wurde die Leiche^ der^84jährigen Butterhändlerin Rosine Sturm von der aufgebotenen Streifmann­schaft im Walde zwischen hier und Simmersfeld in einer Vertiefung etwa b Nieter wegabseits liegend aufgefunden, nachdem die Frau schon seit Montag vermißt und bis jetzt vergeblich gesucht worden war. Ihren Korb, der an der Straße niedergestellt war, hatte man zwar bald gesehen, die Verstorbene selbst war jedoch über und über mit Schnee bedeckt. Es scheint, daß sie im Gefühl der Uebermüdung eine kurze Rast machen wollte und Schutz unter den Tannen suchte, dabei aber eingeschlummert und erfroren ist, oder von einer Herzlähmung ereilt wurde.

Mühlacker, 8. April. In dem benachbarten badischen Dorf Dürrn wurde eine originelle Wette ausgetragen. Ein Bauer handelte mit einem Handelsmann um eine Gaise, kaufte sie aber nicht, weil sie ihm zu teuer schien, vielmehr kaufte er im Dorf eine billigere und rühmte sich dessen in der Wirtschaft. Darauf meinte der Händler, die billigere Gais sei vermutlich so gering, daß sie ungestreift" unter seiner teuren durchgehen könne. Man wettete und jeder hinterlegte 10 Mark beim Wirt. Als es nun an die Probe ging, da hoben zwei im Einverständnis mit dem Händler stehende Männer einfach die teurere Ziege in die Höhe und siehe da, die billigere ging unangestreift unten durch. Somit behauptete der Händler, gewonnen zu haben, allein der Bauer protestiert und der Wirt, der Schiedsrichter ist, weiß nun nicht, wem er das Weltgeld geben soll.

Murrhard 1,8. April. Aus hiesigem Bahn­hof wurde am Karfreitag ein Mädchen aus Spiegelberg von dem um 5 Uhr von Hall her kommenden Zug überfahren. Sie scheint bei dem großen Gedränge, das auf dem Bahnsteig herrschte, auf das Gleise gedrängt worden zu sein, als der Zug eben einfuhr. Der Tod trat etwa 45 Minuten nach dem erschütternden Unfall ein.

Mannheim, 5. April. (Eine Begegnung in den Lüften.) Das Zusammentreffen der beiden ZeppelinluftschiffeSchwaben" undViktoria Luise" über unserer Stadt hat gestern mittag stattgefunden. Die hiesige Einwohnerschaft erwartete mit der größten Spannung dieses aeronautische Ereignis und be­grüßte die beiden Luftkreuzer mit lebhaftestem Jubel.

Berlin, 9. April. In Schönebeck an der Elbe wurde ein schwerer Postraub verübt, wobei den Tätern etwa 40000 Mk. in die Hände fielen.

Hamburg,?. April. Gestern morgen zwischen 5 und 6 Uhr feuerte der in der Quickborgstraße wohnhafte Bureauvorsteher Freckmann, wahrschein­lich in einem Wahnsinnsanfall, auf seine Ehefrau, seine beiden Töchter im Alter von 8 u. 11 Jahren und seinen 6jährigen Sohn Revolverschüffe ab. Die älteste Tochter erhielt einen Schuß durch den Kopf und war auf der Stelle tot. Die Ehefrau und die jüngere Tochter wurden durch Schüsse in den Unterleib bezw. Kopf lebensgefährlich, der 6jährige Sohn weniger schwer verletzt. Schließlich brachte sich Freckmann selbst einen tätlichen Schuß durch den Kopf bei.

Beuthen, 6. April. In der letzten Nacht wurden in der Schlesiengrube 2 galizische Arbeiter durch Kohleneinsturz verschüttet und getötet.

In Kösen wurde am Gründonnerstag die Leiche des seit etwa 14 Tagen vermißten Pastors Mohr aus Webau bei Weißenfels geborgen. Der Pastor Mohr war nach Unterschlagung des Pfarr- vermögens im Betrag von 101300 DU. geflohen, seine Frau und drei kleine Kinder völlig mittellos zurücklassend. Man fand noch 40 Mark und eine Browningpistole in den Taschen der Leiche.

