im Pustertale wurde dieser Tage ein im Lande herumzreyendes Bettlerpärchen ausgegriffeu, das unter dem Vorgeben, sie seienAbbrändler", überall Almosen erbat. Angaben über Herkunft und sonstige Personalien verweigerte das Landstreicherpaar hartnäckig. Nun haben die von den Srcherhertsbehörden angestellten Erhebungen die überraschende Tatsache ergeben, dag die Frau eine von ihrem Ehemanne getrennt lebende Gräfin L. ist, die mit einem Handwerks- burfchen Herumzieht.

In Wiedenbrück (Westfalen) erstach der Sohn eines Sägmeisters bei einem Streit in Geld­angelegenheiten Matter und Schwester und verletzt« seinen Bruder schwer. Der Täter ist flüchtig.

Reeppholt (Reg.-Bez. Aurrch), 3. Jan. Gestern abend wurde der zweite Geistliche der

Mabel Henderson war unwillkürlich bleich ge­worden. Ihre grauen Augen bekamen für einen Moment einen scheuen, erschreckten Ausdruck. Ader ^ schon im nächsten Augenblick verwischte ein zauber­haftes Lächeln diese Spuren innerer Erregung.

Natürlich ich begreife das. Und es ist ein reizender Zufall, daß ich zufällig.eher zu Ihnen kam, als man mir die Vorladung.zustellte."

Ihr Lächeln verwirrte Laugmann.

In der Tat der Zufall ist reizend ..."

Nun, dann wollen wir ihn sogleich ausnützen. Sie wünschen also, daß ich Ihnen möglichst.genau über jenen Besuch des armen Witt berichte. ..

Langmann stand auf.

Pardon einen Augenblick ich will nur den Protokollführer rufen."

Hu so amtlich?" Wieder verschwand das Rot von Mabels Wangen für einen Augenblick.

Langmann merkte es nicht. Er hatte die Tür zum Ncbenraum geöffnet und rief einen Namen hinaus. Gleich darauf trat ein junger Mensch ein und ließ sich an einem Seitentrsche nieder. Der Kommissar lächelte fernem schönen Besuche be­ruhigend zu.

Nur Formsache, meine Gnädigst«. Ich werde Sie keine Sekunde länger belästigen, als unum»