verein Biberach einen Ausflug nach Konstanz machte, aus der Amtskasse 800 Mk. entwendete, wurde in Bremerhaven verhaftet, als er eine günstige Gelegenheit, nach Amerika auszuwandern, abwartete. Der jugendliche Ausreißer wird hierher in das Amtsgericht geliefert. Von dem gestohlenen Geld ist der größte Teil verbraucht.
Aulendorf, 19. Juni. Gestern nacht wurde dem Bauern Brauchte ein Pferd (10jährige Rappstute, Wert ca. 800 Mk.) aus dem Stalle gestohlen, dazu ein gelbes Chaisenwägelchen, ein Pferdegeschirr und eine neue Peitsche. Der Spitzbube ist recht nobel abgefahren. Seine Ermittlung ist trotz eifriger Nachforschungen noch nicht gelungen.
Friedrichshafen, 19. Juni. Wie die Untersuchung ergeben hat, ist die vorgestrige Explosion an dem Luftschiff Z. 3 auf die Selbstentzündung von Knallgas beim Entleeren der letzten Zelle zurückzuführen. Die Verletzungen des Personals sind leichter Natur.
Vom Bodensee, IS. Juni. Bei der ersten Internationalen Bodenseeregatta, die gestern in Konstanz ihren Anfang nahm, brachte der starke Sturm über ein Dutzend Boote zum Kentern. Da aber Hilfe schnell zur Stelle war, konnten alle Ruderer gerettet werden.
Aus dem Reiche.
Pforzheim, 18. Juni. Ein erfreuliches Schauspiel bot das Manöverbild seitens der Jugendwehren von Karlsruhe und Pforzheim, welche bei Nöttingen und Wilferdingen als blaues (Karlsruhe) und rotes (Pforzheim) Korps zusammenstießen und es zu einem „hitzigen" Gefecht kommen ließen. Die Spielleiter mußten manchesmal dazwischen- treten, um den jugendlichen Eifer, der gern Ernst macht, etwas zu zügeln. Der Protektor des Bad. Pfadfinderkorps, Prinz Max von Baden, erschien mit seinem Adjutanten im Automobil, verfolgte mit regem Interesse den Verlauf des Gefechtes und sprach den jugendlichen Kriegern seine lebhafte Anerkennung aus. Besondere Freude bereitete das Abkochen auf freiem Feld und die Heimkehr unter den Klängen der hiesigen Schützenkapelle. Im Bürgerbräu fand die in Eintracht zurückgekehrte jugendliche Soldateska ein Unterkommen und die noch nötige leibliche Erquickung, worauf die Karlsruher Mannschaft nach 7 Uhr mit dem Zug der Heimat zueilte.
Berlin, 19. Juni. Der Reichskanzler wird sich in den nächsten Tagen, einer Einladung des Kaisers für die Kieler Woche folgend, als dessen Gast nach Kiel begeben. Der Reichskanzler wird dann Anfang Juli den Kaiser nach den finnischen Schären zur Begegnung mit dem Zaren begleiten. Der Staatssekretär des Auswärtigen, v. Kiderlen- Wächter, der heute seinen Urlaub antritt, ist um diese Zeit noch in Kissingen zur Kur und wird bei der Zusammenkunft nicht zugegen sein. Wahrscheinlich wird der Zar auch nur vom Ministerpräsidenten Kokowzow begleitet.
In Berlin hat ein 45 Jahre alter Tischler seinen elfjährigen Sohn ausgehängt und dann mit seiner Frau Selbstmord durch Erhängen begangen. Die Leute lebten in bitteren Nahrungssorgen infolge Krankheit.
Kiel, 19. Juni. Die Jacht „Hohenzollern" ist mit dem Kaiser anBord heute mittag 12.45 Uhr, gefolgt von „Sleipner", in den Hafen eingelaufen. Die Kriegsschiffe, welche Toppflaggen gesetzt hatten, feuerten Salut und die in Parade stehenden Mannschaften begrüßten den Kaiser mit einem dreifachen Hurra. Die im Hafen liegenden Dampfer und Jachten haben Flaggenschmuck angelegt. An den Ufern erwartete ein zahlreiches Publikum die Ankunft der „Hohenzollern", die durch die Reihe
Rezept gewisser Verbrecher, die selbst bis aufs Schafott ihre Tat geleugnet haben und dadurch der gerechten Strafe zu entrinnen glaubten. Sie wissen aber auch, wie es denen ergangen ist und daß ihnen ihre Halsstarrigkeit nichts genutzt hat."
