Wenn Andres mit dem Ballon aus einer nordamerikanischen j Insel oder in Nordsibirien niedergekommen sei, so würde er dort wahrscheinlich ins Winterquartier gehen und gezwungen sein, den Frühling abzuwarten, um sich wieder mit der Welt in Verbindung zu setzen. Da er Lebensmittel sür drei Monate habe, könne er den Winter dort ebenso gut aushalten, wie Nansen und Johansen es gethan. Es liege kein Grund vor, zu glauben, daß Andrse umgekommen sei. sei es auch, daß er den Pol erreicht habe.
* In Kamerun hat nach einer Mitteilung der Voss. Ztg." die letzte Regenzeit, die in den Monaten
Juli und August ihren Höhepunkt erreicht, in dem Ort Kamerun unter den Europäern starke Verluste hervorgerufen. Von etwa 100 in Kamerun ansässigen Europäern sind nicht weniger als 16 gestorben.
Gesundheitspflege.
* (Gegen Diphth eritis) ist Honig ein gutes Vorbeugungsmittel, weil bei häufigem Genuß desselben die darin enthaltene Ameisensäure die Diphtheritispilze nicht auskommen läßt. Man lasse daher die Kinder häufig, möglichst täglich, Honig essen.
* Das Hauptmittel gegen Bleichsucht ist eine kräftige, eiweißreiche Kost. Zur Unterstützung der Blutbildung werden ärztlicherseits Eisen- und Manganpräparate in peptonisiertem Zustande verordnet und besonders das Fsrratin, weil dieses gleichzeitig Nähr- und Eisenmittel darstellt, in dem das Eisen an Eiweiß gebunden, also in der Form enthalten ist wie sie sich in unserem Blute findet. Bei kurgemäßer Anwendung dieses in jeder Apotheke erhältlichen Mittels finden blutarme und bleichsüchtige Zustände sehr bald Beseitigung. Reine Eisenmittel find niemals ohne Wissen des Arztes in Anwendung zu bringen, sie ruinieren überaus leicht die ganze Verdauung und bewirken schwere Krankheitszustände.
Handel und Verkehr.
* Weinberichte vom 15. bis 16. Okt. Maulbronn. Aus dem K. Weingut Eilfingerhos wurden
laubt wird, hängt er sein Schwert an den Nagel und kehrt zurück an den alten hölzernen Pflug in der Heimat. Das alte Leben ist im teurer als jeder Ruhm und jede Ehre anderswo.
Virginia Donaldi war eben solch ein treuer Sohn seines Bodens. Seine Offiziere und Vorgesetzten hatten ihr möglichstes gethan, ihn zum dauernden Bleiben in der Armee zu bewegen. Als er seine drei Pflichtjahre hinter sich hatte, hatte er auf ihr Zureden sür eine Reihe von Jahren kapituliert, und die Auszeichnungen, die einem Mann in seinen Jahren und in seinem Rang zu teil werden können, waren ihm reichlich geworden. Indes er war des Soldatenlebens müde geworden, er sehnte sich nach seinen Tannenwäldern und war fest entschlossen, nach Ablauf der Zeit, für die er sich einmal zum Dienen verpflichtet, endgültig sein Soldatenhandwerk aufzugeben und heimzukehren auf die väterliche Scholle, auf der er einmal nach seinem Vater als Erstgeborener Herr sein würde. Unter seinem eigenen Dache zu wohnen und frei aus seinem eigenen Land zu schalten und zu walten — das dünkte ihm doch schöner als all' das Gold aus allen den Waffen- röcken in dem Heer des Königs.
