Thatsache mag folgender Passus aus dem Testamente des Verstorbenen dienen:Aus der Welt will ich still scheiden, wie ich gekommen bin: weder durch ein feier­liches Leichenbegängnis, noch durch einen Denkstein will ich ausgezeichnet werden." Dieser Wunsch des Ver­storbenen war dem Kaiser bekannt. Die Leiche ist zur Verbrennung nach Heidelberg überführt worden.

Ausländisches.

* Wien, 24. Nov. Im Abgeordnetenhause kam es heute zu einem unerhörten noch nicht dagewesenen Krawall mit Schlägereien. Nachdem über eine Petition zweimal namentlich abgestimmt worden war, stellte der Jungczeche Dyk den Antrag, daß sämtliche (etwa 70) vorliegenden Petitionen dem stenographischen Protokolle beiged'ruckt werden sollen. Der Antrag ruft auf der Linken große Erregung, Lärm und Widerspruch hervor. Gegen den Präsidenten wurden Rufe, wieLump" undLakai" laut. Die Abgg. Groß, Pfersche, Pergelt und Kaiser protestieren gegen den Gewaltstreich, stellen zahlreiche Nebenanträge und verlangen namentliche Ab­stimmungen. Als der Präsident dem Abg. Schönerer das Wort nicht erteilte, weil dieser nicht angeben wollte, zu welchem Gegenstände er sprechen werde, eilte Schönerer zum Präsidenten aus die Tribüne, schlug mit den Fäusten auf den Tisch und entriß dem Präsi­denten die Glocke, welche wiederum Schönerer entrissen wurde. Der Präsident unterbrach die Sitzung und eilte davon. Die Deutschnationalen hielten die Präsi­dentenbühne besetzt. Als nach einer halben Stunde der Präsident Abrahamowicz erschien, wurde er mit höhnischen Zurufen empfangen. Der Präsident erklärte: Nachdem Schönerer den Mut gehabt, die Glocke zu berühren, habe er eine andere Glocke herbeigeschafft. (Stürmischer Lärm links.) Der Abg. Wolf, der beim Präsidenten steht, läßt diesen nicht reden und haut mit den Fäusten auf den Präsidententisch. Der Präsi­dent unterbricht abermals die Sitzung, damit die Ab­geordneten sich von der Tribüne entfernen. Nun ent­steht ein fürchterliches Gewühl. Der Jungczeche Brzeznowsky und Wolf geraten in ein Handgemenge; Wolf erhält Faustschläge und wird beim Genick ge­packt; Schönerer, der ein Minister-Fauteuil gegen die Rechte schwingt, wird an der Gurgel gefaßt; Wolf und Pfersche erhalten Schläge auf den Kops und ins Gesicht und verlieren beide ihre Augengläser; dem Abgeordneten Wolf wird der Rock entzwei gerissen. Im hochgehobenen Arm hält Prof. Pfersche ein ge­öffnetes Taschenmesser, was unbeschreibliche Bewegung hervorruft. Die Abgeordneten der Rechten ergreifen den Arm Pfersche's; es entsteht ein wirklicher Kampf um's Messer, bis Abg. Lemisch ihm das Messer ent­reißt und in eine Ecke des Saales schleudert. Im Knäuel werden zahlreiche Hiebe ausgeteilt, Graf Vetter schüttet ein Glas Wasser auf die Raufenden. Der Präsident erscheint endlich wieder im Saale und erklärt die Sitzung angesichts der vorgefallenen Gewaltthätig- keiten für aufgehoben. Er ersucht, ihm die Namen derjenigen, welche Gewaltthaten verübten, namhaft zu machen. Die Aufregung ist ungeheuer. Eine Sicher­heitswache ist im Hause anwesend.

