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M-iugea, 1. Febr. Im Juli v. I. geriet hier der Kaufmann und Bankier Wilhelm Bräuning in Konkurs. Er wurde wegen verschiedener Verfehlungen verhaftet. Jetzt stellt sich heraus, daß die Passiven sich auf 679 000 Mark belaufen und alles in der Zuckrrspekulation verloren ging. Unter den Verlusten befinden sich gegen 520 000 Mk. durch Betrug und Depotunterschlaguug erworbene fremde Gelder. Der Schuldenlast gegenüber stehen 144 000 Mk. Aktiva, so daß die Gläubiger des Bräuning bei einer Ueberschuldung von 534 000 Mark kaum 20 Prozent ihrer Forderungen er­halten werden. Die Erbitterung unter den Gläubigern, die meistens in Tübingen wohnen, ist eine sehr große. Bräu­ning wird wegen seiner Betrügereien. Depotunterschlagungen und anderem, insbesondere wegen Verbrechens gegen tz 11 des Reichsgesetzes vom 5. Juli 1896, betr. die Aufbewahr­ung fremder Wertpapiere, im März vor das Schwurgericht verwiesen werden.

* 'Neutklvgeit, 2. Febr. Nachdem der Verkauf der Lokalbahn ReutlingenEningen die Genehmigung der Kreisregierung erhalten hat, ist die Bahn mit dem gest­rigen Tag in den Besitz der Gemeinde Eningen über­gegangen und der Betrieb seitens der Gemeinde übernommen worden.

* Unlängst schoß gelegentlich einer Jagd bei Netttkiltge« der Privatmann Epting von Mannheim dem Landwirt Schmidt von Käferrhal eine Ladung Schrot in den Leib. Die Verletzungen Schmidt's sind so schwer, daß er wohl zeitlebens an den Folgen des Schusses zu tragen haben wird. Er verklagte deshalb Epting auf eine Entschädigungs­summe von 20 000 Mark. Schließlich einigten sich aber beide Parteien auf ein Abfindungsgeld von 15 000 Mark.

* Stuttgart, 31. Jan. Das neueste Verzeichnis der Teilnehmer an den Fernsprechanstalten in Württemberg für 1903 ist zu einem stattlichen Band angewachsen. Stuttgart hat bereits annähernd 6000 Anschlüsse. Die höchste Ruf­nummer ist 5910.

* Stuttgart, 2. Febr. Der Bericht der Steuerkommission der Kammer der Standesherren über den Gesetzentwurf betr. die Besteuerungsrechte der Gemeinden und Amts- körperschoften ist soeben erschienen. Die Kommission, welche eine weitere Ausdehnung der gemeindlichen Steuerquelle und die Einführung einer Gemeinde-Einkommensteuer als notwendig anerkennt, tritt einer über den Entwurf hinausgehenden gleichmäßigen, von einer Vorausbelastung der Ertragskataster unabhängigen Einkommenbesteuerung nicht bei. Die Mehrheit der Kommission beschloß eine Er­mäßigung des ordentlichen Maximalbetrages der Gemeinde­einkommensteuer von 50 pCt. des Entwurfs auf 25 pCt. der staatlichen Einheitssätze zu beantragen, um die Erhebung der Einkommensteuer erst, wenn die Gemeindeumlagen 6 pCt. der Ertragskataster übersteigen, zuzulassen. Außer­dem beantragt sie die Beibehaltung der bisherigen Berufs­und Diensteinkommensteuer der Gemeinden zu 1 PCt. des steuerbaren Einkommens und eine Erhöhung der Gemeinde­kapitalsteuer bis zu 2 pCt. Der Bauplatzsteuer stimmte die Kommission für Gemeinden mit mehr als 10 000 Ein­wohnern zu, ebenso der Warenhausfteuer, aber nicht der obligatorischen, wie sie die Abgeordnetenkammer beschlossen hatte. Ach bestätigt sie die Progressivberechnung der Steuer.

