Haus Portofreiheit, die aus der Gründung seiner Vorfahren herstammte. Im Landtag war in der vorigen Tagung das Privilegium der Fürsten von Thurn und Taxi« Gegenstand einer ausgedehnten Erörterung, in der der Verkehrsminister das Ende des Privilegs weissagte. Die fürstlich Thurn- und Taxis'sche Rent- kammer in Regensburg gibt nun bekannt, daß ab 1. Jan. 1910 infolge einer Vereinbarung mit der Kgl. Staatsregierung die Portofreiheit des fürstlichen Hauses erlöschen werde. Dafür ist ein schon längst gehegter Wunsch des Fürsten erfüllt worden, daß das 2. Chevauxlegerregiment, dessen Inhaber der Fürst ist, von Dillingen nach Regensburg verlegt wurde. Die Verlegung geschah schon nach den heurigen Kaisermanövern.
Straßburg, 20. Dez. Eine altgewohnte Erscheinung schwindet nach der „Straßb. Post" in diesen Tagen wiederum aus dem militärischen Bild Straßburgs. Es handelt sich um die bekannten Mäntel des hiesigen württ. Infanterie- Regiments Nr. 126, die nach altem Muster noch mit 2 Reihen Knöpfen versehen waren und an denen der Straßburger schon von weitem den „Schwaben" erkannte. Diese zweireihen Mäntel fallen nunmehr weg und!
oder Vormünder suchten. Es ist eine ungezählte Anzahl von Verliebten aus Deutschland nach Helgoland geflüchtet, um sich hier heimlich trauen zu lassen und als Eheleute wieder mit dem Trauschein in der Tasche zu erscheinen. Durch die Traugebühren hat Pastor Schmidt, wie berichtet wird, ein bedeutendes Einkommen bezogen; denn die meisten Paare gaben Geldgeschenke weit über den Betrag der Kirchengebühren hinaus. Nachdem die Insel Helgoland 1890 in den Besitz Deutschlands übergegangen und auch dort die Zivilehe eingeführt war, hörten die Trauungen nach dem bisherigen Muster und damit auch die Gebühren von Pastor Schmidt auf. Er machte geltend, daß er dadurch eine erhebliche Einbuße erleide, da er ein Einkommen von über 5000 Mk. jährlich durch die Trauungen der Fremden seit vielen Jahren bezogen habe. Aus diesem Grunde hat der Fiskus dem Pastor Schmidt außer seinem Gehalt noch eine Entschädigung von jährlich 5000 Mk. gewährt. Pastor Schmidt, dessen Alter sich dem 60. Lebensjahre nähert, beabsichtigt, jetzt aus seinem geistlichen Amte auszuscheiden.
Prag, 25. Dez. Der um 7 fl- Uhr früh nach Wien abgehende Schnellzug der Staats
werden durch einreihige ersetzt, so daß in der' eisenbahngesellschaft fuhr um 9Uhr vorm.
Uniformierung der hiesigen Truppenteile kein Unterschied mehr besteht. Die meisten Kompagnien sind bereits mit den Mänteln nach dem Einheitsschnitt ausgestattet worden.
Berlin, 27. Dez. Heute vormittag erfolgte in der Wohnung des württembergischen Gesandten Staatsrat Frhrn. v. Varnbüler, im zweiten Stockwerk des Hauses Noßstraße Nr. 10, eine Gasexplosion, deren Ausgangspunkt sich in dem nach dem Hofe zu gelegenen ein- senstrigen Warteraum für Diener befand. Die Gewalt der Explosion war so groß, daß mehrere Flügeltüren eingedrückt, Schlösser gesprengt, Glastüren zersplittert und sämtliche Fenster des Lichtschachtes zertrümmert wurden Als man herbeieilte, fand man dem Warteraum befindlichen Jahre alten Diener Joses Zjmrajk mit schweren Brandwunden an Händen und im Gesicht bewußtlos am Boden liegend auf. Eine Streichholzschachtel lag neben ihm. Anscheinend war der Gasmesser im Warteraum undicht, so daß eine große Menge Gas ausströmen konnte, wodurch dann, als der Diener mit einem brennenden Streichholz den Raum betrat, die Explosion erfolgte.
Berlin, 23. Dez. Der Minister des Innern und der Finanzminister haben, wie die „Frkf.Ztg." meldet, eine Entscheidung dahin getroffen, daß die Erhebung einer kommunalen Verbrauchsabgabe von alkoholfreien Getränken, wie Fruchtsäften, Limonaden und Brauselimonaden, aus grundsätzlichen Erwägungen nicht für zulässig erachtet werden könne.
— Der Berliner Oberbürgermstr. Kirschner, der 67 Jahre alt ist, will nach Ablauf seiner Amts-Periode in 6 Monaten seinen schweren Posten nicht weiterführen. Das Gehalt beträgt 36 000 Mark.
