Betrieben thätig, während die übrigen 1063 Gewerbe­lehrlinge waren. Am stärksten vertreten sind unter diesem die Schreiner- und Mechanikerlehrlinge.

* Während der Dauer des dermaligen Winterfahr­plans werden wie dies teilweise schon früher der Fall war Wagen I. Klasse auf den nachfolgenden Bahnstrecken nicht geführt: 1) RottweilViMngen, 2) PfullendorfAltshausen, 3) LeutkirchJsny, 4) BietigheimBacknang, 5) LudwigsburgBeihingen- Marbach, 6) MarbachBeilstein, 7) NagoldAlten­steig, 8) ReutlingenMünsingen, 9) Waldenburg- Künzelsau, 10) SchiltachSchramberg, 11) Lausten a. NeckarGüglingen, 12) SchussenriedBuchau, 13) HeilbronnEppingen, 14) Untertürkheim Güter- bahuhofKorwestheimGüterbahnhof.

* Cannstatt, 10. Okt. Die Volksfesteinnahmen der Stadt betrugen ca. 38 600 Mark, eine noch selten erreichte Summe.

* Gönningen, 11. Oktbr. Einer am letzten Freitag hier abgehaltencn Eisenbahnversammlung konnte die Bahnfirma Lenz u. Cie. in Stettin genau for­mulierte Vorschläge über den auf 15,4 Kilometer Länge veranschlagten Bau der Strecke ReutlingenOhmen- hausenGomaringenBronnweilerGönningen ma­chen. Die Baukosten sollen sich bei 1 Meter Spur­weite auf 1,240,000 Mk. belaufen, die jährlichen Ein­nahmen auf 79000 Mk., die Ausgaben auf 48000 Mk., der Ueberschuß auf 31000 Mark. Zur Verzinsung und Amortisation der Schuld wäre daher noch ein Zuschuß seitens des Staates und der Gemeinden nötig, die vor allem die Grunderwerbungskosten mit 148000 Mark aufzubringen Hütten. Man hofft, daß der Staat mindestens 200000 Mk. beitragen werde, und be­schloß, die einleitenden Schritte zu unternehmen.

* Aus dem Tuttlinger Bezirk, 11. Okt. Von einem sonderbaren Krankheitsfalls, der das all­gemeine Interesse geradezu herausfordert, erfuhren wir aus Nendingen. Dortselbst liegt seit mehr als 50 Tagen die lljähr. Johanna Mattes in einem kataleptischen Zustand und hat während dieser langen Zeit absolut keine Nahrung, weder feste noch flüssige, zu sich genommen, überhaupt ist jeder Stoffwechsel vollständig sistiert. Obwohl der Gesichtsausdruck, sowie die convulsivischen Zuckungen der Augenlider und die beim Aufatmen ausgestoßenen kurzen, halb­lauten Klagetöne auf große Schmerzen schließen lassen, die aber zweifellos von der Kranken wegen Bewußt­losigkeit nicht empfunden werden, so ist das Aussetzer: des bedauernswerten Mädchens kein abgemagertes. Puls, Herzthätigkeit und Körperwärme sind augen­scheinlich normal. Vom sog.Aufliegen" ist trotz der Zeitdauer keine Spur zu entdecken, das Mädchen wird nach gewissen Zeitabständen abwechselnd immer wieder auf eine andere Seite gelegt. Nach an Ort und Stelle eingezogenen Informationen hat der be­handelnde Arzt die Diagnose auf Gehirnanämie (Ge­hirnschwund) gestellt. Sicherlich steht man hier vor einem solch rätselhaften Fall, der das Interesse der medizinischen Fachwelt und das Aufsehen weiterer Kreise in hohem Maße erregen muß.

