Mm me» und durch Auto in das Gerichtsge­fängnis eingeliefert. Bergmann hat ein Ge­ständnis abgelegt. Geradezu eine Glanzleistung vollbrachte der Polizeihund dann bei der gericht­lichen Inaugenscheinnahme des Tatortes, an welcher auch die beiden Wilddiebe teilnahmen und bei welcher die noch fehlenden Gegenstände, das Gewehr Walthers und der Rucksack des Lutz, gesucht werden sollte. Durch die Mütze des Lutz wurde dem Hund neue Witterung gegeben und los ging es abermals nach Gillers­dorf. Auf der Höhe angelangt, sprang der Hund seinen Begleitern voraus und schon nach wenigen Minuten brachte er den Rucksack des Lutz getragen. Er wendete sofort wieder um und beim Näherkommen konnte man sehen, wie sich der Hund bemühte, das Gewehr Walthers aus einem Kanalrohr, vor dessen Oeffnung ein Stein gelegen hatte, herauszuholen.

Düsseldorf. In viertägiger Verhandlung hatte sich der 28jührige Fuhrunternehmer Hein­rich Ratte aus Düsseldorf wegen Mords vor dem Schwurgericht zu verantworten, er sollte in der Nacht vom 18. April seine Stief­mutter, die Witwe des verstorbenen Rentners Franz Ratte vorsätzlich und mit Ueberlegung getötet haben. Da Ratte die Tat auf das entschiedenste bestritt, baute sich die Anklage auf einem Indizienbeweis auf, der interessante psy­chologische Momente zutage förderte. Der ver­storbene 60jährige Franz Ratte nahm im Jahr 1907 die 39jährige Witwe Emma Grünberg eine üppige Erscheinung von zweifelhafter Ver­gangenheit, als Haushälterin zu sich. Das Bestreben der Witwe lief von vornherein da­rauf hinaus, sich dem alten Manne unentbehr­lich zu machen und die vorhandenen sechs Kinder um ihr Erbe zu bringen, das recht bedeutend war. Durch den Wertzuwachs an der Peripherie der Stadt waren dem Ratte gehörige Grundstücke schließlich auf einen Wert von 300000 bis 400000 Mk. angewachsen. Im Jahre 1908 erkrankte der alte Mann; die Haushälterin brachte ihn ins Joseph-Kran­kenhaus und schloß ihn von aller Welt ab. Sie bewog ihn, während der Krankheit nicht nur ein bereits zugunsten der Kinder verfaßtes Testament umzustoßen und sie selbst zur Haupt­erbin zu bestellen, sondern ihr auf dem Sterbebette noch die Hand zum Ehebunde zu reichen. Am 26. Februar 1909 starb Franz Ratte, und nun begann für die Witwe und vormalige Haus­hälterin aus dem Besitztum des Verstorbenen ein Leben voller Herrlichkeit. Die Kinder des Verstorbenen mußten sehen, wie sich die doppelte Witwe sofort einen neuen Bräutigam anschaffte, mit diesem weite Vergnügungsreisen unternahm und das Geld mit vollen Händen fortwarf. Sie äußerte u. a.:Die Kinder mögen Steine klopfen gehen, von dem Gelde amüsiere ich mich!" Die Erbitterung der enterbten Kinder war durch diese Vorkommnisse auf das höchste gestiegen. Als die Witwe am Spätabend des 18. April mit ihrem Bräutigam von einer Reise nach Krefeld zurückkehrte und im Begriff war, ihr Haus zu betreten, wurden aus nächster Nähe zwei Gewehrschüsse auf sie abgegeben, von denen einer sie in die Magen­gegend traf und noch in der gleichen Nacht den Tod der Verletzten zur Folge hatte. Heinrich Ratte swurde alsbald verhaftet; er vermochte sein Alibi für den Abend nicht nachzuweisen und hatte sich schon vorher durch allerlei Re­densarten verdächtig gemacht. Während die Voruntersuchung stark belastende Momente gegen ihn ergeben hatte, änderte sich dies in der Hauptverhandlung. Die Zeugen, die erst recht bestimmt ausgesagt, drückten sich jetzt sehr vor­sichtig aus, teilweise versagten sie sogar voll­ständig und das Resultat konnte unter solchen Umständen schon nach dem zweiten Verhand­lungstage nicht mehr zweifelhaft sein. Zwar hielt der Staatsanwalt die Anklage in vollem Umfange aufrecht, doch gelangten die Geschwo­renen schon nach einer Beratung von nur 10 Minuten zu einem freisprechenden Erkenntnis.

