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T'" Tkuppenrrkruticrnng im Lande der „Freiheit'.
(WTB.) Verlnr, 25. April. Wenn General Pershing k» dem Lyoner Funkspruch vom 24. April den deutschen Bericht, daß bei der amerikanischen Niederlage bei Seicheprey 183 Amerikaner gefangen genommen wurden, anzweiselt, so hat er insofern recht, als von den etngrbrachten Gefangenen nur 73 geborene Amerikaner sind. Der Rest setzt sich aus Franzosen, Irländern, Engländern, Italienern, Polen, Russen, Schweden, Schotten, Dünen, Schweizern und Deutschen zusaimnen, die zwangsweise oder „freiwillig" i» das amerikanische Heer eingerekht wurden. Wie Amerika cs versteht, Angehörige fremder Nationen für sein nationales Heer zu Pressen, erweist die Aussage eines Polen, der 1913 nach Amerika auswandcrte und sich am 1. August 1917 nur deshalb cinreihen ließ, weil er son' mit einem Jahr Gefängnis bestraft worden wäre. Im übrigen werde» die Namen der Gefangenen in der Gazette des Ardenncs veröffentlicht werden. Die Namen der gefallenen Amerikaner konnten ihrer sehr großen Zahl wegen in der verfügbaren Zeit noch nicht festgesteltt werden. Daß man sich auch nicht scheut, deutsche Staatsangehörige in den Reihen der amerikanischen Truppen gegen ihr Vaterland kämpfen zu lassen, und sie mit Gewalt dazu zwingt, beweist ein den amerikanischen Gefangenen abgenommencr Brief, der in der Ueberfetzung wörtlich lautet: „Der deutsche Nachbar ist ausgehobeu worden. Er gehört eigentlich zur vierten Aiuöhcbungsklaffe. ist aber nun mit der ersten Aus- hebnngsklasse sogleich trotz seiner Protestes, daß er Deutscher und in Amerika nicht dienstpflichtig sei, nach dem Gevmslager (TruppenausbildungSplatz) abgeschoben worden.
Dev Zweck des englische« Angriffs auf Zeeöriigge und
Ostende nicht erreicht.
(WTB.) Amsterdam. 26. April. ..Stturdard" schreibt zu dem englischen Angriff auf Zeebrilgge: Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Angriff kühn war. Er war auch sorgfältig vorbereitet, aber mit dem Ergeb- n i s werden auch die Engländer, wenn die größte Begeisterung abgekühlt ist, nicht zufrieden sein, vor allem wenn auch für ihre Begriffe feststeht, daß die Hase n- zugängenichtgesperrt sind. Das ist aber weder in Ostende noch in Zeebrilgge der Fall. Wie von der Grenze festgestellt worden ist, fahren deutsche Torpedoboote ungehindert ein und aus.
Niene N-BootSerfolgS.
(WTB.) Berlin, 36. April. Nene Erfolge unserer Mrt- telmeer-Nnierseeboote schädigten den Feind um 5 Dampfer von zusMnnr« 31689 BRD. Oberleutnant zur See Dömitz drang mit einem Unterseeboot in den durch Sperre» geschützten und durch Flieger bewachten Hafen von Augusto (Sizilien) eir«, griff dort de» englischen Dampfer Ey- kloPe (S 8 3 3) BRD.) an und lief trotz feindlicher Gegen- »»«Hnahure »nüesrhadigt wieder ans. Der Eyklvpe kenterie und sank. In der Straße von Otranto wurde unter besonders starker Gegenwehr ein größerer Danrpfer mit Passagier«uf- baute», anscheinend ein T r« P P entra ns p vr t d a nr- pfer, versenkt.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
Hollm d.
Holland und Deutschland.
(WTB.) Amsterdam, 26. April. Der Berliner Korrespondent von „Allg. Hdlsblad" erfährt von gutunter- rrchteter Sete, daß die in den letzten Tagen zwischen der deutschen und der niederländischen Regierung geführten Verhandlungen in Berlin die Aeberzengung heroorgLrusen haben, daß man zu einer Einigung gelangen wolle und daß keinerlei Anlaß zur LT nruhi- gung bestehe, ohne die Schwierigkeiten zu unterschätzen, die sich bei der Erneuerung des Wirischastsabkcmmens ergeben, erwartet inan doch, daß das Abkommen in ein paar Wochen abgeschlossen werden wird.