„Herr Untersuchungsrichter, es wäre ein Justizmord, wenn man mit mir so verfahren würde."
„Dann erklären Sie uns doch einmal das Rätsel!"
„Kann ichs denn? Ich kanns ebensowenig wie Sie. Sobald ich alles erfuhr, dachte ich gleich: Jetzt bist du geliefert. Wenn man dich jetzt faßt, so wird man die ganze Schuld auf deine Schulter wälzen. Ich kann Ihnen nicht beschreiben, in welcher Aufregung ich seit jener Zeit gelebt habe. Selbst sie, die ich wahrhaft liebe, hielt mich für den Täter und gab mir das zu verstehen. Deshalb reifte in mir der Plan, ins Ausland zu gehen. Vielleicht hätte ich mich da von dem entsetzlichen Alpdruck frei gefühlt. Es ist mir nicht gelungen, zu entkommen, und nun trampelt man hier auf mir herum wie auf einer Giftschlange. Unschuldigen Verdacht ertragen zu müssen, Herr Unter-
der Kriegsschiffe hindurch ihrem gewohnten Liegeplatz vor der Reventlowbrücke zusteuerte.
Kiel, 19. Juni. Bei der heutigen 10. Regatte um den französischen Eintonnerpokal siegte die englische Jacht „Bunty" zum drittenmal und gewann damit den Eintonnerpokal. Die dänische Jacht „Nurdug" wurde 3, die deutsche Jacht „Windspiel" 3.
Düsseldorf, 19. Juni. Das Luftschiff „Viktoria Luise", das heute von hier über Holland nach Hamburg fuhr, ist dort um 4 Uhr 50 Min. eingetroffen.
Essen, 19. Juni. Die Zahl der infolge des letzten Bergarbeiterstreiks wegen Streikvergehens ergangenen Urteile beträgt 710. Es wurden im Ganzen 36 Jahre an Freiheitsstrafen!, darunter 3 Jahre Zuchthaus, und 13 000 Mk. Geldstrafen verhängt.
Eine Gesellschaft Saargemünder Fanatiker hat arge deutschfeindliche Ausschreitungen begangen. Sie stellten in einem Kaffeehause eine Kaiserbüste verkehrt auf und hielten deutschfeindliche, besonders den Kaiser schwer beleidigende Ansprachen. Die Behörden haben sich der eifrigen „Patrioten" bereits wärmstens angenommen.
Der Bürgermeister von Ensen wurde auf dem Bahnhof in Metz vom Herzschlag gerührt und starb. Nach einer Stunde kam seine Frau hinzu und wurde über den Tod ihres Gatten derart erregt, daß ein Herzschlag auch ihrem Leben rasch ein Ziel setzte.
Aus dem Ausland.
Luxemburg, 19. Juni. Gestern nachmittag erfolgte hier die Eidesleistung der am 14. Juni großjährig gewordenen Großherzogin Adelheid.
In der gestrigen Sitzung der franzö sis ch en Deputiertenkammer wurden die deutschen Wehrvorlagen zur Sprache gebracht. Der Kriegsminister erklärte, Frankreich müsse mit Rücksicht auf die deutschen Rüstungen daraus bedacht sein, seine militärische Stärke derjenigen Deutschlands anzupassen. Man werde die schwarzen Truppen mehr heranziehen müssen.
