Eskadron des Dragonerregiments König infolge Herzschlags. Der Verstorbene ist aus dem Oberamt Böblingen gebürtig. — Die 20jährige Tochter eines Friseurs in Gmünd reinigte letzten Samstag ihre Handschuhe, die sie angezogen hatte, mit Benzin. In ziemlicher Entfernung von ihr zündete ihre Schwester eine Spiritusflamme an. Durch einen Luftzug fing das Benzin an den Handschuhen Feuer und ergriff sofort ihre Kleider. Hilferufend stürzte das Mädchen in das Friseurkabinett, wo ein Gehilfe ihres Vaters die Geistesgegenwart hatte, das Feuer zu ersticken. Das Mädchen liegt schwer verletzt darnieder.
* Karlsruhe 11. Aug. Das Ministerium der Eisenbahnen gewährte die für die badischen Hagelbeschädigten zugestandenen Frachtvergünstigungen auch für das württembergische Unterland.
* Mannheim, 11. Aug. Das größte Aufsehen erregt in hiesiger Stadt die Verhaftung des früheren Stadtverordneten und Kohlenhändlers Fuhs, der der Hehlerei dringend verdächtig ist. Fuhs, der schon verschiedene Ehrenämter bekleidet und im öffentlichen Leben der Stadt eine große Rolle gespielt hat, ist in eine Diebstahlsaffäre zum Nachteile der Reederei Stimms verwickelt, denn er hat von den von Arbeitern der Reederei „on §ros" gestohlenen Kohlen weit unter Wert angekauft. Fuhs ist, wie man hört, geständig und hat bereits zugestanden, sechs Waggons Kohlen sich auf unrechtmäßige Weise erworben zu haben. Gleichfalls in derselben Sache ist der Kohlenhändler und Reservelieutenant Lutz sr., verhaftet worden, der auch bedeutende Quantitäten Kohlen von der gleichen unsauberen Quelle zu auffallend niederem Preise bezogen hat. Lutz, der vorgestern gegen eine Kaution von 6000 Mark freigelassen worden war, wurde gestern von neuem in Haft genommen.
* Nürnberg, 10. August. Wie der „Fränk. Kurier" erfährt, wird der König von Württemberg nicht zur Kaiserparade hierher kommen. Auch von der Hierherkunst des Großherzogs von Hessen hört man nichts mehr.
* Berlin, 10. Aug. Der engere Ausschuß des Komites für die Ueberschwemmten beschloß, 30 000 dem Komite für Württemberg, 30 000 der hiesigen sächsischen Gesandtschaft für die Ueberschwemmten in Sachsen, 30 000 dem Oberpräsidenten von Schlesien und 5000 ^ für die Lausitz sofort zu überweisen.
* Berlin, 11. August. Aus Petersburg meldet das „Kleine Journal": Des Kaisers militärische Sachkenntnis, verbunden mit seiner schneidigen Führung der taktischen Manöver, bildet überall das Tagesgespräch. Selbst die unter den Zuschauern befindlichen Franzosen stimmten in die rauschende Beifallskundgebung ein.
* Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht die Ernennung des Botschafters Frhrn. v. Thielmann zum Staatssekretär des Reichsschatzamts unter Beilegung des Charakters als Wirklicher Geheimer Rat.
D Die Ehrungen, deren sich das deutsche Kaiserpaar seitens des Zaren und des russischen Hofes zu erfreuen hat, sind so außerordentlich und herzlich, daß selbst die Franzosen vergebliche Mühe aufwenden werden, dieselben als Akt bloßer Höflichkeit darzustellen. Die Ernennung Kaiser Wilhelms zum Admiral der
Thu Du redlich nur das Deine, Thu's in Schweigen und Vertrau'«; Rüste Balken, haue Steine!
Gott der Herr wird bau'«.
Pas alle Kaufhaus.
Von Ivcrr King.
(Fortsetzung.)
„Im nächsten Jahr," wiederholte Sillo, wenn man noch so lange lebt, um sie blühen zu sehen."
Als das Frühstück vorbei war und Franz an der Wiege der kleinen Sillo saß, um sie zu bewachen, während sie schlief, da gingen die beiden Freundinnen ins Kontor. Sillo sollte Haugaards Bild sehen, denn sie hatte in ihm einen treuen Freund verloren.
