Nr. 152.

Amts- und Anzeigeblatt für den Obermntsbezirk Calw.

93. Jahrgang.

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Calw sür die einspaltige Zeile IS Psg., außerhalb deSselLen IS Psg., Sie klm» e» SO und Sk Psg. Schluß der «teigenannahme V Uhr vormittags. Fernsprecher S.

Dienstag de« L Juli 1918.

«-,og,prei«! In der Stabt mit »rSa-rl-tzn Mk. 1.S5 »lerteljlihrüch, S PostbeZUgSpreis im Ortö» und RachLarsr^sverkehr ML 1^>, im Fernverkehr ß Mk. I.Sd, BesteSAeLV irr LLürUrmderg SV Pfg. i

Die letzte Beute im Osten.

Als die Friedensverhandlungen in Brest-Litowfi durch die Weigerung Trotzkis einen Friedensvertrag zu unterzeichnen, gescheitert waren, begann am 18. Fe­bruar, mittags 12 Uhr, der letzte deutsche Vormarsch. Die russische Armee war völlig demoralisiert und nicht mehr in der Lage, uns irgendwelchen nennenswerten Widerstand entgegenzufetzen. In kopfloser Flucht ging sie vor unseren mit Sturmgeschwindigkeit vordringen­den Truppen zurück. Dem wilden Durcheinander auf russischer Seite entspricht denn auch die Beute, die wir in diesen letzten Kampswochen gewonnen haben. Die Zahlen, die die Zeit vom 18. Februar bis 2. April um­fassen, sind von einer erstaunlichen Höhe, und nur hier­aus erklärt es sich, daß trotz des bekanntlich sehr schnellen Arbeitens unserer Militärverwaltung erst nach Mona­ten ein abgeschlossenes und dabei zuverlässiges Bild über den Umfang und vor allem den Wert dieser Beu­temassen erzielt werden konnte. So gerieten 4 Armee­stäbe, 8 Korbsstäbe, 17 Divisionsstäbe, mehrere Regi­mentsstäbe, 4811 Offiziere und 77 342 Mann in Gefan­genschaft; 4381 Geschütze mit 2867800 Schutz Artillerie­munition, 1263 Minenwerfer, 9490 Maschinengewehre, 731672 Gewehre mit 102L30 900 Schutz Anfanteriemu­nition wurden erbeutet. An fahrendem Material fie­len 2100 Lokomotiven, 26680 Eisenbahnwagen, 63102 Fahrzeuge (dann 13630 Pferde), 1278 Kraftwagen, 22 Panzerwagen, 27 Tunkwagen, W Werkstattwagen und 1703 Feldküchen in unsere Hand. 132 Flugzeuge, 1 Pan­zerzug, 1 Eisenbahnzug mit Geschützen und 6 Lazarett- züg« vervollständigten die Beute. Allein bei der kn Liv- und Estland operierenden Armee wurden 1172 Of­fiziere (darunter 6 Divisionsstäbe) und 18999 Mann gefangen genommen, 1863 Geschütze, 636 Maschinenge­wehre, 188 Minenwerfer, 90 663 Gewehre, 27 Flugzeu­ge erbeutet. An fahrendem Material nahmen diese Truppen 22 883 Fahrzeuge, 113 Personenkraftwagen, 206 Lastkraftwagen, 67 Krafträder, 2 Panzerkraftwagen, 18 Sanitätskrastwagen, 6 Tankwagen, 13 Werkstattwa­gen, 6 Anhängerwagen und einen Scheinwerferwagen. An Eisenbahnmaterial gerieten 182 Lokomotiven (Breitspur), 74 Lokomotiven (Schmalspur). 2443 Wag­gons (Breitspur) und 987 Waggons (Schmalspur) in unsere Hand.

