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Nähe von Gibraltar in Seenot getroffen, von ihm an Bord genommen und nach dem Pyräus gebracht worden waren, gehörten zu der portugiesischen Barke „Rosita Favo," welche von marokkanischen Seeräubern angefallen worden war. Die Bark hatte zwei Angriffe zu erleiden gehabt. Nach dem ersten Angriff hatten die Seeräuber sich in den Besitz aller auf dem Schiff befindlichen Wertgegenstände gesetzt. Als dann später andere Seeräuber auf die Bark stießen und nichts mehr vorfanden, ermordeten sie den Kapitän und 3 Matrosen.
* Athen, 13. Septbr. Die Regierung richtete an die Mächte eme Note, welche vorschlägt, daß bald nach Unterzeichnung der Friedenspräliminarien die griechischen Unterthanen, welche in der Türkei Handel treiben, dorthin zurückkehren können. Ferner soll die Schifffahrt für Schiffe beider Länder in den gegenseitigen Häfen wieder ausgenommen werden. Die Rückkehr der beiderseitigen Flüchtlinge ist unter dem Schutze der Mächte gestattet worden, und wird eine Amnestie für ottomanische Unterthanen griechischer Abstammung, die in der griechischen Armee gedient haben, eintreten.
* Die Türkei macht jetzt verzweifelte Schritte, um den Friedensschluß zu beschleunigen. Thessalien ist ein förmliches Leichenfeld geworden. Mehr als 10 000 Soldaten sind in den letzten drei Monaten Seuchen zum Opfer gefallen. Bis jetzt haben die 200000 Mann auf Kosten Thessaliens gelebt, aber das Land ist nun vollständig ausgepreßt. Schon seit einigen Tagen müssen aus dem Palaste größere Summen für die besetzten Gebiete angewiesen werden. Aber die Verhandlungen gehen nicht vorwärts. Deutschland und England können nicht einig werden. Es scheint sich nicht mehr um den Friedensschluß zwischen Griechen und Türken zu handeln, sondern um ein deutsch-englisches Duell, das mit einer außerordentlichen Hartnäckigkeit ausgefochten wird. Je bestimmter Deutschland sich auf den Standpunkt stellt und hiermit gleichzeitig gewisse türkische Interessen vertritt, desto entschiedener tritt der englische Botschafter zu Gunsten Griechenlands ein und desto weiter öffnet sich die Kluft zwischen den beiden erstgenannten Staaten. Die anderen Botschafter sehen diesem Kampfe sehr vergnügt zu und begnügen sich damit, anstatt Frieden zwischen der Türkei und Griechenland zu machen, ihren Regierungen den Barometerstand zwischen dem deutschen und dem englischen Botschafter bekannt zu geben.
* Hazleton (Pennsylvanien), 11. Sept. Ausständige Arbeiter der Gruben bei Colerame befanden sich gestern auf dem Wege nach Lattimer, um auch die dortigen Arbeiter zuck Ausstand zu veranlassen. Unterwegs wurden sie vom Sheriff angehalten und zum Auseinandergehen aufgefordert. Da dieser Aufforderung nicht Folge geleistet wurde, schossen die Beamten des Sheriffs auf die Arbeiter, obgleich diese unbewaffnet waren. Es wurden 22 Arbeiter getötet, 36 schwer und 40 leicht verwundet. Es werden internationale Schwierigkeiten befürchtet, da viele der Getöteten und Verwundeten Ausländer sind. Eine Versammlung von Bürgern beschloß, die gerichtliche Verfolgung des Sheriffs zu veranlassen.
* Madras, 13. Sept. Durch ein Grubenunglück in der Champion Reef Goldmine sind heute über 40 Personen ums Leben gekommen.
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waren sie ihm begegnet. O, niemals hätte er den madonnenhaften Ausdruck, der in ihnen lag, vergessen können.
Die Damen, eine kleine starke und eine hohe schlanke Gestalt — ja, es war dieselbe im dunkelblauen Anzug, welcher er vor kaum einer Stunde bereits bewundernd nachgeblickt — waren rüstig weiter geschritten, und immer noch stand der Baron an derselben Stelle wie gebannt. Doch nun ermannte er sich und lief den Fremden eiligst nach.
