hat, ebenso nicht die Materialiensendungen, die von jetzt ab noch hinausgehen.
Messina, 25. Jan. Vorastern hörten Carabineri unter den Trümmern eines Hauses in der Via Placida ein schwaches Wimmern. Sie gruben nach und förderten nach unerhörten Anstrengungen einen 8ttjährigen Greis an das Tageslicht. Er hatte sich 28 Tage nur von Kräutern ernährt nnd keinen Tropfen Flüssigkeit zu sich genommen.
— In Messina erfolgte gestern früh 8 Uhr wiederum eine starke, 3 Sekunden anhaltende Erderschütterung, der ein unterirdisches Rollen vorangegangen war.
Aus Mt md Wgednug.
Wildbad, 27. Jan. Wie aus dem Inseratenteil ds. Bl. ersichtlich ist, ladet der Vorsitzende des Bezirksvereins Neuenbürg vom Württembergischen Schwarzwaldverein, Herr Apotheker Bozenhardt, die hiesigen Mitglieder des Schwarzwaldvereins zu einem Lichtbildervortrag ein, welcher am nächsten Sonntag im Anker in Neuenbürg stattfinden soll. Der Vortrag wird mit Rücksicht auf die Vereinsmitglieder vom oberen Enztal so zeitig beendet sein, daß es noch bequem auf den letzten Zug reicht. Vor 2 Jahren führte Herr Apotheker Bozenhardt in einem solchen Lichtbildervortrag die Anwesenden in das mächtige Gebirgsmassiv der Ortlergruppe und er verstand es hiebei trefflich sie mit den Gefahren einer Hochgebirgs- tour, aber auch mit den Reizen und Freuden einer solchen Wanderung bekannt zu machen. Der Vortrag am nächsten Sonntag behandelt das Zillertal mit einer Besteigung des Großen Greiner und des Felskopfs, des Matterhorns im Zillertal in 125 Lichtbildern. Herr Hofphotograph Blumenthal hat die Lieferung und Bedienung des Apparats in dankenswerter Weise übernommen, was eine tadellose Ausführung des technischen Teils gewährleistet. Der Vortrag im Verein mit den Lichtbildern sichert allen Anwesenden einen genußreichen Abend und es ist nur zu wünschen, daß auch die Beteiligung von Wildbad eine recht zahlreiche wird.
Wilddad, 27. Jan. In der Hauptversammlung des württ. Elektrotechnischen Vereins in Stuttgart hielt kürzlich Herr Oberingenieur Robert Gun de l-Cannstatt einen Vortrag über „die elektrische Einrichtung der Bergbahn in Wildbad." Wir entnehmen dem Bericht hierüber, in welchem die Hauptpunkte wiedergegeben sind folgendes: „Der Wunsch, den zahlreichen Badgästen und sonstigen Besuchern Wildbads, das Ersteigen des
etwa 300 Meter hohen Bergrandes zu erleichtern und ihnen die stillen herrlichen Wälder der Hochebene zugänglich zu machen, veranlaßte einige unternehmende Bewohner Wildbads eine Bergbahn zu erbauen. Dem Beispiel einiger neuerer Bergbahnen der Schweiz folgend, wurde die Bahn als Seilbahn ohne Zahnstange mit einer größten Steigung von 52°/» ausgeführt. An jedem Ende des über eine Seilscheibe an der oberen Haltestelle geschlungenen Seils ist ein Wagen mit 40 Sitzplätzen und 26 Stehplätzen angehüngt. Damit der zu Tal fahrende Wagen nicht mit dem bergan fahrenden zusammenstößt, liegt in der Mitte der Bahn eine Ausweiche. Diese Weiche verlangt insofern eine besondere Konstruktion, als in der Mitte der Geleise ein Schlitz für die Seile freibleiben muß. Die Räder, welche in der Weiche auf dem äußeren Schienenstrang laufen,sind deshalb mit zwei Spurkränzen versehen, während die anderen Räder keinen Spurkranz erhielten und so breit gehalten sind, daß sie den Seilschlitz überdecken. Für die beiden äußeren Schienen wurde außerdem ein Profil gewählt, welches den an den Wagen angeordneten Zangenbremsen eine günstige Angriffsfläche bietet. Die Zangenbremsen wirken automatisch bei Seilbruch, sie können aber auch vom Wagenführer mit Handkurbel oder Fußtritt angezogen werden. Für den Antrieb der Seilwinde wurde elektrische Kraft dem früher üblichen Antrieb durch Wasserballast vorgezogen, weil bei der Benützung elektrischer Kraft rascheres, stoßfreies Fahren und geringere Betriebsosten zu erzielen waren und außerdem der
