Zu Nichihofen» Heldentod.

(WTB.) London, 24. April. Reuter meldet:. Der fol­gende Bericht über den Tod RichthofenS ist von dem offi­ziellen Kriegskorrespondenten bei den australischen Truppen in Frankreich eingegangen:

NiÄthofen wurde vorgestern abgeschsffe», als er in ge­ringer Höht diesseits der anstralischrn Front flog. Die Kugel, die ihn traf, ist wahrscheinlich von dem Kanonier Lew!» bei einer Batterie der australischen Feldartillerie abgefcuert worden. Richt­hofen fiel an: Ende eines heftigen Kampfer zwischen britischen und deutschen Geschwadern. Ein britischer Flieger ist der Mei­nung, daß er Richthofen abgeschoffen hat. Ntchthofcn, der eine» Dreidecker steuerte, wurde getötet, als er sehr niedrig über den Boden flog und als er selbst eine» dritten Aufklärer hcruutcr- fagte. Der deutsche Meisterfliegcr stürzte nieder. Sein Flugzeug ging krachend in Stücke. Eine Kugel wurde in RichthofenS Körper gesunden. Sie war in die linke Seite eingedrungen und gerade durchs Herz gegangen. Der Kampf begann, als zwei australische Flugzeuge, die sich ziemlich weit hinter den deutschen Linien befanden, plötzlich sechs feindliche Flugzeuge über sich bcmxktcn. Die Deutschen gingen sofort zum Angriff über und saßen uns in der Flanke und iin Rücken. Die Australier machten Kehrt und schossen nach rückwärts. Einer der feindlichen Zwei­decker stürzte anscheinend steuerloS herunter. Die Australier gin­gen selbst herunter, um sich gegen einen eiloaige» Wiederaufstieg zu sichern. Sie befanden sich außerhalb des Kampfes, der sich über der Somme zwischen etwa 15 Flugzeugen auf beiden Seiten abspiclte. Das britische Geschwader aus Kampfaiisklärcrn hatte ein feindliches Geschwader angegriffen, und die Australier waren augenscheinlich nur auf einen Teil davon gestoßen. Bis zur Fest­stellung von RichthofenS Tod hatte man nicht erkannt, daß cS sich um sein berühmtes Flugzeug handelte. Die Persönlichkeit ließ sich nach den Papieren und der Uhr des Getöteten deut­lich feststellen.

(WTB.) Paris, 24. April. Der Korrespondent der «Ag. Havas" an der britischen Front telegraphiert über die B e t- setzung des Freiherrn v. Nichthofen, daß ihm die militäri­schen Ehren in vollem Umfang erwiesen wurden. Ein Geist­licher nahm nach anglikanischen, Ritus die gottesdienstliche Handlung vor, sechs britische Fliegeroffiziere trugen den Sarg zur Gruft und legten Kränze mit den deutschen Farben tm Namen des Hauptquartiers einer Brigade und mehrerer Geschwader, darunter eines australischen, nieder. Einer die­ser Kränze trug die Inschrift: «Dem tapferen würdigen Feind".

Der Gesundheitszustand des deutschen Heeres.

(WTB.) Berlin, 24. April. Im Hauptausschuß des Reichstags äußerte sich Generalarzt Schultz en über den Gesundheitszustand des Heeres. Trotz der bedauerlichen Schädigung der Gesundheit infolge des Krieges ist der all­gemeine Gesundheitszustand der Truppen sehr gut. Gegenüber dem ersten Kricgsjahre sind die Krankhcitszugänge um 35,5 Prozent zurückgegangen. Die Gerüchte über Mehrung der venerischen Krankheiten sind übertrieben. Im Feldheere hielten sie sich mn einige Prozent niedriger als im letzten Jahrfünft des Friedens. Im letzten Jahre haben sie weiter abgenommen, ebenso im Heimaihcere, bei dem sie einen geringen Prozentsatz höher sind als im Frieden. Die Tuberluloseerkranlungen sind im Heimatherr etwas höher als im Feldheere, aber meist niedriger als der Durchschnitt des letzten Jahrfünfts des Friedens. Wir haben wegen Tuberkuloseerkrankungen etwas über 37 000, die Fran­zosen dagegen in dem gleichen Zeitraum 88 000 Mann ent­lassen. Die durch Gas Erkrankten leiden zunächst unter den etwa zwei Monaten dauernden Nachwirkungen. Dagegen tritt eine dauernde Gesundheitsschädrgung selten ein. Die aus den Lazaretten Entlassenen sind zu 90 Prozent wieder kriegsverwendungsfähig, damnter 70 Prozent wieder front d '.stfähig geworden. Von den Entlassenen starben etwa 1 Prozent. Die Selbstmorde haben im Heere bedeutend ab- genommcn. Im ganzen zeigt die Truppe große körperliche und seelische Widerstandsfähigkeit.