Obgleich ein Held in den Augen der Nachbarn und seiner Familie und ein dekorierter Soldat, fühlte er sich nicht zu gut, an den Arbeiten der Wirtschaft teilzunehmen, und so ging er gleich am ersten Morgen mit den anderen zur Arbeit auf das Feld hinaus, wenn auch keiner dies von ihm verlangte. Zum Lohn sür seinen Fleiß sah er sich in stete Berührung mit Umstta gebracht, und das schöne, ernste, Antlitz der Magd
bei der Versteigerung des Frühgewächses per Hl. erlöst: Portugieser 50-- 60 Mk., blaue Clevner 75 Mk. — Schnaith. Verkauf sehr lebhaft. Preise wie seither von 135 bis 148 Mk. pr. 3 Hektoliter. Noch Vorrat. — Willsbach. Ein Kauf Schiller zum Durchschnittspreis, ein Kauf fest zu 130 Mk. pro 3 Hl. Verkauf geht immer noch langsam. Lese wird morgen Samstag beendigt. — Uhlbach. Lese nahezu beendigt. Verkauf lebhaft. Preise zu 135—175 Mk. per 3 Hl. Noch ca. 500 Hl. Vorrat. — Asperg. Lese beendigt. Käufe zu 120, 140, 145 u. 150 Mk. per 3 Hl. Noch großer Vorrat an guter Auslese. Käufer freundlich eingeladen. — Weinsberg. Verkäufe : Rot 130, 132, 135, 138 und 142 Mk., Weiß 118 und 120 Mk. je pro 3 Hl. Lese diese Woche beendigt. Gewichte aus den Kufen 70—80" nach Oechsle. Qualität wird allgemein befriedigen. Wein- gärtner-Gesellschaft wird Ende nächster Woche versteigern. — Heilbronn. Lese in vollem Gang, Menge schlägt zurück, Gewicht bei schwarz. Gewächs 80 Gr. nach Oechsle, noch kein Kauf, vieles aus Bestellung verstellt. Käufer eingeladen. — Freudenthal. Lese beendigt. Käufe zu 120, 123, 125 und 135 Mk. pro 3 Hektoliter. — Fellbach. Lese geht Samstag zu Ende. Verkauf ebenfalls gut; Käufe wurden gemacht zu 120, 122, 125, 130, 135 und 140 pro 3 Hl. für Mittelgewächs. Bergwein einige Käufe zu 165 Mk. pro 3 Hl. DieWein- gärtner-Gesellschaft hat ihre sämtlichen Rot- u. Weißweine von Klasse II abgesetzt zu 150 Mk. pro 3 Hl. Auf die Preise der Bergweine, die eine gute Qualität versprechen, ist man gespannt, da sich auch die Preise der übrigen Bergweine hieNach stellen. — Besigheim. Verkauf lebhaft zu 130, 135, 140, 145, 154, 160, 165 pro 3 Hl., die Preise halten sich, noch Vorrat. — Kirchheim a. N. Käufe zu 140, 145, 150, 156 Mk. pro 3 Hl. Noch großer Vorrat. — Schwaigern. Preise pro 3 Hl. 130 Mk. Quantität schlägt bedeutend zurück, Qualität besser als erwartet. — Hausen a. Zaber. Mehrere Käufe zu 100—112 Mk. pro 3 Hl. abgeschlossen.
8 Stuttgart, 16. Oktober. Durchschnittspreise des hiesigen Schlacht- und Viehhofs per Pfund Schlachtgewicht: Farren und Stiere 50—53 Pfg., Rinder 60—63 Pfg., Schweine 68—70 Pfg., Kälber 70 bis 80 Pfennig.
Vermischtes.
sj (Fr a u e n-S chick s a l.) Man schreibt aus London: Die Geschichte der Katherine Coombes, welche die Frauenfrage für sich auf die Weise praktisch löste, daß sie Männerkleider anzog, das Anstreicherhandwerk erlernte und damit 43 Jahre hindurch ihren Lebensunterhalt verdiente, bildet das Tagesgespräch. Im Arbeitshause von West Ham, wo sie Aufnahme gefunden hat, weil sie arbeitslos war und wo sie ihr Geheimnis offenbaren mußte, hat sie eine Mitarbeiterin des Daily Telegr. besucht, deren Schilderung wir das Folgende entnehmen: Ein Vetter, der Lehrer war, drängte sie zu einer sehr frühen Heirat, weil er glaubte, sie könne ihm mit ihren Kenntnissen in seinem Berufe nützen. Dies wurde ihr Unglück. Ihr Gatte wollte von ihren Eltern erhalten sein, war brutal gegen sie und zwang sie damit nicht nur, ihn zu verlassen, son
seiner Mutter schien ihm der Welt einen eigenen Zauber zu leihen.
