arzt von Eutingen konnte nur den Tod des Verunglückten feststellen.
*Alpirsbach, 22. Nov. In letzter Woche wurde hier in zwei Gasthäusern eingebrochen. Im Gasthaus zum Waldhorn drang der Dieb nachts durchs Fenster in das Wirtschaftszimmer ein, mußte aber, da die Geldkasse entfernt worden war, mit leeren Händen abziehen. In der Nacht zum 20. November wurde im Gasthaus zum Deutschen Kaiser ein Einbruch verübt. Hierbei gelang es dem Dieb, ins Schlafzimmer des Hauseigentümers einzudringen und aus der verschlossenen Kommode 600 Mk. zu entwenden. Von dem Thäter hat man bis jetzt noch keine Spur.
* Schramberg, 24. Nov. Von der Generaldirektion der württ. Staatseisenbahnen ist den hiesigen Großindustriellen, welche 1890 für die Bahnlinie Schramberg-Schilt«ch die Garantiesumme für eine jährliche Betriebseinnahme von 120000 Mk. auf 10 Jahre zu hinterlegen hatte, die Mitteilung gemacht worden, daß die deponierten Werte jetzt zurückerstattet werden. Man schließt daraus, daß die Betriebsergebnisse der Bahn sich günstig gestaltet haben.
* Tuttlingen, 24. Nov. Der heurige günstige Winter hat der Vermehrung der Mäuse ganz bedeutend Vorschub geleistet, so daß wir wieder eine ganz enorme Menge dieser Nager beobachten können, die der Wintersaat mitunter hart zusetzen. Hoffentlich setzt der fortschreitende Winter diesen Schädlingen ein Ziel und vermindert ihre Scharen.
8 Stuttgart, 25. Nov. (Evangelische Landessynode). In der heutigen Sitzung stand auf der Tagesordnung als 1. Punkt die 2. Lesung des Entwurfes eines kirchlichen Gesetzes betr. die Christen- lehrpflicht; der Entwurf wurde ohne Erörterungen angenommen. Bei der heutigen 2. Beratung eines kirchlichen Gesetzes, betr. die Ausübung des landesherrlichen Kirchenregiments im Fall einer katholischen Thronfolge erklärt Rektor Egelhaaf mit Nein zu stimmen, da ihm weder die vorgesehene Zusammensetzung des Kirchenregiments, noch die des Wahlkörpers zusage. Die Synodalen Wurm und Bartholomä stimmen mit „Ja", um einen möglichst einmütigen Beschluß herbeiführen zu können, über die Art. 1 und 3 wird namentlich abgestimmt und dieselben je mit 36 gegen 20 Stimmen angenommen. Bei Art. 5 weist Oberregierungsrat Haag den ihm in der Sitzung vom 18. ds. Mts. vom Minister gemachten Vorwurf, er hätte sich in innere Widersprüche verwickelt, zu- rück. Das ganze Gesetz wird schließlich mit 43 gegen 13 Stimmen angenommen. Präs, von Gemmingen erklärt, die Oberkirchenbehörde werde bestrebt sein, den Antrag Nestle um Zusammenstellung der in Württemberg geltenden Vorschriften über die religiöse Erziehung der Kinder wohlwollend zu erwägen. Der Antrag Haag betr. die Abänderung des H 41 Abs. 6 der Geschäftsordnung wurde mit allen gegen 5 Stimmen dem Synodalausschusse zur Behandlung überwiesen. Haag hat den Antrag gestellt, infolge der Entgegnung des Kultusministers von Sarwey. Ein Antrag des Synodalen Pfarrer Dierlamm, es solle künftig den Stadtstudierenden der Universität Tübingen das Einjährigenjahr, sowie das 8. Semester bei der definitiven
Leidenschaft und Ließe.
(Fortsetzung.)
„Genug, genug davon," sagte die Baronin abwehrend, „Sie sind mir als Freund lieb und wert —"
„Und damit gut," lachte der Graf. „Sie sind grausam, Baronin, — aber ich möchte mir dennoch gerne einen freundlichen Blick aus Ihren schönen Augen verdienen, soll ich Ihnen den Künstler vorstellen ?"