* (Verschiedenes.) Eine rohe That begingen unlängst zwei Metzger aus Freudenthal, die vom Bietigheimer Markt nach Hause fuhren. Dieselben banden zu ihrem Pferd an den Metzgerwagen eine Kuh

und fuhren mit ihr im Trab 3 Kilometer weit. Nach, dem das arme Tier nicht mehr springen konnte, wurde es auf so fürchterliche Weise mit dem Stock bearbeitet daß es stehen bleiben mußte. Strafanzeige ist bereits gestellt. Auf tragische Weise kam in Hall der anfangs der 40er Jahre stehende Krrpferschmied Blin- zig ums Leben, derselbe war vorgestern abend noch in Gesellschaft in den drei Königen gewesen und um 12 Uhr mit einem Nachbar nach Hause gegangen. In Ermangelung eines Hausschlüssels schlupfte er zum Abortfenster hinein. Dabei scheint er ausgeglitten zu sein, denn man fand ihn kopfüber zwischen dem Sitz und der Thüre eingeklemmt vor. Nach Aussage des Arztes hat ein Schlaganfall dem Leben des beliebten Mannes ein Ende gemacht. In Denkingen hat sich der 50 Jahre alte Bürger Bonifaz Roos an seiner Scheuernleiter erhängt. In Bernhausen wurde der etwa 10jährige Sohn des Maurers Raiser von einem herabfallenden Dachziegel auf den Kopf getroffen und getötet. Der Knabe hatte durch unvorsichtiges Hantieren mit einem Obsthakcn den Unglücksfall herbei­geführt. Steinbruchbesitzer Walter von Schmie, OA. Maulbronn, wurde von einem ausschlagenden Pferde derart auf den Magen getroffen, daß er bald darauf starb.

* Von der badischen Grenze, 12. Oktober. Dieser Tage wurden in Hettigenbeuren der Bürgermeister sowie zwei Gemeinderäte und der Polizeidiener in Haft genommen. Sie stehen im Verdacht, einen Meineid geschworen zu haben.

* Ein Ehepaar in Karlsruhe, dem der Storch schon früher Zwillinge ins Hans gebracht hat, wurde dieser Tage durch Ankunft von D.illingen überrascht.

* Leipzig. 12. Okt. Verworfen wurde vom Reichsgericht die Revision Liebknechts, der vom Gericht in Breslau am 14. November 1895 wegen Majestäts­beleidigung zn 9 Monaten Gefängnis verurteilt wurde.

* Berlin, 12. Okt. Im Reichsschatzamt wird gegenwärtig der neue Zolltarif aufgestellt, um dem­nächst vom handelspolitische i Standpunkt aus unter Zu­ziehung des neugebildeten wirtschaftlichen Ausschusses im Reichsamt des Innern weiterberaten zu werden.

* Aachen, 12. Okt. Der Chemiker Dr. Polis, Oberlehrer an den Fachklassen der städtischen Oberreal­schule, wurde wegen Verbrechens gegen 8 176 Abs. 3 verhaftet, aber gegen eine- Bürgschaftssumme von 20000 Mk. wieder auf freien Fuß gesetzt. Nunmehr ist Polis mit seiner Frau ins Ausland abgereist.

* Hamburg, 9. Oktbr. Der sozialdemokratische Parteitag beschloß, den nächstjährigen Parteitag in Stuttgart zu halten.

* DerVorwärts" schließt seinen Sonntagsleit­artikel über den soz. Parteitag in Hamburg mit folgenden Sätzen:Das rote Banner der Sozial­demokratie wird, wenn der Parteitag im nächsten Jahre Zusammentritt, nicht bloß über die 48 Wahlkreise wehen, die heute schon in unserem Besitze sind. Das Proletariat wird sich dann die Mehrheit in zahlreichen anderen Kreisen errungen haben und wenn uns die Genossen Stuttgarts bewillkommen werden, dann wird, davon sind wir heute schon überzeugt, auch Schwabens Haupt­stadt im deutschen Reichstage sozialdemokratisch ver­treten sein."

dauern. Dieser Tage meldete sich hier bei dem be­treffenden Bürger der Farrenhalter Hagellocher von Gültstein als rechtmäßiger Besitzer und teilte ihm mit, daß sein Tier mitsamt seinem Schwanzaufsatz auf der Hofdomäne Reuthin stehe. Da sich an dieser That- fache keinerlei Zweifel erheben ließ, fo mußte der Aus­tausch wohl oder übel erfolgen und jetzt nach 8 Tagen ist alles wieder in schönster Ordnung.

