Nr. 96.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

63. Jahrgang.

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Donukrstag de« 25. April 1918.

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Der englische Angriff

gegen die flandrische Küste

Ci,» verzweifelter englischer Angriff auf unsere Seestützpunktz» Ostende uud Zeebrügge. 3 feindliche Kleine Kreuzer, 3 Zerstörer und eine größere Zahl von Torpedvmotorbooten zerstört.

(WTB.) Berlin, 24. April. (Amtlich.) In der Nacht >v«n 23. Mm 23. April wmde ein groß angelegtes und mit rücksichtslosem Einsatz geplantes Unternehme» englischer Src- strritkrSfte gegen unsere flandrischen Stütz. Punkte vereitelt. Rach heftiger Brschließung von See aus drangen nntrr den» Schuh eines dichten Schleiers von Kirchlichem Siebe! Kleine Kreuzer, begleitet von zahlreichenZerstörernnndMotorbostenbei Ostende und Zeebrügge bis «»»nittelbar unter die Küste vor, in der Absicht, die dortige» Schleusten- und Hasenanlageu zu zerstören. Gleichzeitig sollte «ach Aussagen von Gefangenen eine Abteilung von vier Kompagnien Seesoldatr» (Royal Mariners) die Mole von Zeebrügge handfircichartig besetzen, um alle auf ihr befind­lichen Baulichkeiten, Geschütze «nd Krirgsgerate, sowie die in» Hafen liegenden Fahrzeuge z» vernichten. Nnr etwa 4V Mann von ihnen haben die Mole bestiegen, diese find teils tot, teils lebend in unsere Hand gefallen. Auf den schmalen hoher» Mauern drr Mole ist von beiden Seiten mit äußerster Erbitterung gefachten worden. Bon den am Angriff beteilig­ten englischen Seestreiikröften wnrvci» die Kleinen Kreuzer nJphigenia",Jntrepid",Sirius" «nd zwei andere gleicher Bauart, deren Namen unbekannt find, dicht mrter der Küste versenkt, ferner wurden drei Zer­störer und eine große Zahl von Torpedo- inotorboote« durch Artilleriefeuer zum Sinke« ge­bracht. Nur einzelne Leute der Besatzung konnten von uns gerettet werde«. Außer einer Beschädigung durch Tor- pedotrrffer bliebe« unsere Hafenanlagen «nd Küstenbatterien völlig unversehrt. Bon unseren Seestreitkräften erlitt nur ein Torpedoboot BeschSdignnger» leichtester Art. Unsere Men- schenverlnste sind gering.

Der Chef des Admiralstabs der Marine.

Die englische Darstellung.

(WTB.) London, 23. April. Die Admiralität teilt mit: Heute wurde am frühen Marge»» von unfern Seestreitlräften ein Angriff auf Ostende und Zeebrügge, die vom Feind als Stützpunkte für seine Zerstörer und Unter­seeboote benützt werden, unternommen. Unsere Streiikräsle find jetzt auf der Heimkehr begriffen. Nach den bisherigen spärlichen Nachrichten hatte der Angriff leidlich guten Erfolg (I). Mit Ausnahme der Deckungsschisfe bestand das verbündete Geschwader ans 50 Schissen und 6 ver­alteten Kreuzern. Fünf dieser Kreuzer, die mit Beton auZ- gcsüllt waren, wurden als Blockierungsschiffe verwendet, gemäß den erleilten Befehlen an Strand gesetzt, von den Mannschaften verlassen und gesprengt. Ein weiteres Com- immtquL wird ausgegek-LN, sobald Berichte von den Schiffen, die jetzt nach ihren Stützpunkten zurückkehren, vorliegcn. lieber die Verluste ist noch nichts bekannt.

(WTB.) London, 23. April. Reuter meldet: I»» Unter­haus gab brr Erste Lord der Admiralität Sir Eric Gedbes folgende Erklärung über dis Untcrnehimmg gegen Ostende und Zeebrügge ab:

Der Angriff wurde unter den» Befehl des Vizeadmirals Roger Skay ausgeführt. Zerstörer aus Dover und französische Zerstörer wirkten mit. Sechs veraltete britische KreuzerBrilliant",Sirius",Iphi­genie»",Jntrepid",Thetis" undVindictive" (sämtlich 20 bis 30 Fahre alt)ahmen an dem Angriff teil. Fünf, mit Beton gefüllt, sollten im Kanal und wenn möglich am Eingang der Häfen versenkt werden.Vindictive" und zwei Hilfsschiffe, ursprünglich Lrv'erpooler Fährboote, führten