„Sie kennen den jungen Mann?" fragte Minna nachlässig.
„Genug, um ihn in Ihren Salon einführen zu können, das heißt wenn Sie mir Ihre Erlaubnis dazu geben."
„Bringen Sie ihn immerhin. Ein Künstler bleibt stets eine interessante Persönlichkeit," meinte die Baronin leichthin. „Doch nun heißt's genug geplaudert, wir haben dabei fast die ganze Arie überhört."
Dieses Gespräch wurde geführt, während eine junge Dame eine Arie aus dem „Troubadour" mit eben so viel Gefühl als tremolierender Stimme vortrug.
Melitta verlor kein Wort von dem Gespräche hinter sich. Wie beneidete sie Minna in diesem Augenblicke! Sie konnte Cornaro in ihrem Hause empfangen, ihn sehen, ihn sprechen, vielleicht täglich mit ihm verkehren — „und ich, ich werde ihn wohl nie Wiedersehen," flüsterte sie fast lautlos vor sich hin.
„Fehlt Ihnen etwas, liebes Kind?" fragte die Doktorin besorgt, „Sie sind plötzlich so bleich geworden."
Anstellung in die pensionsberechtigte Zeit mit eingerechnet werden, wird von Prof. Dr. Buder lebhaft unterstützt. Präs, von Gemmingen erklärt sich heute noch nicht in der Lage den Beschluß der Ober- kirchenbehörde mitzuteilen, jedenfalls aber wird derselbe wohlwollend erwogen werden. Ausnahmen im Sinne des Antrages werden übrigens schon heute gemacht.
* Dem Heimatsmüller Ladsnberger in Aalen wurden von der K. Eisenbahnverwaltuug als Entschädigung für das zertrümmerte Fuhrwerk samt Ladung, sowie für das getötete Pferd und für den Minderwert der drei übrigen Pferde, welche er zurücknahm, die Summe von 5500 Mk. ausbezahlt.
* Aus dem Hohen loheschen, 20. Novbr. (Unglaublich aber wahr!) In einem Pfarrdorfe — so erzählt man der „Neckarzgt." — wurden einem 6jährigen Kinde durch eine Futterschneidmaschine der Daumen der rechten Hand ganz und zwei andere Finger teilweise abgeschnitten. Die jammernde Mutter wurde von dem vorbeigehenden Ortsgeistlichen darauf aufmerksam gemacht, daß sich der Arzt aus der Umgegend zufällig hier befinde und sie denselben zu Hilfe rufen solle. Die Frau wollte jedoch von ärztlicher Hilfe nichts wissen, sondern erwiderte, in der Stadt C. befinde sich eine Frau, welche den abgeschnittenen Daumen wieder anheilen könne, wenn man ihr denselben mit den Messern, von denen er abgeschnitten wurde, überbringen würde. Als dann der Arzt mit dem Geistlichen auf dessen Aufforderung hin das betreffende Haus betrat, um das arme Kind zu verbinden, fanden die beiden die von der Maschine abgeschraubten Messer und den Daumen bereits eingepackt zur Absendung an die „Braucherin" in der oben erwähnten Stadt.
* Kirchheim a. Eck, 23. Nov. Heute früh verbreitete sich hier das Gerücht von einer furchtbaren Tragödie, die sich in dem nahen Dackenheim ereignet hat. Die etwa 20jährige Tochter des Oekonomen Gemlich und der im Hause bedienstete Knecht Kopp begingen anscheinend Selbstmord. Das Mädchen lag nach der „Pf. Pr." erschossen im Bette des Knechtes, während dieser sich nebenan erhängte.