* Reichenbach, 10. Okt. Heute wurde die prächtig restaurierte alte Klosterkirche feierlich einge­weiht. Zahlreich kamen die Gäste aus der Umgegend, in Reichenbach mit Ehrenpforten, Guirlanden und Flaggenschmuck empfangen. Um 10 Uhr bewegte sich ein stattlicher Zug vom Rathaus zur Kirche, die Schul­jugend voraus, dann die Bau- und Handwerksleute, Mädchen, welche den Kirchenschlüssel trugen, die Kir­chengemeinderäte mit den hl. Gefässen. Hiercluf folg­ten die Geistlichen, die Bezirksbeamten und auswär­tigen Gäste, die Kollegien, Veteranen- und Krieger­vereine u. s. w. An der Thür der Kirche übergab Oberbaurat v. Sauter mit herzlichen Worten den Schlüssel dem Ortsgeistlichen, welcher nach dankender Erwiderung die Kirche öffnete. Nachdem sich die weiten schönen Räume gefüllt hatten, hielt Dekan Zeller von Freudenstadt die Weiherede. Es folgte die Predigt des Ortsgeistlichen, worauf Pfarrer Rauscher von Göttelfingen die erste Taufhandlung in der neuen Kirche vornahm. Den Schluß machte Prälat Dr. v. Wittich mit einer eindringlich mahnenden Ansprache und Gebet. Bei dem von etwa 100 Gästen besuchten Festmahl in der Sonne brachte Prälat Dr. v. Wittich den ersten, begeistert aufgenommenen Toast aus auf Ihre Majestäten den König und die Königin, worauf Dekan Zeller dem Herrn Finanzminister und der Kgl. Domänendirektion Dank darbrachte. Es folgte noch eine lange Reihe von Tischreden worunter besonders die launige Tischrede des Langtagsabge­ordneten Hartranft von Freudenstadt, sowie die des Ministerialdirektors von Zeller, langjährigen Luft­kurgastes in Reichenbach, vielen Beifall fanden. Nach dem Festmahl besichtigten noch viele die herrlichen Räume der neuhergestellten Kirche. Die ganze Gemeinde darf sich freuen, ein Gotteshaus erhalten zu haben, das mit Recht als ein Kleinod des Murgthals be- zeichnet wurde.

* In Aach, OA. Freudenstadt, glitt der bei dem dortigen Kirchenbau beschäftigte Zimmermann Müller von Dietersweiler im Innern des Kirchenturms aus und stürzte hinab auf das Kreuzgewölbe, wobei er am Hrnterkopf schwere Verletzungen erlitt.

* In Jgelsloch, OA. Neuenbürg, kamen 2 in Pforzheim dienende Mädchen krank nach Hause und bekamen den Typhus. Während diese jetzt besser sind, wurden nun auch die Eltern des einen, Straßenwart Holzäpfel, sowie deren Geschwister von der Krankheit ergriffen. Die Mutter ist derselben bereits erlegen.

* lieber freiwillige Lehrlingsprüfungen im Jahre 1896 macht der Bericht der Handels- und Gewerbekammern Württembergs folgende Angaben: Es wurden im Berichtsjahre an 70 Orten 1200 Lehrlinge mit Erfolg geprüft und übertrifft dieses Jahr alle vorhergegangenen, denn sowohl die Zahl der Prüfungsorte als auch der Prüflinge ist höher, als in jedem früheren Jahre. Von diesen Lehrlingen waren 146 in kaufmännischen

Brot selbst zu verdienen, so gab man sie hinaus auf die Berge zu dem alten Pfarrer von Mosciano in den Dienst.

Umilta, die kaum aus den Klostermauern heraus und auf ihren gelegentlichen kurzen feierlichen Gängen nie über die dem Kloster nächsten Gassen hinüberge­kommen war, schien geblendet, wie man sie die breite, steile Straße zwischen Wein, Weizen und Olivenbäumen hindurch in das Gebirge mit seinen sonnigen Thälern und wolkenumkleideten Bergkuppen führte.

Ist das der Himmel?" fragte sie leise und ängst­lich, fo beherzt sie sonst auch war.

Die Leute lachten über ihre Frage, und keiner von ihnen verstand den überwältigenden Eindruck, den der Anblick der großartigen Landschaft auf ihr unschul­diges Kindergemüt hervorbrachte. Sie hatte viel und lange über das Paradies nachgedacht, wenn sie in der schattigen Klosterkapelle auf den Fliesen kniete und die mahnenden Worte des Predigers dröhnend an ihr Ohr schlugen; aber in das Paradies hinzugelangen, durfte sie, hatte man ihr gesagt, niemals erhoffen, weil sie zu unartig war.

