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Erscheint Dienstag. VannerStag, Samstag «ck Sonmag Btt der Eratir-Beilag« Der SonntagS- aß."
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«esieupreis yro Quartal i« Bezirk Nagold »0 Pfg
außerhalb desselben M, 1.10.
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Die Württ. Sparkasse har den Zinsfuß für Sparkasseeinlagen von Mt. 3.60 auf 3.75 hinaufgesetzl.
(Auszug auS der Geschworenenliste des Schwurgerichts Rottweil pro 4. Quartal 1900,) Joh. Beilharz, Privatier in Freudenstadt. Gottlob Burkhardt, Müller in Oberwaldach. Gottlieb Mast, Gemeinderat in Herzogsweiler. Matthäus Drück, Bauer in Grünthal.
Ltziir«» «n- -Le Mächte.
2 Ausländisch« Stimmen lieben «S, Deutschland als den .Störenfried in Ostasien hinzustellen 'und auch innerhalb Deutschlands hört man hier und dort, daß Deutschland durch seine Erwerbung von Kiautschou das Signal sür di« Wlrrrn im seinen Osten gegeben habe. Diese Behauptungen nachsprechen beweist geringe Kenntnis der Geschichte unseres Jahrhunderts. Die Erwerbung von Kiautschou durch einen allerdings von seiten Chinas mit geringem Vergnügen geschlossenen Pachtvertrag ist nur ein kleines Glied in einer langen Kette. In dem 11. Heft der «Zeitschrift für Sozialwissen- schaft" zählt M. v. Brand in seinem Aussatz „Die chinesische Frage vom deutschen wirtschaftlichen Standpunkt aus" die Zugeständnisse aus, die China seit 1842 an fremde Staaten zu wachen gezwungen war.
1842. England erwirbt durch den Vertrag von Nanking Hongkong.
1845. Rußland erwirbt durch den Vertrag von Aigun da- ganze recht« Ufer des Amur.
1860. England erwirbt durch den Vertrag von Peking einen Tri! des Hongkong gegenüberliegende« Distrikts von Kaulung.
1860. Rußland erwirbt durch den Vertrag von Peking das zwischen dem Ussuri, dem Songatscha, dem Hinkai-See und dem Tumruktang einerseits und dem r anderseits gelegene, bisher ihm und China gemein- . Gebiet.
1864. Rußland erwirbt durch das Protokoll von
Chuguchak chinesisches Gebiet im Westen.
1878. Japan annektiert gewaltsam Liukiu.
1880. Rußland versucht durch den Vertrag von
Livadia ganz Jli zu gewinnen.
1881. Rußland erwirbt durch den Vertrag von
Petersburg den westlichen Teil von Jli.
1885. Frankreich erwirbt durch den Vertrag von Tientsin da« tributäre Anam von Chine.
1886. England erwirbt durch dis Konvention von Peking da« tributpflichtige Birma von China.
1887. Frankreich sichert sich durch den Vertrag
von Peking das Recht auf die zwischen Tongking und
Donnerstag, 29. November
dem Mekong gelegenen, zum Teil China tributpflichtigen Gebiete.
1888. Portugal erlangt die Zession Macaos.
1893. Rußland besetzt größer« Teste des chinesischen Gebiets aus dem Pamir.
1894. England erwirbt einen Teil der China tributpflichtigen Schanftaaten.
1895. Japan gewinnt durch den Vertrag von Schi- monoseki Formosa, die PescadoreS, Liaotung und einen Teil der südlichen Mandschurei, welche beiden letzter« es China gegen eine Entschädigung von 30 Millionen Taels zurückgeben muß. Gleichzeitig hört Korea aus, China tributpflichtig zu sein.
1895. Rußland erlangt den Abschluß einer russisch- französisch-chiuesischen Anleihe.
1895. Frankreich erlangt kommerzielle und industriell« Vorteile in Südchina und die Abtretung eines Teile- des Schanstaates Kiaug-Hung.
