Der Kemmelberg genommen.

Die Schlacht im Westen.

Holland und Deutschland.

In den letzten Wochen machten sich wieder die Zweif­ler und Miesmacher bemerkbar, die die Atempause» an der Westfront als Zeichen für eine Aufgabe unserer Offensive im Westen deuten zu sollen glaubten. Die letzten Tage dürften diesen Schwarzsehern, die größten­teils nur Ungeduld zu ihren unüberlegten und un­gerechtfertigten Anschauungen veranlaßt, wieder etwas auf die Strümpfe geholfen haben. Für solche, die noch eine solche zahlenmäßige Nervenstütze brauchen, möchten wir deshalb noch einmal die Erfolge wiederholen, die unsere unvergleichlichen Heere gegen einen mit den neuesten Mitteln der Technik ausgerüsteten, au Zähl gleichstarken Gegner errungen haben. Innerhalb acht­zehn Tagen (vom 2t. März ans habe» wir in der Niesenschlacht, die sich von Arras bis in die Gegend von Laon erstreckt, ein Gelände von 3440 Quadratkilometer erobert. Stellt man demgegenüber die Erfolge der Eng­länder von der Arrasschlacht des Jahres 1917, in welcher sie^Dlit riesiger Uebermacht knapp 188 Quadratkilometer zu gewinne» vermochten, so kann man etwa ein Bild von den Leistungen unserer Truppen'erhalten. Das­selbe Ergebnis ergibt sich beim Vergleich unserer und der englischen Erfolge in Flandern. Beim Abschluß der Flandernschlacht im Jahrs 1917 hatten die Englän­der nach 5 Monaten blutigsten Kampfes 165 Quadratkilometer Gelände gewonnen; in neun Ta­gen haben w i r Hort 493 Quadratkilometer genommen. Und der deutsche Angriff ist n-och weiter im Fortschreiten. Unsere Truppe» haben die acht Kilometer südwestlich Ppern gelegene Kemmelberg st ellung genommen trotz der heftigen feindlichen Gegenwirkung. Die Folgen dieses deutschen Sieges müssen sich schon in den nächsten Tagen bemerkbar machen. Das konzentrisch angegrif­fene Ppern, das nur noch nach Nordwesten auf etwa 10 Kilometer Breite für die Verteidigung offen war, wird in Bälde nun auch von dort her keine Zufuhr mehr erhalten können, wenn unsere schwere Artillerie aut dem Kemmelberg Stellung genommen hat. Mit der Erschütterung der englischen Ppernftellung wird aber auch gleichzeitig die ganze feindliche Flandernfront aus den Angeln gehoben. Das wissen unsere Feinde auch und deshalb setzen sie ihr Letztes dran, die Stellung zu halten. Die Franzosen müssen halt auch hier wieder für die Engländer emspringcn, wenn sie nicht ihr eigenes Land preisgeben wollen. So ist es jetzt glück­lich wieder so weit, daß die Franzosen, dis den Eng­ländern die Rordsront bis zur Somme überlasten hatten, weil sie der Ansicht waren, die Engländer sollen auch einmal etwas an den schweren Kriegsopfern tragen, an der ganzen Front erngreifen mästen. Daß diese Tat­sache natürlich nicht zur Vertiefung des gegenseitigen Freundschasteverhältnistes beiträgt, liegt auf der Hand. Selbstverständlich stehen auch an der Somme neben eng­lischen Divisionen die Franzosen, und sie haben dort. Mischen Villcrs-Vretonnenx und Gastes, südöstlich von Amiens, heftige Gegenangriffe zusammen gemacht, um die Deutschen, die nur noch 12 Kilometer von dem wich­tigen Bahnknotenpunkt und Stapellagcr Amiens ent­fernt sind, anfznhalten. So konnte» sie das 13 Kilo­meter südöstlich von Amiens liegende Hangard wiede- nehmen. Im ganze» aber sind ihre Gegenangriffe eben­so g.V "ml, wie diejenigen gegen den Kemmelberg. Alan sieht aus den verzweifelten Gegenangriffen unserer Feinde, wie schwer der Kampf ist, und daß die­jenigen, denen cs nicht schnell genug vorwärts gehen kann, sich am Geiste und Heldenmut unserer Heere ver­sündigen, wenn sie noch größere Erfolge als bisher er­warten. Unsere Heeresleitung geht plan-mäßig vor; sie opfert nicht für Augenblickserfolge Tausende von Men­schen; die Angriffsoprrationen werden aufs sorgfältiaste vorbereitet, und wenn es auch langsamer geht, als der Heimatstrategs erwartet, so werden dadurch unzählige Opfer gespart und die Sicherheit der Unternehmungen erhöht. Ein Kampf, in dem hie Zukunft Europas für Jahrvbnte. ja für ein Jahrhundert entschieden wird, kann nicht in Tagen und Woche» durchgefochten werden, und wenn wir bedenken, welche Zahl von Feinden uns gege »übersieht, so ist es nicht übertrieben, wenn wir schon die bisherigen Leistungen unserer herrlichen Trup­pen als unerreicht in der Welt bezeichnen.