' (WTB.) Haag, 26. April. (Korr.-Bi-.reau.) Der Vorsitzende des Ministcrrats, Cort v. d. Linden, und der Minister des Auswärtigen, London, haben heute morgen im Gebäude der Zweiten Kammer dem Seniorenkonvent der Kammer eine Besprechung über die Schwierigkeiten abgehalten, die sich im Verhältnis mit Deutschland ergeben haben.
(WTB.) Haag. 26. April. Der „N. Courant" teilt mit, daß die Königin heute nachmittag in Scheveningen den niederländischen Gesandten in Berlin» Baron Eevern, empfangen hat.
Haag, 27. April. Wie das „Kerrespondenzbure-au" erfährt, such von dem Oberbefehlshaber und der Flotte militärische Beurlaubungen bis auf weiteres verböte»« worden.
Amsterdam, 27. April. „Mlg. Handelsblad" schreibt: Der Bericht unseres Berliner Korrespondenten über die Erwartung der dortigen Kreise, daß die Verhandlungen Mischen Deutschland und Holla» günstig verlausen werden, gibt uns Hoffnung auf ein günstiges Ergebnis der Verhandlungen. Die Meldung über die Maßnahmen, die unsere Heeresverwaltung getroffen hat. braucht keine Beunruhigung hervorzurufe«. Es ist selbstverständlich, daß nun« keine Vorsicht außeracht läßt. Neue Beurlaubungen werden heute nicht gelvührt werden. Es darf als ein sehr gutes Zeichen angesehen werden, daß die bereits erteilten Beurlaubungen nicht
erNgezogrn werden, ll-brkgenr würde mich die Einziehung der Beurlaubungen nur bedeuten, daß um» auf alle denkbare» Ereignisse gefaßt sei und für den Ml, daß sie sich e rust gestalten, nichts versäumen will. Im allgemeinen scheint man das auch in Deutschland ein- zusehrn. Destonrehr wundert es uns. in eiiWr deutschen Zeitung einen Artikel zu finden, der eine/gbwisse Nervosität über das Verhältnis Deutschlands zu unserm Land verrät.
Holland und die Kriegführenden,
(WTV.) Haag, 25. April. (Erste Kammer.) Bei der Beratung des Etats des Ministeriums des Auswärtigen teilte Minister Loudon in Beantwortung von Reden verschiedener Abgeordneter mit, das? kein Schiff ans Holland auSfahren werde, bevor die schriftliche Sicherheit vorkiege, daß kein Schiff in Beschlag gerummle» werde. Gestern habe der Minister aus einer Aussprache mit dem amerikanischen Gesandten ersehen, daß dieser der Ansicht sei, daß diese Sicherheit bereits schriftlich gegeben worden sei. Die Absicht sei, daß fortwährend sechs Schiffe in Fahrt bleiben würden. Der Minister hat Grund anzunehmen, daß diese Schiffe noch vermehrt werden, und daß Deutschland kein Hindernis in den Weg legen werde. Auch glaubt der Minister annehmen zu können, daß die alliierten Negierungen die Verpflichtungen über die Rationierung Hollands eInhalten werden. Die Unterhandlungen über das Wirtschaftsabkommen mit Deutschland seien bei der anderen Partei ans Schwierigkeiten gestoßen und verzögert. Die Vorbereitungen seien jedoch ausreichrnd gewesen, lieber den Stand der Verhandlungen könne der Minister keine Mitteilungen machen, sie machten jedoch keine raschen Fortschritte, besonders deswegen, weil Holland nicht mehr viel audführe» könne. Mit Rücksicht auf die Schiffsstage teilte der Minister noch mit, daß er von England die Zusicherung habe, daß Schiffe, die nach dem 22. März aus Indien abgefahren seien oder noch absahren würden, nicht beschlagnahmt werden würden.
Eine schwere Verletzung der holländischen Neutralität.
Englische i» der Schelde Mündung.
