worden. Bei der Rückkehr desVindictkve" bot bas Ober­deck des Schisses einen furchtbaren Anblick. Es herrschte ein vollkommenes Chaos. Das Deck war blutüber­strömt. Ueberall lagen Tote und Verwundete. Die Schreie der letzteren waren herzzerreißend. Mit äußerster Kaltblü­tigkeit gab der Kapitän derVindictive" trotz de? Kartätsch­feuers seine Befehle und brachte das Schiss sicher unter den Schutz neuer Rauchwolken ab. Zwei der älteren Tauchboote brachten unter dem Viadust von Zeebrügge 6 Tonnen Explo­sivstoff zur Entzündung, um die Ensendung von Verstärkun­gen von der Küste her zu verhindern.

Ein Augenzeuge zum Flottenangriff auf Ostende und Zeebrügge.

(WTB.) Brügge, 25. April. Von einem Augenzeugen Wird uns zu dem englischen Flottenangriff auf Ostende und Zeebrügge noch berichtet: Am frühen Morgen des 23. April sollte der englische Flottenangriff auf Ostende und Zeebrügge die dortigen Hafenanlagen zerstören und die Hafenausfahrt durch Versenken von Sperrschiffen blockieren. Die Nacht vom 22. zum 23. April ist diesig und unsichtig. Ein feiner Regen füllt. Nach Mitternacht schwirrt cs über Ostende und Zeebrügge. Abwehrfeuer, Bomben krachen. Ein neuer Ton: das langgczogene Heulen der 33er eng­lischer Monitoren. Die deutschen Küstenbatterien nehmen das Feuer auf, aber das offene Meer verschwindet wie unter einem dichten Schleier. Das machen die Ncbelapparate.feind­licher Schiffe. Mit einem Male zittert der mächtige Quader- l>au der Mole unter furchtbaren Schlägen. Ein mit Explosiv stoffen gefülltes englisches Unterseeboot ist gegen die Mole gefahren. Ein Teil der Gitterbrücke, die die eigentliche Mole mit dem Festland verbindet, fliegt in die Luft. Für de» Augenblick ist jede Verbindung mit dem Lande abgebrochen Vergeblich steigen Luftraketen und werfen Morseapparate ihre Lichtbündel. Der Nebel ist dicht. Die Wache steht in fieber­hafter Erwartung hinter der meterdicken Brüstung der Molen­mauer. Da taucht wie ein Geisterschiff der englische Kreuzer aus dem Nebel. Schon ist er an der Mole im toten Winkel. Die Maschinengewehre rattern und die steinen Maschinen­kanonen spucken rasselnd Geschoß auf Geschoß auf das Deck des feindlichen Kreuzers, der schwarz ist von Menschen. Aber von den 400 Noyal Mariners weiß jeder einzelne, daß cs gilt zn siegen oder zu sterben. Unter dem tödlichen Hage! der Maschinengewehre werden Lettern und Laufstege gegen die Molenwand geworfen. Die Verwegensten klettern hin­auf, die Kompagnieführer an der Spitze. Von 4 bleiben 3 tot auf der Mole. Ein wilder Kampf in Dunst und Nebel um die zitternde Mauer, ein Kampf mit Bajonett, Messer, Faust und Zähnen. Von 40 Engländern, die die Mole be­stiegen, kommt keiner lebend zurück. Das Deck des Kreuzers schwimmt im Blut. Der Engländer wirft wieder ab. Der Versuch, die Seeflugstation und andere Einrichtungen der Mole durch handstretchartigen Ueberfall zu zerstören, ist ge­scheitert. Mit qualmenden Nebelapparaten versuchen drei feindliche Kreuzer den Molenkopf zu passieren. Da bricht vas Feuer der Molenkopfbatterie aus dm Rohren. Treffer in den Schornsteinen, auf der Kommandobrücke, im Rumpf. Auch die Küstenbatterien greifen ein, die jetzt ihr Ziel im Dunst erkennen können. Die englischen Schiffe be­ginnen zu sinken. Zwar haben sie noch Fahrt, aber sie genügt nicht mehr, um ihr Ziel, die Kanalschleuse, zu erreichen und zu sperren. Ein Zerstörer, der die Besatzungen von den Motorbootm aufnehmen soll, sinkt im deutschen Geschützfeuer. Von den Besatzungen entkommt kaum einer.