Die Oktobernummer desMärz" enthält einen offenen Brief Konrad Haußmanns an August Bebel, der nicht mehr und nicht weniger bedeutet, als den Versuch, die Sozialdemokratie zu einer radikalen Umwandlung ihrer Methode und zur Mitarbeit an einer bürgerlich-konstitu­tionellen Politik zu bewegen. Haußmann weist

zunächst auf den unvereinbaren Widerspruch hin, daß die sozialdemokratische Lehre, welche auf die Erhöhung des Glücks der einzelnen abzielt, planmäßig mit der Verringerung des Glücksgefühls arbeitet. Die heutige Methode der deutschen Sozialdemokratie wecke keine Freude, sondern Freudlosigkeit. In dieser Atmosphäre der Unfreude bewege sich auch das intellektuele Element viel langsamer voran, als man bei einer im Ziel vorwärts gerichteten Partei hätte erwarten dürfen. Die Sozialdemokratie locke an mit der Verheißung, daß dem mensch­lichen Geist der freieste Spielraum geöffnet werden müsse und wüte dabei gegen die ab­weichenden Ansichten in den eigenen Reihen. Sie vermöge mit ihrer heutigen Methode nicht Kraft in Wärme umzusetzen, sondern zerreiße nur das politische Leben und zersetze es. Auch in der Frage des parlamentarisch-konstitutionellen Systems kreuze und hemme die sozialdemokra­tische Methode die gradlinige Entwicklung. Die Sozialdemokratie sei wütend, daß die andern Parteieu nicht mit ihr gehen und verweigere grundsätzlich das Zusammengehen mit andern. Fremder Wille lenke die Handlungen der sozialdemokratischen Vertreter zurzeit in hohem Maße und die sozialistische Presse sei häufig so grausam gegen die eigenen Genossen, sie öffent­lich von ihrer Ueberzeugung abzupfeifen. Das wirke tief verletzend und degradiere die sozial­demokratischen Vertreter vor sich und den andern. Am Schluß seines Briefes betont Haußmann, daß, wenn einer den Entwicklungsprozeß, der in den Reihen der Sozialdemokratie eingesetzt habe, fördern könne, dies Bebel sei. Er habe die Partei groß machen helfen und er werde es auch vermögen, sie bei der heutigen politischen Wetterlage politisch aktionsfähig zu machen, was sie bisher nicht war.

Zur SLurtgurter Wafferverforgungsfrage.

Von dem Verband der Wasserwerksbesitzer des Enztals wird in einer Eingabe an die Behörden Verwahrung eingelegt gegen die Un­terstellung der Denkschrift der Stadt Stuttgart. Die Schrift zeigt nicht nur, welche Fehler dem Städt. Bauamt in der Behandlung des von ihm bevorzugten Enztalprojekts unterlaufen sind, sondern behandelt auch sehr ausführlich und mit großer Sachkenntnis die übrigen Pro­jekte. Wir entnehmen der Schrift, als für unsere Leser neu, das Folgende:

1. Bedarf. Wenn von der voraussichtli­chen Inbetriebsetzung der Neuanlage im Jahre 1915 ab auf 20 Jahre vorgesorgt wird, so sind im Jahre 1935 (auf Grundlage der in der Städt. Denkschrift verwendeten Zahlen) von der Neuanlage 21,2 Mill. cbm im Jahres­durchschnitt zu decken, der Maximalbedarf im Sommer beträgt 1122 Sekundenliter, während das nur bis 1926 vorsorgende Städt. Bauamt für die Neuanlage eine maximale Leistung von nur 500 Sekundenliter vorsieht. Bezüglich des Maximalverbrauchs widersprechen sich üb­rigens die Zahlen der Städt. Denkschrift selbst. Dem dort berechneten Durchschnittsverbrauch von 657 Sekundenlitern würde (nach den An­nahmen der Denkschrift) ein Maximalbedarf von 657Xi00: 1201095 Sekundenliter ent­sprechen, lt. Denkschrift Seite 27 stehen aber nur 1005 Sekundenliter zur Verfügung. Also nicht einmal für den selbst berechneten Bedarf in 1926 würde die Neuanlage nach den Plänen des Stadtbauamts ausreichen.

Der Bedarfszuwachs in Cannstatt wird von der Städt. Denkschrift kleiner angenom­men als für das übrige Stuttgart! Für das Cannstatter Neckargrundwasserwerk wirdneben­bei, ohne daß Kosten dafür veranschlagt sind eine Erweiterung auf das Doppelte der seitherigen Leistung geplant, trotzdem das Wasser sich bei Hochwasser trübt und auch das K. Medizinalkollegium dasselbe schon als min­derwertig bezeichnet hat. Aber nach Ansicht des Verfassers der Städt. Denkschrift genügt es auf die Dauer für die Einwohnerschaft des Stadtteils rechts des Neckars.