Betrieb im Winter durchgeführt werden konnte. Die Winde enthält ein Seiltreibrad von 3,6 Meter Durchmesser, welches durch einige Zahnradvorgelege und einen Riemen mit dem An- triebsmotor von 60 ?8 verbunden ist. Der Motor macht 550—600 Umdrehungen pro Minute, während die zulässige Geschwindigkeit der Wagen maximal 1,5 Meter pro Sekunde betragen darf. Die zum Antrieb der Wmde erforderliche Energie wird je nach der Belastung der Wagen verschieden hoch aus- sallen und namentlich für die Anfahrperiode einen höheren Wert aufweisen. Sowohl für eine eigene elektrische Anlage mit Sauggasbetrieb, als für einen Anschluß an das städtische Elektrizitätswerk Wildbad war es jedoch wünschenswert oder direkt Bedingung, stärkere Stöße in der Stromentnahme zu vermeiden. Auf der oberen Endstation Sommerberg wurde deshalb eine Akkumulatorenbatterie von 96 Elementen aufgestellt, welche eine Kapazität von 277 Ampärestunden bei einstündiger Entladung besitzt. Zum Laden dieser Batterie dient ein Pirani-Aggregat mit einer Motorleistung von 15 ?8. Durch geeignete Schaltung und Wicklung dieses Zusatzaggregates ist es möglich geworden, bei großem Energiebedarf diesen hauptsächlich der Batterie zu entnehmen und die Schwankungen in der Zufuhr von außen so weit herabzudrücken, daß die ganze Anlage an das Netz des städtischen Elektrizitätswerks Wildbads ange- chlossen werden durste. Die für Bahnzwecke niedrige Netzspannung von 220 Volt bedingte zwar bei der Entfernung von 1150 Meter zwischen Zentrale und Batterie einen durchschnittlichen Spannungsverlust von 10"/», dafür kam aber die Erbauung, Instandhaltung und Wartung einer besonderen Maschinenstation in Wegfall. Nach Inbetriebsetzung der Bahn wurden für mehrere Fahrten hintereinander Stromverbrauch des Bahnmotors, Strombezug aus dem Netz und Netzspannung durch registrierende Apparate ausgenommen. Trotz verschiedener Belastungen der Wagen waren dabei die Spannungsschwankungen sehr gering und die Stromentnahme aus dem Netz bewegte sich zwischen 50 und 60 Ampere. Für die Bergfahrt mit vollbelastetem Wagen verbrauchte der Bahnmotor 3,108 Kilowattstunden, während dem Netz 4,48 Kilowattstunden entnommen wurden. Durch die Verwendung von Batterie und Piraniaggregat gehen also gegenüber direkter Stromzuführung nach dem Bahnmotor nur 30 "/» verloren. Die Bergbahn benützten in diesem Sommer 80 000 Personen zur Bergfahrt und 70 000 Personen zur Talfahrt. Der durchschnittliche Energieverbrarch pro Person und Fahrt betrug sti« Kilowattstunden und der durchschnittliche Energieverbrauch pro Wagenfahrt 2,06 Kilowattstunden. Dieser geringe Energieverbrauch ist auf die gute Ausbalancierung des Systems und auf den günstigen Betrieb mit Pufferbatterie zurückzuführen, bei welchem das Uebergewicht des beladen zu Tal fahrenden Wagens nicht abgebremst, sondern zum Anfladen der Batterie verwendet wird. Eine ähnliche Anordnung von Pufferbatterie nnd Piraniaggregat wird sich auch mit Vorteil verwenden lassen, wenn andere periodisch arbeitende Maschinen wie Fördermaschinen oder größere Aufzüge an eine öffentliche Zentrale angeschlossen werden sollen. Die zur Sicherung eines geregelten Betriebs der Bahn getroffenen Maßregeln und Signaleinrichtungen zu besprechen, würde zu weit führen, erwähnt sei hier nur noch, daß die maschinellen und elekrischen Einrichtungen der Wildbader Bergbahn von der Maschinenfabrik Eßlingen erstellt wurden. Den Vortrag belebte und ergänzte eine reichhaltige Serie von Lichtbildern über Geleisanlagen, Wagen und Maschinenstation, ferner über Schaltungen und über Betriebsdiagramme. Zum Schluß führte der Vortragende noch prächtig gelungene Landschaftsbilder vor, um zu zeigen, daß es sich wohl lohnt, die durch die Bahn bequemer erreichbaren Wälder und Hochseen zu besuchen, auch sprach er der Direktion der Bergbahn und Herrn Hofphotograph Blumenthal in Wildbad für die bereitwillige Ueberlassung der Betriebsangaben und der Bilder seinen Dank aus.