Noch größer war der Mißerfolg bei Ost­ende. Die englischen Sperrschiffe kamen überhaupt nicht an die Hafeneinfahrt heran. Kaum gesichtet, sanken sie im Feuer der deutschen Küstenbatterien. Zwei Zerstörer, die sich Wenduhne zu nähern versuchten, wurden gleichfalls ver­nichtet. Am Morgen des 23. April sahen die aufklärenden deutschen Flieger vor der Küste 7 treibende Kutter, Wrack­test; und Leichen. 6 Lebende und 1 Toten können die deut­schen Torpedoboote noch bergen. Die gesprengte Molen­brücke ist rusch wiederhergestellt. Ein einziges deutsches Tor­pedoboot ist unbedeutend beschädigt, seine Gefechtskraft nicht beeinträchtigt. In Ostende sind einige Häuser beschädigt und 10 Belgier tot. Der Engländer hat 5 Kleine Kreuzer, 3 Zerstörer und mehrere Motorschnellboote eingebüßt. Noch schwerer aber wiegt der Verlust der zahlreichen Toten, der Tapfersten der Tapferen. Der englische Funkspruch vom 24. April meint, daß die Einfahrt zum Brüggekanal möglicher­weise wirksam blockiert sei. Sollten Optimisten im Vereinig­ten Königreich darauf Hoffnungen bauen, so wird der un­veränderte Fortgang des deutschen Unterseebootkrieges sie bald belehren, daß England Schiffe und Menschenleben ver­geblich geopfert hat.

Feindliche Flieger a« der flandrischen Küste.

(WTB.) London. 25. April. Die Admiralität meldet: Im Verfolg der Seeunternehmung gegen die feindlichen Küsten wurden am gestrigen Vormittag durch unsere Flieger Beobachtungen angestellt und Bombenangriffe ausgeführt. Infolge der Wolken war die Beobachtung schwierig. Mit Rücksicht darauf gingen unsere Flugzeuge bis auf 50 Fuß herunter. Als es hell wurde, nahnien sie auf 20 Aards Ent­fernung die Mole von Zeebrügge am inneren Ende und in Ostende die versenkten Schiffe wahr, wie sie zwischen den Peers lagen und den größeren Teil des Fahrwassers ver­sperrten. Eine Anzahl Bomben wurde auf Ziele an der Küste ab geworfen

Reue U-BootSerfolge.

(WTB.) Berlin, 25. April. (Amtlich.) An der Westküste von England wurde» von unseren Unterseeboote» wiederum 17 000 Br.-R.-Tonnen tiernirhtet. Unter den ver­senkte» Schiffen befand sich ei» tiefbcladrncr 5V0S-Brt.-Damp- fer und ein ebenfalls tiefbeladenrr Tankdampfer von 4900 Br.-R.-Tvnnen. Der Chef des Admiralstabs der Marine.

Fortgang der Schlacht im Westen.

* Der deutsche Angriff im Westen schrei­tet fort. Nach dem gestrigen Tagesbericht haben unsere Truppen südöstlich von Amiens gegen den heftigsten feind­lichen Widerstand neue Erfolge gehabt, und zwar bet dem bekannten Ort V i ll er s-V r et o n n e ux, der 12 Kilo­meter östlich von Amiens liegt. Gleichzeitig wurde der vier Kilometer südlich von Villers-Bretonneux gelegene Ort Han­gar d genommen und über der Avre drüben die Höhen nord­westlich von Castel (5 Kilometer südwestlich von Hangard) gestürmt. An der großen Gefangenenzahl ersteht man den deutschen Erfolg. Die Engländer, unterstützt durch die Fran­ken, machten die erbittertsten Gegenangriffe. Fach hat sich bekanntlich für Amiens verbürgt; der von Osten und Süd­osten her herangetragene deutsche Angriff scheint aber die Behauptung des Ententeoberbefehlshabers Lügen strafen zu wollen. Gleichzeitig mit dem Angriff an der Sonrme nimmt mch die Offensive gegen Apern ihren Fortgang. Der wutsche Abendbericht meldet vom Karnpf um denKemme l- berg. Der Kemmel liegt etwa 5 Kilometer westlich von