Von dem Untertürkheimer Werk sagt die Denkschrift selbst, daß es mit der Zeit in bebautes Stadtgebiet fällt und deshalb aufzu­geben sein wird ; bei der Zusammenstellung der

verfügbaren Wassermengen wird aber dieses Werk nicht bloß mit seiner heutigen Leistung von 12 Sekundenlitern, sondern mit 3oSekun- denlitern eingestellt.

2. Enztalprojekt. Die Berechnungen des Städt. Bauamtes bezüglich der im Enztal verfügbaren Wassermengen werden ausführlich widerlegt, ebenso die hygienischen und hydrolo­gischen Ansichten. Eine Tabelle zeigt die enorme Differenz Wischen den vom Stalt- bauamt für die Berechnung des Stausees zu Grunde gelegten Zahlen der Ausnützung der Wasserkräfte der Enz und der Wirklichkeit, außerdem ist darauf hingewiesen, daß für die ausgedehnten Wiesenwässerungsanlagen gar keine Entschädigung in Rechnung genommen ist. Die richtig bemessene Entschädigung des Enztals wird dieses zum teuersten der vorliegenden Projekte machen.

3- Qualität der Wasser. Zunächst wird die Qualität einiger der seitherigen Wasserbe­zugsorte beanstandet und u. a. darauf hinge­wiesen, daß lt. Denkschrift vom Seewasserwerk nur der große Neue See einigermaßen (!) den heutigen Anforderungen an eine Talsperre ge­nüge, das Wasser enthält Humussäure und ist im Sommer bis zu 18 Grad warm, es soll aber auch weiterhin für die Hauswasserver­sorgung Verwendung finden. Also auch die Einwohner links des Neckars bekommen nicht alle Schwarzwaldwaffer. Das letztere ist aber auch nicht etwa lauter Quellwasser, sondern wird sich im Sommer aus ca. ^/s Quell- und h's Stauseewasser zusammensetzen, welch letzteres durch moorige Zuflüsse bräunlich gefärbt sein wird. Das Jllertal und der Bodensee würden nicht bloß die nötige Quantität ohne Schwierig­keiten liefern können, sondern auch, wie die Beispiele von Ulm und St. Gallen beweisen, bezüglich der Qualität ein viel besseres, ein-' wandfreieres Wasser liefern als das Enztal.

Daß das Bauamt unreine natürliche Filter bevorzugt, sei hier noch erwähnt.

4. Kostenvoranschläge. Dieselben geben kein richtiges Bild, weil der Bedarf unrichtig berechnet ist. Die Ansätze im Kostenvoranschlag für das Enztal sind viel zu niedrig gehalten, wäh­rend in die anderen Kostenvoranschläge eine Masse Unnötiges hineingearbeitet ist, um dieselben im Gegensatz zum Enztal recht hoch erscheinen zu lassen.

Ein Projekt der Zuleitnng aus dem Jller­tal nach einem Vorschlag von Oberbaurat Canz. nach welchem die künstliche Wasserhebung und somit die gefürchteten hohen Betriebskosten weg­fallen könnten, ist überhaupt vom Städt. Bauamt unerwähnt gelassen. Daß man flußeiserne Lei­tungen als Doppelleitungen baut, obgleich sie schon an und für sich viel zuverlässiger sind, als die gußeißernen, ist eine Verschwendung. Wenn man die angegebenen Gründe hiefür gelten lassen wollte, dann müßte man die gußeisernen Strecken erst recht als Doppelleitungen bauen und damit Millionen hinauswerfen.

Zum Schluffe bitten dre >Werkbesitzer die Staats- und Gemeindebehörden die Vorschläge der Städt. Denkschrift unter Berücksichtigung ihrer Einwendungen durch unparteiische Sach­verständige prüfen zu lassen.

Diese Prüfung durch erfahrene Fachmänner dürfte am allermeisten im Interesse der Stadt Stuttgart selbst sein/ damit sie kein unnötiges Lehrgeld bezahlt, und um ein hygienischen An­sprüchen genügendes und für wirklich 20 Jahre ausreichendes Wasserwerk zu erbalten. (Enzw

AnLettH<.ilftenöes.

yerrlos.

Erzählung von S. CH. von Seit. (Fortsetzung^. (Nachdruck verboten.!

Dies klingt glaublich. Die Hausfrau ist schon vorige Woche mit dem jüngsten Kinde aufs Land gereist und hat nur eine alte Aufwärterm zurückgelassen zur Bedienung des Gatten uno des schulpflichtigen Nettesten, die erst in einigen Tagen folgen. Ich werde mich heute noch eo kundigen, ob die Angaben des Jungen aus Wahrheit beruhen und dann seine Rehabilitier­

ung bewirken." .

Ich glaube. Sie sind sehr gut", sag" Kitty.