Paris, 19. Juni. Die Kammer hat gestern nachmittag die Beratung über die Wahlreform fortgesetzt. Die Sitzung verlief sehr stürmisch. Poincars stellte entsprechend einem Beschluß des Ministerrats die Vertrauensfrage. Die Lage wurde im letzten Augenblick noch dadurch verworren, daß der Minister auch AugagneurS Vorschlag, sein Projekt an eine Kommission zu verweisen, abzulehnen beantragte und die Ablehnung mit in die Vertrauensfrage einbezog. Der Vorschlag Augagneurs wurde denn auch mit 346 gegen 197 Stimmen abgelehnt. Das Resultat wurde von der Kammer mit Beifall ausgenommen.
Paris, 19. Juni. Der Korrespondent des „Temps" sprach in einem letzten Bericht aus Berlin über das Erwachen und angebliche Weiterumsichgreifen des Chauvinismus in Deutschland. Er führte in langen Ausführungen die Umstände an, unter denen sich dieser Chauvinismus in den letzten Monaten entwickelt habe, und gelangte zu folgendem Schluß: „Die deutsche Regierung ist friedlich, die öffentliche Meinung kriegerisch, sicher wäre es weitaus weniger gefährlich, wenn die Regierung kriegerisch und die öffentliche Meinung friedlich wäre." Der Weltfriede hängt infolgedessen von einem Kabinettswechsel ab. Die Autorität des Kaisers und die Offenheit des Kanzlers sei das einzige, was die kriegerische Agitation zurückhalte. (Die Franzosen müssen das wissen.)
Malmlaett, 19. Juni. (Zum Eisenbahnunglück.) Frau Professor Hermannsohn aus Hel- stngsors ist gestern mittag ihren Verletzungen erlegen. Die übrigen Verletzten sind auf dem Wege
suchungsrichter, das ist tausendmal schlimmer, als wenn man mit Recht bestraft wird."
Scharffenstein klopfte ihm freundlich auf die Schulter. „Es freut mich wenigstens, daß Sie sich heute verständiger benehmen, Majewski, als neulich, wo Sie sich wie ein Unsinniger gebärdeten. Man kann doch ein vernünftiges Wort mit Ihnen sprechen. Sie werden mir selbst zugeben müssen, daß aller Verdacht gegen Sie spricht. Dazu gesellt sich noch Ihr Verhalten zu Ihrer Freundin. Sie wollten sich wohl allmählich von ihr zurückziehen —"
»Ich zurückziehen? Kein Gedanke! Daß ich mal ein anderes Mädel ausführte, das ist doch nicht so schlimm, und daß sie davon gleich ein solches Aufheben macht und mich um Kopf und Kragen bringen will, ist gewiß nicht schön von ihr. Das habe ich nicht um sie verdient. Aber sie hat doch wohl schon alles widerrufen, nicht wahr, Herr Untersuchungsrichter?"
„Ganz im Gegenteil! Sie hat ihre brieflichen Angaben sogar verschärft und erweitert."
„Ja, ja", gestand Majewski zerknirscht, „nun verstehe ich ihr Mißtrauen, mit dem sie mich in
der Besserung. Die Zahl der bei dem Eisenbahn Unglück Umgrkommenen ist nunmehr auf 21 g,> stiegen.
Stockholm, 18 . Juni. Die Untersuchung über di, Ursache des furchtbaren Eisenbahnunglückes bei MalO hat ein geradezu unglaubliches Resultat zutage gefördert Der Stationsvorsteher der Unglücksstation ist allein an d« Katastrophe schuld. Er hat den Leichtsinn gehabt, d«j ganze Signalwesen des Bahnhofes einem einfachen G, Hilfen zu überlassen, der im Signalwesen überhaupt nich ausgebildet und daher völlig hilflos war, als der sch, planmäßige Verkehr durch die Verspätung deS Berlin« Zuges nicht Mehr eingehalten werden konnte. Er vw wechselte die Signale und gab dem Schnellzug aus Berlin das Gleis fre.i, auf dem sich der Güterzug bewegte. Der Bahnhofsvorsteher und der Gehilfe wurden verhaftet.
Rom, 19. Juni- Gestern abend wurde hier das Abkommen zwischen Italien und Deutschland unterzeichnet, das den italienischen und deutschen Arbeitern einen wechselseitigen Genuß der staatlichen Wohlfahrtseinrichtungen gewährleistet und eine Unterbrechung des Versicherungsgenusses infolge Hin- und Rückreise ausschließt.