Von Interesse wird es sein, einen Blick in die bedeu­tenden Lager einer Beutesammelsielle zu tun. Die Spuren des kopflosen Rückzuges der plündernden und raubenden Gardisten find auch in der früheren russischen Eiappenstadt Pleskau noch nicht verwischt. Ein wildes Durcheinander der Geräte, Wagen, Autos, Ka­nonen in Mengen, die nur zu Aar die Unterstützung der mächtigen Freunde jenseits des grotzen Masters er­kennen lassen. Die Vorräte, die hier aufgestapelt liegen, lassen fast jeden Begriff sür Werte schwinden. Insgesamt find ungefähr 8000 Waggons Doppelladung im Werte von einer halben Milliarde ^l an Kriegs­beute der deutschen Heeresverwaltung in Pleskau zu­gefallen. 1300 Waggons Munition im Werte von 200 Millionen (Granaten von 22 cm bis zur Jn- fanteriemunition geordnet in Kisten mit englischen und russischen Aufschriften), Sprengstoffe, Handgranaten und vieles mehr geben nur ein kleines Bild dieser ge­waltigen Mengen. Am Bahnhof, in Reihen geordnet, die erbeuteten Geschütze; eine stattliche Zahl von 264 Stück, darunter 4 neue japanische Haubitzen, un­gefähr 3W Maschinengewehre, alles fast sofort wieder verwendbar. Im Bekleidungslager (ein zwei­stöckiger hölzerner Bau) liegen Ballen bis zur Decke aus­gestapelt. Aus jedem Ballen ein Zettel mit Znhalts- angadc:' 223 000 Stück Leincnwäsche. 96000 Stück Winterwäsche, Strümpfe, Fußlappen, Decken usw. im Werte von fast 8 Millionen Das Lager an San i- täts material und Medikamenten hat einen Wert von 10 Millionen -tt. Es enthält chirurgische Instru­mente, Arzneien, Wäsche, Verbandzeug, ja sogar Damenwäsche und Röcke für das Schwesternpersonal. Der Befehl, das Lager niederzubrennen, ist kurz vor Eintreffen der deutschen Truppen gegeben worden, 'wurde aber vernünftigerweise nicht ausgeführt. Kriegs­material, Fahrzeuge, Maschinen, Werkzeuge find im Werte von 8 Millionen Rohstoffe (Kupfer, Messing, Felle, Häute, Chemikalien, Leinsaat, Oele,

Schaffung von Eiedlungsland in Kurland.

(WTB.) Kowuo, 27. Juni. Eeneralfeldmarschall von Hlndeuburg als Chef des Eeneralstabs des Feldheeres hat unter dem 17. Juni eins Verfügung über die Bodenfrage in den Gebieten der öst­lichen Militärverwaltung erlasten, die in großzügiger Weise die Besiedelung Kurlands anbahnt. Die vom gleichen Tag datierte, auch fiir die im Herzog­tum Kurland gelegenen Fideikommisse gültige Verord­nung des Eeneralquartiermeisters Hahndorff über die Landabgabe und Siedelung in Kurland verpflichtet jeden kurländische« Rittergutsbesitzer, dessen Gesamt- grundbefitz die Größe von 660 Hektar erreicht, an die Landgesellschaft Kurland als Trägerin des Anstedelungsunternehmens «in Drittel, seines ge­samten Areals, und zwar für Zwecke der Besiedelung geeignetes Land im Wege des Kaufvertrages zu über­lasten. Der Erwerbsprsis für die Landgesellschaft Kur­land hat dem Friedenspreis des Jahres 1914 zu ent­sprechen. Die Verpflichtung ist zunächst in dem Umfang zu erfüllen, daß jedes beteiligte Gut 28 v. H. seiner Fläche an die Landgesellschast Kurland verkauft. Die restlichen 8'/, v. H. sollen nach Möglichkeit freihändig zum Friedenspreis des Jahres 1914 durch die Land­gesellschaft Kurland erworben werden.

