* Cassel, 11. Okt. Ein Nachts ausgebrochenes Großseuer vernichtete in dem Städtchen Wolfhagen 10 Wohnhäuser, sowie Nebengebäude. Ein Feuerwehr' mann wurde vom Gebälk erschlagen.

* Teplitz, 10. Okt. In der N ihe des Floren- tiner'Schachtes entstand plötzlich in einer Tiefe von 50 Meter eine Erdspalte, welche drei Kohlen suchende Frauen verschlang. Es war bisher nicht möglich, die­selben zu retten.

«„Ständisches.

* Das Pester Militärgericht sprach den Rittmeister Besak frei und ließ ihn in seiner Stellung. Natürlich ! Der Rittmeister hatte weiter nichts gethan, als daß er seine Frau und den Leutnant Baron Korb niederschoß, weil er eifersüchtig aus beide war.

* Rom, 11. Okt. Heute nachmittag 3 Uhr zog -eine große Volksmenge vor das Ministerium des Innern, um gegen die Erhöhung der Einschätzung zur Ein­kommensteuer zu protestieren. Einige Ruhestörer be­nutzten in der Lorenesi-Gasse die Gelegenheit, Straßen­pflaster auszureißen, wobei es zu einem Zusammenstoß mit der Polizei kam. Die Ruhestörer gaben Revolver­schüsse ab, so daß die Polizisten gleichfalls von der Schußwaffe Gebrauch machen mußten. 7 Polizisten wurden verwundet, darunter 1 schwer, 1 der Ruhestörer wurde getötet, einer schwer verwundet, einige 20 ver­haftet.

* Rom, 11. Okt. Die „Tribuna" tadelt die schlech­ten Vorbereitungen der Polizei, die wissen mußte, daß unter den Demonstranten sich schlechte Elemente ein- mischen würden. Außer dem getöteten Hutmacher- Lehrling verzeichnet die Verlustliste 20 Verwun­dete unter den Demonstranten und Truppen, darun­ter einige schwere. Auch eine Frau, die an einem Fenster im dritten Stocke stand, wurde verwundet.

* Rom, 12. Okt. Die Ruhe ist wiederhergestellt. Die Truppen hielten bis nach Mitternacht die Kampf­plätze besetzt. Einen eigentümlichen Eindruck macht das Manifest des Präfekten, das zur Ruhe auffordert und offenbart, der Präfekt habe die Unordnungen erwartet.

* Paris, 10. Oktober. Mölme hielt in Remire- mont eine große Programm-Rede. Möline sprach vortrefflich. Die Rede griff mit größter Heftigkeit die radikale Partei an, deren einziges Programm stets gewesen, durch alle Mittel den Sturz der gemäßigten Ministerien herbeizuführen, um selbst zur Regierung zu kommen. Möline bezeichnet« als Haupt­aufgabe der nächsten Wahlen die Bildung einer wahren Regierungs-Majorität im Parlamente. Er sagt, der Mangel dieser Majorität sei die eigentliche Ursache der parlamentarischen Unfähigkeit, die das Land mit Recht beklage. Die Regierungen seien genötigt, ihre Existenz unaufhörlich gegen die Opposition zu verteidigen, die auf alle Gelegenheiten lauere, um sie

stürzen zu können, nicht zu regieren. Die Kammer könne nicht Gesetze schaffen, weil die Parteien, kühn gemacht durch die Schwäche der Majorität, sich unaufhörlich um die Regierungsgewalt streiten. So überflute die Politik Alles und fälsche Alles, sie mache jede ernste Arbeit unmöglich. Bezüglich der auswärtigen Politik sprach Möline aus, daß es ge­lungen sei, den Brand im Orient zu löschen. Dies sei gelungen Dank des europäischen Konzertes, das heute eine lebende, handelnde Wirklichkeit geworden sei. „Dies ist ein großes Ereignis für die Geschichte und eröffnet einen Horizont voll Hoffnungen für die Zukunft! (Bewegung.) Das europäische Konzert ist hauptsächlich möglich geworden durch die seit einem Jahre immer enger gewordene Verbindung unserer Nation mit der mächtigen, befreundeten und ver­bündeten Nation, mit der wir fortan auf allen Punkten des Erdballs gemeinsam Vorgehen! Möline gebrauchte aus der Zarenrede die bekannten Worte: '„kiatiou anno atalliöö", die die Versammlung mit stürmischem Beifall aufnahm.

* Athen, 11. Okt. Prinz Georg ist nach acht­monatlicher Abwesenheit wieder hier eingetroffen, am Bahnhofe von den Ministern empfangen. Er begab sich nach Tortoi.