Die Erbitterung der Portugiesen gegen die Engländer.

(WTB.) Berlin, 24. April. Die Erbitterung der Portugiesen gegen die Engländer nimmt nach überein­stimmenden Gefangenenaussagen dauernd zu. Bei ihrem Einsetzen in vorderster Linie wurde ihnen von den Englän­dern gesagt, daß ein deutscher Angriff nicht stattfinden würde, da die Deutschen alle verfügbaren Kräfte beiderseits der Somme eingesetzt hätten. Außerdem seien die den Portu­giesen zugewiesenen Stellungen hervorragend zur Verteidi­gung eingerichtet. Wie kriegsmüde die Portugiesen sind, die in den Feldzug mit Gewalt und durch Stimmungs­mache hineingetricben wurden, bewiesen die Meutereien des k> 34. und 35. Regiments zur Genüge.

Den Belgiern geht ein Licht auf.

(WTB.) Berlin, 24. April. Bei deutschen Patrouillen- twrstößcn ans das südliche Userufer wurden in letzter Zeit mehrfach belgische Gefangene gemacht. Die Gefangenen waren über die deutsche Offensive gut unterrichtet und gaben der Ncberzcugung Ausdruck, daß ihre .Hoffnung m-: ein' ' ' lüge Rückkehr in die Heimat in Erfüllung gehe. Seine Wicht habe das belgische Heer bis zum «»euper^en Sie sehen nicht ein, weshalb sie jetzt noch ihr Blut für Eng­lands Eroberungsgeliiste weiter vergießen sollen, lieber ihre Ansicht bezüglich der Beschießung von Paris befragt, meinten ^e, sie würden eine derartige Beschießung vor allem der Hauptstadt ihrer englischen Verbündeten gönnen.

Reue U-Vsolscrsolge.

(WTB.) Berlin, 24. April. (Amtlich.) Neue U-BsotS- erfolge im Sperrgebiet um England: 23 000 Brut to­ne gister tonnen. Unter de» versenkte» Schiffen befand sich ein wertvoller 7000-Brt.»Dampfer, der im Aerinellana! aus stark gesichertem Grlcitzug herauSzcschossen wurde und zwei voll beladene Dampfer von je 5090 Br.-Neg.-Tonnen.

Der Chef des Admiralstabs der Marine.

Die Parteien

und die neuen S^enervorlagen.

