Nr. V7.

93. Jahrgang.

»ch. vuzeigenpreiS: Im 0b«rmnt1bejlrk ' l,U> desselben IS Psg., Rellameu

ilnzetgenannahvi« S Uhr vormittags. Aeensprechee S.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

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Freiing de» 26. April 1918.

Me deutsche MM Westlich IM md

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die amtlichen deutsche» Meldungen.

Neue deutsche Erfolge südöstlich von TmienS.

(WTB.) Großes Hauptquartier» 25. April. (Amt­lich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Auf dem Schlachtfeld an der Lys scheiterte ei« starker Gegen­angriff der Franzosen gegen die Höhe von Blengelhoek unter schweren Verlusten. Oertliche Kämpfe nordwest­lich von Bethune, bei Festubert und zu Leiden Seiten der Scarpe. Südlich von der Somme griffe« wir Eng­länder und Franzosen bei und südlich von Viller- Bretonneux an. Zn barten, Kampfs bahnte sich unsere Infanterie den Weg durch die Maschinengewehre des Feindes, Panzerwagen haben sie hierbei wirksam unter­stützt. Wir nahmen den vielumkämpften Ort Han« gard. Auf dem westlichen Ufer der Avre trugen wir unsere Linie über die Höhen nordwestlich von Eastel vor. Den ganzen Tag über führte der Feind mit seinen auf dem Kampffelde bereit gehaltenen und von rück­wärts herangeeilten Unterstützungen heftige Gegen­angriffe. Sie brachen blutig zusammen. Erbitterte Kämpfe dauerten in dem gewonnenen Gelände die Nacht hindurch an. Mehr als 2 008 Gefangene blieben in unserer Hand, vier Geschütze und zahlreiche Maschinengewehre wurden erbeutet.

Bon den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.

Der Erste Gcireralquartlermeistcr: Ludendorff.

Die gestrige Abendmeldung.

Um den Kemmel.

(WTB.) Berlin, 25. April, abends. Amtlich Wird mit- geteilt: Die Armee deS Generals Sixt v. Armin steht im Kampf um den Kemmel.

Der letzte englische Frontbericht.

(WTB.) London, 26. April. Heeresbericht vom 25. April, vormittags: Ein heftiger Kampf fand die ganze Nacht hindurch bei VillerS-Bretonneux statt und dauert noch fort. Unsere Truppen gewannen durch Gegenangriff Gelände zurück und machten eine Anzahl Gefangene. Gestern fanden an dieser ganzen Front sehr ernste Kümpfe statt und dem Feind wurden durch Artillerie, Infanterie und Tanks schwere Verluste zugefügt.

Die Kämpfe um Hangard.

(WTB.) Berlin, 26. April. Um den Wald von Han­gard wurde wcchselvoll gekämpft. Die östlichen Ausläufer des Höhcnzuges zwischen dem Wald von Hangard und dem Dorfe Hangard fielen schließlich in deutsche Hand. Damit war das Dorf selbst umfaßt, so daß es konzentrisch unter Feuer genommen werden konnte. Die Franzosen, die hier die Verteidigung hatten, schienen den in der letzten Zeit schon häuslg heißumkämpften Ort unter allen Umständen halten zu wollen. Jedenfalls war ihre Verteidigung erheb­lich zäher, als die der Engländer auf dem nördlichen Teil des Gefechtsfeldes. Aber obwohl die französische Führung die ganz außergewöhnlich schweren Verluste nicht scheute, die ihre Infanterie in dem tiefliegenden und mit Feuer über­schütteten Dorf erleiden mußte, gelang es ihr dennoch nicht, durch krampfhaftes Festbeißen an dieser Stelle die Schlappe der Engländer weiter nördlich wieder wett zu machen. Zur Mittagsstunde hellte das Wetter ein wenig «uf und jetzt halte man von den Beobachtungsstellen ans wenigstens soviel Uebcrsicht, daß man Fortschritte der deut­schen Truppe-, seststellcn konnte. Hangard wurde von schwerstem Feuer zugedeckt und die darin versteckten Feinde »»schädlich gemacht. Noch am Abend deS 84. April wurde »ach erbittertem Häuserkampf das park besetzte Dorf genom- ne». Hier allein wurden 506 Gefangene gemacht. Starke, viederholte Gegenangriffe des Feindes gegen Dorf lnd Wald Hangard scheiterten blutig. Lange Gefangenen- vlonnen» hauptsächlich Engländer, wurden von dem Kämpft stld abkaritzportierh. Mett« Mich von Hangars westlich