* Wien, 24. Nov. Die Deutsche Fortschrittspar­tei veröffentlicht folgendes Communiqud: Die Fort­schrittspartei spricht ihr tiefstes Bedauern aus, daß

Mitglieder der Majorität Angehörige der Opposition mit direkten Thätlichkeiten vom Platze vor dem Präsi­dium wegdrängten. Die Erscheinung ist um so trauriger, als die Veranlassung hierzu in der ausdrücklichen Auf­forderung des Präsidenten lag, das Präsidium von der Gegenwart der mit Namen bezeichneten oppositio­nellen Äbgeordneten zu befreien. Im Verhalten einiger seiner Mitglieder kann der Klub nur die eine gerechte Notwehr erblicken. Geordnete parlamentarische Ver­hältnisse können nur durch vollständige Aenderung in der Handhabung der Präsidialgewalt und durch Rück­kehr zur gewissenhaften, jede Vergewaltigung aus­schließenden Beobachtung der Geschäftsordnung erfolgen. Wie ich erfahre, sind bei der Vernehmung der Thatzeugen die Abgeordneten der Linken nicht erschienen. Ein Abgeordneter der Rechten sagte ans, Pfersche habe mit Erstechen und Bauchaufschlitzen gedroht. Wolf habe gedroht, morgen die Klerikalen wie Hunde niederzuschießen.

* Paris, 22. Nov. Während der Abfahrt der für die afrikanischen Bataillone bestimmten Rekruten fanden Ruhestörungen statt. Mehrere Begleiter der Rekruten wurden verhaftet.

* Paris. 23. Nov. DerTemps" sucht in einem Artikel über die Affaire Dreyfus die aufgeregte öffent­liche Meinung zu beruhigen. Wäre Dretffus' Schuld erwiesen, so wäre es barbarisch, sein Verbrechen auf seine Familie und seine ganze Race zurückfallen zu lassen. Würde Dreyfus nach der regelmäßigen Revi­sion des Prozesses als unschuldig erkannt, sei es, weil der Verrat von einem Anderen oder weil überhaupt kein Verrat begangen worden, so würde dies die Situation auch nicht ändern. Der Katholizismus würde ebensowenig berührt werden wie der Judaismus durch die Schuld Dreyfus' berührt wäre. Die militärischen Einrichtungen wären nicht erschüttert. Alle Welt müßte sich im Gegenteil zur sozialen Ordnung Glück wünscheu, wo solche Jrrtümtr zwar leider möglich, wo es aber auch stets möglich sei, sie gut zu machen.

* Petersburg, 24. Nov. Die russische Gesell­schaft zum Roten Kreuz hat 6500 Rubel zur Beschaffung von warmer Kleidung und Weizenmehl für die not- leidenden Frauen und Kinder der thessalischen Emi­granten ausgeworfen. Die erste Ladung solcher Gegen­stände ist bereits von Odessa nach dem Piräus abgegangen.

* Madrid, 23. Nov. Der Mmisterrat beschloß den Ankauf von neuen Artillerie-Batterien und nahm einstimmig und in vollem Umfange den Gesetzentwurf an, betreffend die Autonomie Cubas einschließlich der Zollreform.

* Der Aufstand auf den Philippinen scheint durch einen Vergleich beendet zu werden. Die Be­dingungen sind folgende: 1) Die Anführer werden sich an einem vom Generalkapitän zu bezeichnenden Orte einstellen, ihre Bewaffnung abgeben und öffent­lich Spaniens Oberherrschaft anerkennen. 2) Sämtliche Aufständischen werden begnadigt und bekommen die beschlagnahmten Güter zurück. 3) Die Anführer be­kommen eine gewisse Summe, um im Auslands an­ständig leben zu können. Die Regierung hat an General Primo de Rivera telegraphiert, daß er zur Annahme der Bedingungen ermächtigt sei.

* New-Iork, 24. Nov. Eingewanderte Bürger und bekannte Amerikaner leiten eine planmäßige um­

fassende Agitation zur Bekämpfung aller Gesetze für Beschränkung der Einwanderung ein.

Renette Nachrichten.