* Stuttgart, 3. Febr. Aus Rom kommt die Nachricht von dem Ableben des Bildhauers Josef v. Kopf. Geboren zu Unlingen, OA. Riedlingen, am 10. März 1827 hat der Verstorbene ein Alter von nahezu 76 Jahren erreicht. Josef Kopf ging durch die Dorfschule seiner Heimat und wurde Maurer; mit 20 Jahren kam er nach Biberach, wo er die Zeichenschule besuchen konnte. Einige Jahre später gelang es dem jungen Mann, den der Drang beseelte, ein Künstler zu werden, in München und Freiburg i. B. bei tüchtigen Meistern die Bildhauerei erlernen zu können; die ersten

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Die Dummheit drängt sich vor, um gesehen zu werden, die Klugheit steht zurück, um zu sehen.

Carmen Sylva.

Gerhards Irarr.

Erzählung von Martin Bauer.

(Fortsetzung.)

O, Hclmuth, Du meinst, daß Gerhard"

Auf mich eifersüchtig war? Aber natürlich, Schatz, und, gestehe, ganz ungerechtfertigt erscheint diese Eifersucht wirklich nicht, namentlich, wenn man bedenkt, daß es von jeher Menschen gegeben hat, denen es unbegreiflichen Genuß gewährt, ein im Verborgenen glimmendes schwaches Feuer­lein zu Heller Glut anzusachen."

Helmuth hatte etwas anzüglich gesprochen, und Lili fühlte den Stich und ward purpurrot, war aber innerlich zu glückselig, um besonderen Wert darauf zu legen. Im übri­gen tauchte auch jetzt das Wohnhaus vor ihnen auf, und Lili beschloß, hinten herum zu laufen, wie sie sagte, um Erna nicht noch nachträglich zu erschrecken, in Wahrheit aber vielleicht weil sie zu eitel war, um sich auch noch vor anderer Augen in ihrer derangierten Toilette zu zeigen.

Sie trennten sich an der Hinterthür des Hauses, Hel­muth mußte versuchen, eine Anleihe bei Gerhards Garderobe zu machen, und Lili belustigte sich über die nasse Spur, die sie, einer Undine gleich, hinter sich ließ. Es war doch im Grunde genommen ein allerliebstes Abenteuer und nun gar dieser himmlische Schluß!

Ich liebe ihn närrisch," sagte sie vor sich hin. wäh­rend ihre Finger ungeduldig an den nassen Kleidungsstücken zogen, und trat dann vor den Spiegel, um zu beobachten, ob sie denn noch ganz ebenso aussehe wie früher, nun sie Helmuths glückselige Braut geworden.

Figuren, die er in Sandstein meißelte, verrieten ein aus­gesprochenes Talent. Mit dem Mut der Jugend und vom festen Glauben an seinen künstlerischen Beruf beseelt, wanderte Joseph Kopf im Jahr 1852, mit geringen Barmitteln aus­gestattet, zu Fuß nach Rom, das damals mehr als heute das Ziel aller Künstler war. Er fing dort als Möbelschnitzer an, bald wurden große Künstler wie Cornelius und Overbeck auf ihn aufmerksam, sie verschafften ihm Stipendien und Aufträge. Den ersten durfte er für seinen Landesherrn König Wilhelm auSführen; es war eine Verstoßung der Hagar. Viele Aufträge des Königshauses sind diesem ersten gefolgt, die königlichen Schlösser, die St. Eberhardskirche in Stuttgart, die Kirche auf dem Bussen u. a. sind mit Werken seiner Hand geschmückt. Bald war Joseph Kopf ein be­rühmter Meister, den fast kein Potentat, der nach Rom kam, unaufgesucht ließ. Groß ist die Zahl der Statuen und Büsten, die er von Kaisern und Königen, berühmten Ge­lehrten, Künstlern u. s. w. teils in Rom, teils später in seiner zweiten Künstlerheimat Baden-Baden angefertigt hat. Seine Phautasiewerke wie die vier Jahreszeiten, die Nymphen, Tritonen, Prometheus und Gäa, sein Kamin im kgl. Schlosse sind Meisterwerke, denen die Zeitgenossen das größte Lob gespendet haben und die seinen Namen auf die Nachwelt bringen werden. In einem vielgelesenen Buch hat Josef v. Kopf sein wechselvolles, später an Ruhm und Ehren reiches Leben beschrieben. Nach seiner letztwilligen Bestimmung wird der Künstler durch Feuer bestattet und am 5. auf dem deutschen Kirchhof in Rom beigesetzt werden.

