land, dem bisherigen alleinigen Vermittler des Welt­verkehrs und des Welthandels.

* Auf der Schmalspurbahn Morgenroth- Beuthen überfuhr und tötete eine Lokomotive fünf Arbeiterinnen.

* Letzten Donnerstag starb in Friedenau bei Berlin der Liederkomponist Wilhelm Heiser im 82. Le­bensjahr.Das Grab auf der Heide",Zieht im Herbst die Lerche fort",Ach einmal blüht im Jahr der Mai" u. v. a. haben großen volkstümlichen Er­folg gehabt.

* Ein Prinz aus einem regierenden deutschen Fürsten­hause hat im Jrrenhause in Schöneberg bei Berlin Aufnahme gefunden. Der etwa dreißigjährige Prinz Heinrich der 26. von Reuß hatte vor kurzer Zeit durch verschiedene Unterhändler in der Nähe von Arad in Ungarn ein großes Gut ankaufen lassen, das mit 1 600 000 Gulden weit über seinen Wert bezahlt wurde. Bald nach Abschluß des Ankaufs erschien ein Binder des Prinzen in Arad und erklärte, daß der Käufer des Gutes unzurechnungsfähig sei, daß demnach der Kauf­vertrag nicht zu Recht bestehe. Der Verkäufer des Gutes stellte sich demgegenüber auf den Standpunkt, daß der Verkauf rechtskräftig abgeschlossen sei, daß er also auf Erlegung der vereinbarten Summe bestehen müsse. Zwecks Arrangierung der Angelegenheit finden zur Zeit Verhandlungen statt. In den Händen der Vermittler, die im Aufträge des Prinzen thätig waren, befinden sich Wechsel in der Höhe von 80000 Gulden, welche die Unterschrift des kauflustigen Herrn tragen. Ihre Diskontierung ist jedoch, wahrscheinlich auf Ver­anlassung der Familie des Acceptanten, von verschiedenen großen Bankinstituten verweigert worden.

* lieber die Kolonisation Ostasrikas hat sich Major v. Wißmann in einem interessanten Vortrag ausgesprochen, den er im Oktober v. I. über die wirtschaftlichen Verhältnisse unserer ostafrikanischen Kolonie gehalten und der nunmehr, neu umgearbeitet, im Druck vorliegt. Major v. Wißmann führt aus: Wie verhält es sich nun weiter mit der Arbeit des Europäers in Ostafrika? Versuche mit Kolonisten halte ich durchaus für verfrüht. Wir können noch heute nicht von einem Fußbreit Landes in Ostafrika behaupten, daß er gesund sei. Wie überall in tropischen Ländern, hebt sich aber die Möglichkeit der Ansiedlung durch Europäer mit der fortschreitenden Kultur, wenn man, wie z. B. jetzt schon in Dar-es-Salaam, kühl und luftig wohnt, die Verpflegung eine den gewohnten Ansprüchen ähnlichere geworden ist, ja, wenn man sich durch Eismaschinen gut eingerichtete Bäder rc., eine bessere Lebensweise verschafft, wenn Eisenbahnen die Kolonisten schnell über die ungesundesten Niederungen der Küste hinweg in bessere Gebiete bringen, dort ihr Empfang durch schon hergerichtete Häuser rc. vorbereitet ist, wenn wir die Art der gefährlichen Tropenkrankheiten, der Malaria und der Dysenterie, näher kennen, ihnen erfolgreich entgegentreten können. Dann ist auch die Zeit gekommen, wo ich durchaus nicht dem Europäer abraten möchte, selbst die Hacke in die Hand zu nehmen. Heute kann er nur der Leiter von Pflanzungen der ergiebigsten Tropenerzeugnisse sein, denn andere würden einen Anbau nicht lohnen. Wir haben in Usambara, einem mit urwaldähnlichem Hochwald bedeckten, gut bewässerten Mittelgebirge, schon jetzt mit Kaffee recht gute Erfolge

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Schick' nicht in's Leben spähend deine Blicke,

Das Glück erwartend mit der Sehnsucht Pein Bau' dir zum Glück mit eig'ner Hand die Brück«; Beglücke du, so wirst du glücklich sein.