Im Reichstag wurde gestern die erste Lesung über die neuen Steuervorlagen fortgesetzt. Die Ausführungen der verschiedenen Parteiredner lassen nun heute schon auf eine gewisse Neuorientierung in der Frage der direkten und indirekten Steuern schließen. Wenn der volkspartei­liche Redner das Steuerbukctt des Reichsschatzselretärs wegen der außerordentlichen Besteuerung des Verkehrs und Ver­brauchs als wenig erfreulich ansah, und den einzelstaatlichcn Finanzministern (von denen nur der Württemberg:- sche eine Reform des Verhältnisses zwischen Reichs- und Landessteuern für möglich erachte) den Vorwurf machte, daß sie die Verantwortung für die ganze finanzielle Verworren­heit tragen, weil sie sich an die veraltete Formel: die direk­ten Steuern de» Einzclstaaicn klammerten, so erscheint diese Stellungnahme nicht überraschend, weil die Volkspartci die direkte Besteuerung vom Standpunkt der Belastung der star­ken Schultern aus auf ihr Programm geschrieben hat. Eine bemerkenswerte Stellungnahme ist aber heute seitens der Nationalliberalen zu verzeichnen. Unseres Wissens haben die Nationallibcrälen bisher ebenso wie Konservative und Zentrum an dem ungeschriebenen Gesetz festgehaltcn daß in, großen ganzen der Grundsatz gelten solle, die direk­ten Steuern den Einzelstaaien! klammerten, so erscheint diese dem Reiche. Zwar traten sie schon 1911 für die Erbschafts­steuer ein, die bekanntlich seinerzeit von Konservativen und Zentrum abgelchnt worden war, aber für eine grundlegende Aenderung der bisherigen Steucraufbringung für das Reich wäre die Nationalliberale Partei wohl kaum zu haben ge wesen, wenn nicht der Krieg ein Abgehen von diesem Stand­punkt einfach verlangt hätte. Daß sich die Nationalliberalen jetzt grundsätzlich auch mit dem Gedanken vertraut gemacht haben, daß direkte Steuern für das Reich nicht ohne weiteres von der Hand gewiesen werden können, das ist das Inter­essante aus den Darlegungen des Vertreters dieser Partei, des Abgeordneten und Vizepräsidenten des Reichstags, vr. Paasche. Nachdem er bezüglich einer etwaigen Kriegs­entschädigung gesagt hatte, daß wir, wenn wir nach unserm GListenzkampf eine Entschädigung erhalten können, sie auch vertreten müssen, seine Partei aber übertriebene Forderun­gen ablehne und die Kriegsentschädigung nicht als Haupt­ziel des Kampfes ansehe, stellte er zu den Steuervorlagen scsi, daß st: von einer wirklichen organischen Finanzreform bei der Besitz und Einkommen entsprechend herangezoqen wer den müßten, himmelweit entfernt seien. Seine Partei denke nicht daran, den Grundsatz anzuerkennen der nirgends in der Verfassung begründet sei daß die ^'-oklen Stenern für die Einzelstaaten, die indirekten für das Reich reserviert bleiben sollen. Ec erinnerte auch daran, daß wir ja schon direkte Reichssteuern haben, so die Erbschafts­steuer, die Tantiemenstener und den Wehrbeitrag. Der Redner will auch die Kriegsgewinnsteuer auf physische Per sonen heute schon herangczogen wissen. Bezüglich der in direkten Steuern machte er auch auf die Gepflogenheit auf­merksam, daß ihre Abwälzung auf den letzten Verbraucher selbstverständlich sei, und von unS aus möchten wir noch hin- zufügcn, daß der größte Ilebelstand daran der ist, daß die besteuerten VerbrauchSartikcl meistens um das Doppelte und Dreifache des Steuersatzes verteuert werden (stehe Zünd­holzsteuer). Selbstverständlich darf man nach dieser grund­sätzlichen Siellungnahme nun nicht annehinen, daß die Na­tionalliberalen jetzt auf einmal das ganze Steuerprogramm des Reichsschahamts über den Haufen werfen wollen. Die üeutiaen Stcuervorlagen dürsten wohl kaum eine grundsätz­lich anders gerichtete Gestaltung erfahren, denn die Erklärung Paasches dürfte hauptsächlich in dem Sinne anfzufaffen sein, daß für die Zukunft seine Partei an einer durchgrei­fenden Aenderung der finanziellen Gesetzgebung für das Reich mitzuarbeiten gewillt ist. Der Vertreter der konser­vativen Partei stellte sich dieser Anschauung gegenüber auf den Standpunkt, daß auch der Besitz in hohem Maße zu den Lasten beitrage, die der Krieg uns auferlegt. Aber zu­nächst müsse der Weg der indirekten Steuern zu Ende ge­gangen werden. Die Kapitalkraft müsse zum Wiederaufbau der Wirtschaft erhalten bleiben, und es sei nicht zu verant­worten, 20 Prozent des Vermögens zu den unproduktiven Zwecken der Schuldentilgung zu verwenden. Ganz andere Ansichten vertrat der unabhängige Sozialist Bernstein, der natürlich alle indirekten Steuern als gegen die Interessen der arbeitenden Bevölkerung gerichtet verurteilte. Wenn man schließlich noch die Bemerkung des Zenlrumsverlrcters in der vorletzten Sitzung beachtet, daß seine Partei eine Erb­schaftssteuer begünstige, so kann man ans den bisheri­gen Erörterungen folgern, daß im Reichstag jetzt eine starke Mehrbeit vorhanden ist, welche gewillt ist, die Widerstände der Einzelstaaten im Bundesrat gegen direkte Reichssteuern mit Aussicht auf Erfolg zu bekäinpfen O. 8.

Aus dem feindlichen Lager.

Gegen Clemenceaus Diktatur.

(WTB.) B-rlrn, 25. April. DeinB. L. A." wird aus Teuf mitgeteilt: Die französischen Sozialisten haben schon einen großen Teil linksstehender Abgeordneten und Sena­toren für eine Kundgebung gewonnen, die auf die Ein« berufung einer Nationalversannnlung nach Versailles abzieli. Clemenceau läßt jener sozialistische» Werbearbeit durch per« sönllche Freunde entgegenwirkcn.

Ei» Demonstrationsftreik in Irland gegen die Dienstpflicht.

(WTB.) Rotterdam, 24. April. ,,N. R. C." meldet aus London: In ganz Irland, mit Ausnahme der Ulstergras­schaft cn, ruhte gestern als Protest gegen die Dienstpflicht die Arbeit. Es gingen keine Züge; alle Läden waren geschloffen; es gab lein Gas, keine Elektrische und kein« Zeitungen. Ueberall wurden Versammlungen gegen die Dienstpflicht abgehalten.

Guatemala läinpft für dieMenschlichkeit.

