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«bonuiert auswärts auf dieses Blatt den Postämtern und Postboten.

b°i!Donnerstag, 16. Septbr.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungSpreiS f. Wensteig und nahe Umgebung bei einm. Einrückung 8 bei mehrmal. je 6 ^ auswärts je 8 ^ die Ispalt-Zeile

1897.

««Mches.

An der Molkereischule in Gerabronn soll wieder ein vier­wöchentlicher Unterrichtskurs über Molkereiwefen abgehalten wer­den. Der Beginn des Kurses ist auf Montag den 18. Oktober d. I. festgesetzt- Gesuche um Zulassung sind bis längstens 2. Okt. 1897 an dasSekretariat der Kgl. Zentralstelle für die Land­wirtschaft in Stuttgart" einzusenden. (Näheres ist aus der dies- bezügl. Bekanntmachung imStaatS-Anz." Nr. 2ll ersiLtlich.)

LanvsArrachrichtsrr.

* Altensteig, 15. Sept. Das Fischwasser der oberen Nagold mit den Seitenbächen, wo hauptsächlich Forellen gefangen werden, findet stetig mehr Liebhaber und so kommt es, daß die Pachtsumme überraschend in die Höhe geht. Im Jahr 1883 erzielte bei der Verpachtung der Staat einen Pachtzins von 341 Mk., die Freiherr!, v. Gültlingen'sche Gutsherrschast 270Mk., zusammen 611 Mk., am Montag wurde das staatliche Fischwasser ersteigert für 700 Mk., das Frhr. v. Gültlingen'sche für 725 Mk. jährlich, zus. für 1425 Mk. Pächter des staatlichen Fischwassers sind die Herren Lorenz Luz, Lindenwirt Luz von hier und Gutsbesitzer Böcking von Schernbach, während das Fischwasser der Frhrl. v. Gültlingen'schen Gutsherrschast ein Herr Privatier Gropp aus Pforzheim zugeschlagen erhielt. Petri Heil" den Pächtern!

* Nagold, 13. Septbr. Am gestrigen Sonntag

wurde hier das jährliche Bezirksmissionsfest gefeiert. Wie rege der Sinn für die Heidenmission und wie opferwillig die Bevölkerung auch in kleinen Landge­meinden für die Missionssache ist, das zeigte sowohl der zahlreiche Besuch des Festes als auch der bei dem­selben vorgetragene Jahresbericht des Bezirksvereins, welcher eine Einnahme von über 5000 Mark aufwies. Ueber den Gang des Missionswerkes in Ostindien redete Missionar Ritter, über die Mission in Deutsch-Togo (Westafrika) Missionar Kopp. Die hiesige Stadt­kirche wird auf 1. Advent d. I. elektrische Beleuchtung erhalten. An freiwilligen Spenden gingen in kurzer Zeit für diesen Zweck 1026 Mk. ein; der Ueberschlag beträgt 1560 Mark. Elektrizitätswerkbesitzer Klingler hier ist mit der Ausführung der Beleuchtung beauftragt worden; die Kirche soll mit 100 Glühlampen versehen werden. (St.-Anz.)

* Calw, 13. Sept. Die Bezirkskrankenkasse hat von der ersten Einzugsperiode des Jahres l898 an eine Erhöhung der Beiträge besülossen. Zu dieser Erhöhung trug der Umstand bei, daß die Kasse noch nicht den gesetzlichen Reservefond von 20000 Mk. er­reicht hat und daß die Kasse unter mißlichen Ver­hältnissen stehe, indem der Bezirk einen sehr großen Teil an Kassenbeiträgen in Anspruch nehme und die Kontrolle in den abgelegenen Orten außerordentlich erschwert sei. Die Ämtsversammlung beschloß nun, um eine Trennung zwischen Stadt und Bezirk zu ver­hindern, einen Beitrag von jährlich 200 Mk. zu geben, wenn auch die Mitgliederbeiträge erhöht würden. Die Arbeitgeber hielten die bisherigen Beiträge für hoch genug und sprachen sich gegen eine weitere Steigerung aus; die Arbeitnehmer willigten in die Erhöhung ein, weil ihnen die Gründung einer freien Hilfskasse über­lassen worden wäre, zu der die Arbeitgeber keine Bei­träge leisten müssen. Nachdem der Vorsitzende, Fabri­kant Baumann, bemerkt hatte, daß durch das größere Vermögen Unterstützungen schon vom Tage der Er­krankung und eventuell auch für Sonntage gewährt werden können, wurde die Erhöhung mit 11 gegen 6 Stimmen beschlossen. Die Erhöhung beträgt bei I. Kl.' 1 Pfg., bei II. Kl. 1 Pfg., bei III. Kl. 2 Pfg. und bei IV. Kl. 3 Pfg. Die Beiträge belaufen sich demnach pro Woche in I. Kl. 18 Pfg., in II. Kl. 27 Pfg., in III. Kl. 36 Pfg. und in IV. Kl. 45 Pfg.