Wir stehen zurzeit in Verhandlungen mit Holland bezüglich der Erneuerung eines Wirtschaftsabkommens wie sie mit allen neutralen Staaten Europas ab gasch losten werden, die sich von der Entente eine Kon trolle ihrer Ein- und Ausfuhr haben anszwingen lasten. Holland ist diesmal schlimm daran, weil es für unsere Kohlen und unser Eisen und wsbl auch wichtige chemt sche Produkte keine rechte Gegenleistung mehr machen kann. Die Entente, vor allem der .Beschützer der kleinen Staaten", Wilson, hat wohl die Rationierung der Lebensmittel- und Nohstofszufuhc für Holland durch

Drohung und Gewalt durchgesetzt, aber um die tatsäch­liche Versorgung hat er sich nicht gekümmert, weil näm­lich in Amerika Knappheit auf allen Gebieten herrscht. Zn dieser Schwierigkeit für Holland kommt nun noch seine Nachgiebigkeit in bezug ans die Beschlagnahme seiner Schisse durch die Entente, die eine direkte Schä­digung unserer Kriegführung darstellt. Holland hätte also allen Anlaß, Deutschland gegenüber entgegen­kommend zu sein, nachdem es seine Neutralitätsver­pflichtung nach der Ententeseite stark vernachlässigt hat. Gewiß hat man in Deutschland Verständnis für die schwierige Lage Hollands, aber bei aller Achtung vor neutralen Interessen muß Deutschland in seinem Lebens­kampf doch auch daraufbedacht bleiben, daß sei ne Krieg­führung und feine Interesse» durch, die Neutralen nicht einseitig geschädigt werden. Das sollte inan sich in Holland auch überlegen. 0. 8.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die beherrschende Kemmelbergstollurrg südwestlich von Hpsrn genommen.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 24. April. (Amt­lich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Der An­griff der Armee Sixt von Arnim gegen de» Kemmel führte zu vollem Erfolge. Der Kemme!» die weit in die slandrischs Ebene blickende Höhe, ist in unserem Besitze. Rach starker artilleristischer Feuerwirkung brach die In­fanterie der Generale Sieger und von Eberhardt gestern Morgen zum Sturm vor. Französische Divisionen im Nehmen englischer Truppe» mit der Verteidigung des Kemmel betraut und die bet Wytschaete und Dranoeter anschließende» Engländer wurden aus ihre» Stellungen geworfen. Die großen Sprengtrichter von Saint EtE und der Ort selbst wurden genommen. Die zahlreichen, irr dem KaMpsgeKp.de gelegenen Betonhäuser und aus- gebante» Gehöfte wurde» erobert. Preußische und baye­rische Truppen erstürmten Dorf und Berg Kemmel. Un­ter dem Schutz der trotz schwierige» Geländes heraneilen- de» Artillerie stieß die Infanterie an vielen Stellen bis zum Kemmelbach vor. Wir nahmen Dranoeter, die Höhe nordwestlich von Meugskhoek. Schlachtgefchrvader griffen die mit Fahrzeugen und Kolonnen stark belegte» rück­wärtigen Straßen des Feindes mit großem Erfolge an. Als Verrte des gestrigen Tage« sind bisher mehr als SSM Ge-angrne, in der Dtehrzahl Franzosen, unter den Ge­fangene» er» errockstcher und französischer Regiments­kommandeur, gemeldet.