Es war Juni und die Ernte fing an; das Wetter war herrlich und die hohen Aehren waren gelb wie Gold. Die grünen, rebenumrankten Ahornzweige spendeten den Schnittern Schatten auf den Feldern, die von munteren Bächen durchflossen, sich bergan und thalabwärts erstreckten.
An eine Ruth dachte Virginia beim Anblick Umiltas nicht, von ihr hatte er niemals etwas gelesen, indes hätte ein Maler sie, wie sie zwischen dem gelbem Korn mit den roten Klatschrosen, die Sichel in der Hand, dastand, sehen können, er hätte an ihr ein herrliches Modell sür eine Ruth gefunden. Ohne einen Blick auf den schmucken Soldaten in ihrer Nähe zu werfen, der ihr so gerne, hätte er gedurft, ihre Arbeit abgenommen hätte, handhabte sie die Sichel flink und geschickt, dabei unaufhörlich ihren Träumen nachhängend und von dem goldenen Wagen schwärmend, der sicher zu ihr kommen würde. Ha! Und was würden die Leute dann sagen, wenn sie in ihren schweren sei- denenKleidern, die Krone auf dem Kopf, erblicken würden — in den Büchern des Hausierers nämlich trugen alle Königinnen, ob sie tot waren oder lebendig, goldene Kronen, gezackt und diamantenbesetzt.
Sie selbst wußte genau, wie sie anssah und wie sie aussehen würde. Toinetta Sari, die, wie Nachbarskinder es bei dergleichen Gelegenheiten zu thun pflegen, zum Helfen gekommen war, blickte sie an und haßte sie mehr als je, als sie den Bersagliere so dicht in ihrer Nähe liegen sah, wie sie zur Mittagsstunde Rast
dern auch dafür zu sorgen, daß er ihre Spur nie wieder entdeckte. Berufsarten für Frauen gab es vor 45 Jahren nicht und darum war sie, wie sie selbst sagt, vor die Wahl gestellt, entweder Männerkleider anzuziehen und zu arbeiten, oder dem Elend anheim zu fallen. In einem bescheidenen Gasthofe in Birmingham gelang es ihr, sich zu verkleiden. Sie wurde Anstreicherlehrling und verdiente 4 Schillinge die Woche. Dann zeigte es sich bald, daß sie geschickt war; nach drei Wochen wurde ihr bescheidener Lohn erhöht, und nach wenigen Monaten hatte sie bereits einen auskömmlichen Verdienst. Später arbeitete sie 13 Jahre lang für eine Dampfs chiffahrts-Gese lls chaftund half mehrereder feinsten Salons der größten Schiffe dieser Gesellschaft ausmalen. Ihr zurückhaltendes Wesen fiel ihren Arbeitsgenossen auf, sie wunderten sich darüber und nannten sie den „Gentleman painter". Sie merkten auch bald, daß sie rohe und unziemliche Redeweise nicht hören wollte, und wenn einer der Arbeitsgenossen in solcher Art zu sprechen anfing, sagte bald ein anderer: „Hör auf damit, Charley Wilson mag das nicht hören!" Charley Wilson war ihr angenommener Name. Da Frau Coombes guten Verdienst hatte, konnte sie auch eine behagliche Wohnung haben, und sie hatte ein eigenes kleines Haus bei den Viktoria-Docks. Zwei Leute wußten ihr Geheimnis: zuerst ihre Mutter, die es tief bedauerte, daß ihre Tochter diesen Schritt für nötig gehalten hatte, aber ihr kein hartes Wort deswegen sagte, und ihre Nichte, die 22 Jahre hindurch ihr Hauswesen besorgte und bei den Nachbarn als Charley Wilson's Frau galt. Infolge verschiedener Krankheiten ging es ihr zuletzt immer schlechter. Sie wanderte mit einem bloßen Stück Brot in der Tasche in London herum und suchte vergeblich Arbeit. Es blieb ihr zuletzt nichts weiter übrig, als in ein Arbeitshaus zu gehen und so wurde ihr Geheimnis bekannt.
* (Kindliche Logik.) „Karl, gieb deinem Schwesterchen die Hälfte des Apfels! Du weißt ja: Geteilte Freude ist doppelte Freude!" — „Ja, aber ein geteilter Apfel ist doch kein doppelter Apfel!"
