WaderMonik

Amtsblatt

ftär di« Sta dt Mttdöad-

Erscheint Dienstags, Donnerstags und SamStagS Befiellpreis vierteljährlich 1 Mk. 10 Pfg. Bei allen würt- lembergische» Postanstalten und Boten im Orts- und Nach- darortsverkehr vierteljährlich 1 Mk. iS Pfg.; außerhalb desselben 1 Mk. 20 Pfg.; hiezu 1k Pfg. Bestellgeld.

«-M-

Anzeiger

für Wil'övad u. Mrngevuncz

Die Einrückungsgebühr

beträgt für die einspalttge Petitzeile oder deren Raum 8 Pfg auswärts 10 Pfg., Reklamezeile 20 Pfg. Anzeigen müssen den Tag zuvor aufgegeben werden; bet Wiederholungen entfprechender Rabatt.

Hiezu: Illu-strierlvs Sonntagsblstt und mährend der Saison: Amtliche Fremdeulistq.

A. 24 s

MWMWSSSSSSSSS

Donnerstag, deil 20. Juni 19! 2

48. Jahrgang.

Lrinktprnch de» Kaisers in Hamburg

Hamburg, IS. Juni. Bet einem Festmahl an Bvrd des DampfersViktoria Luise" antwortete der Kaiser auf einen Toast des Bürgermeisters Dr. Borchard, gleich­sam alS Verteidigung der deutschen Auslandspolttik, wie folgt:

Wir ersehen aus der Skizze, die Ew. Magnifizenz entworfen haben, wie doch- in allen Jahrhunderten die Geschichte unseres Reiches und Volkes, obwohl im all- K gemeinen eines kontinentalen, doch immerhin mit dem / Reere und dem Wasser, in Verbindung gestanden hat. Bloß, wie hervorgehoben, fehlte es an der Zusammen­fassung der Kräfte, Die ebenso interessante, wie schöne und eine Zeit lang gewaltige Blüte der Hansa mußte vergehen, weil der Rückhalt der kaiserlichen Reichsgewalt fehlte. Durch dt« Schöpfung des Reiches unter meinem Großvater ist es anders geworden und nunmehr kann dw deutsche Kaufmann nicht unter fremder, sondern unter eigener Flagg« ruhig seinen Weg gehen. Er kann all« seine FSHtgkeiteu anspannen und ist sicher, daß da, »o es nötig ist, des Reiches Schutz hinter ihm steht. Das ist nur möglich; wenn alle Kräfte unter unserer deutschen Flagge zusammengefaßt werden, aber wie Sie wissen, meine Herren, die Flagge muß in Ehren wehen und es darf nicht leichtsinnig, ihr Tuch im Wind ent­faltet werden, und nicht leichtsinnig, darf sie aufgepflanzt werden wo man nicht sich er ist, sie verteidigen zu können. Tie «erden es verstehen- warum- ich Zurückhaltung ge­übt habe in der Ausbreitung der deutschen Flagge, wo sie vielleicht von manchem gewünscht und ersehnt war. Ich habe mich von einem alten hanseatischen Grund­satz Me» lassen und der steht t» markigen Lettern am Aachens zu Lübeck:DaS-Fähnlein ist nicht an di« Ttttg» gebunden, aber es- kostet viel, es mit Ehren wieder herunterzuholeu." Nun, meine Herren, ich glaube das wohl »indizieren M könne»; daß- bisher der Ehre unser« Flagge »och niemand z» nahe getreten ist. So lange wie ich- regiere, dafür kann ich mich etnsetzen und ^ d«Kr kann ich stehen ; da, wo Sie vorangehe», da wird F «Me Flagge Ihnen, folgen» Das ist so im Großen und im Kleinen, ein jeder bindet des Morgens seine Nagge an den Stock und hofft zu siegen. Das gelingt »icht jede«,

Der Kaiser schloß mit einem Hoch auf die Stadt hmu-urg »nd alle Segelsportsleute.

Am» WLrttemberg.

Glüttgart, Id. Juni. Die Zweite Kammer M zu dem Gesetzentwurf betr. Aenderung der Wirtschaftssportel den Ausschußantrag ange­nommen, für die Erteilung der Erlaubnis zum Wtriebe einer Gast- oder Schankwirtschaft bei

einem Gewerbesteuerkapital bts zu Mk. 200 40Proz., 40 für die folgenden Mk. 300 30 Prozent, die folgenden Mk. 500 25 Proz., Mk. 4000 20 Proz., Mk^, 5000 15 Proz., Mk. lOOOO 10 Proz., für die folgenden Beträge 5 Proz, höchstens Mk. 5000 fkstzusetzen.