Südlich von der Somme konnte Viller-Lretonneux, in dr s wir eingedrungen waren, vor feindlichen Gegen­angriffen nicht gehalten werden. Weitere starke Gegen- anZriffe scheiterten hart südlich vom Dorfe, an dem dem Feind entrissenen Wald und Dorf Hangard . Die Gs- fangenenzahl ans diesem Kampfabschnitt hat sich auf 2480 erhöht. Zwischen Avre und Oise außer zeitweilig auf- rcbrndem Feuer nichts von Bedeutung.

Ans dem Westnscr der Mosel stürmten sächsische Kompagnien französische Gräben und drangen in Rsgrrevttle ein. Nach Erfüllung ihrer Ausgabe kehrten sie mit Gefangenen in ihre Linie zurück.

Bon de» anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.

Der erste Generalquartiermeisicr Ludendorff.

Die gestrige Abendmeldung.

Feindliche Geaenangtisse südwestlich Bpsr» «nd südöstlich von Annens gescheitert.

(WTB.) Berlin. 26. Avril, abends. Amtlich wird mitgeteilt: Gegenangriffe des Feindes gegen den Kem­mel und im Kampfgebiet südlich von Villsrs Brcton- neux sind nutsr schweren Verlusten gescheitert.

Der letzte englisch: Erricht.

(WTB.) Landen, 26. April. Englischer Heeresbericht vom 26. April, nrorgeus: An der Front von Bailleul bis Hollebeke dauerte das heftige Ringen gegen die bei weitem überlegene feindliche Streitmacht den ganzen Tag über an. Die Truppen der Verbündeten waren gezwungen, Boden zu lassen und der Feind konnte am Kemmelberg Fuß fassen. Der Kampf dauert noch an in der Nähe von Dranouetre, Kemmel und Vierstraat. Während der Nacht führten wir eine er­folgreiche kleine Operation westlich von Merville aus, machten 50 Gefangene und erbeuteten 3 Maschinen­gewehre. Die feindliche Artillerie war längs unserer Front von der Lys bis Givenchy tätig. Südlich von der Somme wurden feindliche Posten, die südlich von Vil- lers-Bretsvueux standhielten, von unseren Truppen ver­trieben. Die feindliche Artillerie war in diesem Ab­schnitt mit Gasgranaten tätig. Von der übrigen briti­schen Front ist nichts zu melden.

Die Eroberung des Kemmelbcrgcs.

(WTB.) Berlin, 26. April. Mit derEroberung des Kemmel Massivs und der beiderseits angren­zenden Stellungen des Feindes vom Kanal Tomines

Ppern bis westlich Draneker Hl Kilometer nordwestlich von Bailleul) hat die Armee des Generals Sixt v. Ar­min einen neuen großen Erfolg errungen. Erst vor wenigen Tagen hatten in diesem Abschnitt die Franzosen am Kemmelberg als dem wichtigsten Punkts der englischen Verteidigungsfront die arg mitgenom­menen englischen Divisionen abgelöst. In einem schwung­vollen Tagesbefehl hatte Sir Douglas Haig auf dieses Eingreifen den Bundesgenossen hingewiesen, um d?n ge­sunkenen Mut seiner Trrrppen zu heben. Auch diese Hoffnung auf Frankreichs Hilfe, die mehr und mehr von England in Anspruch genommen wird, hat sich als trü­gerisch erwiesen. Als in den Morgenstunden des 26. April nach kurzer, aber außerordentlich wirkungsvoller Artillerievorbereitung die Truppen an den steilen Hän­gen des Kemmelberges die Wand hinanstürmten, brach der Widerstand der Franzosen genau so schnell zusam­men, wie die Verteidigung der Engländer östlich und westlich des Kemmel. Nordwestlich von Drauoeter je­doch leistete der Engländer in betonierten Bauten, die zum Teil ans der Zeit vor der Wytschaeteschlacht stam­men, h e f t i g e n W i d e r st a n d. Cr wurde in muster­haftem Zusammenarbeiten von Infanterie und Artil­lerie gebrochen. Drei starke feindliche Stellungen wurden hintereinander im Sturm genommen. Das Dorf Drauoeter fiel nach heftigem Kampf den Bayern unter der Führung Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Franz in die Hände. Im Dorfe wurde ei» französischer Batatllonskommandeur und Hunderte von Franzosen und Engländern in buntem Gemisch gefan­gen. Nicht weniger als drei französische und englische Divisionen waren hier aus ganz schmalem Raum etn- machten aus ihrer Enttäuschung Widerstandskraft der Franzosen keinen Hehl. UNAanzosen andererseits sind nicht weniger er­bittert Dancoer. daß sie überall den Engländern die Kastanien aus dem Feuer holen sollten. Die deutschen Verluste sind auch hier erfreulich gering, obwohl der Kemmelberg dem Feinde die Verteil' ---> außerordent­lich erleichterte. Ein gefangener englischer Offizier mußte gestehen, auf dem Wecke, bis zur Sammelstelle nicht einen eiuzigen"ko7eu Deutschen gesehen zu haben. Deutsche Flieger griffen die Reserven und die zurück- flntenden Kolonnen des Fein^es-nrit Maschinengeweh­ren, Handgranaten und Bomben an.