München, 6. April. Bei schwerem Süd­weststurm geriet auf dem Chiemsee gestern nach­mittag das Segelboot des bekannten Schlachten­

malers Roubaud, mit zwei Herren und zwei Damen - besetzt, in schwere Seenot. Zwei Dampfer eilten, als man die gefährliche Lage des Segelboots be­merkte, herbei, doch konnten nur zwei von den In­sassen gerettet werden. Ertrunken sind Baron Förster jr. aus Wien und die zweitälteste Tochter des Prof. Roubaud.

In Erbach bei Regensburg warf die 40jährige Frau Düstler ihre beiden Kinder von 5 Jahren und 7 Monaten in einen Teich, wo sie ertranken. Die Leichen konnten noch nicht geborgen werden. Die Frau handelte im Zorn darüber, daß sie eines Diebstahls beschuldigt worden war.

Der neue Leipziger Hauplbahnhof, der größte und modernste Bahnhof Europas, wird am 1. Mai d. I. in seiner westlichen, preuß. Hälfte, in Betrieb genommen.

Wien, 8. April. Der Direktor Pinter von der vereinigten Elektrizitäts-Aktiengesellschaft hat seine Frau im Schlafe durch zwei Schüsse verletzt und sich dann selbst getötet. Man glaubt, daß er die Tat im Wahnsinn verübt hat.

Laibach, 8. April. 7 Gymnasiasten unter Führung des Professors Cork am Laibacher Staats­gymnasium wurden auf einer Tour nach dem Hochstuhl von einem Schneesturm überrascht. Der Professor stürzte ab, die Gymnasiasten konnten sich dagegen in eine Schutzhütte retten, von wo sie um Entsendung einer Hilfsexpedition ersuchten. Diese, aus Landwehrsoldaten unter Führung von drei Offizieren bestehend, brachte sie wohlbehalten nach Laibach zurück.

Paris, 8. April. DerMatin" kündigt an, daß er die Veranstaltung eines Aeroplanwettflugs Peking Paris plane. Mehrere Flieger, da­runter Vedrines und Bleriot, haben den Plan für durchaus ausführbar erklärt, da die transsibirische Bahn die Möglichkeit biete, Flugzeuge und Flieger mit allem erforderlichen Bedarf auszurüsten.

Paris, 8. April. In die Villa des früheren mexikanischen Gesandten de Mir in dem Vorort Neully ist eingebrochen worden, wobei Schmuck­sachen im Werte von 300 000 Mk. geraubt wurden. Ein kürzlich entlassener Diener ist des Diebstahls verdächtig.

Paris, 6. April. Die französische Regierung hat den PanzerkreuzerDupuy de Lome", eines der schönsten Schiffe der französischen Marine, an Peru verkauft. Das Kriegsschiff wird den Namen Commandante Aguerre" führen.

Paris, 4. April. Banditen töteten und be­raubten nachts einen Boten auf dem Weg von Choissy nach Jvry in der Nähe von Paris. Die Räuber sind spurlos verschwunden.

Petersburg, 6. April. DieNowoje Wremja" meldet, Mitte Juli solle ein Entrevue des Zaren mit Kaiser Wilhelm in den finnischen Schären stattfinden.

Tarnopol, 7. April. Auf einen im Schnee stecken gebliebenen Lokalzug aus der Strecke Zbaraz- Tarnopol fuhr eine Hilfslokomotive auf, wobei 20 Personen schwer und 5 leicht verletzt wurden.

In Kischinew (Rußland) hat der dreißig­fache Millionär Tolmudski Selbstmord verübt, nachdem seine Frau kürzlich an Typhus gestorben ist. Das Vermögen fällt an arme Verwandte.

Lissabon, 8. April. In Cuamon kam es anläßlich der Karfreitagsprozesston zu einem Kampf zwischen Christlichen und Antiklerikalen, wobei zwei Personen getötet und mehrere verwundet wurden.

