Wader Mimik

Amtsblatt

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Hir;u: Illustriertes Sonntagsblatt und während der Saison: Amtliche Frerndenlisttz.

M. 12

Donnerstag, den 28- Januar 1909-

45. Jahrgang

HtrrnöscHclu.

Stuttgart, 25. Jan. Die Trauung der Gräfin Hela v. Zeppelin mit dem Oberleutnant v. Brandenstein im Ulanenregt. Nr. 19 in Ulm findet am Freitag den 19. Febr. in der' hiesigen Schloßkirche durch Hofprediger Dr. Hoffmann statt.

Stuttgart, 27. Januar. Rechtsanwalt Hermann Tafel, ist gestern im 75. Lebensjahr gestorben. Ein Schlaganfall, der ihn im Jahr 1907 auf dem Plattig bei Baden-Baden befiel, hatte Folgen, von denen er sich nicht wieder erholt hat. Im politischen Leben Stuttgarts spielte er längere Zeit eine nicht unbedeutende Rolle. Im Jahr 1878 war er Obmann des Äürgerausschusses, und von 18791885 gehörte er dem Gemeinderat an. Von 18841888 vertrat er Stuttgart-Stadt in der Kammer. Bis zum Jahre 1907 war er Direktor des Württ. Kreditvereins.

Laussen a. N., 25. Jan. Der Jagdauf­seher der hiesigen Jagdgesellschaft, Wörner, traf am Samstag abend im Kaiwald den 19jährigen Knecht Maier von Hohenstein beim Wildern. M. entsprang aus dem Walde und wurde von W. verfolgt und auf dem Felde eingeholt. M. widersetzte sich der Festnahme und schoß auf den Jagdaufseher eine volle Ladung Rehposten aus nächster Nähe ab, worauf er flüchtete. W. brach zusammen und schleppte siöh kriechend und aus den Ellenbogen an die Landstraße, wo er nicht mehr weiter konnte, da er halb verblutet war. Er feuerte hierauf Schuß ans Schuß aus seiner Jagdflinte ab, um Hilfe herbeizuschaffen. Endlich nach 2hsständigem Liegen wurde er von einem Schäfer entdeckt. Der Jagdpächter, Fabr. Amann in Bönnigheim, holte ihn sofort in seinem Automobil ab und verbrachte ihn in das Hospital. Gleichzeitig wurde die Landjäger­mannschaft aufgerufen, die den Wilderer ver­haftete. W. wurde noch nachts operiert, was bei vollem Bewußtsein geschehen mußte, da der Verwundete infolge des großen Blutverlustes zur Narkose zu schwach war. W. ist seinen schweren Verletzungen erlegen.

Tübingen, 23. Jan. Eine hier stattge­fundene, sehr zahlreich besuchte Versammlung der Tübinger Studentenschaft hat nach ein­gehender Prüfung der Pilsner Verhältnisse und der nationalen Stellung des Bürgerlichen Bräü- hauses in Pilsen den Boykott gegen den Pilsner Urquell" aufgehoben.

Bad Mergentheim, 25. Jan. Mit der Verwaltung des Bades Mergentheim ist der

bayr. Hauptmann a. D. Jamin als Badekommissär beauftragt worden.

Pforzheim, 25. Jan. Zur Feier der

Hochzeit seines Sohnes stiftete Fr. Weiß sen., Chef der Firma Lutz u. Weiß G. m. b. H. in Pforzheim, für das gesamte Kontor- und Fabrikpersonal Geldspenden. Die Höhe der

Spenden wurde entsprechend den jeweiligen

Dienstjahren bemessen, und es konnten einer ziemlich großen Anzahl von Arbeitern dieser nun seit 27 Jahren bestehenden Firma ganz erhebliche Beiträge zugewiesen werden. Auch das Personal des Altensteiger Zweiggeschäftes, das seit 1896 besteht, wurde mit Geldspenden bedacht.

Mannheim, 26. Jan. Das Schwurgericht verurteilte heute den 18 Jahre alten Bäcker­gesellen Bergmeister von Haßlach i. Kinzigtal, der am 2. Dez. v. I., nachmittags gegen 4 Uhr, das 16 Jahre alte Dienstmädchen Anna Lehndorf aus Ratekau in Holstein in der Tor­einfahrt des Restaurants Kaiserhütte in der Seckenheimerstraße durch zwei Messerstiche in den Hals tötete, wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tod unter Ausschluß mildernder Umstände zu 3 Jahren Gefängnis unter An­rechnung von 6 Wochen Untersuchungshaft. Der Angeklagte war vollkommen geständig. Bei der Strafausmessung wurde in Betracht gezogen, daß Bergmeister durch das Mädchen, das trotz seiner Jugend schon eine Liebschaft mit einem Gärtnereiarbeiter unterhielt und daneben auch noch mit anderen Männern liebäugelte, sehr gereizt worden war.

München, 25. Jan. Der sozialdemokratische Reichs- und Landtagsabgeordnete v. Vollmar ist nicht unbedenklich erkrankt. An eine Aufnahme seiner parlamentarischen Tätigkeit wird kaum je mehr zu denken sein.

Bei der Stichwahl in Stöckers Wahl­kreis wurden abgegeben für Vogel (ntl.) 17 924, für Mumm (christl.-soz.) 15 699 Stimmen. Vogel ist somit gewählt.