* Stuttgart, 2. Febr. In dem Verfahren gegen Pfarrer Gmelin wurde vom Konsistorum gegen Gmelin ein Verweis ausgesprochen.

* (Meisterprüfungen.) Bei den Handwerkskammern Heilbronn, Reutlingen, Stuttgart und Ulm werden im Laufe dieses Monats und im März d. I. Meisterprüfungen abgehalten. Die Gesuche um Zulassung sind bis zum 15. Februar an die zuständige Handwerkskammer eivzu- reichen.

* Kkchheim u. F., 2. Febr. Ein freches Gauner­stückchen wurde in Notzingen verübt. Kam da ein gut ge­kleideter Mann zu einem Bauern und überbrachte letzterem Grüße von seinem bei der Artillerie in Ulm dienenden Sohn. Der Bauer, sehr erfreut über diese Nachricht, nahm den fremden Herrn freundlich auf, der sich als Schafhalter und Sohn des Schultheißen in Neckarhausen ausgab. Im Laufe des Gesprächs richtete der fremde Herr an den Bauern die Bitte, ihm mit 2030 Mk. auszuhelfe», da ihm augenblicklich das Geld ausgegangen sei. Der Bauer gab dem vermeintlichen Schafhalter 30 Mk. und lud ihn auch noch zu einem Glas Most ein. Während der gute Bauersmann das Getränk vom Keller heraufholte, machte sich der Spitzbube hinter die Kaffe des Bauern und stahl daraus 50 Mk. Bald darauf brach der Fremde auf und ersuchte den Bauern, ihn ein Stück weit gegen Roßwälden hin zu begleiten unter dem Vorwand, er wolle noch den Zug nach Ebersbach erreichen, wo er mit seinem Schäfer, der mit einer Herde Schafe unterwegs sei, zusammenzutreffen gedenke. Der Bauer kam dem Ansinnen bereitwilligst nach. Erst nach seiner Rückkehr in seine Behausung entdeckte er den Diebstahl. Die Behörde wurde sofort verständigt, aber der geriebene Gauner hatte inzwischen das Weite gesucht.

* In MaulbroL» soll ein städtisches Gaswerk erbaut werden. Die bürgerlichen Kollegien gaben bereits ihre Zustimmung.

* (Verschiedenes.) In Arnach OA. Waldsee fiel das i Vr Jahre alte Töchterchen des Gutsbesitzers Blank in einen Hafen mit heißem Wasser und verbrannte sich derart, daß es nach zwei Tagen starb. Der in Gmünd be­kannte Kaufmann Stroppel aus Stuttgart wollte in Weil- derstadt in den schon -m Gang befindlichen Zug steigen,

Ja Wohl glückselig und zum ersten Male däm­merte ihr das schwache Bewußtsein auf, daß sie ihr hohes Glück noch gar nicht verdiene, daß sie streben müsse, seiner immer würdiger zu werden. Aber freilich halte er sie nicht lieb ge­wonnen, so wie sie war?

Und sie nickte ihrem Spiegelbilde zu, als wolle sie ihrem Gesichte Dank sagen, daß es vermocht habe, Helmuths Wohlgefallen zu erregen, aber dann fiel ihr die möglicherweise bevorstehende Erkältungskrankheit ein; obgleich sie gar nicht fror, wollte sie ausnahmsweise einmal ganz vernünftig sein, und sie wandte sich von dem Spiegel fort und ging nun mit Ernst und Eifer daran, ihre nasse Garderobe gegen trockene zu vertauschen. Was Erna nur zu ihrer Verlobung sagen würde?