Me bürgerliche Haute.

Novelle von Doris Freiin v. Spättgen.

(Fortsetzung.)

Er sagte, man müsse dergleichen sentimentale und fruchtlose Regungen des Herzens durch eiserne Willens­kraft bekämpfen, das sei ganz besonders Soldatenpflicht! Wenn er auch der innigen Neigung des jungen Paares immerhin Rechnung tragen wolle, so müsse er frei be­kennen, daß ihnen nichts anderes übrig bleiben würde als jahrelanges Warten, bis sein Avancement zum Rittmeister eine Heirat ermögliche. Daß solche Art Verlöbnisse sich meist als eine Fessel erweisen, davon habe man hinlänglich Beweise.

Wie ein Gefangener, so rüttelte er an seinen Ketten! Nirgends ein Answeg nirgends Rettung ! Ella aufgeben, dieses süße Gesicht, diese herrliche Ge­stalt nie mehr sehen niemals mehr in diese Sonnen­augen schauen! War das nicht schlimmer, als ewige Nackt und Tod?

Aber die Worte des alten Militärs waren ihm dennoch tief zu Herzen gegangen. Es war eines Sol­daten unwürdig, sich sentimentalen Schmerzensaus- brüchen hinzugeben! DasMuß" wurde ihm zum strengen Lehrmeister.

erzielt. Es ist für mich keine Frage, daß auch das Urteil, Ostafrika sei kem Land für Tabak, ein verfrühtes ist. Ich habe deshalb in dem weiten Gebiet des Rufidje-Deltas neue Versuche mit der Pflanze gemacht. Ich glaube, daß, weil der ganz jungfräuliche, noch mit einer wüsten Kraft begabte Boden zu üppig treibt, der bisherige Tabak nicht zu einer erwünschten Feinheit gekommen ist. Fast überall ist er zu kolossal empor­geschossen und hat zu mächtige, dicke Blätter entwickelt. Vielleicht könnte man durch Anpflanzung anderer Kulturpflanzen, die dem Boden die schädliche Ueber- kraft nehmen, diesen zum Zweck besseren Tabakbaus vorbereiten. Erfolg verspreche ich mir von der Vieh­zucht, und zwar allerdings nur von der Rindviehzucht, denn das afrikanische Schaf trägt keine Wolle, sondern ist behaart. Neben der furchtbaren Heuschreckenplage der letzten Jahre und dem Araberaufstand, den ich 1889/90 niederwarf, hat auch die schreckliche Rinderseuche, welche vonNordenherOstafrika durchzog undjetztdieKap- länder schädigt, das Aufblühen der Kolonie verzögert. Gelingt es, was nach den neuen Erfolgen des Geheimrats Koch in Südafrika nicht unwahrscheinlich ist, gegen solche Verluste Schutz zu finden, so sehe ich keinen Grund, warum wir nicht unter rationeller Wirtschaft die Vieh­zucht besonders in den sogenannten Massai-Steppen, ähnlich den Pampas Südamerikas, aber auch in dem größten Teil des umfangreichen Plateaus von Ost­afrika weiter bringen sollten als die wilden, nomadi­sierenden Massai, die noch im Jahre 1889 mit diesen Rindviehherden von Tausenden und aber Tausenden die scheinbar trostlosen Steppen durchzogen. Allerdings würden die Ergebnisse vorläufig nur in Ausnutzung des Fleisches und derHautbestehen können, da das afrikanische Vieh zu einer Milchwirtschaft noch nicht erzogen ist. Zum Schluß berührt Major v. Wißmann die schwierige Landfrage und bemerkt dazu: Ich möchte zum Schluß noch erwähnen, daß die m letzter Zeit vielfach be­sprochene Landfrage für Deutsch-Ostafrika im Kolonial­rat erörtert ist. Wenn auch in dieser Beziehung meine Bemühungen zur Klärung dieses Gegenstandes nicht durchgedrungen sind, so hege ich doch die be­rechtigte Hoffnung, daß die Hauptgesichtspunkte bei der Entscheidung dieser Angelegenheiten folgende sein werden: 1) Schutz der Eingebörenen in ihrem Besitz und Sicherung der für ihre Lebensbedürfnisse auf längere Zeit hin nötigen Ländereien. 2) Verhinderung von Landspekulation im großen. 3) Verhinderung einer zu hohen Belastung des Grundbesitzes mit Hy­potheken.