Ohne von ihnen bemerkt zu werden, folgte er ihnen in angemessener Entfernung. Sie bogen in die alte Wiese ein und betraten eines der am Anfänge gelegenen Häuser.
Nachdem er sich dessen Namen angesehen, schritt Baron Hayden nach dem „Elefanten" zurück und verlangte die Kurliste. Bald sollte seine Neugierde befriedigt werden.
Das bewußte Logierhaus beherbergte außer einem Ehepaar und mehreren einzelnen Herren nur zwei Damen. Hier standen die Namen:
Frau Professor Holstedt, Witwe Frl. Marie Holstedt
Tübingen.
„Hm, wunderbar, wie man sich doch täuschen kann," flüsterte beinahe ärgerlich der Baron und klappte die Kurliste zusammen.-
In seiner Wohnung angelangt, fand er einen Brief seines Töcherchens aus Berlin vor. Während des Lesens verfinsterte sich sein Gesicht.
„Ha! Da beichtet sie endlich, die kleine Krabbe,"
Handel und Verkehr.
* Altensteig, 15. Sept. Der gestrige Viehmarkt war ausnehmend zahlreich befahren und der Handel ging in Jungvieh und jüngerem Zugvieh sehr gut, während Fettvieh wenig begehrt war. Die Ursache hiefür wird darin gesucht, daß gleichzeitig in Rottweil ein Viehmarkt abgehalten wurde, daß somit die Händler ihren Bedarf dort zu kaufen gesucht haben. Nutzvieh war verhältnismäßig wenig zugeführt. Die Preise in sämtlichen Viehgattungen haben den seitherigen Stand behauptet. — Auf dem Schweinemarkt war ebenfalls starke Zufuhr und lebhafter Handel. Milchschweine galten 22—30 Mk., Läufer entsprechend mehr.
8 Stuttgart, 14. Septbr. Durchschnittspreise des hiesigen Schlacht- und Viehhofs per Pfund Schlachtgewicht : Farren und Stiere 50—52 Pfg., Rinder 60—62 Pfg., Schweine 68—70 Pfg., Kälber 66 bis 80 Pfennig.
ZBlaufelden.14. September. Die vom 1. landwirtschaftlichen Gauverband nach der Schweiz entsandte Zuchtvieheinkaufs-Kommission ist wieder zu- rückgekommen. Sie hat dort mangels geeigneter verkäuflicher Tiere kaum die Hälfte ihres Bedarfs decken können. Ein Teil der Reflektanten auf Original- Simmenthaler Vieh ist deshalb nach Rottweil, um wenn möglich dort Einkäufe zu machen. Ein Zeichen wie schwer es ist Zuchtvieh zu bekommen und wie lohnend eine rationelle Zucht ist.
* Stuttgart, 14. Sept. (Kartoffelmarkt.) Zufuhr 1200 Zentner. Preis per Zentner 3 Mark bis 3 Mk. 50. — (Krautmar kt.) Zufuhr 1800 St. von den Fildern. Preis per 100 Stück 18 bis 20 Mk. — (Obstmarkt.) Zufuhr 400 Zentner. Preis per Zentner 5 Mk. 80 bis 6 Mk. 20, Birnen 5 Mk. 20.
'"Ravensburg, 12. Sept. Auf dem gestrigen Obstmarkt waren über 500 Säcke Mostobst zum Verkauf aufgestellt. Das ganze Quantum wurde ungemein schnell abgesetzt zum Preis von Mk. 5—5.80 pr.Ztr. Auch Tafelobst war reichlich zugeführt.
* Untertürkheim, 14. Sept. Unsere Wein- gürtner haben gestern mit dem Lesen des Frühgewächses begonnen, da bei den Trauben des vorgeschrittenen Reifegrades halber rasch Fäulnis eintritt. Ein Zuwarten war bei der naßkalten Witterung nicht möglich.
* Calw, 12. September. In Stammheim ist die Hopfenernte beinahe beendigt. Der Hopfen ist sehr schön, äußerst lupulinreich und recht gut ausgereift; die Quantität übersteigt die Erwartungen, da die Anlagen in den letzten Wochen sich sehr gut entwickelt haben.