Hier drinnen, wo Marie alles so heilig wie in einer Kirche erschien, schlang sie die Arme um ihre Kousine und bat sie mit Thränen in den Augen, ihr zu sagen, was geschehen war, was das frohe Leben in ihr getötet und tiefe Furchen der Trauer m das Gesicht gegraben hatte, das nur zum Lächeln geschaffen war.
Sillo konnte nur mit einem Thränenstrom antworten, als aber Marie sie mit sorgenvoller Stimme fragte: „Liebst du denn deinen Mann nicht mehr?" da stieß sie sie entsetzt von sich. „Ich sollte Eilert nicht mehr lieben? Ja, ich liebe ihn heißer, denn je, nun, da ich ihn verloren habe."
„Das verstehe ich nicht, Sillo. Du weißt, ich muß etwas haben, was ich fassen und begreifen kann, wenn
russischen Flotte, der warme Ton in den Trinksprüchen des Zaren und des deutschen Kaisers und der familiäre Verkehr der beiden kaiserlichen Paare sind sichere Anzeichen eines freundschaftlichen Verhältnisses, das seine Rückwirkungen auf die diplomatischen Beziehungen um so weniger verfehlen kann, als zwischen der auswärtigen Politik Rußlands und Deutschlands keinerlei Gegensätze existieren. „Friede!" lautet ihre gemeinsame Parole.
* Mit Hinweis auf die Konferenz zwischen Hohenlohe und Murawjew mit von Bülow und Fürst Radolin schreibt die „Nat.-Ztg.": Dieser Konferenz sind mehrere andere vorausgegangen, an denen auch die Monarchen beteiligt waren. Daß dem Besuche Kaiser Wilhelms am russischen Hofe in Wahrheit eine politische Bedeutung beigemessen ist, wird durch diese diplomatischen Erörterungen einwandfrei nachgewiesen.
ss Der deutsche Kriegerbund hat Erfolg gehabt, indem er seine Organisationen für die Einrichtung von Arbeitsnachweisen für Reservisten und ehemalige Angehörige der Armee und Marine in Dienst stellte. Fast in allen Bezirksverbänden sind Arbeitsnachweisstellen eingerichtet worden und ihreregeJnanspruchnahme spricht dafür, daß diese Einrichtung tatsächlich einem allgemeinen Bedürfnis zu Hilfe gekommen ist.
Die Zeitung .Deutschland' inWeimar ist von zuständiger Seite zu der Mitteilung ermächtigt, daß bei dem kürzlichen Besuch des Großherzogs in Friedrichs- ruh Fürst Bismarck wörtlich folgenden Ausspruch that: „Eure königl. Hoheit dürfen überzeugt sein, daß ich bis zum letzten Tage meines Lebens mit meinem Rat zur Verfügung stehe, wenn er verlangt oder durch die Verhältnisse bedingt wird, als gehorsamer Diener des Kaisers und der mit ihm verbündeten Fürsten, als treuer Sohn des deutschen Vaterlandes, als steter Freund unseres Volkes!"
* Hirschberg i. Schlesien, 10. August. Nach dem aus 31 Gemeinden und Gutsbezirken vorliegenden Material über die Hochwasserschäden im Kreise Hirschberg sind den Fluten 4 Menschen und 160 Stück Vieh zum Opfer gefallen. 19 Wohnhäuser und 42 andere Gebäude wurden zerstört. Erheblich beschädigt sind 72 Wohnhäuser und 75 andere Gebäude. Brücken wurden 124 zerstört und 73 beschädigt. Stege sind zerstört 11278 w, erheblich beschädigt 35 857 m. An Acker-, Wiesen- und Gartenland sind sortge- schwemmt 287 da; gänzlich versandet sind 910 tm.
ss Ein seltenes Familienfest wurde in Bergbruch bei Jnowrazlaw (Posen) gefeiert. Die beiden Brüder Peter und David Hammermeister, ein Zwillingspaar, feierten mit ihren Frauen, die ebenfalls ein Zwillingspaar sind, ihre silberne Hochzeit.