Stuttgart, 16. Juni. Die Er steKammer beschäftigte sich gestern u. a. mit dem Lehrergesetz, die Zweite Kammer mit der Reichsversicherungs­ordnung, den Wirtschaftssporteln und der Ueber- nahme der Volksschullasten auf den Staat. Auch in den Ausschüssen beider Kammern wird eifrig gearbeitet.

Stuttgart, 19. Juni. Gegenüber verschie­denen Meldungen, daß die Tagung des Landtags um acht Tage verlängert werden müsse, verlautet jetzt, daß die feste Absicht besteht, an dem Beschluß des Seniorenkonvents festzuhalten, am 26. d. M. die Tagung zu schließen.

Stuttgart, 19. Juni. (Eine Erhöhung der Wurstpreise in Württemberg?) Mit der Frage der Erhöhung der Wurstpreise beschäftigt sich das offizielle Organ des Bezirksvereins Königreich Württemberg im Deutschen Fleischerverband, die Süd- und Mitteldeutsche Fleischerzeitung. Nach, deren Ausführungen sind die heutigen Wurstpreise den Schlachtviehpreisen nicht angemessen. Auf Grund des Ergebnisses einer Umfrage, die bei 39 württ- Metzgerinnungen veranstaltet wurde, wird die Möglichkeit eines allgemeinen Wurftaufschlags einer Prüfung unterworfen.

Stuttgart, 19. Juni. (Mädchenhändler.) Ans dem Bahnhof wurde gestern nachmittag ein Mann angehalten, der mit einem jungen Mädchen den Eilzug nach Zürich besteigen wollte. Die Polizei führte das Mädchen ins Wachlokal. Der Mädchenhändler hatte sich im Zuge versteckt und wurde erst, als dieser bereits in Bewegung war, in- einem Abort aufgefunden.

Hochdorf, OA. Freudenstadt, 17. Juni. (Fuchsplage). Gegen vierzig Hühner hat sich Herr Reinecke in den letzten Wochen hier direkt von den Häusern weg geholt. Dabei gebärdert er sich so dreist, daß er, auf frischer Tat ertappt, sich besinnt ob er weichen soll. Sein Meisterstück lieferte er vorgestern. Ein Bauer sieht ihn etwa zwanzig Meter von seinem Hause entfernt im Grase lauern. Ein in der Nähe wohnender Jäger wird gerufen. Dieser erscheint und legt auf Reinecke an. Damit dieser näher komme, werden nun als Lockspeise die bis dahin eingesperrlen Hühner ins Freie gelassen. Reinecke wagt sich auch wirklich aus dem Grase hervor, und zwei Kugeln sausen an seinen

Ohren vorbei. Allein, statt nun so rasch wie mög­lich seine Haut in Sicherheit zu bringen, macht er noch einen Seitensprung, um von der für ihn bereit gehaltenen Lockspeise eine Probe mitzunehmeu. So eifrig man ihn jetzt auch verfolgte, es half nichts, der kecke Räuber gab seine Beute nicht mehr heraus.

Baiersbronn, 18. Juni. Um die bestehende Stimmung und Opferwilligkeit der Einwohnerschaft für den geplanten Turm auf dem Rinkenkopf zu erforschen, hat sich am letzten Sonntag eine Anzahl Männer aus den einzelnen Schulbezirken der Ge­meinde im Bahnhofhotel hier versammelt. Aus den Aeußerungen der Anwesenden und der sofort ein­geleiteten Grundversammlung, die über 400 Mark ergab, ging hervor, daß in der ganzen Gegend Be­geisterung für den idealen Gedanken besteht. Der Turm soll im Viereck auf Steinen der Gegend in roher, zierloser und der Landschaft sich anpassender Form (ohne Bedachung) ca. 14 Meter hoch erbaut werden. Die Kosten werden ca. 5009 Mark be­tragen. Der Rinkenkopf (756 Meter ü. d. M.), ein etwa 230 Meter von der Talsohle stolz auf­strebender, schön geformter Bergkegsl, bildet den Abschluß des das Tonbachtal und obere Murgtal trennenden, bewaldete» Höhezugs (Elme) mit dem Ski- und Touristenweg nach Wildsee und Ruhe­stein. Er gewährt zwar keine Alb- und Alpen- fernsicht, aber eine umso reizendere, umfassende Rundstcht. Der Turm wird eine wertvolle Er­rungenschaft unseres Schwarzwaldes bilden und es ist zu hoffen, daß sich uoch viele begeisterte Natur­freunde in die zirkulierenden Sammellisten einzeichnen. Die Geschäftsstelle derChronik" ist gern bereit. Gaben für den Rinkenkops-Turm in Empfang zu nehmen.