Fette) gleichfalls im Wette von 8 Millionen vor­handen. Ein reich ausgestatteter Kraftwagenpark, Tankanlagen mit 70 000 Ltter Benztu und 32 SOO Liter Petroleum, 830000 Gasmasken, Flugzeughallen mit 4 Flugzeugen neuester Konstruktion und 8 Doppeldeckern ergänzen die Beute in willkommener Weise.

Zur letzten österreich-ungarischen Offensive in Italien.

(WTB.) Budapest. 28. Juni. Im Abgeordneten­haus gab zum Beginn der Sitzung Ministerpräsident Dr. Wekerle eine Erklärung ab, in der es u. a. heißt: Das Haus weiß, daß wir an der Piave und Prenta vorgedrungen find, und. um Menschenleben zu schonen, nachdem die Festhaltung unserer Positionen mtt rie­sigen Verlusten verbunden gewesen wäre, uns an der Piave zurückgezogen haben, u^> nur an der Brenta manche okkupierte Gebiete behalten. Bei diesem Rück­zug find insgesamt 12 999 Gefangene in die Hände des Feindes gelangt, während SV 999 itali­enische Gefangene in unsere Hand fielen. Diese Ziffer kann bei der Offensive und Rückzug nicht als übermätzig bezeichnet werden; denn bei der 10. Jsonzo- offensive, wo die Italiener vorgedrungen find, sind auf unserer Seite 80000 bis 36 000 Mann in Gefangen­schaft geraten, während wir 22000 Gefangene machten. Wir haben einen sehr bedauerlichen Verlust erlitten, der aber im Vergleich zu der 10. und 11. italienischen Offensive die damals erlittenen Verluste nicht über­steigt, ja hinter diesen zurückbleibt; denn in der 10. und 11. italienischen Offensive hatten wir einen Ver­lust von 80000 bis 100000 Mann. (Bewegung.) Jetzt ist unser Verlust gleichfalls annähernd 100000 Mann. An der Offensive und dem Rückzug haben 33 unga­rische und 87 österreichische Regimenter teilgenommen, also 47 Prozent Ungarn und 83 Prozent Oesterreicher. Der Verlust der Italiener betrug bei dem ganzen Vor­rücken und Rückzug 160 000 Mann. Er übersteigt so­mit weit unsere Verluste an Toten, Verwundeten und Kranken. Mit Munition war unsere Armee nie so gut versehen wie Mitte Juni. Richtig tft, daß von den über die Piave geschlagenen drei Brücken un­glücklicherweise die oberste ein stürzte und dann die beiden andere» mitgerissen wurden, wodurch in der Beförderung von Munition und Proviant unüber­windliche Schwierigkeiten entstanden. (Bewegung.) Aber Munitionsmangel bestand nicht. Allerdings konnte an Munition und Proviant nicht so viel hin- ubervsfördert werden, wie die dort kämpfenden Trup­pen benötigt hätten. (Bewegung.) Wenn ich trotz die­ser traurigen Ereignisse von dein Ganzen die Folgerun­gen ableite, steht ohne Zweifel fest, datz wir den Italiener« bedeutende Verluste verursachten. Wir ver­hinderten sie, einen erheblichen Teil ihrer Truppen an die Westfront zu senden. Wenn wir auch keinen

vollständigen Erfolg erzielt haben, so hatten wir jeden­falls einen strategischen Erfolg und können der Tätigkeit unserer Armee in der Zukunft und dem Aus­gang des Krieges mit Vertrauen entgegensehen. (Zustimmung.)