Berlin, 27. Dez. Der Oberbürgermeister von Bromberg, Knobloch, ist zum Direktor (ersten Geschäftsführer) des Hansabundes gewählt worden.
— Ein Kolonialwarenhändler in Wun- siedel, der größere Quantitäten Zigarren unversteuert gelassen hatte, ist mit einer Geldstrafe von 8000 Mk. belegt worden.
— Zwei Schweden, Gebrüder Andersen aus Fünnen, gelernte Sattler, sollen bekanntlich ein Seh-Telephon erfunden haben, das heißt, mit ihrem Apparat soll man auch die Persönlichkeit sehen können, mit der man spricht. Die Nachricht ist bisher nicht so recht ernst genommen worden, aber jetzt meldet das B. T., die beiden Erfinder hätten ihre Erfindungen an eine Pariser Aktiengesellschaft verkauft. Patente sind in siebzehn Ländern angemeldet. Die-Gebrüder Andersen erhalten 80 000 Frcs. für die Patente und 8 Prozent vom Reingewinn.
— Aehnlich wie der Schmied von Gretna- Green in Schottland hat der protestantische Nastor Schmidt in Helgoland unter englischer Herrschaft bis 1890 Brautleute getraut, die Hymens Band ohne Einwilligung ihrer Eltern
beim Passieren der Station Uschersko vor Chotzen auf einen Güterzug auf. Elf Personen wurden getötet, 28 schwer und viele leicht verletzt. Die beiden Lokomotiven fuhren mit furchtbarem Krach in einander. Die nachfolgenden Personenwa- ..
gen des etwa 150 Passagiere führenden Schnellzugs! los zusammenbrach, türmten sich aufeinander. Der Oberbau des ''
Bahnkörpers wurde zerstört, die Schienen wurden wie Strohhalme geknickt. Ein Wagen geriet infolge der Explosion des Gasbehälters in Brand.
Vom Güterzug wurden fünf Wagen zertrümmert.
Wien, 27. Dez. Aufgrund der Klagen, die bei Wiener Gerichten eingelaufen sind, berechnet das „Neue Wiener Tagblatt" die Schulden der Prinzessin Luise mit etwa 15 in dem nebenjMMEn Kronen. In Wien allein schuldet Flur den 41 ewig geldbedürftige Prinzessin den Modeateliers 870 000 Kronen; ihrer eigenen Begleiterin, Frau Stoeger, die ihre Ersparnisse in gutem Glauben herlieh, 400000 Kronen.
Madrid, 27. Dez. In den östlichen Provinzen Spaniens sind durch das Hochwasser Hunderte von Dörfern dem Erdboden gleichgemacht. Infolge der Ueberschwemmungen sind mehrere Eisenbahnlinien nnd Brücken zerstört.
An der Küste Galiziens sind 38 Fischerboote, viele Segelschiffe und 2 Dampfer gestrandet.
Die Saaten sind fortgespült, auch Alt- und Neu-Kastilien haben furchtbar gelitten. Ein furchtbares Elend ist zu gewärtigen.
Lissabon, 27. Dez. Nachdem die Verbindungen notdürftig wieder bergestellt sind, läßt sich die Tragweite der Wasserkatastrophe übersehen. Fünf Provinzen sind furchtbar verwüstet worden. Ungefähr 50 Menschen sind um'gekommen. An 30 Schiffe von verschiedenen Nationen sind verloren.
NnmWes.