(WTV.) Berlin, 26. April. Die Meldung, daß in der Scheldem Ln dun. g Seem innen gelegt waren, trifft zu. Neun Minen britischer Herkunft sind fcstgestellt und vernichtet worden, vier Minen sind geborgen. Auf Grund dieser Tatsache hat die holländische Negierung in Loudon gegen dieses Verfahren protestiert und darau' hingewiesen, daß hier ein Verstoß gegen das Haager Abkommen vorliege. Besonders bemerkenswert ist, daß ein Boot des Negierrurgskütsen- dienstes und ein Fischersahrzeug durch die Minen verunglückt sind und neun Menschen ums Leben kamen.
(WTV.) Haag, 26. April. Auf eine Anfrage des Mitgliedes der Zweiten Kammer, Knobel, antwortete der holländische Marineminister: Die Pressegerüchte, wonach von englischer Seite verankerte Minen vor der Scheldemüudung dicht an der Hoheitsgrenze gelegt wurden, sind zutreffend. Am 23. März wurde in diesem Seegebiet, wo ein holländischer Loisenkutter verunglückt war. eine englische Mine ausgcsischt. Die holländische Negierung war englischcrseits von dem Auslcgen dieser Minen nicht benachrichtigt worden. Beim Absuchen des- Fahrwassers wurden acht Minen zur Explosion und eins verankerte, sicher englischen Ursprungs, z u in S i n'k e n gebracht. Der holländische Minister des Aeußern hat dc: britischen Negierung von der Feststellung Kenntnis gegeben, daß englische Seestreitkräfte in den meistbefah- rencn Verkehrsweg holländischer Schiffe zwischen niederländischen Häfen Minen ausgelegt haben. Dis britische Regierung ist aus den Ernst ihrer Handlungsweise hingewiesen worden, die eine Uebertretung des Artikels 3 des Haager Traktats bedeutet und den Gesetzen der Menschlichkeit widerspricht. Die niederländische Regierung protestiert hiergegen mit großem Nachdruck. Der Verlust des Lotsenfahrzeugs 14 und eines Fischerboots, wobei 9 Menschen umkamen, ist diesen verankerten Minen zuzuschreiüen.
Autz dem feindlichen Lager.
Die Friedsnsbesprechungen von 1817 und die französischen Soldaten.
(WTB.) Bern. 26. April. „Le Pays" berichtet, daß mehrere Deputierte, die von der Front zurück- kehrten, erklären, daß die Soldaten den Verlauf der parlamentarischen Untersuchung über die geheimen Verhandlungen im Jahrs 1817 mit leidenschaftlichem Interests verfolgen. Die Truppen wollen miste», ob man vor Jahressrist hätte Frieden schließen und ihnen damit rwöls Monate Opser und Leiden ersparen können. Dis Frage der Kriegsziele und Friedenspolitik der Alliierten werde erneut nachdrücklicher als je aufgeworfen.
Die Indier solle» noch mehr bluten.
(WTB.) Simla, 27. April. (Reuter.) Der Vizc- könig, Lord Lhelmsford, hat eine Zusammenkunft der Vertreter ganz Indiens in Delhi vom 27. bis 29. April beschlossen. Er hat eine Reihe der hervorragendste» Fürste» (Rüting Ehiefs), wie auch alle «ichtamt-
l-Heir Mitglieder des Rats «ffitzsladen und die obersten Behörden der Provinzen gebelen. Delegierte aller Richtungen zu der Zusammenkunft z» entsenden, der Zusaimnenkunft ist die Herbeiführung einWZu- sauunenwk'-kstts aller Schichten in den strittigen Fragen der inneren Politik und aktive Unterstützung aller Bevölkerungskreise besonders bei der «nfbrinsurig von Mannschaften (aha!), sowie die Ent- Wickelung aller für den Krieg erforderlichen Kräfte. Der Vizekönig hofft auch, daß die obersten Provinzialbehörden Zusammenkünfte in ihren Provinzen abhalten werden, um die Entschlüsse der Delhikonferenz schnell in Wirksamkeit treten zu lasten. Der Vizekönig hat seine persönliche Leibgarde und seine Musikkapelle dein MM tär angeboten. Der Maharadscha von Katiala will drei Bataillone Infanterie der Regierung zur Verfügung stellen. Allen Anzeichen nach-ward Indien seine Kräfte energisch zusammenfassen. — (Um die innere Politik ist es den Engländern dabei ja weniger zu tun- sie werden Zusagen in bezug auf die Selbstverwaltung machen, in erster Linie aber wollen sie Soldaten.)