* (Verschiedenes.) In Cannstatt wurden die beiden Hausknechte im Bahnhofhotel wegen Diebstahls festgenommen. — In Reichenbach a. d. Fils wurde dieser Tage das neu erbaute Schulhaus feierlich eingeweiht. — In Rupertshofen (Gaildorf) hat ein 16jähriger Junge einen 8 Jahre alten Knaben erschossen. — In Zaisersweiher (Maulbronn) wurde der Schreiner und Krämer Friedrich Bader von dort wegen betrügerischen Bankerotts verhaftet. In kurzer Zeit hat er eine namhafte Schuldenlast zuwege gebracht, und die Gläubiger erhalten voraussichtlich an ihren Forderungen nur 6"/o. — In Ulm hat sich der Artillerist Georg Feuchter von Leinzell, OA. Gmünd, ertränkt.
* Ein 16jähriger Bursche in Bühl wollte am Sonntag abend ins Wirtshaus gehen. Als die vernünftigen Eltern ihm das verboten, ging der Bursche in die Scheuer und erhängte sich.
* Fortuna hat einmal ihre Gaben mit offenen Augen ausgestreut. Der einzige Reichtum eines
„O nein, es ist nichts," antwortete Melitta hastig, „finden Sie nicht auch, daß Cornaro wunderschön spielt?"
Die Doktorin nickte stumm, denn eben trat der Künstler wieder vor das Auditorium. Von neuem schwelgte Melitta in dem zauberhaften Spiel dieses Mannes; sie war der Wirklichkeit ganz entrückt, es war ihr, als befinde sich in dem weiten Raum kein anderer Mensch als er, sie sah nur ihn, sie hörte nur ihn; mit jubelndem Entzücken flog ihm ihre Seele zu, Konrad, Onkel Oskar, alle waren vergessen, für sie gab es nur einen und dieser eine war der Künstler Cornaro.
Mit fliegenden Pulsen und pochendem Herzen ging sie nach beendetem Konzerte mit der Doktorin heim; die süßen Melodien, die er gespielt, klangen unaufhörlich in ihrer Seele nach und ihre bebenden Lippen wiederholten die Worte: „Ich will ihm gleichstehen, er soll nicht auf mich herabblicken können."
Seit dieser Zeit lernte Melitta mit dem angestrengtesten Fleiße; sie gönnte sich weder Rast noch Ruhe und überholte alle anderen.
Trotz des außerordentlichen Erfolges seines ersten Konzertes hatte Cornaro kein zweites mehr gegeben. Er spielte nur in Privatzirkeln, in den Salons der Aristokratie, in die eigentliche Oeffentlichkeit trat er nicht mehr. So kam es, daß Melitta ihn nicht mehr hörte; zuweilen sah sie ihn wohl für eine flüchtige Minute bei ihrem Professor, gesprochen hatte sie ihn noch nie.
Dennoch lebte der Gedanke an ihn mit ungeschwächter Kraft fort. Der Künstler mehr noch als der schöne Mann hatte einen nachhaltigen Eindruck
Bauern inHarmersbach bei Offenburg waren seiiher 11 Kinder, die der Vater nicht einmal als besonderen Reichtum anerkennen wollte. Nun hat er in der Metzer Dombau-Lotterie das große Los gewonnen. Er erhielt bare 50000 Mk. ausbezahlt.
* Der Wasserstand des Rheines ist derart zurückgegangen, daß die Köln-Düsseldorfer Dampfschifffahrts- Gesellschaft nunmehr den gesamten oberrheinischen Verkehr einstellen mußte. Unterhalb Kölns haben sich viele Schiffe angesammelt. Es ist zu befürchten, daß der gesamte Schiffsverkehr in den nächsten Tagen eingestellt wird. Die Bahn ist dem Verkehr jetzt schon nicht gewachsen. Niemand weiß, was dann werden soll.
ss Welche Pläne die deutsche Regierung bezüglich der Kiantschan-Bucht, welche ein außerordentlich günstiger Stützpunkt für die Wahrung der deutschen Interessen in Ostasien wäre, hegt, ist von offizieller Seite bisher nicht bekannt gegeben worden, doch darf man desfallsigen Eröffnungen für die nächste Zukunft entgegensehen.
* Der Hauptgegenstand der nächstens wieder beginnenden Reichtagssitzungen wird die Bewilligung der Mittel für eine Flottenverstärkung sein. Von der Entscheidung über diese Vorlage wird es abhängen, ob der Reichstag aufgelöst oder ein natürliches Ende nehmen wird. Die Entscheidung liegt beim Centrum.