* Kürzlich kam eine Botenfrau von Aichelberg mit einem ihr zur Ablieferung an einen Wildbader Wirt übergebenen Rehbock die Straße daher. Unter­wegs begegnete ihr der Kgl. Jägermeister Dillen, der auf einem Jagdgang begriffen war. Er hielt die Frau an. untersuchte das Rehwild und sprach:Das

ist kein Bock, das ist 'ne Geiß! Wo ist der Schuß­zettel?" Letzterer, vorschriftsmäßig ausgefüllt, wurde ihm überreicht, worauf die Frau angewiesen wurde, die Geiß aufs Rathaus in Wildbad zu tragen und zu warten, bis der Herr Graf komme. Also gesckah es. Nach einigen Stunden kam der Herr Graf eben­falls aufs Rathaus, und da fand sich dann bei der Untersuchung, daß dieGeiß" thatsächlich ein Bock und zwar ein Kapitalbock war. Für ihre Zeitversäum­nis mußte der Jagdmeister der Botenfrau eine Ent­schädigung bezahlen.

* Reutlingen, 12. Sept. (Zur Organisation des Handwerks.) Veranlaßt durch ein seitens der K. Zentralstelle ergangenes Rundschreiben hatte der hiesige Gewerbeverein behufs Stellungnahme zu der Frage der Organisation des Handwerks auf gestern abend eine Versammlung in der Bundeshalle einberufen. Nach einem eingehenden Referat des Herrn Professor Beiswenger erklärten sich die Anwesenden für die Er­richtung von vier Handwerkerkammern, wobei der Wunsch ausgesprochen wurde, Reutlingen den Sitz einer solchen zu sichern, sowie für Herabminderung der bestehenden Handels- und Gewerbekammern auf die gleiche Anzahl. Die Bestimmung über die in der neuen Organisation berücksichtigten Kleingewerbetreiben, den, als Wirte, Hausierer u. dergl. muß nach Ansicht des Gewerbevereins der Regierung überlassen bleiben.

* Stuttgart, 13. Septbr. Wie derBeob." mitteilt, hat der Volksverein Konstanz für den Partei­tag der deutschen Volkspartei folgende Anträge ein­gebracht: Der Parteitag wolle beschließen: I. Als Voraussetzung für jede künftige Bewilligung zu mili­tärischen Zwecken wird die Erfüllung folgender For­derungen des Volkes bezeichnet: 1. Vorlage eines auf modernen Grundsätzen (Oeffentlichkeit, Mündlichkeit, Ständigkeit und Unabhängigkeit der Gerichte) fußenden Entwurfs der Militärstrafprozeßordnung und Beschränk­ung der Militärgerichtsbarkeit auf rein dienstliche Ver­gehen. 2. Zeitgemäße Aenderung des Offizierspensio­nierungswesens im Sinne des Antrags Augst und Genossen. Vor Erfüllung dies-r Forderungen sollen keinerlei Mittel zu Zwecken des Heeres und der Ma- rine mehr bewilligt werden. II. Die Reichstags­abgeordneten der Partei werden ersucht, bei der nächst sich bietenden Gelegenheit im Reichstag die Einberuf­ung einer internationalen Konferenz zu beantragen behufs Vereinbarung a) von Schiedsgerichtsverträgen zum Zweck friedlicher Erledigung etwaiger Streitfälle zwischen den beteiligten Staaten und b) einer sich daran anschließenden gemeinschaftlichen Abrüstung.

Z Cannstatt, 14. September. Bei der gestern vorgenommenen Versteigerung der Plätze für Schau­stellungen rc. zum Volksfest wurden über 14000 Mk. erlöst.

* Ludwigsburg, 14. Septbr. Gestern abend 9 Uhr wurde durch die Geistesgegenwart eines hiesigen Bahnassistenten ein Eisenbahn-Unglück verhütet. Als der Orientexpreßzug von Stuttgart her die hiesige Station passierte, stand auf dem von ihm bestrichenen Geleise noch ein mit Milchkannen beladener Packwagen. Die Gefahr erkennend, lief der Assistent dem Zuge ent­gegen, um dem Lokomotivführer das Zeichen zum Halten zu geben. Auf diese Weise gelang es, den Zug noch knapp vor dem Wagen zum Stehen zu bringen.

* Vaihingen a. d. E., 12. Sept. Verflossene Nacht brannte das mit 6000 Ztr. Mehl gefüllte Magazin der hiesigen Walzenmühle und das daran an­stoßende Anwesen des Flaschners E. samt der wohl­gefüllten Scheune des Ankerwirts B. vollständig nieder. Entstehungsursache unbekannt. Schaden bedeutend.