* Bondorf, 13. Sept. Die Hopfenernte ist hier beendigt. Diese ist Heuer sehr günstig ausgefallen; Qualität ist eine ausgezeichnete, das Gesamtprodukt beträgt ungefähr 1200 Zentner. Käufe wurden letzte Woche abgeschlossen zu 80 und 85 Mark.
* Rottenburg, 12. September. Obgleich die Witterung der letzten Woche viel zu wünschen übrig ließ und das Erntegeschäft erschwerte, hat doch ein großer Teil von Produzenten den Ertrag unter Dach gebracht, und der Hopfen trotz Sturm und Regen an seiner Farbe nicht gelitten. Eine Anzahl Händler ist schon am Platz, allein es fehlt noch an gut getrockneter Ware. Bis heute sind abgewogen 70 Ballen zum Preis
von 05—4M Mk. nebst üblichem Leihkauf. Die Hopfeuernte beschäftigte in diesem Jahre 665 männliche 1462 weibliche, zusammen 2127 fremde Personen. Voriges Jahr 2489.
Vermischtes.
* Einen Riesenappetit entwickelte ein bei dem Gastwirt H. in Fürth einquartierter Soldat des bayr. Leibregiments, der Erlaubnis erhalten hatte, nach Herzenslust zu essen und zu trinken. Am ersten Abend verzehrte er 2 Pfd. Schweinsbraten, 12 Spiegeleier,
4 Knackwürste und 5 Brot, wozu er 10 Glas Bier trank; Betrag der Zeche: 4 Mk. 76 Pfg. Am zweiten Abend nahm er 9 Spiegeleier, 12 Knackwürste 4 Brote und 10 Glas Bier zu sich ; Zechbetrag: 3 Mk. 39 Pfg. Am dritten Abend begnügte er sich mit 80 Pfennig Pressack, 20 Pfennig Käse, 30 Pfennig Stadtwurst, 4 Knackwürsten, 4 Broten und 10 Glas Bier; Zeche 3 Mk. Aus dem gastfreundlichen Hause schied der edle Marssohn sehr schweren Herzens.
Wie düngt man in der landwirtschaftlichen Praxis?
In Nr. 5 der Zeitschrift der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen (Jahrgang 1897) beschreibt Geheimrat Professor Dr. Märcker Anbauversuche mit Gerste auf der Versuchswirtschaft zu Lauchstädt und giebt dabei recht interessante Auskünfte darüber, wie man in der Praxis düngt. Die Wirtschaft zu Lauchstädt gehört ja erst seit ca. 2 Jahren zur Versuchsstation Halle.
Der Boden ist ein typischer Lößlehmboden. Das im Jahre 1896 mit Gerste angebaute Versuchsstück hat nun in den vorderen Jahren folgende Düngung erhalten: 1892 zu Zpuaro-doack-Weizen: 400 Pfd. Superphosphat und 200 Pfd. Chilesalpeter. 1893 zu Zuckerrüben: 800 Pfd. Thomasmehl (im Herbst), 400 Pfd. Superphosphat im Frühjahr, 600 Pfd. Chilesalpeter. 1894 zu Rauhweizen: 800 Zentner Stallmist, 600 Pfd. Superphosphat, 600 Pfd. Chilesalpeter. 1895 zu Zuckerrüben: 400 Pfd. Superphosphat, 600 Chilesalpeter.
Wir erkennen hieraus, daß der Vorbesitzer der jetzigen Versuchswirtschast zu Lauchstädt, Amtsrat von Zimmermann, Jahr für Jahr Superphosphat auf ein und demselben Acker angewendet hat, selbst auch dann, als er im Jahre 1893 eine starke Vorratsdüngung an Phosphorsäure in Form von Thomasmehl gegeben hatte. Und was thut nun Geheimrat Märcker, nachdem er Lauchstädt in Bewirtschaftung genommen hat? Er düngt 1896 den dergestalt mit Superphosphat seit 1892 reichlich gedüngten Boden zu Gerste wiederum mit 40 Kg wasserlöslicher Phosphorsäure pro da in Form von einem 18,g0/aigen Superphosphat.