Baisingen,OA. Horb, l9. Juni. Der Land­wirt und Güterbeförderer Tarier Bernhard wurde derart von seinein Pferde geschlagen, daß er schwer verletzt in die Klinik nach Tübingen gebracht werden, mußte.

Oberrot OA. Gaildorf, 19. Juni. Im be­nachbarten Glashofen wurde gestern vor­mittag die 14 Jahre alte Tochter des Schneiders Stoller, nachdem sie kurze Zeit vorher ans den Dachboden gegangen war, dort erhängt aufgefunden. Ob ein Unglücksfall durch Spielerei oder plötzliche Geistesgestörtheit vorliegt, ist unaufgeklärt. Der alsbald herbeigerusene Arzt konnte nur mehr den Tod konstatieren.

Biberach, l8. Juni. Der 16 jährige Sohn des Postagenten Blumenschein in Warthausen, der am 3. Juni, während sein Vater mit dem Militär-

Aus Eifersucht

Roman von Max Hoffmann. bst (Nachdr. verb.)

.And wieso hinterging er Sie?"

. Das war jedenfalls die wichtigere Sache für denn die Schleusen ihrer Beredsamkeit öffneten 'ch sttzt.

»Herr Untersuchungsrichter, ich habe diesen «enschen unterstützt, wie ich es konnte, habe für V gearbeitet, seine Sachen instand gehalten, ihn Wgt und gepflegt, wie ein liebendes Weib es e»w Int. weiß noch-, wie oft er zu mir ge- W hat, in «einer Nähe fühle er sich wie im i»»n«et. Und wie benimmt sich nun dieser Undank- vergafft sich in eine gewöhnliche Kellnerin, Mt st« aus, und ich überrasche ihn mit ihr in er ^r sitz das Geld mit vollen ausgibt» Das was mir denn doch zu viel! halten lasse ich mich von niemand, da- 'sh zu gut, und so setzt« ich mich denn hin Brief, der die volle Wahrheit

Und Sie sind in Ihrer Eifersucht nicht zu wert mit Ihrer Beschuldigung gegangen?" fragte Bardekow.

Aber es ist doch alles ganz klar! Wenn er das Geld genommen hat, so muß er doch auch die Frau getötet haben!"

Nun, so klar ist die Sache doch nicht", sagte Bardekow überlegen.Wann hat er zum Beispiel jenen Zettel geschrieben?"

Das weiß ich nicht", versetzte sie unbekümmert. In ihrem Haß war es ihr gar nicht in den Sinn gekommen, irgend welche Nebenumstände in Be­tracht zu ziehen.

Weiter: womit und zu welchem Zwecke hat er jene Spuren im Vorgarten hervorgebracht?"

Sie zuckte mit den Achseln. Was sollten diese Fragen? Majewski war der Täter, er würde seine Strafe und sie ihre heiß ersehnte Rache haben, unn damit basta!

Bardekow blickte mit der Miene eines Siegers im Kreise umher. Was war hier bewiesen? Gar nichts! Er brauchte seine Partie noch nicht ver­loren zu geben.

Scharffenstein hatte bereits wieder aus den Knopf

! gedrückt und gab dem herbeieilenden Polizisten einen Wink. Helene Brandt wurde abgeführt.

Bald darauf stand Bruno Majewski an ihrer Stelle.

Ich muß Ihnen eine wichtige Eröffnung machen", fing Scharffenstein an.Ihre Braut ist erwischt worden und hat alles eingestanden. Ein weiteres Leugnen Ihrerseits ist also völlig zwecklos."

Was hat sie eingsstanden?" fragte Majewski verblüfft.

Daß Sie das Geld entwendet haben und der Mörder sind."

Himmlischer Vater I" rief Majewski erbleichend. Wie kann sie so etwas sagen? Ach nein, Herr Untersuchungsrichter, Sie scherzen oder wollen mich aufs Glatteis führen. Das kann nicht sein, so schlecht ist sie doch nicht, daß sie mich unschuldig hineinlegen wird."

Unschuldig sind Sie doch nicht!"

Nein, ganz nicht, aber auch nicht ganz schuldig. Und vor allen Dingen nicht in so schrecklicher Weise."

Wie Sie uns belügen, haben Sie auch Helene Brandt belogen. Sie verfahren eben nach dem