likum die Bitte, derartige Geschäfte ganz zu meiden und den soliden Kaufmann, den strebsamen Handwerker durch seine Einkäufe zu unterstützen — nur so wird der Allgemeinheit am wirksamsten geholfen und von tausenden von Existenzen der Ruin abgewandt."
-n. Altensteig, 18. Oft. Am Freitag, mittags um 11 Uhr, entstand in dem dem Schmiedmeister Bi hier in Ettmannsweiler gehörigen Wohn- und Oekonomiegebäude aus bis jetzt nicht aufgeklärter Ursache ein Brand, dem in kurzer Zeit das ganze Anwesen zum Raub wurde.
-u. Nagold, 16. Okt. Gestern brachte ein aus Söflingen bei Ulm gebürtiger junger Mann, der bei Ziegeleibesitzer Rauser in Arbeit steht, die Hand in die Ziegelmaschine und erlitt dadurch derartige Verletzungen, daß eine vollständige Amputation des verletzten Gliedes vorgenommen werden mußte.
-u. Nagold, 17. Okt. In verflossener Nacht brach im Gasthaus zum Adler in Bondorf Feuer aus, das so rasch um sich griff, daß auch eine große Zahl der Nachbargebäude von den Flammen ergriffen wurde. Bis heute morgenwaren12Gebäudebereits eingeäschert. Ueber die Entstehungsursache konnte man hier bis jetzt nichts Gewisses erfahren.
* Rottweil, 16. Okt. Carl Hutter, Pächter der Bärenwirtschaft hier, langjähriger Pächter verschiedener Wirtschaften in Stuttgart, zuletzt einer solchen am Pragfriedhof, hat sich heute hier in seiner Wohnung erschossen. Er war schon lange lebensmüde und hat wiederholt Selbstmordsgedanken geäußert. Der Umstand, daß er mehrfach mit Forderungen eingeklagt war und ihm etliche Tage vorher der Pacht der seit Jahren von ihm geführten Bärenwirtschaft gekündet wurde, hat den Mann in den Tod getrieben.
* Die Wiedereröffnung der V. Evangelischen Landessynode ist auf Dienstag, den 19. Okt. d. I. bestimmt worden.
* Marschalkenzimmern, 15. Okt. Aus Anlaß des Brandunglücks vom 14. vorigen Monats, durch das die Familie des Bauers G. Heinzelmann so schwer heimgesucht wurde, hat in letzter Zeit ein 18jähriger Jüngling von hier ein Beispiel von aufopfernder Nächstenliebe gegeben. Derselbe ließ sich größere Stücke von seiner eigenen Haut wegnehmen, um sie dem an Brust und Bauch stark verbrannten Kinde des G. Heinzelmann anzuheilen. Dasselbe hat zwar immer noch große Schmerzen, doch ist jetzt Hoffnung vorhanden, daß es am Leben bleibt. Die Mutter des Kindes, die bei dem Brande die Sehkraft ihrer Augen verlor, hat dieselbe bis jetzt leider nicht wieder erlangt.
(Schw. B.)
* (Verschiedenes.) In Eßlingen kam am verflossenen Sonntag während des Abendmahls ein offenbar geistesgestörter Mann in die dortige Stadtkirche, warf sich im mittleren Gang in der Nähe des Altars mehrere Mal auf die Kniee, setzte sich dann in einen Stuhl und fing, während die Orgel ganz piano spielte, mit lauter Stimme Hosianna, Hosianna! in hohem Tenors zu singen an. Da dieses Gebühren Aufsehen und Lärm machte, wurde er zum stille sein aufgefordert, was ihn aber nur reizte; mit lauter Stimme wollte er anfangs der Aufforderung zum Verlassen der Kirche sich widersetzen; erst als er sah, daß er mit Gewalt entfernt würde, entschloß er sich,
die Kirche zu verlassen, womit die Störung ihr Ende erreichte. — In Stuttgart hat sich ein 47 Jahre alter Mann in geistesgestörtem Zustande aus einem Hause der Schloßstraße von einem Dachfenster auf die Straße hinabgestürzt und war sofort tot. — Als der 59 Jahre alte Fuhrhalter David Wecklcr von Reutlingen mit einem mit Kisten beladenen Fuhrwerk vom Bernlocher Markt heimfuhr, fiel auf der Honauer Steige der Wagen um, und Weckler wurde unter den herabfallenden Kisten begraben, wobei er so schwere Verletzungen erlitt, daß der Tod sofort eintrar.