Diese Ausführungen zeigen, daß die landwirtschaftliche Praxis, wenn es sich um die Düngung von Winterung, Sommerung, Hackfrüchten u. s. w. handelt, die Anwendung von Superphosphat für durchaus notwendig hält und daß die Männer der Wissenschaft, wenn sie praktisch wirtschaften müssen, auch in erster Linie zum Superphosphat greifen, eben weil dessen Phosphorsäure doch schneller und sicherer wirkt wie diejenige im Thomasmehl.
Be rout w o rtlicher Redakteur: W. Rteker, Altensteijg.
murmelte er vor sich hin. „Hm — schon gut! Solche Geniestreiche passen mir nicht. Da ist keine Fa^on drin. Bei mir muß alles klar sein wie das liebe Sonnenlicht. Das Wiedergutmachen nachher erinnert mich immer an Fallobst; auch wenn es noch so verlockend leuchtet, es sitzt ein Wurm drin. Aber ein eigentümliches Zusammentreffen bleibt die Geschichte doch. Wahrhaftig, ich möchte fast sagen: sie ist eine Art Revanche für mich von dazumal! Na, am gebrochenen Herzen stirbt es sich nicht so leicht. Der Mensch hält viel aus, hab's auch erfahren müssen."
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„Wollen Sie die Güte haben, mir dieses Brunnen- glas hier füllen zu lassen, mein Herr? Es ist für uns Damen so schwierig, heranzukommen, und meine arme Verwandte ist leidend, sie kann mcht lange stehen," sagte plötzlich eine melodische Stimme hinter Baron Hayden, als er am nächsten Morgen mit vielen anderen, des heißen Trunkes wartend, in der Sprudelhalle stand.
Schon hatte er den Becher in der Hand, da schaute er halb neugierig zu der Sprecherin hinüber. Ein Fall, ein Klirren und das schön geschliffene Henkelglas lag zerbrochen am Boden.
„O — wie ungeschickt! Bitte tausendmal um Verzeihung, meine Gnädige. Ich weiß wirklich nicht, wie das Unglück geschehen konnte," stammelte verwirrt der Baron.
„Nickt dock. Das ist ja der Entschuldigung gar nickt wert. Scherben bringen Glück, mein Herr!" entgegnen die Dame lachend. „Wir müssen nur schnell
einen anderen Becher schaffen, da meine Schwägerin ihren Brunnen haben muß."
„Darf ich das besorgen, Gnädige?"
„Nun, wir können ja zusammen gehen," klang es beinahe schalkhaft zurück.
„Ja — nein — ich weiß nicht — ich glaube, eine Aehulichkeit ist an allem schuld, gnädige Frau. Ihr Gesicht. Ihre Sprache riefen Erinnerungen in mir wach, die — die —" der Baron stockte.
„So, also nur eine Aehnlichkeit war es, die Sie frappierte. Da haben wir Frauen doch schärfere Augen. Ich habe Sie -sofort erkannt, Baron Hayden — schon vorgestern, als Sie so einsam und weltvergessen am „Elefanten" Ihren Kaffe tranken."
Wie blöde starrte der Angeredete in ein fein geschnittenes und trotz des augenscheinlich reiferen Alters der Dame — sie mochte vielleicht 39 Jahre zählen — noch immer auffallend schönes Gesicht.
„Ella — Ella Geierstein! Ist es möglich, Sie selbst sind es? O, die Züge, diese Gestalt sind mir längst aufgefallen, aber ich wurde so irre durch den Namen," rief flammenden Blickes und bebend vor Erregung der Baron.
„Nicht mehr Ella Geierstein!" sagte die schöne Frau, indem ein flüchtiges Rot über das vornehme Antlitz huschte. „Vor zwölf Jahren habe ich mich mit Professor Holstedt vermählt und bin nun Witwe. Die einzige Schwester meines verstorbenen Mannes mußte nach Karlsbad zum Kurgebrauch, und da ich die Ladende nicht allein reise» lasten wollte, bot ich mich ihr als Begleiterin an." (Fortsetzung folgt.)