(WTB.) Wie», 30. Juni. Zu den vom ungarischen Ministerpräsidenten im ungarischen Abgeordnetenhaus abgegebenen Erklärungen über die Verlustziffern an­läßlich der jüngsten Offensive gegen Italien wird dem Wiener K. K. Korr.-Bureau von maßgebender Seite folgender Kommentar gegeben:

1. Die Zahl 100 000 beruht auf irrtüm­licher Auffassung einer eilig aufgegebenen Tele­phondepesche. Es wurde der ungarischen Regierung vom Armeeoberkommando mitgeteilt, daß die Verluste ge­ringer, als die der 10. und 11. Jsonzoschlacht seien, die 80 000 bis 100 000 Mann betragen hätten. Irgend welche genaue Daten liegen über die in Rede stehende Einbuße an Mannschaften überhaupt nicht vor.

2. Die durch Vergleich mit der 10. und 11. Jsonzo­schlacht angedeuteten Verlustziffern beziehen sich nicht aus die Piavefront und noch weniger auf die vom Herrn Ministerpräsidenten angeführten 70 Infanterie­regiment» allein, sondern aus die ganze Front vom Stilfserjoch bis zur Adria. Eie umfassen den Zeitraum vom 18. bis 20. Juni, also sechsTage.

S. In den Gesamtverlustziffern sind immer auch die Abgänge an Kranken einbegriffen, wie dies ja auch der Herr Ministerpräsident heute betont hat. Diese betragen aber nach Mitteilung von der Südwestfront täglich 2- bis 4000 Man«, ergeben also für sechs Niederschlag- und kättereiche Tage 20- bis 23 000 Mann. Die Verluste übersteigen demnach in keiner Weise das normale Maß und bieten der Oeffentlichkeit die Gewahr, datz die Kampfführung alles getan hat. um die Zahl der Opfer einzuschränken.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsch« amtliche Meldung.

Die Beute an der Westfrout fett dem 21. März.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 1. Juli. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe Kronprinz Rnpprecht: Die Gefechtstattgkeit lebte am Abend an viele» Stellen der Front aas. Lebhafte Er- kuudsngstStigkett hielt a«. Englische Teilaugriffe nörd­lich von Albert «rnrden abgewiese«.

Heeresgruppe Deutscher Kroupriuz: Zwischen Aisne und Marne rege TättAeit des Feindes. Mehrfach stieß Infanterie za statte« Erkundungen vor. Bel uud südlich von St. Pierre Aigl« griff der Franzose gegen Mittag »ach heftiger Feuervorbereitung au; er wnrde abgewiese«, ebenso scheiterten hier nächtliche Borstötze des Feindes. Leutnant Löwenhardt errang seine« 82. Luststeg.

Nach Abschluß der Prüfungen beträgt die Zahl der seit Begin» unserer Augriffsschlachtea (21. Mürz 1918) bisher über unsere Sammelstellen «-geführte« Gefan­gene» ausschließlich der durch die Kraukeuanstalte« zurüMefiihrten 181484. Davon laben die Eng­länder 94 ISS Gefangene, darunter 4 Generale uud 3199 Offiziere, die Franzose« 89 999 Gefangene, da- runter 2 Generale »nd 3199 Offiziere verlöre«. Der Rest verteilt sich auf Portugiese». Belgier und Ameri­kaner. Bon de« Schlachtfeldern wurde« bisher 2478 Geschütze und 18 924 Maschinengewehre in die Beute­sammelstellen zuriickgefühtt.

De» erste Eeneralquartiermeister Ludendorjf.

Ein nener Fliegerangriff auf Karlsruhe.

(WTB.) Karlsruhe. 30. Juni. Heute Rachi wur­de die offene Stadt Karlsruhe von einigen feindlichen Fliegern angegriffen. Es wurden mehrere Bomben ab- geworsen, die aber nur geringen Sachschaden verursach­ten. Menschenverluste sind Trine zu beklagen.

Die Bedeutung der Frühjahrsschlachte« im Weste«.

(WTB.) Berlin, 1 Juli. Der deutsche Heeresbe- richt vom 1. Juli vcrösfenilicht die Gefangenen- «nd Beutezahlen aus den Kämpfen im Westen seit dem 21. März 1918. Bei -er gewaltigen Zahl von 191484 Ge-