Neuenbürg, 26. Jan. (Aus der Bezirksrats sitzung vom 25. Januar 1909.) Der Betrieb der Gastwirtschaft zur „Uhlandshöhe"
in Wildbad durch den Koch und Konditor Hermann Friedrich Schmid>-daselbst wird genehmigt.
Enztal, 23. Jan. Der BerichtZvom 13. Januar aus Enztal in Nr. 10 vom 14. Januar im Neuen Tagblatt unter Spalte Konkurse, betr. das Sägewerk von Herrn Sckmltheiß Erharo ist unrichtig. Die Firma Erhardt befindet sich weder in Zahlungsschwierigkeiten, noch hat sonst eine Familie irgend die qerinqsten Verluste durch Herrn Erhard zu befürchten.(Ges.)
Mnter Hctl.'tenöes.
Der schwarze Koffer.
Autorisierte Uebersetzung aus dem Englischen von Emmy Becher.
(Nachdruck verboten.) (Forts.)
Ich muß sagen, daß der Herr Austin Harvey nie den Respekt — hm, hm — gegen die Tante vergaß und immer sanft und freundlich war. Aber sie gab ihm häßliche Reden — hm, hm gerade wie dem andern auch, nur daß ihr der mit gleicher Münze heimzahlt, während der Pastor wie ein Lamm ist. Zu Mittag aß sie allein, und abends kam Herr Austin noch einmal für ein halbes Stündchen, und da gab es wieder einen Austritt, so sagte wenigstens das Mädchen, denn ich selber höre ja so schlecht. Als der Herr Harvey dann zu seinem Abendgottesdienst ging — hm, hm — saß die alte Dame ganz allein im vorderen Zimmer und las, und um zehn Uhr ging sie zu Bett. Das ist das letzte, was ich von ihr weiß, denn am nächsten Morgen hatte sie das Haus verlassen, ehe mein Mädchen da war. vor sieben Uhr, um mit dem ersten Zug abzureisen. Ich hörte sogar die Haustüre gehen."
„Gesehen haben Sie die Dame demnach nicht?"
„Nein."
„Kam es manchmal vor, daß sie sich auf diese Weise aus dem Hause schlich?"
„Leider, ja — — hm, hm. Sie geht vor dem Frühstück auf den Klippen spazieren, und frühstücken tut sie, glaube ich — hm, hm — Sommer und Winter um acht Uhr. Jeden Abend muß man ihr ein Glas Milch ins Wohnzimmer stellen, das trinkt sie dann, ehe sie geht, und ißt ein Biskuit dazu."
„Hatte sie am Montag morgen die Milch auch getrunken?"
„Nein; seither ist sie nicht zurückgekommen."
„Ich frage, ob sie am Montag ihre Milch auch getrunken hat?"
„Ja, das Glas war leer."
Das war befremdlich, „aber," sagte ich mir nicht ohne ein gelindes Gruseln, „der Mörder muß nach vollbrachter Tat das Glas geleert haben — er treibt sein Handwerk nicht auf alltägliche Art, dieser Herr Philipp Harvey."
„Und wann ist der Neffe Philipp zuletzt hier gewesen?" fuhr ich laut fort.
„Philipp Harvey — hm, hm — das wollte ich Ihnen eben sagen, der hat in der Nacht von Sonntag auf Montag hier geschlafen." Ich war erschüttert, unterbrach die Frau aber nicht. „Am Sonnabend — hm, hm — ja Sonnabend war er da gewesen, und dann kam er am Sonntag abend, so etwa um halb neun Uhr. Ich machte ihm selbst die Türe auf, weil das Mädchen schon fort war."
„Und wann ging er wieder?"
„Wie?"
„Wann ging er am Montag wieder weg?"
„O, der steht in der Regel nicht so früh auf — hm, hm — aber freilich an dem Tag, da mußte er auch zeitig heraus, denn er fuhr um neun Uhr nach London."
„Allein?"
„Nein, sein Bruder kam und holte ihn ab. Er ließ sich das Frühstück in sein Schlafzimmer bringen und dann fuhren sie miteinander in einer Droschke davon."
„Mit Gepäck?"
„Ja, seine Reisetasche — hm, hm — nahm er mit, und seinen großen schwarzen Koffer, Herr Fahnder, seinen Bücherkoffer, wie er sagte."
„Bücher? Ihrer Beschreibung nach sitzt er wohl nicht viel über den Büchern?"