(WTV.) Washington, 23. April. Reuter meldet: Die Gesandtschaft von Guatemala teilt mit: Der Entschluß Guatemalas, sich in die Reihe der Alliierten zu stellen, ist die Folge eines Notenaustausches zwischen der Gesandtschaft und Lansing nach dem Abbruch der diplomatischen Bezie­hungen Guatemalas zu Deutschland. Infolgedessen befindet sich Guatemala heute im Kriegszustand mit Deutschland nnd seinen Verbündeten an der Seite der Vereinigten Staaten zur Äusrechterhaltung der Rechte Amerikas und der Mensch­lichkeit, eine Haltung, die beibchalien wird im Verein mit de» Vereinigten Staaten, bis d-r preußische Militarismus aufhören wird, freie Länder zu bedrohen.

Don den Neutra en.

Zur Getreidevcrsorgung der Schweiz über See.

(WTB.) Bern, 25. April. Wie derSchweiz. Dcp.-Ag." zemeldct wird, hat die deutsche Negierung die Erklärung, chgcgeben, daß schweizerische Getreideschiffs auch wen» sie die Flagge einer mit Deutschland im Krieg befindlichen Na­to» führe», frei passiere» können. Die Schiffe habe» die Sperrzone zu meiden, neben der Flagge ihres Landes das Schweizer Wappen auf dem Schifssrumpf und überdies die chweizerische Flagge in gut sichtbarer Weise zu führen. Die amerikanische Regierung ist mit der Führung der schweize- ischen Flagge neben der amerikanischen Flagge auf den niit Äetreidc für die Schweiz beladenen Schiffen einverstanden.

Von zuständiger Stelle wird uns hierzu mitgeteilt: Die llachricht bedarf eines wichtigen Zusatzes. Es ist zwar rich­tig, daß die deutsche Negierung in Anerkennung der Notlage der Schweiz, in die sie durch den Aushunge­rungskrieg der Entente gekommen ist, den für die Versorgung er Schweiz in Fahrt zu setzenden Schiffen, trotz der damit .'crbundenen großen Schwierigkeiten für die Seekriegführung, freies Geleit zusichern will. Die schweizerische Regierung ist rber ausdrücklich darum ersucht worden, ihren: Volk keinen Zweifel darüber zu lassen, daß, obgleich der Befehl sofort wlassen wird, aus technischen Gründen erst nach Ablauf von wei Monate» gerechnet werden darf, daß jedes der in See -efindlichen deutschen Kriegsschiffe den Befehl erhalten hat, die für die schweizerische Versorgung bestimmten Schiffe durchzulassen. Sie ist ferner darauf aufmerksam gemacht wor­den, daß die Durchführung der Zusage freien Geleits vor Ab- auf dieser drei Monate dadurch aufs äußerste erschwert und '.»sicher gemacht wird, daß der Präsident der Vereinig­en Staaten die in amerikanischen Häfen rechtswidrig weg- gcnommenen holländischen Schiffe auch dann zwingt, anstatt der holländischen die amerikanische Flagge zu führen, wenn sie für die schweizerische Versorgung tätig sein sollte». Sollte mithin ein in See befindliches deutsches KciegZfahr- zeug den erlassenen Befehl aus irgend welchen Umständen nicht erhalten haben und sollte es dann in Unwissenheit der Zusage der deutschen Regierung ein mit Waren für die schweizerische Versorgung beladenes Schiff versenken, weil es nach dem Völkerrecht berechtigt ist, jede? Schiff unter feind­licher Flagge ohne Rücksicht auf seine Ladung zu versenken, so trifft also nicht die deutsche Regierung die Schuld, son­dern den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.

Italienische Anarchisten in Zürich.

(WTV.) Bern, 25. April. Aus Anlaß des kürzlich«» Bombenfundes in Zürich-Limat wurden bereits zehn Ver­haftungen, ausschließlich von Italienern, vorgenommen.

Die Ungewißheit über das Schicksal der holländischen Schiffahrt in den indischen Gewässern.

(WTB.) Amsterdam, 25. April. Ein hiesiges Blatt mel­det aus Batavia, daß die Niederländisch-Indische Paket­fahrt ihr Kontor in Singaporr geschlossen hat. Dazu erfährt dieNiederl.-Jndische Pr.-Ag." aus Amsterdam, daß die Pak et fahrt und die übrigen indischen Linien die Fahrt mit ihren Schissen nicht aufnehmcn, weil dir Haltung der alliierten Regierungen gegenüber diesen Schiffen noch unsicher sei. Falls es sich herausstelle, daß diese Gesellschaften über die Schiffe freie Verfügung behalten, be­absichtigten die Direktionen den Dienst sofort wieder auszu­nehmen.

(WTV.) Batavia, 25. April. (Reuter.) Die holländi« sche Schiffahrt von Ostindien nach britischen und amrcika-