Die ösLreWsche NaLionaMä'en5raqe.
(WTB.) Wie», 25. April. In der gestrigen Sitzung der Deutsch-Radikalen Partei wurde folgende Entschließung angenommen:
„Die Deutsch Radikale Pariei kann nur eine solche Regierung unterstützen, die 1. Bürgschaft gibt, daß die auswärtige Politik von "dem verantwortlichen Minister des Aeußern unter Ausschluß aller Beeinflussung von unverantwortlicher Seite in der bisherige» Richtung tm engsten Einvernehmen mit dem verbündeten Deutschen Reich weiter- gcsührt wird: 2. die Selbständigkeit und Selbstverwaltung Drutsch-Böhnrens unter Durchführung der nationalen Abgrenzung verwirklicht."
(WTB.) Wien. 28. April. Wie die „Clav. Korresp." meldet, fand sich eine Abordnung des tschechischen Verbandes und des südslavischen Klubs beim Ministerpräsidenten ein, um ihn zu fragen, ob die deutsch- bürgerlichen Parteien tatsächlich der Negierung einseitig nationale und auf Verfolgung der Tschechen und Südslaven gerichtete Forderungen vorgelegt haben und ob der Ministerpräsident gewillt sei, sie zu erfüllen. Der Ministerpräsident gab zu, daß über die bekannten Forderungen verhandelt worden sei, erklärte jedoch, daß aber keine Entscheidung getroffen sei. Von Ungerechtigkeiten gegenüber irgend einem Voltsstmnm könne hierbei selbstverständlich keine Rede sein. Die Abordnung betonte, daß jedwede Verfügung über ihreVolksstämme u. einseitige Erfüllung der deutsch-bürgerlichen Forderungen auf den schärfsten Widerstand stoßen und den Bestand des Parlamentarismus in Frage stellen würde.
(Die Tschechen und Cüdslaven wollen einfach die deutschen Elemente an die Wand drücken und aus Oesterreich einen slavischen Staat machen. Weil die Deutschen als Gegenforderung einen stärkeren nationalen Schutz in den gemischtsprachlrchen Gebieten verlangen, werden ihre Forderungen als ungerechtfertigt bezeichnet. Aus den verschiedenen Vorgängen der letzten Zeit ersieht nran aber, daß die Nationalitätenfrage in Oesterreich jetzt mit Mer Macht einer radikalen Lösung zustrebt, und daß man in Wien nicht mehr lange die Vermittlungs- rolls spielen kann, sondern aktiv eingreifen wird müssen.
Die Schristl.)
Kräftige Gegenwehr der deutschen Parteien in Oesterreich.
(WTB.) Wien, 28. April. Der Verbandsausschuß der Deutsch-nationalen Parteien hat folgendes beschlossen: In den Tagesblättern wird berichtet, daß eine Anzahl von Abgeordneten des tschechischen und des südslavischen Verbandes beim Ministerpräsidenten gegen die Forderungen der deutsch-bürgerlichen Parteien E i n- sprachen erhoben und dabei geäußert habe, daß im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht nur die deutsch-bürgerlichen Parteien, sondern auch die Herrenhausparteien der Krone und dem Staate die Treue kündigten. Der Vorstand der deutsch-nationalen Parteien weist diesen frechenVerle umdungsversuch mit gebühren, der Verachtung zurück, zuinal da er von Parteien ausgeht, die in Rede» und Beschlüssen unablässig und offen Hochverrat betreibe» und predigen.
Vermischte Nachrichten.
Die Bundesstaate» und die Frage der direkter.
Reichssteuern.
(WTB.) München. 27. April. In der Kammer de« Abgeordneten richtete gestern der Abg. Speck (Zentr.) eine Anfrage an die Negierung. Er verlangte Ausschluß darüber, was die Regierung zu tun gedenke, um die immer drohender werdende Gefahr eines weitgehenden Eingreifens des Reichs in das Gebiet der direkten Besteuerung, namentlich der Einkommens- und Ver- nwgensbesteuerung. abzuwehren. Staaisrat v. Merkl gall^darauf folgende Erklärung ab: Die bayerische Staatsregierung steht auch heute ivsch auf dem Standpunkt, daß jeder weiters Eingriff der