* Vater (zum Sohn, der Medizin studiert): „Wenn du durchaus Spezialist werden willst, so werde doch Zahnarzt statt Ohrenarzt. Zähne hat der Mensch zweiunddreißig, Ohren aber nur zwei."
* (Wunderbar.) A.: „Haben Sie den achtjährigen Violinvirtousen Krawalski schon gesehen?" — B.: „Ja, schon vor zwölf Jahren in Hamburg."
* (Arbeit.) Bettler (zu einem ältlichen Herrn, der sich ans einer Veranda mit einem Zweirad zu schaffen macht): „Ach, verzeihen Se nur, lieber Herr, können Se mir vielleicht sagen, wie ich Arbeit kriegen kann?" — Mr. Grübler: „Jawohl — kaufen Sie sich ein Zweirad und suchen Sie's rein zu halten."
Neueste Nachrichten.
* Hamburg, 17. Oktober. In Bezug auf das bayerische Reservatrecht bei der Militärgerichtsbarkeit geben die „Hamb. Nachr.", ersichtlich unterrichtet durch Fürst Bismarck, den Standpunkt frei, als ob dies unerheblich sei. Das Reservatrecht existiere und sei als vollgültig zu betrachten.
Brruntwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
unter dem großen Ahornbaum machten; aber auch hier zollte Umilta ihm kaum mehr Beachtung als der Feldmaus, die vor der Sichel und der Harke davonlief, im Gegenteil nahm sie alle seine Huldigungen mit einer frostigen Gleichgültigkeit auf, die Toinettas Geduld mehr als seine eigene reizten.
„Und dabei hat man sie doch aufgelesen auf der Straße," dachte Toinetta bitter, wie Umilta in der Lage des „Lesenden Mädchens" von Guido die grünen, zwischen dem Korn hinhufchenden Eidechsen beobachtete, ihre Hand in ihre dicken, dunkel-goldigen Haare schob und Virginias ernste, beredte Blicke unbeachtet und unbeantwortet ließ.
Im Herzen triumphierte Umilta, jedoch gar grausam können Mädchen zueinander sein und Virginios Schwestern und ihre Freundin Toinetta hatten manch einen Tag ihrer Mutter stolze, eigensinnige Trovatella mit giftigen Reden gekränkt, die ihr weher gethan. als Signora Rosas heftigste Worte. Und darum dünkte ihr es jetzt eine Art Genugthuung, ihren heldenhaften Bruder ihnen abwendig zu machen und zu sehen, wie sie vergeblich versuchten, ihn zu Netta zu ziehen. Und sie lachte in ihrem Herzen, wie sie sah. daß er ihr allein folgte und Saris Tochter aus dem Wege ging.
Für Virginia selbst aber besaß sie darum doch noch kein Lächeln, nicht eines den ganzen Tag. Nur an ihrem Triumph hatte sie ihre Freude. Er, der ihr den Triumph verschaffte, war ibr gleick.
Als der Abend kam und alles auf dem Hof unter dem Sternenhimmel wieder lachte und sang, ging sie in ihre Kammer hinauf und verriegelte ihre Thür. (F. f.)
Gemeinnütziges.
* (WarmesFutterdenHühnern)im Winter gereicht, wirkt außerordentlich günstig auf die Tierproduktion ein. Sehr empfehlenswert ist die Verabreichung eines warmen Gemenges von zerquetschten Kartoffeln mit Weizenkleie und etwas Oelkuchenpulver. Wird Mais verfüttert, muß er im Ofen so weit erhitzt werden, daß er beinahe geröstet ist; dann läßt man ihn etwas abkühlen und giebt ihn so den Hühnern. Also während der kalten Tage nur erwärmtes Futter, mag es gemischt oder rein, gequetscht oder ganz fein, wenn man mehr Eier einheimsen will.
* (BeimEinkaufen vonGersten) sollte man sein Augenmerk auf eine gleichmäßig ruhige, gelbliche Farbe richten; man soll die sogenannten milden Gersten vornehmlich berücksichtigen, d. h. also alle Gersten, die weniger die hellbleichen Farben als vielmehr die sanften gelben Farben aufweisen, denn diese Gersten, die ihre dunklere Farbe nur dem Regen verdanken, stehen in Betreff ihrer chemischen Zusammensetzung um nichts den Hellen, nicht beregneten nach.