Bei Los Angelos stürzte der Flieger Rod- gers bei einem Schauflug etwa hundert Fuß hoch herab und war sofort tot.

New-Aork, 6. April. Der Mississippi hat an vielen Stellen die Dämme durchbrochen. Fünf

amerikanische Staaten sind gefährdet. Zwanzig Städte sind überschwemmt. Falls das Wasser noch um 20 Zentimeter steigt, werden eine Viertel­million Menschen heimatlos sein. Der Kriegs minister läßt Nahrungsmittel verteilen.

Der Sachschaden der Ueberschwemmungen im mittleren und westlichen Nordamerika über­steigt 25 Millionen Mark. Zehn Personen werden bis jetzt als ertrunken gemeldet. In Cairo (Illi­nois) steht das Wasser 4 Fuß hoch. Es herrscht großes Elend.

Newyork, 7. April. Edward und Sidrn Allen, die Führer derDesperados", die sich in Hillsville gegen das Gericht empört Hallen und den Richter, den Staatsanwalt, den Sherrs und drei Geschworene des Tribunals erschossen halten, wurden am 4. April im Blue-Ridge-Gebirge in Virginia von dem zu ihrer Verfolgung abgesandten Detektivkorps umstellt und nach verzweifeltem Kampf erschossen. Drei Detektiv« wurden schwer verwundet. Die Tragödie von Hilsville hat nunmehr 19 Opfer gefordert, darunter neun Tote.

Mesched, 4. April. Die letzten persischen Räuber haben sich gestern den russischen Truppen ergeben. Der Aussetzer des Asyls dankte dem russischen General dafür, daß das "Grabmal un­versehrt geblieben sei. Ein das Volk aufreizender Agent und 24 Verdächtige sind verhaftet worden. Der Führer der Räuber ist entkommen. Die Räuber verloren 39 Tote. 26 Verwundete wurden von den russischen Aerzten verbunden. Die russischen Truppen hatten 2 Verwundete. Die Stadt ist ruhig.

Fez, 7. April. Die Nachricht von der Unter­zeichnung des Protektoratsvertrags hat bei der Be­völkerung eine kühle Aufnahme gesunden. Im Innern des Landes ist die Nachricht noch unbe­kannt. Da die Gärung unter den Stämmen schon jetzt allgemein ist, hält man es für möglich, daß die Ankündigung des Protektorats dre Lage noch verschlimmert. Die Militärbehörden treffen bereits die erforderlichen Maßnahmen. Im Palast des Sultans machte die Unterzeichnung des Protektorats­vertrags einen ziemlich schlechten Eindruck. Die Aufregung unter den Stämmen in der Gegend von Sesru hat sich noch nicht gelegt. Die Führer der Stämme dürsten sich binnen kurzem über etwaige neue Angriffe verständigen. Unter gewissen Stämmen ist das Gerücht verbreitet, Mulai Hafid sei fram zösischer Gefangener in Fez. Dieses Gerücht gibt der Erregung neue Nahrung.

Hur Ziatlt unü Umgebung

Wildbad, 9. April. Die Osterfeiertage brachten uns einen Fremdenverkehr, wie man ihn nach dein gründlich verregneten Karfreitag-Nach­mittag und dem regendrohenden Osterfestmorgen nicht erwartet hätte. Schon die Frühzüge brachten große Scharen von Ausflügler». Die Bergbahn und wohl auch manche Gescdäftsleute dürsten gut abgeschnitten haben. Es war aber auch eine Lust, in die schölte Natur hinauszuwandern, ohne zu sehr in Schweiß zu kommen, Herz und Gemüt lebten aus und schöpften neue Kraft für den Kampf ums Dasein. Wohl dem, der wenigstens am gestrigen Ostermontag das prächtige Wetter zu einer Tour ins knospende Grün hinaus noch recht tüchtig aus­genützt hat, denn heute haben wrr schon wieder das unfreundlichste, richtige Aprilsudelwetter, und es sieht ganz danach aus, als ob es nicht so bald wieder sich zum Besseren wenden wollte.