* Eine furchtbare That begingen dieser Tage mehrere Schulknaben in Altona. In einem Thorweg der Ungerstraße häuften sie Papier und altes Gerümpel zusammen, gossen Petroleum darauf, zündeten den Scheiterhaufen an und warfen dann einen Spielkameraden, den elfjährigen Knaben Karl Hartung, mit dem sie sich kurz vorher erzürnt hatten, in die prasselnde Glut. Der arme Knabe wurde, am ganzen Leib mit fürchterlichen Brandwunden bedeckt, noch lebend den gierigen Flammen entrissen und in ein Krankenhaus gebracht. Gegen die jugendlichen Unholde, die noch mehr Schandthaten auf dem Gewissen haben, ist die Untersuchung eingeleitet worden.
ich dir folgen soll. Wie kannst du deinen Mann verloren haben, wenn er dich so sehr liebt, wie er es nach dem zu schließen, was ich gestern gesehen habe, wirklich thut."
„Ich kann es nicht erklären, ich kann es nur fühlen, als Haugaard tot war, trennte uns die tiefe Trauer. Wenn wir getrennt voneinander sind, sehnen wir uns nacheinander und dann liebe ich ihn so sehr; aber wenn er sich mir nähert, werde ich bange, bin nicht mehr Herr über meine Angst. Siehst du, Marie, diese verletzt ihn und jagt ihn fort von mir, und sie bringt mich ins Grab - sage nichts, Marie, sage nichts. Ich weiß, daß es Schwäche ist, aber ich kann nicht dafür. Ich habe so hart gekämpft."
„Aber gekämpft ohne festes Ziel, alle diese tausend kleinen Kämpfe im Leben durchgestritten, die nicht einen einzigen wirklichen Sieg mit sich führen. Du, Sillo, hast nicht mit deiner ganzen Kraft gekämpft, du hast die Furcht und die Schwäche stärker sein lassen, als den Willen, sie zu überwinden. Du hast von Natur ein sehr schwaches Nervensystem; da ist ein Etwas, was es in ungewöhnlich hohem Grade erschüttert hat, und dir hat die Kraft gefehlt, dich zusammenzunehmen, oder du hast dem Druck nachgegeben und Haft die Mutlosigkeit über dich Herr werden lassen."
„Eilert hatte unrecht gegen dich gethan; da ist etwas, was schwer auf ihm lastet, was ihn hart und ungerecht gegen dich macht, die er so über alles liebt. Du hättest dein Recht als Frau geltend machen sollen, du hättest ihn zwingen sollen, dir zu sagen, was ihn drückt, und wenn du dann alles erfahren hättest —
Ausländische-.
D Wien, 11. August. In den nächsten Tagen ^ sollen die Versuche einer Ausgleichsverhandlung zwi- 2 schen Deutschen und Tschechen wieder ausgenommen ^ werden. Von der Regierung ist dafür schon ein voll- ^ ständiges Programm ausgearbeitet. Eine in deutschen A Abgeordnetenkreisen sehr angesehene Persönlichkeit, die ehemals eine hohe parlamentarische Würde bekleidete, bemüht sich nun in Prag, die Deutschen versöhnlicher 8 zu stimmen. Die Regierung soll auch zu teilweisen Z Zugeständnissen für die Deutschen bereit sein, aber auch I die Tschechen, die armen mißhandelten Märtyrer, sollen A vom Grafen Badeni ein „Zuckerl" erhalten. In Wiener - politischen Kreisen glaubt man übrigens nicht an den «fl Erfolg einer neuen Ausgleichsverhandlung, zumal die A Slawen immer aufs neue sich in dreisten Herausforde- A rungen ergehen. gj,
* Budapest, 11. Aug. Nach einer Meldung ^ des „Pester Lloyds" wird Baron Call für den Fall, A daß die bulgarische Regierung für die gegen Oesterreich- Ungarn in der bekannten Unterredung Stoilow's be- ^ gangene Taktlosigkeit keine ausreichende Genugthuung A giebt, seine Pässe verlangen und Sofia verlassen. ^
* Der internationale Frauenkongreß in Brüssel Ä beschäftigte sich in seiner ersten Sitzung mit dem deutschen —— bürgerlichen Gesetzbuch, das den verheirateten Frauen nicht das ihnen gebührende Recht einräume. Frau Marie Stritt kündigte ein „Manifest" der deutschen Frauen an, indem der Reichstag aufgefordert werden
soll, den Frauen volle Gleichberechtigung mit den Männern zu geben. D, ^
* Haag, 11. August. Um Mitternacht wurden
15 Personen, welche sich vor der spanischen Gesandt- ^ -- schüft versammelten und dort anarchistische Rufe aus- H;"'. gestoßen hatten, verhaftet und der Polizeibehörde übergeben. A ,
* Peterhof, 11. Aug. Gestern vormittag fand AiA eine längere Konferenz zwischen dem Reichskanzler ^ Fürsten Hohenlohe, dem mit der Führung der Geschäfte A-Z der auswärtigen Angelegenheiten betrauten Botschafter « v. Bülow und dem Botschafter Fürsten Radolin statt.