* Köln, 25. Nov. Der Rheinwasserstand ist nun­mehr auf 0,80 zurückgegangen, sodaß auch der Lokal­bootverkehr Köln-Bonn eingestellt werden mußte.

* Wien, 25. Nov. Nach einer Meldung der Polit. Corr." aus Belgrad befinden sich ungefähr 5000 Albanesen in den Bezirken von Jpek und Djakova in vollem Aufruhr gegen die Behörden. Zwischen den aus Saloniki und Monastir nach Uesküb entsandten Truppen und den Albanesen hat angeblich bei Djakova ein für beide Teile verlustreicher Kampf stattgefunden.

* Mersina, 25. Nov. Der feierliche Salut der österreichisch-ungarischen Flagge hat gestern Mittag nach dem mit dem Mutessarif vereinbarten Ceremoniell stattgefunden .Die Mühamedaner verhielten sich ruhig. (Damit sind die sämtlichen von Oesterreich-Ungarn aufgestellten Forderungen erfüllt.)

* Wien, 25. Nov. (Abgeordnetenhaus.) Am Ministertisch sind sämtliche Minister. Die Zugänge zur Prästdententribüne sind auf beiden Seiten durch Thüren abgesperrt. Um VZ2 Uhr erscheint Präsident Abrahamowicz und wird seitens der Linken zuerst mit lebhaftenHeil"-Rufen und dann mit stürmischen Pfui"-Rufen empfangen. Abg. Wolf ruft: So ein elender Schuft! Abg. Heeger: Vater der parlamen­tarischen Revolution! Abg. Prßler: Anstifter von Wirtshausraufereien! Abg. Wolf: Hinaus mit dem Polaken! Wir wollen einen anderen Präsidenten, nicht diesen Gauner! (Großer Lärm.) Abg. Wolf: in diesem Staate giebt es kein Recht mehr, das hat Badeni mit Füßen getreten ! Lakaien und Mameluken besorgen seine Befehle! Schließen Sie das Haus! Hier ist kein Friede möglich! (Anhaltender Lärm.) Der Präsident versucht mehrmals zu sprechen, doch ver­geblich. Endlich erklärt er: Angesichts dieses Lärmes unterbreche ich die Sitzung bis 3 Uhr. Nach 3 Uhr wird die Sitzung wieder eröffnet. Präsident Äbrahamo- wicz erteilt sofort das Wort dem Grafen Falkenhayn, der unter großer Bewegung das Wort ergreift. (Man ruft: diese Mumie!) Er beantragt namens der Majorität, ohne Debatte zu beschließen, daß die Ge­schäftsordnung bis zur Einführung der geänderten Ge­schäfts-Ordnung suspendiert und die Leitung der Verhandlungen der autoritären Gewalt des Präsidenten überantwortet werde; gegen Abgeordnete könne die Ausschließung von 3 bis 30 Tagen ausgesprochen wer­den; die Regierung werde aufgefordert, dem Präsi­denten Erekutiv-Organe zur Verfügung zu stellen. Zahl- reiche Abgeordnete der Linken verlangen das Wort; andauernder höllischer Lärm und Geschrei. Der Präsi­dent bringt vollkommen unhörbar den Antrag zur Ab­stimmung. Auf ein gegebenes Zeichen erhebt sich die ganze Rechte und applaudiert. Der Präsident erklärt den Antrag unter ohrenbetäubendem Lärm für ange- nommen. Zahlreiche Zwischenrufe: Unerhört! Staats­streich! In diesem Augenblick springen mehrere Ab­geordnete der Linien über die Barriere und stürmen auf den Präsidenten ein, der seinen Platz verläßt, aber wieder zurückkehrt; er spricht mit ihnen einige Worte. Der Lärm erneuert sich immer mit größerer Wucht, worauf der Präsident die Sitzung unterbricht.

Verantwortlicher Redakteur : W. Rierer , Alte nsteig.

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