Ausländisch«,»»

* Die Prager Statthalterei hat den Plan zu einer Teilung Böhmens in eine deutsche und eine tschechische Hälfte ausgearbeitet. InDeutschböhmen" wäre Reichenberg der Sitz der Landesregierung, während fürSüdböhmen" Tabor oder Pilsen vorge­schlagen ist. Prag aber soll eine zweisprachige neutrale Zone bilden. Die deutsche Universität soll nach Reichen­berg verlegt werden, die tschechische Hochschule nach Teplitz, die tschechische Universität nach Pilsen oder Tabor, wie man üverhaupt Prag ^kapitalisieren" will um die Krönungsidee der Jungtschechen unschädlich zu machen. Dafür erhalten die Tschechen aber andere große Zugeständnisse. Man will die Slaven zu allen

Als er zwei Monate nach jener Begebenheit wie­der seinen Dienst gethan und im täglichen Einerlei des Daseins ähnlich wie eine Tretmühle einherschreiten mußte, da war es ihm manchmal, als ob alle jene bittersüßen Erinnerungen weit, weit in nebelgraue Ferne gerückt wären, aus der sich nur ab und zu eine sonnige Lichtgestalt grüßend zu ihm herüberneigte und flüsterte:Ich bleibe dir dennoch treu bis in den Tod!"

Ein Jahr später war der Baron vermählt. Nicht aus überschwenglicher Liebe denn diese gehörte nur einem Wesen auf Erden hatte er die zarte blonde Frau gewählt. O nein, lange und hartnäckig hatte er sich gegen die Ehe gesträubt; allein sein Bruder wußte ihm mit seltener Beredsamkeit alle Vorteile dieser Heirat klar zu machen.

Die junge Dame trüge schon lange eine innige Neigung zu ihm im Herzen, sie wäre eine der besten Partien der Provinz, und so weiter.

Er fühlte sich auch nicht mehr sterbensunglücklich, das Leben dünkte ihm nur so sade, so ohne allen Reiz.

Da, mit einem Male sein Nettester vermochte den Namen des Vaters kaum zu lallen sollten alle kaum vernarbten Wunden wieder aufgerissen werden. Sein Bruder starb kinderlos, und er selbst, der un­bedeutende Offizier, dessen knappe Zulage sich zur Gründung eines Haushaltes als unzureichenderwiesen, er ward mit, einem Schlage einer der begütertsten Männer weit und breit.

O Schicksalstücke! Sein erster Gedanke war an Ella Geierstein, und wie von elementarer Gewalt

Aemtern und Würden :n Südböhmen heranziehen und ihnen gestatten, mit den höchsten Behörden in Wien tschechisch zu verkehren.

* Wien, 13. Sept. Zum gestrigen deutschen Volkstag in Teschen erschienen sämtliche deutsch-schlesische Abgeordnete und ca. 1300 Vertrauensmänner. Die Hauptredner waren die Abgeordneten Menger, Schücker und Demel. Mit imposanter Einmütigkeit wurde gegen die Sprachenverordnungen Stellung genommen. Wie verlautet, werden die deutschen Abgeordneten gleich in der Eröffnungssitzung des Abgeordnetenhauses eine Reihe von Ministeranklagen embringen, welche verfassungsmäßig sofort in Beratung gezogen werden müssen.

* Außerordentlich viel Wild ist durch das Hoch­wasser in den Donaugegenden ober- und unterhalb Wiens zu Grunde gegangen. In den Jagdrevieren Unter-Zögersdorf und Theresienau wurden bis jetzt die Kadaver von 25 Hirschen und 200 Rehen ver- scharrt.