D München, 16. Okt. Ueber die warme Abendkost der Soldaten hat sich der bayrische Kriegsminister im Finanzausschuß wie folgt geäußert: „Was die warme Abendkost betreffe, so müsse er sagen, daß dieselbe bei den Soldaten nicht immer sympathische Aufnahme gefunden hätte, da dieselben es vorzögen, nach beendetem Dienst lieber sich der Freiheit zu erfreuen, als noch eine Stunde in der Kaserne auf eine warme Suppe zu warten." Auf eine weitere Zentrumsanfrage bemerkte er: die Frage, ob bei strenger Kälte den Soldaten auf Posten Filzschuhe gegeben werden könnten, könne er ohne Anstand bejahen.
* München-Gladbach, 16. Okt. Bei dem Bau der Kirche in Amern stürzte heute die Turmmauer ein. Zwei Arbeiter wurden getötet und einer schwer verletzt.
* Berlin, 15. Oktober. Der Bundesrat überwies in seiner heutigen Sitzung den Gesetzentwurf über die Entschädigung der im Wiederaufnahmeverfahren freigesprochenen Personen dem zuständigen Ausschüsse.
* Ausgewiesen aus Berlin wegen anarchistischer Umtriebe wurde der Metallarbeiter Erhard Schlenker. Der Betreffende wurde, als er sich nach seiner Arbeitsstelle in der Andreasstraße begeben wollte, von zwei Kriminalbeamten verhaftet und per Droschke nach dem Polizeipräsidium gebracht. Der Ausgewiesene war erst seit zwei Tagen in Berlin, wo er in einer Fabrik für Beleuchtungsanlagen Beschäftigung gefunden hatte.
D Berlin. So viel Chinesen, wie in diesem Herbst in Berlin zu erblicken sind, hat man hier bisher noch nicht wahrgenommen. Mit dem am Mittwoch morgen von Hamburg kommenden Zuge kamen nicht weniger als 35 Gelbhäute an, die sämtlich dem Kaufmannsstande angehören. Die Söhne des himmlischen Reiches, deren Kappen mit blauen und roten Knöpfen geziert sind, handeln im großen, hauptsächlich mit Lederartikeln und Fellen. In den Kreisen der Berliner Lederindustriellen und Kürschner wird diese Konkurrenz nicht gern gesehen.
* Eine schneidige Gemeindebehörde in der oberen Maingegend hat eine Bekanntmachung erlassen, die wörtlich folgendermaßen lautet: „Den Familienvätern zur Beachtung! Der Schulunterricht ist auf den 15. Oktober festgesetzt. Bei dieser Gelegenheit richtet das Gemeindekollegium an die Eltern die Mahnung, ihre Kinder vom ersten Tage an in die Schule zu schicken und sie den Besuch der Klassen ohne Unterschied fortsetzen zu lassen. Nur der Anfang ist schwer, nachher geht es dann ganz von selber. Es giebt schon genug Schafsköpfe unter euch und anderwärts, als daß diese Notwendigkeit vorläge, deren Zahl noch zu ver
mehren. Merkt also wohl auf, ein für allemal, und vergeht es nie, daß eure Kinder ohne eifrigen Schulbesuch nichts anderes werden können als Esel! Man lasse sich das gesagt sein. Für das Kollegium: L." Das versteht doch auch jedermann.
* Breslau, 15. Okt. Wie die „Schles. Ztg." meldet, bat das Staatsministerium dem Oberpräsidenten Fürsten Hatzfeldt nochmals 500 000 Mk. Staatsgelder zur Beseitigung der Ueberschwemmungsschädsn überwiesen.