Der vergebliche feindliche Einsatz am Kemmelberg.

(WTB.) Berlin, 26. April. LautStanrpa" vom 21 ./2S. April sollte die wichtige Kommelstellung bis zum äußersten verteidigt werden. Die Entente hatte hierzu die umfassendsten Maßnahinen ge­troffen. Geschütze aller Kaliber waren in diesem Ab­schnitt in Stellung gebracht, herbeigeeilte englische Bat­terien hatten in Gewaltmärschen 75 Meilen in zwei Tagen zurückgelegt. Auch dI» starke Unterstützung der Franzosen, dis im Lause der letzten Tage immer größere Teile ihrer besten Truppen auf Englands Hilferufe nach Flandern befördern mußten, konnte die neue schwere Niederlage nicht abweuden.

Die deutschen Stnrmpanzerivags» brr Villers- Bretormrux.

(WTB.) Berlin, 26. April. Der Angriff in der Gegend von Villers-.Brctonnenx wurde durch drei Ab­teilungen deutscher Sturmpanzerwagen begleitet und vorgetragen. Die erste Abteilung überschritt bereits um 7.10 Uhr vormittags die erste englische Linie zwischen Warsnsee Ab^ncourt und Billers-Bretonneux. Hier tämpsis sie mehrere Maschinengewohrnester nieder, brachte dem sich zur Verteidigung setzenden Feind schwere Verluste bei, »rächte einen besonders stark ausgebauten Stützpunkt an der Nordostecke des Ortes sturmreif und nahm die Dorsstraßen unter Feuer. Darauf schwenkte sie zum Teil nach dem Nordrand des Dorfes ab und wirkte von hier ans gegen das Dorsinnere. Andere Wagen gingen gegen den Bahnhof und den Kirchhof südlich von Villers-Bretonneux vor, wo die Enländer umsonst versuchten, sich zu hartnäckigem Widerstand zu setzen. Vergeblich bemühte sich der Feind, die Wagen zusammenzuschietzen und in seine Gewalt zu bringen. Er bezahlte seine Absicht mit großen Verlusten. Stunn- panzorwageii begleiteten auch den Angriff über die Hoch­ebene westlich Marcclcave. Um 9 Uhr vormittags nahm die Besatzung eines Wagens allein 175 Engländer ge­fangen, dis südlich des Bahnhofs von Villers-Breton­neux aus ihren Löchern und Unterschlupfen hervor­krochen. Ein anderer Wagen machte sogar 300 Gefan­gene. Außerdem wurden Hunderte von Gefangenen durch das Vorgehen der Sturmpanzerwagen der Infan­terie in die Hände getrieben.

Fortsetzung der Beschießung von Parks.

(WTB.) Paris. 26. April. (Reuter.) Das weittra­gende Geschütz beschoß auch gestern und heute wieder das Gebiet von Paris: Eine Granate drang in das sechste Gefchoß eines Hauses. Ein Diener wurde schwer verletzt