Wytschaete und etwa 8 Kilometer südwestlich von Wern. Er dürste von Osten und Süden her gleichzeitig angegriffen werden. Haben die Deutschen die Höhen des Kemmel ge- -n--En lo beherrschen sie das Gelände südlich und südwest­lich von Wem vollständig, und den Engländern bleibt nichts nehr übrig, als Wem zu räumen. Deshalb werden sie sich dort ebenso hartnäckig halten, wie an der Somme. Amiens und Wern sind nicht nur strategische, sondern auch ganz be­deutungsvolle moralische Brennpunkte der Schlacht im Westen, weshalb wir hier mit dem äußersten Widerstand der Alli­ierten zu rechnen haben werden. Fällt Amiens in unsere Hände, so rückt eine Trennung der alliierten Armeen in zwei Teile immer näher; fällt Wem, so vergrößert sich die Gefahr für die englischen Stützpunkte am Kanal ganz bedeu­tend. Deshalb wird man im Ententelager die neue Phase dieses Riesenkampfes mit gespannten Blicken verfolgen, weil neue militärische Niederlagen unberechenbare polltische Folgen haben können.

Von der Entente wird natürlich alles aufgeboten, dem deutschen Ansturm standzuhalten. Viel wird von der ameri­kanischen Hilfe anscheinend nicht erwartet, dafür aber sprich! man von italienischen Truppensendungen nach dem Westen. Andererseits wird wieder gemeldet, es stehen Käm­pfe an der italienischen Front bevor; die Italiener wollten cm der Südtiroler Front zu einem Schlage ausholen zwecks Entlastung der Bundesgenossen lm Westen.

Aus dem fe^dUck-n Laaer.

Die Vermehrung der englischen Anbaufläche.

(WTB.) London, 25. April. (Reuter.) Der Präsident des Landwirtschaftsamts, Prothero, sagte in einer Versamm­lung der Landwirte in Oxford, daß er infolge Vermeh­rung der Anbaufläche das Vertrauen habe, daß das Land vor der Gefahr einer Aushungerung durch den U- Bootkrieg bewahrt werde.

Der irische Widerstand gegen die Dienstpflicht.

(WTB.) Rotterdam, 26. April. Nach demN. R. C.° erfährt dieDaily News" ans Dublin vom 24. April: Das irische Volk hat die Arbeit wieder ausgenommen. Die Unterzeichnung der Uebereinkunft von Mahneck, die znm Widerstand gegen die Dienstpflicht mit allen Mitteln ver­pflichtet. macht schnelle Fortschritte. ES haben sich bereits

fast eine Million Männer und Frauen «ein, Nationalen B«, leidig»,lgödienst ein''t,reiben lassen. Auch die Fonds, di, vorläufig in den Händen der Genieindepnester bleibe», neh­men schnell zu. Die Kommission für die nationale Ver- teidigung, die aus Dillon und Devlin für die Irische Partei. Dcvalera und Griffith für die Sinn Feiner, Hcaly und r «'uen für die unabhängigen Nationalisten, sowie 5 Ver­tretern der Gewerkschaften besteht, hält jeden Tag und fast den ganzen Tag in, Nahsionhouse in Dublin Sitzungen ab. nimmt Berichte aus den Wahlbezirke» entgegen und berät über die Durchführung des Widerstandes. Die nationalisti­schen Parlamentsmitglieder, die über das ganze Land ver­breitet sind, machen es sich zur Hauptaufgabe, von übereilten Handlungen abzuraten. Sie melden, daß dieSpionage sehr groß und ihre Aufgabe nicht leicht ist. Obwohl kein Mitglied der Partei zugegen sein wird, wenn das Homerule- gefetz im Unterhaus eingcbracht wird, wird, sobald der Ge­setzentwurf beschlossen ist, eine Versammlung in Dublin ab­gehalten werden, auf der über die künftige Politik Beschluß gefaßt werden wird. Man läßt durchblicken, daß die Ab­wesenheit von Westminister nur dadurch notwendig geworden sei, daß das irische Volk in der jetzigen Krise dringend der Leitung bedürfe. Das habe nichts zu tun mit der Theorie der Sinn Feiner, die sich grundsätzlich dem Unterhaus sern- halten.

Vermischte Nachrichten.

Die Hetze gegen Kühlmann.