Wildbad, 9. April. Nach der gestern früh stattgehabten größeren Schulübung unferer freiiv. Feuerwehr wurde die Wahl eines neuen Kom-

kehren hören. Sie hat beschworen, daß Sie das Haus dann nicht mehr verlassen haben. Wir müssen daher annehmen, daß Sie nur in Verbin­dung zu dem Täter standen, der Ihnen etwas von dem Gelds gab"

Das ist ja ungeheuerlich, Herr Richter. In diesem Falle wäre ich ebenso schuldig wie der Ver­brecher selbst."

Na, dann erklären Sie mir doch endlich die Sache I" rief Herr von Scharffenstein mit schlecht verhehltem Aerger.

Ich darf es nicht!"

Aus welchem Grunde? Aus falschem An­standsgefühl? Wollen Sie jene tote Frau schonen? Das ist doch lächerlich! Sie dürfen die Galan­terie nicht ins Groteske übertreiben."

Was Eie auch sagen und denken mögen, es widerspricht meinem Anstandsgesühl, hier zu sprechen."

Das hat gar keinen Sinn, nehmen Sie mirs nicht übel! Ich will Ihnen helfen: Frau von Marleben ist als Mädchen von Ihnen geliebt worden, Ihre Liebe wurde erwidert. Sie verkehrten zwei Jahre lang mit ihr und mieden ihre Nähe,

da Sie sie als Frau wiedersahen. Nachdem Sie aber wieder in ihre Nähe gekommen, sind viel­leicht alte Erinnerungen geweckt worden. Sie sind vertraulicher mit einander geworden"

Nein, nein!" rief Doktor Waldow-Von dem, was Sie zuletzt sagten, kan» gar keine Rede sein. Aber woher wissen Sie das andere alles?"

Von einer Ihnen sehr nahestehenden Dame."

Wie? Von ihr? Sie hat mich verraten?"

Jawohl, von Fräulein Heinroth selbst. Und zwar nur zu ihrem Besten. Nennen Sie es nicht Verrat, ich kann es nicht dulden, daß Sie dieses Wort auf eine Dame anwenden, die meine höchste Verehrung und Hochschätzung besitzt. Fräulein Heinroth sieht in Ihrer Angelegenheit klarer als Sie selbst. Sie fühlt, daß Sie aus irgend wel­chen übertriebenen Rücksichten schweigen. Wollen Sie mich nun aufklären?"

Erinnern Sie mich, bitte, nicht mehr daran! Ich kaun es nicht. Es ist mir zu gräßlich."

Dabei blieb der Doktor. Was auch der Unter­suchungsrichter sagen, wie sich dieser auch bemühen mochte, ihn zu einem Geständnis zu bringen, er schwieg schließlich ganz und antwortet» nur durch

, Achselzucken und verlegenes Mienenspiel und starrte traumverloren vor sich hin.

>Lassen Sie Herrn Grulich eintreten!" befahl der Untersuchungsrichter.

Doktor Waldow fuhr zusammen. Auch das noch! Es sollte ihm, wie es schien, kein Tropfen des bitteren Kelchs erspart bleiben.

Der dicke Agent mit dem schwammigen Gesicht, der langsam hereinkam, machte heute einen viel vorteilhafteren Eindruck als an jenem Tage, a» dem ihn Herr v. Bardekow in seinem verbrauchte» Schlafrock gesehen hatte. Der schwarze Gehrock, der seine speckige Fülle umschloß, war ja aller­dings auch nicht mehr letzte Neuheit und zeigte an einigen Stellen des Aufschlags die Spuren schlecht sortgeriebener Flecke, die manche genossene Mahlzeit dort hinterlassen hatte; aber das weiße, blanke Vorhemd war tadellos, eine dicke, goldene Uhrkette thronte auf der weit ausgeschnittene» Weste an der behäbigsten Stelle seiner leibliche» Rundung, und am kleinen Finger der linken Ha»d blitzte ein Brillantring. Kurz, Herr Grulich war heute auf jeden Fall ein Mann, der sich sehr» lassen konnte. Dessen schien er sich auch voll de'