Und als sie nun an jenem Abend auf einem kleinen Rollbett im Taubenhaus sich zur Ruhe begab, war Umilta doch überzeugt, daß es der Himmel hier war. Am weiten klaren Himmelszelte glänzten zu Tausenden und Abertausenden die Sterne, und fast in einem jeden Busch schlug die Nachtigall. Sie. die ihr Auge bisher nur zwischen weißgetünchten Mauern zugethan und außer dem Paternoster nie einen Abendgesang gehört, war sich sicher, daß die Heiligen sie in ihrer

Gnade hierher geholt hatten, aller ihrer Unwürdigkeit zum Trotz.

Und von diesem Augenblick an hatte Umilta die Tannenhöhen von Mosciano lieb. Bei dem Priester, in dessen Haus sie kam, blieb jedoch das Mädchen nicht lange. Der alte, würdige Herr ward etwa ein Jahr nach ihrer Ankunft in den Bergen krank und starb, und sein Haushalt ging ein. Da bot eine Bauersfrau aus den Bergen, die das Mädchen, seine Flinkheit und seine Sauberkeit kannte, Umilta an, auf ihrem Hof in den Dienst zu treten; und Umilta nahm das Angebot gerne an. Nur das eine wünschte sie, in den Bergen zu bleiben. Und so zog sie in das Haus der behäbigen Signora Rosa hinüber.

Donna Rosa war eine vortresfliche Frau, fleißig wie eine Biene, in altväterlicher Weise fromm und gottesfürchtig. Ihre Söhne und Töchter hatte sie gut erzogen, und sie ward von ihnen geliebt und gefürchtet. Sonst war sie gutherzig und auch gastfrei, aber herrisch. Ihr Mann durfte es sich nie einfallen lassen, seinen eignen Willen zu haben. Er verkaufte seine Färsen und drosch sein Korn und ging mit seinem langstieligen Spaten wie ein bloßer Arbeiter hinaus aufs Feld, ganz wie sie es wollte und befahl, und wagte nie auch nur mit einem Worte sich zu beklagen, wenn bei seiner Heimkehr die Suppe dünn oder die Polenta kalt war. Mit einer so eigenmächtigen Herrin stand Umilta natürlich häufig in Widerfpruch, und nie gab sie nach ohne schwere Selbstüberwindung.

Uebrigens galt Umilta im allgemeinen gerade für keine gute Magd. Daß sie klug und geschickt war

und in einer Stunde mehr als andere in der dreifachen Zeit arbeiten konnte, wenn sie es wollte, stritt keiner ihr ab. Aber dafür hatte sie auch diesen Willen so selten, daß ihr Vorzug, den sie an ihrer Flinkheit besaß, kaum zur Geltung kam. Sie konnte vorzüglich spinnen, meisterhaft Stroh flechten und wußte verständig mit dem Vieh umzugehen, aber dabei hatte sie meistens für kaum etwas anderes Sinn, als für ihr schmuckes Ge­sicht und für die Pflege ihres dichten, herrlichen Haares. Die wundersamsten Geschichten dachte sie sich beständig über sich selbst aus, und zu ihrem Unglück glaubte sie sich für ein besseres Schicksal, als es ihr zu teil ge­worden war, geschaffen. In einem Wort, sie war stolz und unzufrieden.

Dies waren freilich weiter keine sonderlich liebens­werten Eigenschaften, wenn es auch dahin gestellt bleiben mag, ob nicht sie und sie allein zu jeder Größe im Leben der Sporn sind. Indes, hier in der einsamen Dorfgemeinde hoch auf den Bergen, wo sich ein jeder eben so gut wie ein anderer dünkte, und es keinem ein­fiel, von einer anderen Welt zu träumen, wo nicht gesäet und geerntet, gepflügt und gedroschen wird, waren diese Eigenschaften auf alle Fälle verpönt.

(Fortsetzung folgt.)

* (Ei n g e g a n g en.) Hausherr:Haben Sie kein Buch über Anstand, gute Sitten rc. ?" Kolporteur: Gewiß, z. B. hier,Der gute Ton in allen Lebens­lagen." Hausherr:Na, dann lesen Sie das mal durch und dann nehmen Sie nächstens den Hut ab, wenn Sie ins Zimmer treten!"