D Die Meldung, daß Rußland die Pforte mahnt, endlich einmal wieder eine Abschlagszahlung auf die an Rußland noch schuldige Kriegsentschädigung zu zahlen, wird bestätigt. Als sich dieser Tage der bisherige deutsche Botschafter Frhr. v. Saurma-Jeltsch vom Sultan verabschiedete, versprach dieser, Krupp mit dem Bau von drei neuen Panzerschiffen und der Ausbesserung von fünf alten zu betrauen, aber mit Rücksicht auf den russischen Einfluß ist der Auftrag nicht erteilt worden und dürfte nicht erteilt werden. Der Zar verlangt, daß das Geld aus der griechischen Kriegskostenentschädigunz in erster Linie zur Durchführung von Reformen in der Türkei verwandtwerden soll.
D Gera. Die hiesige elektrische Straßenbahn erlitt am Mittwoch abend eine schwere Beschädigung. Kurz bevor der Schnellzug aus München einlief, riß das Netz der Oberleitung der elektrischen Bahn, so daß die Drähte über den Bahnkörper hingen. Infolge des Reißens der Drähte stürzten zwei hölzerne Masten, und nunmehr lagen sämtliche elektrische Drähte auf dem Schienenstrang; der Schnellzug fuhr in die Drähte hinein und zerriß sie, die Folge davon waren elektrische Entladungen von gewaltiger Stärke und Größe. Ein Soldat und ein Zivilist, die in der Nähe der Drähte standen, wurden durch die elektrischen Entladungen zu Boden geworfen, jedoch ohne erhebliche Verletzungen zu erleiden. Die Feuergarben, die aus den Drähten schossen, waren so groß, daß der ganze umliegende Stadtteil wie in ein Flammenmeer getaucht erschien.
* Der jüngst verstorbene General v. Schachtmeyer hat inCelle eine ganz prunklose Leichenfeier gehabt, man hat in den Zeitungen keine Berichte darüber gelesen. Der „Kreuzztg." wird jetzt von dort geschrieben: Es hat zu Vermutungen Anlaß gegeben, daß bei der Leichenfeier des Generals v. Schachtmeyer kein Vertreter des Kaisers anwesend war. Zur Erklärung dieser
in ihr hervorgebracht, sie schwärmte für ihn mit dem ganzen Unverstände eines jungen Wesens, das niemals die Kunst von der Persönlichkeit zu trennen vermag und mit froher Hoffnung sah sie der Zeit entgegen, in der auch sie mit ihrem Können vor die Oeffentlichkeit treten würde.
Konrad schrieb mit regelmäßigen Zwischenräumen. Der Zustand des Präsidenten hatte sich etwas gebessert, doch war an eine Rückkehr nicht zu denken. Melitta war dessen froh, es wäre ihr peinlich gewesen, jetzt mit Konrad verkehren zu müssen. Der Gedanke an ihn hatte etwas Demütigendes für sie; sie schämte sich ihrer unerwiderten Neigung sür ihn, und sie schämte sich auch dessen, daß sie ihn so bald vergessen ; der treue Freund der ersten Jugend hatte der blendenden Künstlererscheinung weichen müssen.
So vergingen Winter und Frühling, die Ferienzeit nahte heran und mit Bangen dachte Melitta diesmal daran, daß sie nun bald die Residenz verlassen müsse.
Drei kurze Wochen noch und sie mußte dann aus seiner Nähe fort, sie durfte nicht mehr dieselbe Lust mit ihm atmen, sie konnte nicht mehr das Glück haben, ihn zuweilen für wenige flüchtige Minuten zu sehen, dem Klange seiner Stimme lauschen zu können; wird sie es ertragen, wird sie so weiter zu leben im stände sein?
Trauriger Gedanken voll kam sie eines Tages ins Konservatorium; sie hatte soeben einen Brief von Onkel Oskar erhalten, worin er den Tag seiner Ankunft fixierte. (Fortsetzung folgt.)