Amtliche Bekanntmachungen.
Die S ch u l t h e i ß e n ä >n t e r werden an die Erledigung des vervielfältigten oberamtlichen Erlasses vom - 6. Mai 1918 Nr. 872, betreffend Gewährung von Gehaltszulagen an K ö r pe r s ch a ft sb e an> - t e erinnert.
Calw, den 2. Juli 1918. K. Oberamt:
^ _Ass. Dr. Bla scherA. B.
Die Herren Ortsvorsteher werden mit Be-- Mg auf den vervielfältigen oberamtlichen Erlast vom 12. Juni 1918 Nr. 1091, betreffend Regelung des Fremdenverkehrs, an die rechtzeitige Einsendung der verlangten Anzeigen l und ll dringend erinnert.
Calw, den 2. Juli 1918. K. Oberamt:
Ass. Dr. Blaich er A. V .
Höchstpreise für Kirschen.
Mit Ermächtigung der Reichsstelle für Gemüse und Obst sind von dem bei der Landesversorgungsstelle gebildeten Preisausschust die nachstehenden Erzeugerhöchst- ^recse. von der Landesversorgungsstelle selbst die beigefetzten Groß- und Kleinhandelshöchstpreise für Kirschen festgesetzt worden. Hiernach gelten im württembergisch- hehenzollernschen Versorgungsgebiete folgende Höchstpreise, je für Kilogramm:
Erzeugerpreis: 1. Saure Kirschen, 1. Wahl (große) 55.Z, 2. Saure Kirschen, 2. Wahl, auch Preßkirschen 35 3. Süße Kirschen. 1. Wahl 45 .Z, 4. Süße Kir,
schen, 2. Wahl 30 Großhandelspreis beim Verkauf: s) ab Bahnstelle des Vers. Orts: 1. Saure Kirschen 1. Wahl (große) 58 L, 2. Saure Kirschen, 2. Wahl, auch Preßkirschen 38 ^,3. Süße Kirschen, 1. Wahl 48 L,
4. Süße Kirschen, 2. Wahl 33 '.Z; 8s am Verbrauchsort: 1. Saure Kirschen, 1. Wahl (große) 63 2. Saure
Kirschen, 2. Wahl, auch Preßkirschen 42 F. 3. Süße Kirschen, 1 Wahl 53 4. Süße Kirschen, 2. Wahl 36
Kleinhandelspreis: 1. Saure Kirschen, 1. Wahl (große 68 2. Saure Kirschen. 2. Wahl, auch Preßkirschen
48 L, 3. Süße Kirschen, 1. Wahl, 58 ^,4. Süße Kirschen, 2. Wahl 43 «Z.
Die Höchstpreise treten mit ihrer Veröffentlichung in Kraft.
Calw, den 29. Juni 1918. K. Oberamt:
Binder.
Reichsgetreideordnung für die Ernte 1918.
Auf die in der Beilage zum Staatsanz. Nr. 133 vom 10. Juni d. I. abgedruckte Neichsgetreideordnung für die Ernte 1918 werden die beteiligten Kreise hiermit hingewiesen. Der Staatsanzeiger kann auf den Rathäusern eingesehen werden.
Calw, den 2. Juli 1918. K. Oberamt:
_Ass. Dr. Blaicher A. V.
Wollbeschlagnahme.
Es ist noch immer nicht genügend bekannt, daß sämtliche Wolle, auch die kleinste Menge, beschlagnahmt ist und abgeliefert werden mutz Verarbeitung ist unter gar keinen Umständen gestattet. In Württemberg kommt für den Wolleauskauf in der Hauptsache die Wollverwertungsgenossenschaft Sindelfingen in Betracht.
Schafhaltern, die ihre Wolle restlos abgeliefert haben, wird auf ihren Antrag Strickgarn von der Kriegs- wollbedarfsaktiengesellschaft in Berlin SW. 48. Verlängerte Hedemannstraße 3 geliefert. Je nach der Zahl der
geschorenen Schafe werden 0,5 bis 2.5 Kg. Strick- , garn zum Preise von 12 -1t für 1 Kilogramm abgegeben./ Calw, den 2. Juli 1918. K. Oberamt^
Aff. Dr. Blaicher A. V.F
Handel mit Karton, Papier und Pappe.
Auszug aus der Reichskanzler-Bekanntmachung vom . , 17. Mai 1918 (Staatsanzeiger Nr. 139).
8 1 .