der Avre, gelang es den Deutschen, die Höhe nordwestlich Castel zu nehmen. Die blutigen Verluste des Feindes sind auf der ganzen Front schwer. Die in vorderster Linie befindlichen französischen und englischen Divisionen, sowie dir von rückwärts zu Gegenangriffen herangeführten frischen feindlichen Kräfte wurden teilweise schon in der Bereitstellung von unserem zusammeugefaßten Artillerie- und Maschinen- gcwehrfeuer stark gelichtet. Von den englischen Truppen Hai vornehmlich eine australische Division, die auch hier wie­der im Brennpunkt der Kämpfe stand, sehr gelitten. Auch die Franzosen mußten infolge der englischen Schlappe aufs neue hohe Blutopfer bringen.

Fortsetzung der Beschießung von Paris.

(WTB.) Paris, 25. April. Das weittragende Geschütz setzte die Beschießung des Pariser Gebietes am 24. April fort. Keine Todesfälle.

Die feindlichen Verluste.

(WTB.) Berlin, 25. April. Die Höhe der britischen Verluste in der letzten Zeit geht daraus hervor, daß der Er­satz allgemein aus ganz jungen Rekruten besteht. Die Kriegs- müdigleit der altgedienten Soldaten ist sehr gewachsen. Nicht festen mu ßten sie von Sanitäten- aus den Trichtern der Gas­granaten vertrieben werden, wo sie sich durch Einatmen der Gssrückstände einen Heimaturlaub verschaffen wollten. Die ständigen großen Verluste und die Notwendigkeit, sie vor der Oeffentstchkeit zu verbergen, haben die Franzosen veranlaßt, den Ersatz für einen Truppenteil nicht mehr wie zu Anfang aus dem ursprünglichen Ersatzbezirk (Recrutement regional), sondern aus allen Teilen Frankreichs zu nehmen. So verteilen sich die Verluste auf verschiedene Gegenden und fallen nicht in so erschreckender Weise auf.

Französische Erbitterung über die geringe englische Widerstandskraft.

(WTB.) Berlin, 26. April. Nach übereinstimmenden Aussagen gefangener französischer Offiziere ist man in Frank­reich und besonders in militärischen Kreisen aufs Höchsts auf­gebracht über die geringe Widerstandskraft, die die Engländer gegenüber dem deutschen Ansturm bewiesen und über ihre versagende Führung. Hätten die Engländer jetzt nicht in die Unterstellung der englischen Front unter französischen Oberbefehl gewilligt, so hätte die Weigerung mit Sicherheit zum Bruch geführt. Ohne ganz zwingende Gründe hätte der englische Nationalstolz diese Konzession gewiß nicht gemacht.

Die Behandlung der französischen Zivilbevölkerung durch die Engländer.

(WTB.) Berlin, 26. April. Ueber die Behandlung der französischen Zivilbevölkerung durch die Engländer gab ein Sergeant einer Minenwerfcrkompagnie folgendes zu Proto­koll: Die Konipagnic hatte in der Ortschaft Ville lnr Ancre Feuerstellung bezogen. Die Zivilbevölkerung war abtrans- portiert. Dennoch traf ich in der Nähe der Kirche in einem Haus noch einen Mann und eine Frau von 85 und 80 Jah­ren. Sie erklärten, daß die Engländer von den Einwohnern für den Abtransport 45 Franken pro Person gefordert hätten. Da die beiden alten Leute das Geld nicht hatten, wurden sie zurückgelassen. Während der englischen Besetzung hatten sic die englischen Soldaten gegen einen Betrag von 1 Frank pro Tag und Person verpflegen müssen. Genügte die Verpfle­gung den Engländern nicht, dann drohten sie sofort mit dem Ab brennen der Häuser.

Eine amtliche -rutsche Darstellung deS Angriffs auf die flandrische Küste.

(WTB.) Berlin, 25. April. (Amtlich.) Rach Reuter- nieldungen sollen nach England zurückgeflhrle Leute der Lan- dungsabteilnng der gegen Zeebrügge angeseht gewesenen An- grisfsgeschwadcr ausgesagt haben, daß alle Geschütze, Schup­pen und Munitionsvorräte auf den Hafendämmen zerstört und die Schleußentore in die Lust gesprengt worden seim.