AuttärrdLschsS
* Rom, 15. Oktober. Der Finanzminister erteilte in einem Rundschreiben von heute an die Steuerbeamten Anweisungen, wodurch ein gutes Einvernehmen mit den Steuerzahlern bei Erhebung der Einkommensteuer erleichtert werden soll.
* In Belgien werden vom 1. Januar ab die Eisenbahnwagen 1. Klasse abgeschafft. Das ist sehr vernünftig und könnte bei uns in' Deutschland auch geschehen. Diese Wagen 1. Klasse kosten eine Menge Geld und bringen lange nicht das ein, was ihre Verwendung kostet. Die meisten, welche 1. Klasse fahren, sind Personen, die freie Fahrt genießen.
* London, 16. Okt. Wie die „Times" aus Canea meldet, haben die Admirale beschlossen, die türkische Gendarmerie aufzulösen, da sie sich als nicht genügend wirksam erwiesen hat. Nur wenige Albanesen derselben sollen zurückbehalten und neu organisiert werden.
* Konstantin opel, 15. Oktbr. Sir Andrew Noble, Chef des Hauses Armstrong, ist in Konstantinopel eingetroffen, um sich an den Verhandlungen wegen des Neubaues beziehungsweise Umbaues von Schiffen der türkischen Kriegsmarine zu beteiligen.
* Athen, 15. Oktober. Die Regierung veröffentlicht ein Weißbuch, das den diplomatischen Schriftwechsel über den griechisch-türkischen Konflikt bis September 1897 enthält. U. A. besagt eine Depesche Skuludis an den Gesandten in Petersburg, Tombazis, vom 12. Mai: Griechenland erkannte die Autonomie Kretas nur auf Drängen Deutschlands an, das daraus die unerläßliche Vorbedingung für die Teilnahme an dem Vermittelungsanerbieten machte. Verschiedene im Laufe des Monats März von den Mächten an Griechenland gerichtete Noten verweisen auf die Gefahren, die für Griechenland aus jedem Angriffe an die griechische Dynastie entstehen würden. Eine Depesche des Gesandten in Berlin, Rangabs, an Skuludis vom 9. Juni besagt: Die deutsche Regierung erklärte, die Kriegsentschädigung übersteige nicht die Mittel Griechenlands. Die Zahlung würde einer milden europäischen Kontrolle unterstellt werden. Eine Note Rangabös an Skuludis vom 6. Juli meldet, der Sultan sei bereit, nachzugeben, aber er wünschte Zwangsmaßregeln, die zur Unterstützung dienen. In einer Depesche vom 15. Juli berichtet Rangab«, er habe erfahren, daß Kaiser Wilhelm dem Sultan telegraphierte. daß wenn die Ausschreitungen der türk. Truppen nicht aufhörten, dies ein großes Vorurteil gegen die Türkei Hervorrufe.
* (Von Andre.) Fridtjof Nansen äußerte in einer Unterredung, er halte es für sehr wahrscheinlich, daß Andres noch am Leben sei. Vielleicht würde man vor dem Frühling keine Nachricht von ihm erhalten.
WaS einmal voll und rein Das Herz besessen.
Bleibt unverlierbar sein Und unvergessen.
Mmilta.
Nach dem Englischen der Quida von Artur Röhl.
(Fortsetzung.)
Umilta setzte sich hin und melkte schweigend ihre drer Kühe, ihm dabei den Rücken zukehrend. Dann maß fte die Milch ab, goß sie in die Kannen und gab sie dem Burschen, der sie zur Stadt zu bringen hatte, und der gähnend und murrend inzwischen in seinem klapperigen Wagen vorgefahren war. Dann «ahm sie ihre Sichel, hing sich einen Tragkorb um die Schultern und ging hinaus, Futter für ihre Pflegebefohlenen zu schneiden; denn es war Hochsommer und hierzulande wird das arme Vieh den ganzen Sommer lang nicht aus dem Stall herausgelassen, damit es nicht draußen das junge Getreide abrupft oder die grünen Trauben benagt. Monatelang in der Hitze steht das arme gefangene Vieh in den dumpfen, dunklen Ställen und klagt sein Leid mit traurigem Geblöke und Gebrülle.