Der Handel mit unbedrucktem und unbeschriebenem Papier, Kürton und Pappe ist vom 24. Mai 1918 ab nur solchen Personen gestattet, die mit diesen Waren bereits vor dem 1. Januar 1916 Handel getrieben haben. Den hiernach zum Handel berechtigten Personen > kann dis Handclsbefugnis entzogen werden, wenn Tatsachen vorliegen, die die Unzuverlässigkeit des Händlers in Bezug auf den Handelsbetrieb dartun. ^
8 6 .
Wer nach K 1 seinen Handel mit unbedrucktein und un beschriebenen«: Papier, Karton und Pappe nicht fortsetzen darf, darf die davon betroffenen Waren nicht mehr verkaufen oder sonstwie weitergeben. Er hat seine Bestände an solchen Waren binnen 48 Stunden nach Menge und Art, sowie unter Beifügung von Mustern der Kriegswirtschaftsstelle für das Deutsche Zeitungsgewerbe in Berlin E 2, breite Straße 8, mittels eingeschriebenen Briefes anzuzeigen.
Auf vorstehende Bestimmungen werden die Beteiligten hiemit besonders aufmerksam gemacht. Die Orts- polizeibehörden werden beauftragt, die Einhaltung der Bestimmungen zu überwachen,
Calw, den 1. Juli 1918. K. Oberamt:
Aff. Dr. Blaicher A. V.
uns noch einen „glimpflichen " Frieden zu sichern. Die Sache ist denn doch zu plump, um ernst genommen zu werden. Es ist doch klar, wenn Oesterreich-Ungarn heute als Staat anfhören würde, so wäre uns die Fühlungnahme mit Bulgarien und der Türkei verloren, und die letztere würde über kurz oder lang dasselbe Schicksal erleben, wie es die Entente tnbezug aus Oesterreich- Ungarn ansirebt. Bulgarien aber würde demselben Verschwörerbündnis wie 1913 zum Opfer fallen. Immerhin die Sache wurde fein eingefüdelt. und man hat sogar Verleumdungen niederster Art gegen das Herrscherhaus namentlich die Kaiserin, ausgestreut, um die Dynastie mißbeliebt zu machen, und dann leichteres Spiel bei der Auflösung des Staates zu haben.
Eine militärische und politische Aktion ähnlichen Charakters wird zur Zeit gegen die ruffische Sovjetrepu- Llik in Scene gesetzt. Die Machenschaften in Rußland und Sibirien scheinen jetzt so weit gediehen zu fein, daß die Alliierten es wagen zu dürfen glauben, offen gegen die Sovjetregierung vorzugehen. Ihre Helfershelfer, die Sozialrevolutionäre unter Kerenskis Führung, und wahrscheinlich auch die imperialistischen Liberalen von der Farbe Miljukows scheinen die letzten Vorbereitungen für den Sturz der derzeitigen Regierung getroffen zu haben, und warten wohl nur noch auf die militärische Unterstützung der Alliierten. Einstweilen erfüllen diese Ausgaben die Tschecho-Slowaken an der sibirischen Bahn, und indem sie im Südosten der Sovjet- republik Boden zu gewinnen suchen. Es hat aber doch jetzt den Anschein, als wolle die Entente nun im entscheidenden Schlag gegen die friedenerhaltende Sovjet- regierung tätig Mitwirken. Die Sovjetregierung hat festgestellt, daß die Murmanküste von Ententekriegsschiffen blockiert wird, die gegen alles Völkerrecht einfach in den russischen Häfen stationiert sind. Es sind auch schon Ententetruppen, meistens englische, gelandet worden^ ebensowie in Archangelsk, wo sich die Engländer schon seit langem festgesetzt haben. Co beherrschen die Alliierten das ganze weiße Meer, und im Falle eines Eingreifens in Rußland müßte also entweder mit einem Vormarsch von Archangelsk aus oder aber von der Mur- mankiiste durch die Halbinsel Kola über Finnland gerechnet werden. Die Sovjetregierung hat die Entente- botschafter auf die schweren Folgen einer etwaigen militärischen Aktion aufmerksam gemacht und hat Protest gegen den Aufenthalt von Kriegsschiffen an der Murmanküste und die Landung englischer Truppen eingelegt. Dem englischen Vertreter in Moskau wurde gleichzeitig gesagt, die russischen Sovjettruppen hätten Befehl, die Murmanküste gegen jeden fremdländischen Einbruch zu schützen, und die Entente trage die Verantwortung wenn es zu einem bewaffneten Konflickt komme. Die Sovjetregierung wünsche mit England in freundschaftlichen Beziehungen zu leben, und sie hoffe, die englische Regierung dis der internationalen Laue Rußlands widersprechende Maßnahme zurücknehme. Äm diesen Protest wird sich England natürlich wenig kümmern wenn es Aussicht zu haben glaubt, diS russischen Völker nochmals für sich gewinnen zu können. Mit dem Eingreifen der Entente würden aber d. Fragen des Ostens wieder auftauchen, und wir werden diesmal Hann wohl mit einer aktiveren Teilnahme Japans — ,L« der oder jener Richtung — zu rechnen haben. O. S.