1896. England erlangt eine neue Grenzlinie in Hinterindien, kommerzielle Zugeständnisse in Wrstchina und die teilweise Eröffnung de- Wrstflusses.
1896. Frankreich erlangt neue Eisenbahn- und andere Konzessionen in Südchina.
1896. Frankreich erlangt die Wirderübergabe des Arsenals in Futschou an französische Offiziere und Ingenieure.
1896. Rußland erlangt den Abschluß de- Vertrages, der den Bau der östlichen Strecke de« transsibirischen Bahn durch die Mandschurei gestattet.
1896. Die russische Flott« überwintert in der Kiautschoubai.
1897. Frankreich und England erlangen weitere Konzessionen in Süd- und Westchina.
1897. England verhandelt über die Abtretung des Distrikts von Kaulung.
1898. Deutschland erwirbt durch die Konvention von Peking Tsingtau und «ine Interessensphäre in Schau- tung. (Kiautschou.)
In dieser langen Reihe erscheint Deutschland nur einmal und wir man auch über die Vorzüge oder Nachteile der Pachtung von Kiautschou denken mag, man wird den Ausspruch nicht begründen können, daß durch Deutschland- Politik eine neue Sachlage geschofsin wurde, die allein die Chinesen zum Fremdenword und die chinesische Regierung zum Bruch der Verträge zwingen wußte. Nachdem alle Welt schon wacker zugegriffen hatte, nahm auch Deuschland seinen an der Sonne.*
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
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Deutscher Reichst«»«-.
* Berlin, 26. Nov. Vor fast leerem Haus« begründet« Graf Ortola seine Interpellation ob die Vorarbeiten sür di«
Vom Transvaalkrieg.
* Die Leipziger N. N. veröffentlichen «inen aus di« Menschlichkeit der englischen Kriegsführung in Südafrika grell« Schlaglichter werfenden Brief eines Deutschen aus Rochlitz in Sachsen, datiert vom 10. Sept. d. I., der, in einem Bambusstock verborgen, durch die englischen Linien ourchgeschmuggelt wurde. Vom Schlachtfeld bei Elands- laagte wurden 106 Deutsche (nicht transvaalisch« Staatsbürger deutscher Abkunft, sondern deutsch« Staatsangehörige), meist schwer verwundet in einem Viehwagen nach Ladysmith geschleppt, wo nur Privatwildthätigkeit sie vor dem Verhungern bewahrte. Für Eßwaren und Kleider im Werte von 8 Schilling mußten sie 1 Pfund (— 20 Mk.) zahlen. Von Durban aus wurden sie auf einem der schmutzigsten englischen Viehtrantportschiffe, in einem Raum, der vorher mit Vieh belegt gewesen war, nach Kapstadt transportiert. Ein englischer Schiffsoffizter äußerte, in das übelriechend« Lazarett hinabschauend, in dem die Schwerkranken wirr durcheinander lagen: „Bei Gott, das sieht mehr wie ein« Sklavenhöhle als irgend etwas andere- aus!*. Vor Kapstadt gab e- nie Wasser zum Waschen. Der kommandierende Offizier drehte den sich darüber Beklagenden einfach den Rücken zu. Da- Essen bestand au« verdorbenen, steinharten Bisquit», verfaulten Kartoffeln, Corned Beaf und schlechtem Thee und das sür Leute, die, durch den Mund geschossen, halbzerschmetterte Kinnladen hatten! Kein Wunder, wenn rin Teil der Verwundeten die etwa 2000 Meter an Land zu schwimmen versuchten, um in die Freiheit zu gelangen, was aber nur 2 Mann glückte! Nach 5wöchig«m Aufenthalt auf dem Schwutzschiffe wurden die Gefangenen nach einem Lager in Siwonsbay gebracht. Hier gruben Deutsch« und Skandinavier einen achtzig Fuß langen Tunnel von einem der Zelte unter den Drahtzäunrn nach Außen. Die Arbeit, sagt der Briefschreiber, war unbeschreiblich. Auf dem Bauch« liegend, arbeiteten wir sechs Woche« lang wie
di« Maulwürfe, die Erde in unseren Tasche» wegtragend und nacht- in unserem Lager verstreuend. Endlich waren wir so weit fortgeschritten, daß unsere Flucht in der Nacht stattfinden sollte. Da wurde am Nachmittag die Sache verraten. Zwei weitere Versuch« mißlangen ebenfalls durch Verrat. 130 Gräber in SimonSbay allein sind Zeugen unserer schlechten Behandlung." Nach St. Helena übergeführt, hatten die Gefangenen nicht minder traurige Tage. Der Regen hatte das Lager bald zum „Schweiuestall" gemacht. Di« Engländer betraten es gar nicht mehr, um di« Gefangenen abzuzählen, weil sie im Morast versanken. Rheumatismus war allgemein. Bis zum 10. Sept. hatte der Friedhof wieder 17 Gräber der Deutschen aufzuwetsen, einer war wahnsinnig geworden.