Umilta suchte nach Kräften den armen eingekerkerten Tieren ihr Schicksal zu lindern, indem sie ihnen von den Feldern den buntesten, süßesten Klee in ihre Krippen holte. Virginia Donaldi blickte ihr nach, wie sie in das goldene Licht des jungen Tages hinaus
schritt, die Sichel in der Hand und den Korb auf dem Rücken. Er war, wenn auch ein forscher Soldat, weiter kein dreister, zudringlicher Mensch, und so ließ er sie, da sie sichtlich seine Begleitung nicht wollte, allein auf das Feld hinaus gehen, sich jedoch innerlich sagend, daß die Sonne, die über die Berge kam, nichts Anmutigeres bescheinen würde, als dieses Mädchen, das einen Maler zum Bilde einer Ruth begeistern konnte.
Das warme, rosige Licht füllte das ganze Thal, die Hügel waren noch dunkel; Umilta ging aus dem Licht in das Dunkel hinaus, er verlor sie aus den Augen. Und das Vieh blökte und brüllte ihr sehnsüchtig nach.
„Ich bin gleich wieder da, meine Lieblinge, seid ruhig!" rief sie ihnen zärtlich von der Höhe, die sie Hinanstieg, zurück.
„Sie hat ein Herz in ihrer Brust," dachte Virginia. „Wer außer den Tieren mag darin wohnen?"
Vier- oder fünfmal kam sie von der Bergseite herunter und schüttete aus dem Korb frisches Futter in die Raufen und ging wieder zurück, um neues zu holen. Jedesmal fand sie den Bersagliere rauchend draußen vor der Stallthür sitzend. Er lüftete seine Mütze, wie sie an ihm vorbeikam, das war alles.
Inzwischen war die ganze Familie aufgestanden und'Signora Rosa schickte sich an, zu Ehren seiner Heimkehr einen großen Topf voll Kaffee zu brauen, ein Getränk, das es nur an Feier- und Beerdigungstagen und zu sonstigen hohen Festlichkeiten gab.
Die hell und rein strahlende Sonne stand jetzt über dem Horizont, die zauberische Morgenröte fing
bereits an vom Himmel zu weichen. Die Prosa des Tages folgte der Sonnenaufgangs-Poesie. Das Leben ist ein geschäftiges auf einem Hofe wie Signora Rosas, den ganzen Tag lang ist vollauf zu thun. Die Ochsen gehen auf die Felder hinaus. Die Schäfer wandern mit ihren Herden auf die Weide. Söhne und Töchter, alle schaffen, Großvater und Großmutter auch. Die Frauen arbeiten schwerer als die Männer. Mittags ist ihre Nahrung ein Bissen hartes, schwarzes Brot, und um die Dämmerzeit lassen sie sich um einen Kessel Kräutersuppe nieder. Das ist ihr Leben, ein Leben der Arbeit und Mühe, in dem die Zeit zum Rasten schmal bemessen ist. Wird aber gefeiert, dann wird gelacht und Guitarre gespielt, getanzt und gesungen, und das junge Volk freut sich und frohlockt, während die Alten unter sich ein verständiges Wort reden. Und hoch über ihnen wölbt sich in ewig klarer Bläue der italienische Himmel, und ringsum duftet wie in einem Blumengarten die Luft. Fürwahr, allen Entbehrungen zum Trotz, dennoch ein Leben wert des Lebens.
Virginia Donaldi hielt es für das allerschönste Leben in der Welt. Der Toskaner hängt stets an seiner Heimat. Er zieht hinaus iu die Welt und wird ein gehorsamer, mutiger, geduldiger Soldat; so lange er auch dient, bleibt aber immer sein Herz in dem kleinen Dorfe der Ebene oder der Berge, wo er geboren. Mag er zu Ehrem kommen, mag Ruhm und Auszeichnung ihn erwarten, stets zieht es ihn doch nach der Heimat zurück. Er ist zugleich der Stolz wie die Verzweiflung seiner Offiziere. Und sobald es ihm er-