Sturm- und Zerstörer-,bteilnnge» zum Sturm auf dir Spitze drr Zerbrüggrr Mole.Vindictive" war besonders mit Lauf­planken zur Landung der Sturmabteilungen und mit Flammenwerfern ausgerüstet. Alle beteiligten Leute, Matrosen und Seesoldaten, waren Freiwillige der Großen Flotte, und eS zeigte sich großer Wetteifer für die Unter­nehmungen. Leichte Deckungsstreitkräfte unter Admiral Tyre- hytt schützten die Operationen und die Streitmacht von gro­ßen Monitoren und einer Anzahl von Motorfahrzeuge» und Küstenmotorbooten, von denen kleine starke Boote, die größt­mögliche Besatzung führend, besonders teilnahmen. Der Hauptplan war folgender: Nach starker Beschießung von einstündiger Dauer durch Monitor« auf Zeebrügge sollte dieVindictive" mit zwei Hilfskreuzern längs der Mole von Zeebrügge gehen und Abteilungen zum Sturm und zur Zerstörung landen. Unterdessen sollten, drei Blockschiffc, das sind alte Kreuzer, in den Kanal ein- dringcn, auf Grund fahren und in die Lust gesprengt werden. Zwei alte, wertlose Unterseeboote, mit Explosivstoffen ge­füllt, sollten gegen die Verpfählung außerhalb der Mole an der Küste anrennen. In Ostende war die Arbeit ein­facher. Dort sollten zwei Blockschiffe an die Küste rennen, und am Eingang des Hafens gesprengt werden. Die be­kannt gewordenen Ergebnisse sind: In Ostende liefen zwei Blockschifse die Küste an und wurden nach Sprengung verlassen. In Zeebrügge erreichten zwei von den drei Blockschiffen ihr Ziel, wurden versenkt und im Eingang des Kanals gesprengt. Das dritte lief in der Durchfahrt auf Grund. Ein gewisser Gefamtschaden lmirde dur-b Artil- leriefeuer und Torpedoanoriff auf feindliche Zerstörer und andere Schiffe längs der Mole verursacht. Ein Küstcnmotor- boot meldet die Torpedierung eines feindlichen Zerstörers, der zu entkommen suchte. Eines der beiden alten Untersee­boote erreichte sein Ziel, wurde gesprengt und zerstört dabei die Verpfählung nahe der Mole. Die Sturmabteilungen von Vindictive" und von den HilfskreuzernIris" undDef- fodil" gingen zu in Angriff vor und kämpften mit größtmöglicher Tapferkeit, indem sie die Stellungen längs der Mole über eine Stunde hielten und beträchtlichen Scha­den und Verluste den feindlichen Streitkräften zufügten, die die Mole, di« Zerstörerbatterie, die Unter'rebootdepots und die große Wasserflugzeugbosis auf dieser hielten.

(WTB.) London, 24. April. Reuter meldet: Der König telegraphierte an den Vizeadmiral in Dover: Ich beglückwünsche aufs herzlichste Sie und die unter Ihrem Befehl stehenden Streitkräste, die die Operationen der letzten Nacht mit bemerkenswertem Erfolge ausgeführt haben. Dt« von Allen unter außergewöhnlich schwierigen Umständen bewiesene glänzende Tapferkeit erfüllt mich mit Stolz und Bewunderung.

Die de' "^e Seekriegführung von der flandrischen Küsts ans nicht gestört.

(WTB.) Berlin, 24. April. (Amtlich.) Aus der vom Ersten Lord der englischen Admiralität Sir Eric GeddcS im Unterhaus gegebene Erklärungen über die Unternehmung gegen Ostende und Zeebrügge scheint man herauslesen zu sollen, daß sowohl in Ostende, ganz besonders aber in Zeebrügge das beabsichtigte Ziel, Abschließung der Häsen, erreicht worden sei. Den,gegenüber wird hiermit ausdrücklich festgestcllt, daß die Srckriegsiihrrmg von der ftänLrische» Küste aus durch die englische Unternehmung in keiner Weise gestört ist.

Die Lüge auf den KnegLschauMtzen.

Die amtlich« deutsche Meldung.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 24. April. (Amtlich.) WestlicherKriegsschauplatz. Auf den Schlacht­feldern an der Lys und an drr Somme blieb die Gefechts- tutigkeit auf örtliche Kampfhandlungen beschränkt. Nordöst­lich von Bailleul erstürmten wir die Höhe von Viengel- hcek «nd «ahmet» hier Franzose» gefangen. Westlich von Bailleul wiese» wir englische Angriffe ab. Starke Borstöße des Feindes nordöstlich von Büthune wurden in unserer Bor­

postenlinie zum Scheiter« gebracht. Borfeldkämpfe an vieler» Stelle« der übrige« Front brachten Gefangene rin.