Zlnterwegs.
Novelle von Walter Schönau.
(Fortsetzung.)
Erschreckt und verlegen zog und zerrte Ilse an der Schürzschnur, doch diese rührte sich nicht und gab nicht nach, und auch LenaS Versuch, ihr zu helfen, war vergeblich. Sie wußte eben so weitergehen, und der Direktor neckte sie noch zum Nebenfluß, indem er behauptete, sie wolle nur ihr kleinen Füße zeigen.
Inzwischen hatte man das am Seeufer gelegene kleine Wirtshaus in Leoni erreicht, wo Ilse gleich im Haus« verschwand, um ihr« Kleider wieder in dir gehörig, Verfassung zu bringen, während Lena mit dem Direktor einen schattigen Tisch am Ufer aussuchtev und sich von der feschen Kellnerin S die Speisekarten bringen ließen. Sie nahmen Platz, und i als Lena mit einem Blick auf ihr« Uhr leise aufseufzte, be- ? merkte der Direktor:
- „Sie werden Ihre lustige Freundin gewiß sehr vrr- s missen."
in Aussicht gestellte Revision der Militärpensionsgesetze beendet und ob ihr« Einbringung in dieser Session zu erwarten sei. Die Thronrede habe leider ihr« Ankündigung nicht enthalten trotz der Dringlichkeit der Sache und der unbestrittenen Notwendigkeit der Revision angesichts der vorhandenen Rechts- Verwirrungen und der Härte und Unbilligkeiten, di« namentlich auch für die Witwen und Waise« vorhanden seien. Di« Pensionen und Reliktenversicherung müsse den heutigen Lebensverhältnisse« entsprechen. Reichsschatzsekretär Frhr. v. Thtelmann erwidert, daß di- Vorarbeiten im Gang« sind, daß «S aber zu einer Vorlage an den Bundesrai noch nicht habe kommen können. Greis: man aber bessernd in die PensionSverhältnisse «in. so müsse da- auch auf di« Ziviipensionen wirken im Reiche, wie in den Einzelstaaten, und das würde sehr große finanzielle Wirkungen haben. Der Reichsinvalidenfond sei schon jetzt über seine verfügbaren Mittel hinaus in Anspruch genommen. Man müsse sich also sorgsam überlegen, wie weit man gehen soll«. Er weise di, Verdächtigungen zurück, daß es ihm an Wohlwollen für die Militärpensionäre fehle. Er könne für dies« Session eine Vorlage noch nicht zusagrn. — Abg. Rickert spricht den dringenden Wunsch aus, daß es «och in dieser Session zu einer Vorlage komm«. Man müsse die Lag« der Militär- Invaliden bessern und dürfe nicht zu kleinliche finanzielle Bedenken haben, sondern könne die Einzelstaaten ruhig stärker mit Matrikularbeiträgeu heranziehen. wir in diesem Jahr,.