* Totis, 14. Septbr. Den gestrigen Manövern des 4. und 5. Korps wohnten beide Kaiser bei. Kaiser Franz Josef beobachtete bei Szend die Kavallerie­kämpfe, während Kaiser Wilhelm bei Szendihatar- Hegg die Phasen des Kampfes auf dem westlichen Flügel verfolgte. Die Manöver endeten mit einer großen Kavallerieattake und dem kriegsmäßigen Ab­brechen des Gefechts mit dem Rückzug der Truppen aus die Demarkationslinie. Marschleistung, Haltung und Aussehen der Truppen sind vorzüglich. Nach der Rückkehr aus dem Manöver besichtigte Kaiser Wil­helm den Esterhazi'schen Weinkeller nnt dem bekann­ten Riesenfasse und pürschte sodann im Wildpark.

* Bozen, 13. Septbr, In den Süd-Dolomiten fand ein großer Wettersturz statt. Das ganze Gebirge ist eingeschneit. In den Thälern sind wolkenbruch­artige Regen niederaegangen.

* Triest, 13. Septbr. Ein furchtbarer Cyklon, untermischt mit Gewitter und kolossalem Hagelschlag richtete in der Stadt und Umgegend großen Schaden an. Das Lloyd-Arsenal, sowie die Lloyd-Hafen-Anlagen in Serwala sind arg beschädigt. Die Ausschiffungs­anlagen sind derart demoliert, daß die Zufuhr von Eisenerzen auf lange Zeit unterbrochen ist. Ein eng­lisches Schiff konnte heute mittag erst in See stechen.

* Budapest, 12. Sept. Der Holzhändler Guß­mann aus Fünfkirchen ist bei einer Radfahrt von un­bekannten Thätern ermordet worden. Seine Leiche wurde in die Donau geworfen.

* Paris, 14. Sept. Der König von Siam ver­lieh dem Präsidenten Faure den Orden der großen Krone von Siam mit dem gelben Bande, der nur Souveränen verliehen wird.

* Brüssel, 14. Septbr. In dem Schnellzug BrüsselKöln wurde ein Reisender 1. Klasse kurz nach dem Verlassen der belgischen Grenze von einem Mitreisenden erdolcht, sein Körper verstümmelt und auf den Bahndamm geworfen. Die Identität des Er­mordeten ist noch nicht festgestellt.

* London, 14. Septbr. Die Times meldet aus Kairo von gestern: Die ägyptischen Truppen unter Befehl des Generals Hunter haben Berber besetzt.

* Ath en, 12. Sept. Drei portugiesische Matrosen, welche von dem englischen Kapitän Craismore in der

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niedergeschmettert sank der starke Mann unter dem Druck dieses Gedankens zusammen.

Deswegen grollte er der Vorsehung fort und fort, und wie ein Wurm nagte es stets an seinem Herzen. Ein verfehltes Leben lag hinter ihm.

Und Ella? Er-hatte nie mehr etwas von ihr vernommen konnte, wollte nichts Näheres von ihr wissen. Wozu auch? Ob sie wohl noch lebte? O, vielleicht war auch sie längst die Gattin eines anderen Mannes geworden und blickte, der einstigen Jugend­liebe gedenkend, lächelnd auf eine zahlreiche Kinderschar herab.

Solche und ähnliche Gedanken bewegten Baron Haydens Gemüt. Er stand auf und schleuderte den anmutigen, an der Tepel entlang führenden Weg dem Posthof zu.

Die Luft war mild und nervenstärkend, aber noch standen Bäume und Sträucher im tiefsten Winterschlafs. Nirgends ein grünes Blättchen, nirgends ein Halm, nur die Spatzen ließen ihr lustiges, lärmendes Piepen erschallen und hin und wieder flog ein geschäftiger Star um das kahle Gezweig.

Baron Hayden nahm, damit die erfrischende Luft ihm ungehindert um die Stirn spielen konnte, den Filzhut ab, was jedoch zwei gerade an ihm vorüber­schreitende Damen veranlaßte, diese Bewegung als Gruß anzusehen. Erstaunt, indes höflich dankten sie; im selben Moment aber schaute der große Mann in ein Paar auffallend schöne braune Augen. Sein Herz­schlag stockte. Allmächtiger wer wer in aller Welt hatte solche Augen? Nur einmal im Leben

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