* (Für die Hagelbeschädigten.) Für die Notleidenden in Württemberg sind in Frankfurta. M. über 20000 Mark gesammelt worden.

* Die Heilbronner Ausstellung wurde Sonn­tag abend nach 17wöchiger Dauer mit einem Bankett, bei dem Oberbürgermeister Hegelmaier die Festrede hielt, offiziell geschlossen. Der Oberbürgermeister hob

den schönen Erfolg hervor, den Industrie, Handel und Gewerbe durch die Ausstellung erzielt haben.

* (Verschiedenes.) In Denkingen gerieten am Montag abend mehrere junge Leute mit einander in Streit, in dessen Verlauf der Arbeiter Huttenlocher an Kopf und Armen schwer verletzt wurde, so daß er ins Krankenhaus verbracht werden mußte. In Neckar sulm wurden am Sonntag nachmitjag einem dortigen Einwohner 550 Mk. gestohlen. Der ver­mißte Käsehändler Gust. Bub von Ulm ist schon am 30. Juli als Leiche bei Au in Baden aus dem Rhein gezogen und später dortselbst beerdigt worden. Der frühere Frachtbote Heinrich Mößner von Bückingen, der am 26. Juli d. I. seinen Vetter, den Bauern Karl Mößner erstochen hatte, ist auf Grund ärztlicher Beobachtung für irrsinnig erklärt und zur weiteren Beobachtung in eine staatliche Irren­anstalt abgeliefert worden.

* Würzburg, 13. Sept. Heute vormittag halb 9 Uhr erschoß sich ein schon im höheren Semester stehender Kandidat der Medizin, van der Heydt aus Minden in Westfalen. Er sollte sich beim Haupt­meldeamt dahier stellen, unterließ dies aber, weshalb von der Militärbehörde zwangsweise Vorführung an­geordnet worden war. Als ein Schutzmann bei ihm erschien, um ihn abzuführen, schickte er diesen aus dem Zimmer, bis er sich angekleidet hätte. Als der Schutz­mann sich entfernt hatte, jagte van der Heydt sich zwei Kugeln in die Schläfe, die seinen sofortigen Tod her­beiführten. Jedenfalls sollte der 1868 geborene Stu­dent, der sein medizinisches Staatsexamen noch nicht gemacht hatte, sein zweites halbes Jahr mit der Waffe abdienen.

* Darmstadt, 13. Sept. Der Großherzog hat dem Kaiser von Rußland auf der sogen. Mathilden­höhe eine große Fläche zur Verfügung gestellt, auf welcher der Kaiser auf eigene Kosten eine Kapelle zu bauen beabsichtige. Mit dem Bau soll im nächsten Frühjahr begonnen werden.

* (Ein glücklicher Sprung.) In der Nähe von Nohfelden bei Kreuznach fiel ein am offenen Wagenfenster spielendes Kind aus einem in voller Fahrt befindlichen Bahnzuge auf den Bahnkörper. Die Mutter öffnete in ihrer Verzweiflung die Thüre und sprang ebenfalls hinaus. Als der Zug hielt, um beiden Hilfe zu bringen, stellte es sich heraus, daß weder Kind noch Mutter nennenswerten Schaden erlitten hatten.

* Berlin, 14. Sept. Die Abteilung Berlin der deutschen Kolonialgesellfchaft beriet die Flottenfrage und nahm eine Resolution an, worin die Notwendig­keit einer politischen Machtstellung Deutschlands und einer seinem Welthandel und der kolonialen Entwick­lung entsprechenden Vermehrung der deutschen Kriegs­flotte anerkannt und die Ueberzeugung ausgesprochen wird, daß der in ständiger Zunahme begriffene Wohl­stand des deutschen Volkes die mit Schaffung einer solchen Flotte verbundenen Aufgaben wohl zu tragen gestatte.

* Beim Vorstande des deutschen Gastwirteverbandes in Berlin gingen aus den Zweigvereineu, so von Braunschweig, Anträge auf Verdrängung der tschechi­schen Biere aus Deutschland ein.

* Deutschland hat in den letzten 15 Jahren in seinem überseeischen Handelsverkehr einen enormen, geradezu beispiellosen Aufschwung genommen. Während andere Nationen in ihren Handelsziffern entweder stehen geblieben oder zurückgegangen sind, zeigt Deutsch­land in den Jahren 18831894 eine Handelszunahme von 1000 Millionen Mark. Im Jahre 1882 betrugen Ein- und Ausfuhr zusammen 6332 Millionen Mark, im Jahre 1894 belief sich der deutsche Handelsumsatz auf 7337 Millionen. Abgesehen von der außerordent­lichen Zunahme, macht sich auch an allen Orten der Welt das deutsche Bestreben geltend, sich im kauf­männischen Verkehr unabhängig zu machen von Eng-