Aus dem ferndllchen Lager.
Vorbereitungen zur Gründung eines „Völkerbundes*
— der Entente.
(WTB,) London, 5. Juli. (Reuter.) .Daily News" schreiben: Der Abgeordnete Mac Curdie hat in einem Gespräch mit- dete'lt, daß eine Gesellschaft zur Vorbereitung eines Völker
bundes in den letzten Tagen in England gegründet worden ist. Zu den Gründern gehören R. I. Wells, A Spender, der Abgeordnete H. Thomas, Sir Mark Sykes, Prof. Hilbert Murray, der Abgeordnete Major Davia Davies und Mac Curdie. Die Gesellschaft knüpfte Beziehungen mit Vertretern des Auslands an. Wert Thomas ist Vizepräsident. Die Frage wird mit den ausländischen Delegierten, die jetzt ün der interalliierten Konferenz in Westminster teilnehmen, erörtert.
Verschärfung der Gegensätze in Irland.
Köln, 4. Juli. Die .Kölnische Zeitung" meldet aus Bern: Tie irische Lage hat sich in den. letzten Tagen außerordentlich zugespiht. French hat eS verstanden, Oel ins Feuer zu gießen durch eine Rede in Belfast, worin er in schroffer Sprache die rücksichtslose Durchführung der Wehrpflicht androht, falls die freiwillige Anwerbung nicht die geforderten 50 000 Mann und regelmäßigen Nachschub «gäbe. Zur glichen Zelt hielt der Führer der Nationalisten Dillon in Dublin eine weitere Rede gegen daS militärische Regiment, dessen Vertreter es wagten, die Söhne Irlands zu den Waffen zu rufen, nicht um die Freiheit Irlands zu verteidigen, sondern die Serbiens, Belgiens und anderer kleinen Nationen. Die .Daily News" schließt eine solche Betrachtung der Lage mit dem Sah: „Da man den schlimmsten Zeiten der Gewaltherrschaft über Irland entgegentreibt, klingt es wahr, was Lloyd George im Unterhaus sagte: Lösen wir die irische Frage nicht, so vermehren wir nicht nur unsere eigenen Schwierigkeiten in der Kriegführung, sondern auch die der Regierung der Vereinigten Staaten in einem Augenblick, wo deren Hilfe uns mehr denn je zum Siege notwendig ist.
Ausländcrhrtzc 1« England.
(WTV.) Rotterdam, 5. Juli. Der Pressefeldzug in England für die Internierung aller feindlichen Ausländer, der durch die „Morniug Post" und die .Evening News" geführt worden ist, hat, wie der .Nieuwe Rotterdamsche Courant" aus London erfährt, in der Ernennung einer Kommission von 5 Mitgliedern durch den Premierminister, die die Angelegenheit untersuchen soll, seinen Höhepunkt erreicht. ES wird erklärt, daß die Abberufung von Sir George Cave aus Holland damit im Zusammenhang steht. — Einerseits ist eine deutsch-englische Kommission zusam- mcngetceten, um für die beiderseitigen Staatsangehörigen erträgliche Verhältnisse zu erlangen, oder sie auszutauschen, andererseits wird von englischer Seite die Internierung aller feindlicher Ausländer verlangt. Man bekommt den Eindruck, als sei es den Engländern mit dem Austausch nicht ernst. Vielleicht befürchtet man, daß die Deutschen zuviel von den heutigen wirtschaftlichen Zuständen in England gespürt haben, und baß Deutschland aus deren Erfahrungen profitieren könnte. Die Schrift!.
Einbruch in das Palais der deutschen Botschaft in Rom.
(WTB.) Berlin, 4. Full Am 24. Juni, abends 8 Uhr, versammelten sich ungefähr 200 Menschen vor dem Botschaftspalais c>nd erbrachen mit Gewalt eine Tür und drangen in die Botschaft ein. In verschiedenen Räumen wurde das Mobiliar umgeworfen. Bücher wurden zerrissen und Schubladen geöffnet. Bedauerlicherweise wurden auch drei große Bilder der kaiserlichen Familie und verschiedene Kunflgegenstände vernichtet. Verschiedene Gegenstände sind auch verschwunden. Besonders bezeichnend erscheint es bei diesem Zwischenfall, daß die Polizei viel zu spät einschritt und den Pöbel gewähren ließ. Der schweizerische Gesandte in Rom ist unverzüglich bei der italienischen Regierung vorstellig geworden und hat sich der Angelegenheit in dankenswerter Weise angenommen. Wie es heißt, wurde der zuständige Pollzeikoinmissar, der die Schuld an dem zu späten Eingreifen der Polizei trägt, seines Grades enthoben und seiner Besoldung fite verlustig erklärt-
Vorr den Neutralen.