(WTB.) Berlin, 25. April. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, vr. v. Kühlmann, machte heute den Führern der Parteien des Reichstags vertrau­liche Mitteilungen über die Bukarester Verhandlun­gen. Nachdem er geschlossen hatte, nahm der Vizepräsident 0r. Paasche das Wort, um dem Staatssekretär für seine Ausführungen zu danken und im Namen der anwesenden Abgeordneten dem Bedauern und dem Unwillen darüber Ausdruck zu gebe», wie von derDeutschen Zeitung" gegen den Staatssekretär des Auswärtigen Amts mit persönlichen Verdächtigungen gekämpft wurde. Er sei überzeugt, daß keiner ihm widersprechen werde, daß dieses Hineinziehen per­sönlicher Verhältnisse in den politischen Kampf mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen werden müsse. Diese Aus­führungen wurden mit lebhafter Zustimmung aus­genommen. Im Anschluß daran sprach der Vizepräsident persönlich sein lebhaftes Bedauem darüber aus, daß auf die gleiche Weise auch eines der kenntnisreichsten und fleißigsten Mitglieder des Reichstags in der gehässigsten Meise ange­griffen würde. Die Zeitungen aller Richtungen hätten sich ja auch schon dagegen gewandt, daß mm, das persönliche Ge­biet in den politischen Kampf hineinziehe.

Der Staatssekretär des Aeußern, v. Kühlmann, ist in gewissen Kreisen unbeliebt. Man sagt ihm kosmopolitische Neigungen nach. So wurde er anläßlich der Friedensver­handlungen in Brest-Litowsk angegriffen, weil er auf die Ideen der russischen Unterhändler zu sehr eingegangen sei, jetzt macht man ihm zum Vorwurf, er habe die Interessen Deutschlands zugunsten Oesterreich-Ungarns bei den Ver­handlungen mit Rumänien vernachlässigt, und überhaupt, Kühlmann ist einer gewissen Richtung in Deutschland ein­fach zu wenig forsch und draufgängerisch» Auch befürchtet man, baß er bei den Verhandlungen mit den Weltmächten, namentlich bezüglich der belgischen Frage und der franzö­sischen Grenzsicherung zu nachgiebig sein könnte. Mit einem Worte: Kühlmann sollte einem andern Platz machen, etwa dem Gesandten v. Hintze in Kopenhagen, der eher be­fähigt sein soll, einendeutschen Frieden" zustande zu brin­gen. Da der Sturz KühlmannS aber nicht so glatt zu er­reichen ist, wurde sein Privatleben an die Oeffentlichkeit ge­zerrt, ein politisches Kampfmittel, bas die deutsche Presse im allgemeinen als unsauber verschmäht. D'eDeutsche Zeitung" scheint jedoch keine Bedenken getragen zu haben, das politische Taktgefühl ihrer Leser zu verletzen, als sie ihnen sensationelle Andeutungen machte über den unsittlichen Lebenswandel des Staatssekretärs, der in Bukarest mit einer Dame der Halbwelt verkehrt habe. Wenn man unter solchen Gesichtspunkten Politik treiben will, dann könnten am Ende erstaunliche Resultate erzielt werden, und die Angriffspartel dürfte sich nicht beklagen, wenn auch ihr Lager mit ähnlichen Pfeilen beschossen würde. Aber soweit tst die deutsche Presse im allgemeinen glücklicherweise noch nicht heruntergekommen, daß sie den politischen Gegner bekämpft, indem sie rein pri­vate Angelegenheiten desselben zu einer öffentlichen Aktion macht. Der Reichskanzler hat bei der Staatsanwaltschaft Strafantrag gegen die Zeitung gestellt. DieDeutsche Zig." schreibt darüber,wir können mir sagen, daß wir dem Aus­gang des Rechtsverfahrens mit größter Gelassenheit, seinen Wirkungen für die Politik absr mit Genugtuung entgegen­setzen". Also über die letzten Ursachen ihres Vorgehens läßt die Zeitung keinen Zweifel, demnach war nicht moralische Entrüstung, sondern lediglich die Absicht, dem Staatssekretär ein Bein zu stellen, das Ausschlaggebende der Veröffent­lichung. Die Schrift!.)

Politische Agitation im Heere.

(WTV.) Berlin, 25. April. Im Hauptausschuß des Reichstags wandten sich mehrere Redner gegen die von dem deutschen Milttärbesehlshaber in der Ukraine