London, 19. Juni. Gestern nach mitlag empfing Sir Edward Grey den neuen deutschen Botschafter, Frhr. v. Marschall; dieser wird in nächster Woche dem König sein Beglaubigung schreiben überreichen.
Die Versuche der englischen Transport, ar beit er, die Matrosen und Heizer in ihren Streik hineinzuziehen, sind gescheitert. Die Gewerk- schaft der Matrosen und Heizer hat sich mil 2137 Stimmen für, aber mit 3678 Stimmen gegen den Streik erklärt. Auch die schottischen Transportarbeiter haben mit großer Mehrheit gegen die Arbeitsniederlegung gestimmt.
New yvrk, IS. Juni. Es steht eine amen- kanische Intervention in Kuba bevor, da Gomej zu schwach ist und die Rebellen die Ausländer schwer bedrohen. Der Rebellengeneral Antomarchi erließ sogar eine Proklamation, in der er erklärt, er werde alle Ausländer hängen, falls sie nicht binnen 48 Stunden die Kaffeebezirke verlassen hätten. Ein Franzose namens Blanchard wurde bereits gehängt.
Chicago, 19. Juni. Nachdem eine große Zahl von Delegierten die Wahl Roots oder Mac Governs unterstützt hatten, wurde Root mit M Stimmen zum temporären Vorsitzenden des Ratio- nalkonvents gewählt.
Chicago, 19. Juni. (Taft und Roosevelt.j Die Abendstunden werden ausgefüllt mit Ent' würfen und Plänen für die nächsten Bewegungen. Die Aussichten Roosevelts sind nach allgemein« Ansicht trotz der gestrigen Niederlagen nicht ganz verzweifelt, diejenigen TraftS dagegen aufgegeben.
Guanajuato (Mexiko) 17. Juni. Ein gestern hier niedergegangener Wolkenbruch verursachte den Verlust vieler Menschenleben und richtete großen Schaden an. Der Fluß führt viele Leichen mit sich.
Der llalieliiscv-liirMcve Weg.
Rom, 18. Juni. Wie die Agenzia Stefan aus Tripolis meldet, sind nach zuverlässigen Nacht richten die Verluste der Türken viel größer als man bis jetzt annahm. Allein auf dem rechten Flügel seien von den Italienern 545 gefallene Türken bestattet worden. Die Einwohner von Zanzur erklären, daß schon im Anfang des Gefechtes sehr viele Tote und Verwundete von den Türken zurück' geschafft worden seien und daß sich auf der Straße bis Zavia noch die Leichen vieler Gefallener befinden, die auf der Flucht ihren Wunden erlegen seien.
der letzten Zeit auf Schritt und Tritt verfolgte.
!Jch dachte erst, es wäre gewöhnliche Eifersucht, aber es war etwas anderes. Sie glaubte, daß ich ihr eine große Summe Geldes, von der ihr ein Anteil gehörte, unterschlagen wollte. Ach, Herr Untersuchungsrichter, das kann ich Ihnen sagen, das ist unser Verderben. Das ist in der Bibel schon ganz richtig dargestellt."
Der eigenartige Philosoph ließ seinen Kopf fast bis auf die Kniee hängen und brütete mit betrübter Miene vor sich hin.
Weide betrachtete ihn mit einem gewissen Mitleid, und Bardekow trat zu seinem Kollegen und sagte flüsternd: „Nun? Wie gefällt Ihnen der Kerl? Sind Sie befriedigt von Ihrem Erfolg«
„Erfolg?" fragte Weide ebenso leise. ,,Jch möchte lieber sagen, Mißerfolg. Denn dieser Mensch belügt uns augenscheinlich nicht."
„Ganz meine Meinung!" stimmte Bardekow eifrig bei. „Ich glaube, wir beide werden doch noch zusammenkommen, Herr Kollege."
Weide sah ihn ungläubig an. Nein, btt Fährte, auf der sich Bardekow bewegte, würde er nicht verfolgen. (Fortsetzung folgt.)
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