* Mobilew, 11. Aug. In der Stadt Maliff- ^ §
lawl entstand bei heftigem Winde eine Feuersbrunst, Ao welche gegen 200 Häuser, 1 Synagoge und 6 jüdische Gebetschulen einäscherte. Die Unterstützung für die «Zn durch das Feuer Geschädigten wird in die Wege geleitet. T-K
* K 0 n sta nti n 0 p el, 10. Aug. Der Besuch des —*»— bulgarischen Fürsten ist auf eine Einladung des Sultans §d O gelegentlich der letzten Anwesenheit des Fürsten Ferdi- nand in der türkischen Hauptstadt zurückzuführen. Der W ^ Besuch war bereits für dieses Frühjahr geplant, mußte jedoch infolge des Ausbruchs des griechisch-türkischen LZ . Krieges verschoben werden. Bei dem Empfange des ^ Fürsten im Mdiz-Palast küßte sowohl der Fürst als ZZ " auch sein Gefolge dem Sultan die Hand.
sj Ueber den Fortgang der gri e ch isch-t ürki- Z schen Friedensverhandlungen hat man in den letzten beiden Tagen garnichts zu hören bekommen; die Be- denken, welche wir allzu optimistischen Beratungen gegen- ö ^ über wiederholt zum Ausdruck brachten, haben sich nur allzu begründet erwiesen. So wie die Dinge heute liegen, ist es ganz wohl möglich, daß ehe noch der H ^ Präliminarvertrag zum Abschluß gelangt, erneute ernst-
ja, dann wäret ihr vielleicht keine glücklichen Kinder » wieder geworden, sondern treue Ehegatten, die einander - stützen und der eine die Fehler des andern trägt. 8,' Z Arme, kleine Sillo, weine nicht, wenn dein Herz auch zu brechen droht. Du bist körperlich krank, das be- greife ich sehr wohl, du mußt zuerst deine Kräfte etwas sammeln, ehe du den Kampf von neuem aufnehmen kannst. Ich entreiße dich deinem Manne, er bekommt M.. dich nicht zurück, bevor er dich nickt als glückliche Gattin s heimführt. Bleibt ihr jetzt zusammen, so wäre für euch keine Rettung mehr. Nein, Sillo, es nützt nichts, daß du dagegen angehst. Ich bin doch stärker als du. Vergiß nicht, Kind, als wir dich zu uns ins Haus :
nahmen, da trat ich bei dir an die Mutterstelle. Jetzt !
mache ich mein Mutterrecht geltend. Du bist krank, und ich will dich pflegen. Ich erlaube es dir nicht, 'M - zusammenzusinken. Du sollst ins Leben hinaus, sollst deine alten Freunde im Fischerdorf besuchen. Das Nks - Leben in deinem eigenen Heim läßt dich dahinwelken." ^ - „Dein Zimmer aus alter Zeit wartet auf dich. lasse nur Franzens Bett kommen, und wenn ich euch ^ ! beide habe, müßte es doch merkwürdig zugehen, wenn <-!§> Stein nicht seinen Weg zu euch fände." Is'
Sillo wohnte wieder bei Marie. Stein hatte seine s Zustimmung zu dem Umzug gegeben. Er hatte seit -L drei Monaten nichts mehr über seine Gattin vermocht und hatte das Zutrauen zu seinem Handeln verloren, * ^ den Glauben verloren, daß sich je wieder auf dieser ^ Erde ein Glück für ihn fände. Wenn Marie nur im stände war, Sillo ihrem Sohn zu erhalten, so wollte er gern sein Leben opfern.