Sie kicherte in sich hinein, während sie ihr Haar ausrang. Wie ungeschickt, kopfüber, wie ein Mehlsack in das Wasser zu plumpsen, und sie summte, ohne tiefere Würdigung des Textes, das Lied nach, das sie einmal von Bruder Fritz singen gehört, von dem großen Nix, der ge­schwommen kommt und das vorwitzige Fräulein Kunigund' zu sich in die feuchte Tiefe in des Strudels Grund wie das Lied besagt hinabzieht. Es war doch gut, daß sie, Lili, wieder an die Oberfläche gekommen war, und daß das reiche glänzende glückselige Leben noch vor ihr lag!

XlV.

Gerhard Raven war heut ein schlechter Gesellschafter gewesen, die Jagdgenossen hatten allerlei an ihm auszusetzen gehabt, er hatte gefühlt, daß sie recht hatten und hatte sich doch zu fröhlichem Scherz nicht zwingen können; schließ­lich hatte er, Unwohlsein vorschützend, sich verabschiedet, da die anderen, nachdem der Jagdpassion genug gestöhnt worden, sich erst recht zu fröhlichem Beieinander rüsteten. Man hatte ihn ohne allzuviel Widerspruch gehen lassen, Grillenfänger, Kopfhänger paßten schlecht in den lustigen

kam zu Fall und erlitt eine so bedeutende Quetschwunde des rechten Fußes, daß eine Amputation nötig wurde. Da es der letzte Zug war, mußte er die ganze Nacht im Warte­saal verbringen. In Altbach wurde in dem im Rat­haus befindlichen Postamt eingebrochen. Der oder die Diebe hatten eine Wand durchgebrochen und waren so in das Innere des Hauses gelangt. Sie erbeuteten nur zehn Mark aus der Tageskasse; die Hauptkaffe bot ihnen zu großen Widerstand. Eine Familie in Heilbronn ver­mißte am Sonntag ihren 10jährigen Sohn. Montag früh wurde derselbe von seinem Bater im Hafen zwischen zwei Schiffen ertrunken aafgefunden. In Frankenbach hat sich der verheiratete Bauer A. Ocker in seiner Wohnung er­hängt. Ueber sein Vermögen war das Konkursverfahren verhängt. In Großheppach stürzte der Weingärtner Gotthilf Mayer beim Vaumputzen herab und erlitt so schwere Verletzungen, daß er nach wenigen Stunden starb.

* Dresden, 1. Febr. Der amtlicheDresdener An­zeiger" schreibt heute anscheinend offiziös: Ein Teil der gegenwärtig kursierenden Ausstreuungen erledigt sich von selbst, so die Behauptung, daß der Kronprinz auf das Recht der Thronfolge verzichte und bei dem Kaiser um Enthebung von allen militärischen Stellen nachgesucht habe. In letzterer Beziehung ist nur daran zu erinnern, daß Se. kgl. Hoheit am Geburtstag des Kaisers der militärischen Paroleausgabe beigewohnt hat, sowie daran, daß der Kronprinz noch am Freitag in seiner Eigenschaft als kommandierender General an einer Winterübung teilgenommen hat. Von einem Ent­schlüsse aber des Kronprinzen auf die Thronfolge, etwa zu Gunsten seines ältesten Sohnes zu verzichten, ist an unter­richteter Stelle auch heute nicht bas Geringste bekannt. L

* Werkt«, 1. Febr. Bedeutende Unterschlagungen hat «D-

der 45 Jahre alte Prokurist Fritz Hans Rother verübt, der ^ 88^ die Geschäfte der Handschuhfirma Gebr. Pleßner, Unter den Z Linden 21, leitete. Er ist flüchtig. Rother hat dieses Ge- Z « Z schüft, sowie eine Reihe anderer Berliner Häuser, mit denen ^ er in Verbindung stand, um große Summen geschädigt, T deren Höhe die Untersuchung erst ergeben muß. Rother, L »8 " der von seiner Frau getrennt lebt, war wegen seines großen D »§ r persönlichen Aufwands in der Berliner Lebewelt bekannt. A ZZ ^ Er ist der Sohn vermögender Eltern aus Magdeburg, von Z denen er eine halbe Million geerbt hatte. Nachdem er §" dieses Vermögen durchgebracht, war er eine zeitlang im Z Z Z Ausland, wo er, wie erst bekannt wird, sich als Hochstapler ^ ^