Diese Behauptungen sind von Anfang bis zum Ende frei erkunden» Außer de» geringfügigen bereits anLgebcsserten

Zerstörung an der Molcnverbindung haben die Engländer durch ihre Unternehmung nicht das mindeste erreicht. ES ist nicht eine einzige der auf der Mole befindlichen militärischen Einrichtungen auch nur ln Mitleidenschaft gezogen worden. Bis auf die bereits gemeldete leichte Beschädigung eines ein­zigen Torpedoboots sind auch keinerlei Zerstörungen an irgend einem U-Boot, T orpedoboot oder sonstigen Fahrzeugen er­richt worden. Auch an die Schleußen ist der Feind weder .ui! Sprengungen noch durch Geschützfeuer herangekommen. Die gesamten Hafmeinrichtuugm Zeebrügges sind vielmehr völlig unversehrt und völlig betriebsfähig.

Nach Gefangenenaussagen hat der Feind das gleiche Unternehmen bereits viermal durchzuführen versucht. Infolge der Wachsamkeit unserer Vorpostenboote und unserer Batterien ist er aber jedesmal zur Umkehr gezwungen worden. Wenn es Ihm diesmal gelang, an die Angrifssziele näher heranzu­kommen, so verdankt er dies dem Zusammentreffen für ,hn besonders günstiger Umstände. Hierbei spielte das neblige Weiter und die Windrichtung eine entscheidende Rolle. Letz­terer führte den in größerem Umsang verwendeten künst­lichen Nebel vor dem Angreifer her und unmittelbar auf die Angriffsziele zu. Unsere Abwehrmittel konnten da­her erst in Tätigkeit treten, als der Kreuzer .Vindictive" auf nächste Entfernung in Sicht kam. Ihre Wirkung setzte dann mit solcher Wucht ein, daß es dem Kreuzer bet aller Anerkennung des von seiner Führung geleisteten s e- männischen Geschicks nicht gelang, die für die Unternehm 1 bestimmten vier Kompagnien Seesoldaten zu landen, i e wenigen Leute, denen es unter Führung ihrer Offiziere n, lich war, auf der Mole Fuß zu fassen, wurden von der tap­feren Verteidigung niedergemacht oder ins Wasser ge­worfen, bis ans eiwa zwölf Mann und einen Hauptmann, die sich als Gefangene in unserer Hand befinden. Mit ihnen sielen 2 Flammenwerfer, 2 Maschinengewehre und sonstige Aahkaiiipfwaffen in unsere Hand.Vindictive* mußte unter i>em vernichtenden Feuer vielmehr wieder von der Mole ab- 'egen. Die zur Sprengung der Kanaleinfahrt be- immten Kreuzer wurden gleichfalls beim Heraus'rstcn aus dem Nebel unter vernichtendes Feuer genommen. Es gelang daher, .sie zum Sinken zu bringen, bevor sie die für di« Sprengung angeflrebten Plätze erreicht hatten. Die von den Engländern mit schweren Personal- und Materialopfern ein­gesetzten Mittel hab;n demnach in keiner Weise den Erfolg erzielt, den der Feind erhofft hatte. Insbesondere ist die Absicht, die Einfahrt zu unseren U-Vootstützpunkten zu sperren, vereitelt worden.

Reuter mag mit Recht die Unternehmungslust und die Tapferkeit der an dein Unternehmen beteiligten Engländer loben. Uns vermag er aber die Genugtuung darüber nicht -,n nehmen, daß dank der Tapferkeit unserer Verleib' der Gegner sein Ziel nicht erreicht hat.

Noch eine Keuterdarstellung znm Angriff auf Zeebrügge.

(WTB.) London, 25. April. (Reuter.) Nach dm Erzäh­lungen zweier Offiziere der .Vindictive" haben sich die eng­lischen Schiffe, die den Angriff auf Zeebrügge ausführten, der Küste unter den« Schutz von Rauchwolken genähert. Dies« dehnten sich von Zeebrügge bis Ostende aus. Dadurch wur­den die Deutschen eine Zeitlang irregeführt. Wer sobald sie die englischen Schifte entdeckten, begannen fle doS Bom­bardement, das sich, als die englischen Schiffe sichtbar vmrdeaz z« einem unbeschreiblichen Artillerieschnellfen« steuerte. Von den Schiffslandungsbrücken, die an Bord de« tive* mitgeführt wurden, konnten nur zwei «O Hel - werden. Bei den Landungstruppen trat« sch Werst» Verluste infolge des Granatfeuers ein. Gd gelang der Landungsabtetlung, auf einen TorpedobootSzerstörer unge­fähr 50 Handgranaten zu Wersen, die eine heftige Explosion zur Folge hatten. Dagegen vermochten sie sich dm andern Torpedobootszerstörern nicht zu nähern. Die Landungs­truppen führten noch einen Angriff aus auf eine Landbat- teritz, ab« üb» dm Erfolg dtrfrS Angriff» jst nicht» belichtet