— Abg. Fritzen äußert sich in gleichem Sinne und wünscht u. A., daß den Invaliden, die nachher in den Staatsdienst treten, nicht di« Militärprnsion gekürzt wird. Das Reich müsse und könne für diese Zweck« Mittel aufbringen. Abg. Oertel schließt sich den Klagen über da- mangelhaft« Entgegenkommen de« Reichsschatzsekretärs an, nimmt aber gleichzeitig Finanzminister M quel dagegen in Schutz, daß er an der finanziellen Zurückhaltung schuld sei. Miquel würde freigebiger sein, wenn man in de» finanziellen Forderungen sür Kanalzwecke zurückhaltender wäre. ^Heiterkeit.) Auch Abg. v. Vollmar spricht aus, daß oaS Reich hier eine Ehrenschuld einzulösrn habe. Das Elend der Kriegsinvaliden müsse auch abschreckend auf die in den Krieg ziehenden Soldaten wirken. Abg. Eickhoff betont gleichfalls die Not- Wendigkeit einer bald eiozubringeuden Vorlage entsprechend dem einstimmigen Wunsch des Reichstage«. Das Gleiche wünscht Schönaich. Crrolat, Dr. Arendt und Werner. — Hierauf geht das Haus zur ersten Beratung der Seemanns- ordnung und der zugehörigen Entwürfe über.
* Berlin, 27. Novbr. Dar Haus setzt einige Rech- nungssachen von der Tagesordnung ab, erledigt einige andere ohne sonderliche Debatte und sitzt dann die erste Beratung der Srrmannsordnung fort. Abg. Lenzmann hält die Vorlage in vielen Beziehungen für gut, in anderen für ver- besserung-bedürftig.
„O, und wie sehr!" seufzte abermals Lena. „Ich darf garnicht daran denken, sonst wird mir ganz trostlos zu Mute. Niemand versteht es so gut, mir die Grillen zu vertreiben, wie sie. Sie hat ein so goldenes, treues Herz, und durch ihre sonnig« Heiterkeit gewinnt sie alle Herzen iw Sturme. Man muß sie lieben, ob man will oder nickt. Und dabet hat sie selbst schon so viel schweres erlebt, daß man sich wundern muß, daß ihr« Föhlichktt nicht darunter gelitten hat."
Sie brach plötzlich ab, zum großen Bedauern ihre» Zuhörers, dessen gespanntem Gesichtsausdruck man ansehen konnte, wie gern er noch mehr erfahren hätte, aber Ilse trat eben aus dem Hause und kam auf sie zu.
„Nun. was harren unserer sür Genüsse?" rief sie, „wie? Die Speisekarte noch nicht studiert? Nein, aber!
— Nun, gieb mal her, ich werde Vorleser,. Also natürlich erst eine Suppe mit den unvermeidlichen Leberknödeln > — Saftbraten! — Gulasch! - Schnitzel! — Beefsteak!" las sie vor, wobei ihr Gesichtsausdruck immer kläglicher wurde und ihr Blick trostlos über di« Speisekarte flog. Plötzlich blieb er aber ganz unten hasten, und erfreut rief sie:
„Aha, Renken giebt's auch! Die müssen wir essen! Das r,t eine Spezialität des Starnberger Sees und «in außerordentlich wohlschmeckender Fisch."
Das einfache Mahl wurde mit bestem Appetit und in heiterster Simmuug verzehrt. Man war kaum' fertig, da sah man schon das Dampfschiff vo». Possenhofen ' herüber- kommen, welcher Lena nach Strrrffberg^äeiieibrpsM sollte. Diese hielt sich aber diesmal tapfer, und nachdem sie sich von dem Direktor verabschiedet hatte, welcher um Tisch zurückbi.b, um die Nbschirduehmenden nicht zu stören, ging st« Arm in Arm mit Ilse der LandungSstelle zu.
„Du hast schon Glück, Jlla." seufzte Lena. „Solch' netten Reisegefährten hat Dir das Schicksal beschert. Nimm Dich nur in Acht, Du hast «inen gewaltigen Eindruck aus
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