Berlin, 23. Jan. Der sogenannte Hof­bericht der über die Empfänge und über alle Bewegungen und Handlungen des Kaisers, bei Jagden auch über die Zahl der geschossenen Hasen und Fasanen Auskunft gab, ist schon seit November in ursächlichem Zusammenhang mit den damaligen Reichstagsdebatten stark eingeschränkt worden. Er wird nun noch weiter eingeschränkt, u. a. dadurch, daß auf Anordnung des Kaisers nur zweimal wöchentlich, und zwar imReichsanzeiger", kurze Mitteilungen vom Tagewerk des Kaisers erscheinen sollen. Das hängt, wie ohne weiteres verständlich ist, mit der Zurückhaltung zusammen, die sich der Kaiser u. mit ihm die Mitglieder seiner Familie seit dem November der Oeffentlichkeit gegenüber auch auf Reisen, auf Jagdausflügen auferlegt. Eine vielfach byzantinisch ausgeartete Berichterstattung über die kleinsten Bewegungen und Kundgebungen des Kaisers und seiner Familie hatte längst vielen Wiederspruch gefunden und Verstimmung erzeugt. Es besteht jetzt noch der Wunsch daß im allgemeinen nur noch über offizielle Handlungen und Regierungsakte des Kaisers berichtet werden soll.

DieNordd. Allg.Ztg. schreibt zu Kaisers Geburtstag u. a.: Die Regierungszeit des Kaisers hat Beweise in großer Zahl für die Richtigkeit der Auffassung erbracht, daß der Herrscher durch die vorhandenen verfassungs­mäßigen Schranken nicht gehemmt ist, auf das öffentliche Leben der Nation einen Einfluß auszuüben. In keiner Richtung ist dies klarer zu erkennen als in der Frage der Stellung unseres Volkes zur Seegeltung Deutschlands. Noch ferne Geschlechter werden Kaiser Wilhelm II als Schöpfer unserer Kriegsflotte rühmen, die gleich unserem Heere als Schutz und Wehr für Deutschlands Unabhängigkeit und Blüte dienen soll. Niemand wagt lmehr dem Kaiser das Verlangen nach eitlem Kriegsruhm nach­

zusagen. Die Marine- und Heereseinrichtungen sind niemals als Werkzeuge des Ehrgeizes, sondern stets als Machtmittel zur Erhaltung des Friedens ausgebildet und gepflegt worden. Auf sie gestützt, vermochte der Kaiser den Frieden zu wahren und jeden Angriff auf die Lebensinteressen und die Ehre unserer Nation zu verhindern. Unter dem Schutze des Friedens ist die Wohlfahrt und die Kultur unseres Volkes während der Regierung Kaiser Wilhelms II. alle Erwartungen übertreffend, rasch emporge­stiegen. Ungeachtet mancher Enttäuschungen und bitteren Erfahrungen, die dem Kaiser in seinem hohen Streben nicht erspart geblieben sind, vermag der Herrscher auf sein Werk mit dem Bewußtsein zurückzublicken, stets das Beste gewollt und in vieler Beziehung Großes erreicht zu haben. Wir verehren in unserem Herrscher neben dem Oberhaupt des Reichs auch den König und Landesherrn, der in der ersten Thronrede an den preußischen Landtag die Worte Friedrichs des Großen, daß in Preußen der König des Staates erster Diener sei, auch für sich in Anspruch nahm.

In einer Versammlung der Berliner Grundbesitzer wurde mitgeteilt, daß in Berlin zur Zeit über 3000 Läden leerstehen.

Der Alldeutsche Verband erklärte es für nationale Pflicht, dem von tschechischer Seite ausgesprochenen Verruf (Boykott) deutscher Waren, deutschen Handels, deutscher Gewerbe­treibender und Arbeiter mit der ganzen Kraft wirtschaftlichen Uebergewichts zu begegnen. Ins­besondere sei es geboten, den Verbrauchsgegen­stand, dessen Verruf auf deutschem Boden die wirtschaftliche Kraft des tschechischen Volkes anerkanntermaßen am empfindlichsten trifft, das Bier sämtlicher Pilsener Brauereien vom deut­schen Verbrauch auszuschalten. Der Nachteil einer etwa daraus auch deutsch-böhmischen Be­teiligten erwachsenen zeitweiligen Schädigung werde durch die Tatsache reichlich ausgewogen, daß nur auf diesem Wege einer einschneidenden wirtschaftlichen Maßnahme das tschechische Volk von der selbstmörderischen Torheit seines blind wütenden Kampfes gegen alles Deutsche über­zeugt werden kann.

In Peine sind gestern in der Herberge zur Heimat sieben Handwerksburschen, die sich wegen der herrschenden Kälte im Stalle ein Kohlenfeuer gemacht hatten, erstickt.

Das Wiener Publikum erblickte dieser Tage in einem offenen Transportwagen zwei mächtige Löwen; der Kutscher machte mit den Tieren seinen Spaß, gab ihnen öfter einen Peitschenklapps und ries ihnen zu. Namentlich die Frauen, die unterwegs waren, bekamen eine Heidenangst, und es half auch nichts, daß der Kutscher ihnen zurief:Die Tiere sind ja dressiert!" So mußte denn ein Konstabler heran, der feststellte, daß die Biester ausgestopst waren. Sie wurden aus der Requisitenkammer der Oper zu einem Sattler zum Reparieren gebracht.

Die Gesamthilssaktion des deutschen Hilfskomitees für die durch die Katastrophe in Süditalien Geschädigten beträgt 4500000 Lire. Dabei sind nicht in Ansatz gekommen die Summen, welche noch eingehen und über welche das Hilfskomitee noch nicht verfügt