— (Prinz Heinrich als Lebensretter.^ Prinz Heinrich hat vor kurzem als Gast eines ungarischen Magnaten in Siebenbürgen an Bärenjagden teilgenommen, aber erst jetzt nachträglich wird es, wie man der „Inf." aus Budapest meldet, bekannt, daß der Prinz hierbei einem seiner Jagdgefährten, dem Grafen Ladislaus Szapary, das Leben gerettet hat. Es war dies ein Abenteuer, welches noch allen denen, die daran, wenn auch als Zuschauer, teilnahmen, das Blut in den Adern vor Schreck erstarren läßt. An den Bärenhetzen nahmen für gewöhnlich — sie dauerten acht Tage hindurch — zehn Jäger teil, Mitglieder der ungarischen Hochtory. Unter ihnen stuch Graf Szapary, der ein alter Freund des Prinzen ist und sich meist in dessen Nähe aufzuhalten pflegte. Es war am vierten Jagdtage, und die Gesellschaft hatte nach mehrstündigem Ritte zu früher Morgenstunde jenes Territorium erreicht, wo Meister Petz zur Strecke gebracht werden sollte. Die Hunde hatte man bereits vom Koppel gelassen und die Meute jagte denn auch nach kurzer Zeit den Bären aus dem Dickicht, dieser erhob sich schwerfällig und
trottete auf eine kleine Waldlichtung hinaus, wo Prinz Heinrich und der Graf ihre Jagdstände hatten. Diese befinden sich auf Bäumen, in deren Gezweigs kleine Gerüste erbaut sind, groß genug, um dem Schützen einen ruhigen Sitz zu bieten. Graf Szapary, der des Wildes zuerst ansichtig wurde, schoß und es gelang ihm auch, den Bären zu verwunden. Aber ein unglücklicher Zufall fügte es, daß zugleich mit dem Schüsse der luftige Sitz, der unverzeihlicherweise zu locker gezimmert worden war, zusammenstürzte und der Graf auf die Erde fiel. Der verwundete Bär war mit wenigen Sätzen bei dem Jäger angelangt und ehe dieser ein zweitesmal zu schießen vermochte, schlug ihm der Bär bereits mit den Pranken das Gewehr aus der Hand und verwundete ihn zugleich auf der Schulter derartig, daß das Blut augenblicklich in Strömen floß. Graf Szapary wollte sein Jagdmesser ziehen, allein der rechte Arm hing ihm, vom Schlage gelähmt kraftlos an der Seite herab. Es war ein Augenblick höchster Gefahr, eine halbe Minute noch und es wäre um ihn geschehen gewesen. Niemand war in der Nähe, als Prinz Heinrich, der von seinem Stande aus die entsetzliche Szene wohl sah, aber nicht zu schießen wagte, da er seinen Freund allzu leicht hätte treffen können. In dieser kritischen Situation sprang der Prinz zu Boden und, der eigenen Lebensgefahr nicht achtend, eilte er herbei und stieß dem Bären den Hirschfänger tief in den Rücken, so daß die Bestie mit durchbohrter Lunge laut- ' ' Noch aber war die Ge
fahr nicht beseitigt, denn der Graf war durch den Blutverlust geschwächt, in Ohnmacht gesunken und lag nun ohne Bewußtsein im Schnee. Weit und breit kein Mensch, kein Diener, kein Pferd und kein Schlitten. Seinem Schicksal wagte der Prinz den Grafen nicht zu überlassen und so lud er ihn denn kurz entschlossen auf und trug ihn bis er auf die übrigen Jagdteilnehmer stieß. Die Geschichte erregte natürlicherweise begreifliches Aufsehen, allein die Verletzung des Grafen Szapary erwies sich zum Glücke als keine allzu schwere und er konnte bereits zwei Tage später an einem abendlichen Festmahle teilnehmen, in welchem die wirklich mutige Tat des Prinzen Heinrich gebührend gefeiert wurde.
— Eine ergreifende Tragödie, deren Opfer ein Angehöriger der deutschen Adelsfamilie von Bülow geworden ist, wird aus New-Orleans in Nordamerika gemeldet. Dort ertränkte sich, durch gedankenloses Vorurteil zur Verzweiflung getrieben, der Deutsche Eduard von Bülow. Bülow hatte 1902 ein Mädchen geheiratet, das durch einen Elternteil von Negern abstammte. Weder die schöne und feingebildete Dame noch die Kinder des Paares zeigten Merkmale der den Amerikanern so verhaßten Raffe, trotzdem war die Familie den gemeinsten Beschimpfungen und Verhöhnungen ausgesetzt. Sie wurden schließlich sogar verbannt, da Mischheiraten im Staate Louisiana verboten sind. In einem Anfall der Verzweiflung stürzte sich von Bülow in die Fluten des Mississippi.
— Nachstehender Trostvers fürdiechnterlegenen Kandidaten bei der Gemeinderatswahl war an dem Aufgang zum Ratszimmer einer Landgemeinde zu lesen:
„Trocknet eures Jammers Tränen,
Heitert eure Blicke auf;
Zügelt euer heißes Sehnen,
Später kommt auch ihr hinauf!"
Herneirrnührges
(Esset Aepfel.) Diese Mahnung ist in der jetzigen Jahreszeit wohl am Platze, wenngleich diesen Herbst das Obst nicht so billig war, wie im Vorjahr. Der Apfelgenuß, namentlich vor dem Schlafengehen, ist nämlich ein bewährtes Mittel zur Förderung der Gesundheit. Der Apfel liefert eiue vorzügliche Nahrung und ist zugleich eines der hervorragendsten Mittel zur Diät. Er enthält mehr Phosphorsäure in leicht verdaulicher Verbindung, als irgend ein anderes pflanzliches Erzeugnis der Erde. Sein Genuß, besonders unmittelbar vor dem Schlafengehen, bewirkt einen ruhigen Schlaf, desinfiziert die Gerüche der Mundhöhle,