über Wasser hielt. Im Oktober v. I. kam er aus Amerika nach Berlin zurück und fand Unterstützung bei einflußreichen Verwandten, die seinen Angaben, er sei ein anderer Mensch Z geworden, Glauben schenkten. Dank seinen Empfehlungen .8 §

erhielt Rother den Prokuristenposten und errang sich binnen KH; -§ kurzer Zeit ein solches Vertrauen bei der Besitzerin, daß er das Geschäft dominierte. Rother hielt sich eine eigene Equipage und lebte abwechselnd in hiesigen ersten Hotels.

So erschwindelte er sich einen großen Kredit. Am 16. Januar

ließ sich R. von Frau Pleßner einen Urlaub geben, an- Z ZSZL

geblich um in London Geschäftsangelegenheiten zu ordnen. -

Von dort gab Rother einige Tage hintereinander tele- graphisch der Frau P. Bescheid. Dann blieben seine Tele- r

gramme aus. *

* (Des Kaisers Dank.) DerReichsanzeiger" ver-

öffentlicht einen Erlaß des Kaisers an den Reichskanzler, 8^ worin der Kaiser seinen Dank für die Glückwünsche zu seinem Geburtstage ausspricht. Es heißt darin:Ich ersah aus - 8 .ß

diesen Kungebungen und Meldungen über die allerorten 8

veranstalteten Festlichkeiten mit Befriedigung, mit welcher freudigen Teilnahme meiner von allen patriotisch fühlenden Deutschen im Auslande gedacht worden ist. Aeußerungen

der Liebe und des Vertrauens, denen ich auch auf meinen § ^

Reisen im vergangenen Jahre in allen von mir berührten Städten und Ortschaften des Reiches in so reichem Maße

- Zrss:

Kreis hinein, und jetzt fuhr er, im offenen Wagen lehnend, «i!

den braunen Hühnerhund zu seinen Füßen, auf der Land- ^ ^-8 ^

straße dahin, seinem Heim entgegen. -8-

Seinem Heim seltsam, das Wort hatte so eigenen Klang in seinem Herzen! Er fühlte es warm darin auf- ß-ZK

steigen, wen» er Ernas, seiner kleinen Hausfrau, gedachte, 5 Lx

und doch hatte er daneben das peinigende Gefühl, daß ^

nicht alles so zwischen ihnen war, wie es von rechtswegen ZA.x

sein mußte. '

Wer trug die Schuld? Lag es nicht doch an ihm, daß er diesen häßlichen Verdacht nicht aus seinem Herzen bannen konnte, daß es seine äußeren Glücksumstände ge­wesen, die ihm zunächst Erna geneigt gemacht? Und dann war eine Stimme daneben, die da sehr vernehmlich rief:

Eitler Narr! Wie kannst Du von Deinem Weibe verlangen, was Du selbst von vornherein zu bieten nicht gewillt warst, oder sind es nicht auch die äußeren Umstände gewesen, die Rücksichten auf Dein Hab und Gut, die Dich » zuerst dem jungen Wesen entgegenführten, das heut Deinen Namen trägt, das Du berufen bist, durch ein ganzes Leben zu behüten, zu beschützen und zu lieben."

Zu lieben! Es ward ihm warm bei der Vorstellung, und er lüftete seinen Hut ein wenig, lockerte sein Haar und that einen tiefen Atemzug.

Er hatte sich nie viel Gedanken über das Wesen der Liebe an sich gemacht. Es war ein kleines Wort, schnell ausgesprochen und doch schwer in seinem ganzen Begriff er­faßt, er wußte auch jetzt nicht, war das Liebe, was er für Erna empfand, er wußte nur, daß sie ihm teuer war, so teuer wie sonst nichts auf der Welt, und daß ihr Verlust ihm das eigene Leben wertlos machen würde.

Ihr Verlust! Er sah im Geiste den hübschen charakter­vollen Mänuerkopf neben Ernas lichtbraunem Scheitel auf­tauchen, wie er das in Wirklichkeit jetzt so oft gesehen, und