Ausfuhr des holläudischen Geleitzuges nach Indien.
(WTB.) Amsterdam, 5. Juli. Wie „Allgemeen Handels- blad" crfäert, hat die Regierung die Erlaubnis zur Ausfuhr des Konvois erteilt. — Jetzt hat also die englische Regierung dl« Erlaubnis gegeben, daß holländische Schiffe unter dem Schutz holländischer Kriegsschiffe nach den holländischen Kolonien fahren dürfen. Das nennt man in England .Freiheit und Schutz der kleinen Völker!"
Spanisches Neuiralitätscmpflnden.
(WTB.) Berlin, 5. Juli. Der in dem spanischen Parla- ment Angebrachte Antrag, für die sranzösische Gemäldeausstellung in Madrid einen Kredit von 100 000 Pesetas zu gewähren, ist vom Staatsrat abgelehnt worden.
Englands Raubabfichten auf Abessinien. ^
„Daily News" vom 11. Juni teilen mit: „Sir Alfred Sharpe erklärte in einer Ansprache an die Kgl. Geographische Gesellschaft, daß, da der Nil dis Lebensader Aegyptens sei, nicht nur der Sudan unter denk Einfluß desjenigen Staates stehen müsse, der über Aegypten herrsche, sondern daß man auch eine sehr sorgfältige Kontrolle Uber das westliche Abessinien ausüben müsse. Seit mehreren Jahren sei Abessinien ein Dorn im Fleische des Sudan. Solange Abessinien unter einem starken Herrscher gestanden habe, hätten die Verhältnisse nicht ungünstig gelegen, aber seitdem das Land von Häuptlingen regiert werde, die dem Negus . mehr oder weniger den Gehorsam verweigerten, sei die . Zeit bald gekommen, wo ein entschiedenes Vorgehen zur Notwendigkeit werde." Die Beschützerin der klei- nen Nationen hat also in Abessinien ein neues Raubobjekt entdeckt. Was sagen die Italiener dazu?
Vermischte Nachrichten.
Der Prozeß Kiihkman» gegen die „Deutsche Zeitung*.
(WTB.) Berlin, 4. Juli. Heute vormittag begann vor der Siebenten Strafkammer in Moabitder Prozeß des Staatssekretärs Dr. v. Kühlmann gegen den verantwortlichen Redakteur der „Deutschen Ztg.". Dr. Max Lohan, und den Redakteur der „Alldeutschen Blätter", Dr. Julius Dumcke. Als Zeugen sind erschienen: Justizrat Rechtsanwalt Claß (Mainz), Generaldirektor Rudolf Möllenburg, der Direktor der Deutschen Bank v. Strauß, Kommerzienrat Dr. Friedrichs aus Potsdam, Direktor Dr. Georg Solmssen, Major v. Keßler und der Direktor im Auswärtigen Amt, Wirklicher Geh. Rat Dr. Kriege, der Reichstagsabgeordnete Major Graf Praschma, Staatssekretär von Kiihlmann, Legationssekretär Dr. v. Hösch, Vizekanzler v. Payer, Legationssekretär Rittmeister Horstmann und die Chauffeurs Knorr, Rademacher und Wiese Der Gesandte v. Nosenberg trifft erst heute nachmittag in Berlin ein.
Nach Verlesung der Zeugen richtete der Vorsitzende an die Beklagten die Frage, ob die Möglichkeit bestehe, die Sache durch eine formelle Erklärung aus der Welt zu schaffen. Angeklagter Dr. Loh an: Uns liegt nichts daran, hier vor dem feindlichen Ausland schmutzige Wäsche zu waschen. Ich glaube aber, daß es im Interesse des Vaterlandes, der Diplomatie und des Auswärtigen Amtes liegt, daß die Verhandlung bis zum Ende durchgeführt wird. Der politische Text des von mir zu verantwortenden Artikels geht dahin, Herrn v. Kühlmann als politischen Schädling zu beseitigen. Wenn ich die sichere Gewähr habe, daß Herr v. Kühlmann in absehbarer Zeit zurücktritt, so bin ich gerne bereit, dem Privatmann v. Kir kl mann eine Erklä-