* Aus Salo nicht wird der „Polit. Corr." ge­schrieben, daß seitdem den Serben in Macedonien die Eröffnung nationaler Schulen bewilligt worden ist und die serbische Bevölkerung schaarenweise ihre Kinder aus den bulgarischen Schulen zurückzieht und serbischen zu­führt, die macedonischen Bulgaren von einem wütenden Haß gegen ihre serbischen Mitbürger erfüllt seien. Manche der bulgarischen Fanatiker scheuen sich nicht, öffentlich mit der Niedermetzelung der Serben zu drohen. Diese Erregung werde außerdem durch bulgarische, nicht in Macedonien gedruckte Flugblätter und Bro­schüren, die zum Teile von namhaften Publizisten her­rühren. geschürt. Bei dieser fortwährenden Aufstache­lung könne es nicht Wunder nehmen, wenn manche Bulgaren öffentlich erklären, daß das Exarchat vor der Bildung von Banden nicht zurückschrecken werde, um die serbischen Führer und Notabeln aus dem Wege zu räumen. Die Stimmung zwischen Bulgaren und Serben sei jedenfalls in einem Maße verbittert, daß man Anlaß zu ernsten Besorgnissen für die Ruhe in Macedonien habe.

* Die „Times" meldet aus Ottawa: Aus den nordwestlichen Territorien zwischen Manitoba und den Rocky Mountains ist eine neue Provinz gebildet worden.

Handel und Verkehr.

* Eßlingen, 9. Okt. (Mostobstmarkr auf dem Güterbahnhof.) 26 Waggon niederländisches und ungarisches Mostobst. Preis per Ztr. Mk. 6.50 bis 6.80. 2 Waggon Birnen per Ztr. Mk. 5 bis 5.40.

* Bönnigheim, 9. Okt. Lese teilweise begonnen. Qualität sehr preiswürdig, besonders schwarzes Gewächs recht gut ausgefallen. Käufer noch keine.

* Kirchheim a. N., 11. Okt. Lese wird Mitte der Woche beendigt werden. Güte schlägt vor, aber der Ertrag nicht. Käufer mögen Versuche machen. Noch kein Preis.

* Boudorf, 9. Okt. Die Hopfen sind in hiesiger Gemeinde bis auf einige noch größere Partien zum Preise von 60 - 85 Mark verkauft.

* Ergenzingen im Gäu, 9. Okt. Der Hopfen ist hier mit Ausnahme einiger kleineren (Spekulations-) Posten verkauft. Die Preise waren per Zentner 70, 75—80 Mark nebst Trinkgeld.

Neueste Nachrichten.

* München, 12. Oktbr. Die Sozialdemokraten brachten im Landtag den Antrag auf Amnestierung der Haberfeldtreiber ein.

* Wien, 12. Okt. Das Dorf Bondo bei Tione (Tirol) ist durch eine Feuersbrunst zerstört worden; 80 Familien sind obdachlos geworden.

* Rom, 12. Okt. Infolge der gestrigen Ruhe­störungen hat der Präfekt die Auflösung der römischen sozialistischen Vereine angeordnet.

* Paris, 12. Okt. In Belley bei Lyon wurde ein 28jährigerBauernsohn Bacher, festgenommen, welcher eingestand 7 Hirtenknaben oder -Mädchen und eine alte Frau ermordet und verstümmelt zu haben.

* London, 12. Okt. Die „Times" meldet aus Athen, daß die griechische Regierung an die Vertreter der Mächte eine Note gerichtet hat, in der sie berichtet, daß zwei griechischen Fahrzeugen verboten worden sei in Smyrna ihre Ladungen zu löschen. Sie erbittet die Einmischung der Mächte, um die Türkei zu ver­anlassen, freie Schifffahrt zu gestatten.

* Konstantinopel, 12. Okt. Das den Ver­tretern der Türkei bei den Mächten über die kretische Frage übermittelte Rundschreiben der Pforte schlägt folgende Lösung vor: Entwaffnung der Christen und Muhamedaner durch türkische Truppen, deren Anzahl zu vermehren wäre, unter Mitwirkung der internatio­nalen Truppen, sämtlich unter dem Kommando eines europäischen Generals in türkischen Diensten, ferner die Ernennung eines geeigneten Gouverneurs durch den Sultan und schließlich die Bildung einer Gen­darmerietruppe. — In der heutigen Vereinigung der Botschafter und Geschäftsträger wurde die sofortige Abreise der Militär-Attaches beschlossen, die im Verein mit den griechischen und türkischen Delegierten die neue, thessalische Grenze abstecken sollen. Die Botschafter unternahmen bei der Pforte auch Schritte betreffend die Rückkehr der geflüchteten Theffalier.

BMwtrvirrttichtr Redakteur: W Rieker, Altensteig.

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Dk mit Frau. Ds

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Berneck. M

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tl Montag den 18. Oktober 1897

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Schreibhefte bei W. Rieker.