Mttnierster Freiherr v. Richthofen ist von der Ver­folgung eines Gegners über dem Schlachtfeld a« der Somme nicht znrückgekehrt. Nach englische»» Berichte ist er gefallen.

Oste« Finnland. Die unter dem Befehl des Generals Grafe« v. d. Goltz stehenden Truppen haben die EisenLahnlnotenpunkte Hyvinge und Hnchlmackt genommen und nördlich von Lahti die Verbindung mit der filmischen Armee hergestellt.

Ukraine. I« der Krim habe« Truppe« des Generals Kosch Simfervpol erreicht.

Der erst« Veneralqllartiermristcr: Lude» darf s.

Der letzte englische Frontbericht.

(WTB.) London, 25. April. Heeresbericht vom 24. April, nachmittags: Die Tätigkeit der seindlichen Artil­lerie nahm gestern nachmittag und abend auf einen» größeren Teil der britischen Frönt, besonders in den Abschnitten der Somme und der Ancre, im Scarpetal und in den Abschnitten nördlich von Böthune und nordöstlich von Bailleul zu. In der Dämmerung verließ die feindliche Infanterie ihre Grä­ben zum Angriff nordwestlich von Albert. Sig wurde ober von heftigem Gewehr- und Maschinengewehrseuer empfangen und zmückgctrieben. Starke feindliche Angriffe entwickelten sich auch spät ain Abend in der Nähe von Dreneutre (?). Sie wurden von französischen Truppen nach scharfem Kar ff abgeschlagen. Die französische und die britische Nrtillc : fügten den» Feind schwere Verluste zu. Während der Nc : dauerte die Tätigkeit der feindlichen Artillerie an und he : morgen in der Frühe wurde vom Norden AlbertS bis za unserer Verbindung »nit den Franzosen südlich der Somme fast an der ganzen britischen Front eine heftige Beschießung eröffnet. Es wird gemeldet, daß starke Jnfanterieangrifft im Abschnitt von Albert und zwischen Somme »nd Avre im Gange feie»». Schweres feindliches Artillericfeur hat auch heute »norgen in der Frühe zwischen Givenchy und Robecq eingesetzt. Feindliche Fnfanteriezusammenziehungen in der Nähe von Merville wurden von unserer Artillerie zerstreut.

Der letzte englische Angriff nördlich von Albert.

(WTB.) Berlin, 24. April. Am 22. April, abends, unternahmen die Engländer an der Front nördlich von Albert einen größeren Angriff, bei dem sie unter schwersten Verlusten abgewiesen wurden. Sie versuchten bei Einbruch der Nacht durch schlagartig einsctzendes zusammmgefaßtes Feuer von Artillerie und Maschinengewehren die Deutschen zu überraschen. Als aber kurz darauf nach stärkster Feucr- vorbereitung die englische Infanterie in fast sechs Kilometer Breite zum Sturm antrat, geriet sie sofort in daS schwerste Feuer unsrrer Artillerie, Infanterie «nd Maschinengewehre, das, einheitlich geleitet, große Lücken in die dichten Linien der Angreifer schlug. Bei MeSnil und im Walde Aveluye wurde der Feind schon auf größere Entfernung abgeschlagen. Zwischen diesem Walde und der Straße AveluyeBonzincourt brach der Angriff ganz dicht vor unseren Stellungen zusammen. Hier, wo unsere Schüt­zen sich bereits zum Nahkampf fertig gemacht Hallen, bezahlte der Feind das Kehrtrnache» im letzten Augenblick mit ver­nichtenden Verlusten. Südlich der erwähnten Straße ge­wannen dis Engländer in kauin 300 Meter Breite und 200 Meter Tiefs einen Streife»» des Vorfeldes unserer Stellung, ohne an die Hauptwiderstandslinie heranzuksmme:». Nörd­lich Albert wurden sie völlig abgeschlagen. Der ganz sorgfältig vorbereitete und mit frischen Kräfte» ausgesührte Angriff ist mißlungen. Die Schlappe ist für den Feind um so ernster, als laut Gcfangenenaussagen das Angriffsziel die am Westrand des Ancretales laufende Bahn war. Dadurch wäre Albert von Norden bedroht worden. Der Plan ist dank der glänzenden Haltung der deutschen Truppen restlos ge­scheitert. Dagegen hat der nächtliche Kampf nach den Mel­dungen unserer Infanterie den Engländern sehr schwere Ver­luste gekostet. Allein nordwestlich Aveluye lassen sich vor unseren Stellungen mehrere Hundert Tote zählen.