I liche Verwickelungen das Zustandekommen des Friedens- i ' Werks wieder auf geraume Zeit hinaus in Frage stellen.
. 2 Wie nämlich der türkische Minister des Aeußern den
i ^ Botschaftern in Konstantinopel mitteilt, überschritten
- «r gegen 500 bewaffnete Armenier von Serbien aus die
l A türkische Grenze und bemächtigten sich einiger Ort-
> ^ schäften. Es wurden sofort Truppen gegen die Armenier
H und eine Protestnote an die serbische Regierung abge-
i tz schickt; immerhin wird der Vorfall als folgenschwer
H Z angesehen, um so mehr als auch an der griechisch-türki-
1 Z scheu Grenze neuerliche Unruhen entstanden sind, indem
, A mehrere Tausend persische Armenier auf ottomanisches
? .! Gebiet fielen, wobei ungefähr 200 Personen, darunter
, ml Weiber und Kinder, getötet wurden. Viele wurden
> -2! in grausamer Weise hingeschlacktet, 40 der Opfer
! Qi wurden Nasen und Ohren abgeschnitten.
A * Das Unglück von Rustschuk ereignete sich in , den 5 Kilometer von der Stadt entfernten Werkstätten Ä der Firma Brüder Jwanoff, in welcher die Patronen ' der älteren Systeme ausgeleert werden. Die Firma . ^ hatte mehrere Millionen solcher Patronen aus dem
, A türkisch-russischen Kriege gekauft. Wahrscheinlich durch
^ Unvorsichtigkeit explodierte eine dieser Patronen, wo-
I ^ durch das Unglück herbeigeführt wurde. Der leicht
l - aufgeführte Bau, der nur einen Ausgang hatte, geriet
i - in Ärand, und die Arbeiter,-die darin beschäftigt waren,
, fielen der Katastrophe zum Opfer. Viele der Un- , glücklichen, die schwere Verletzungen oder Brandwunden
, ^ erlitten hatten, sprangen in wahnsinnigem Schmerz in
, ^§8 die bei der Unglücksstätte vorbeifließende Donau, wo sie ertranken. Fürst Ferdinand von Bulgarien, der , rU kurze Zeit nach dem Unglück in Rustschuck eintraf,
. st? .. begab sich sofort nach der Unglücksstätte, besuchte hierauf
- auch in Begleitung des Ministerpräsidenten Stoiloff
> ' Z die Verwundeten im Spital, wo er bis zum Abend
Lä ^ verweilt, und blieb in Rustschuk, um auch der Beerdigung
, der Toten beizuwohnen. (Entgegen den Zahlen des
c offiziellen Berichtes hält ein Korrespondent des Neuen : A.o Wiener Tagblatts daran fest, daß die Gesamtzahl der
- Opfer etwa 300 betrage, 130 Tote und 170 Schwer- verwundete; 320 Arbeiter seien in dem Raum gewesen,
. wovon nur 20 entkommen konnten. Eine schwere V;'o Verantwortung laste auf der Behörde, die zugelassen
- habe, daß so viele Leute in einem Raume beschäftigt
: werden, da doch das Gesetz für einen so gefährlichen
. Betrieb kleineArbeitsräumefürje 6Personenvorschreibt.)
* Madrid, 10. Aug. Es herrscht überall Ruhe, z Der Mörder erklärt, er habe die Anarchisten von z r-5o Barcelona sowie auch den Tod des Jnsurgentenführers
- -K^. Rizal, der auf den Philippinen kriegsrechtlich erschossen
r wurde, gerächt. Die Nachricht von der Wiederberuf- e ung der Liberalen zur Regierung ist nicht begründet,
r ^ Portugal herrschen höchst unerquickliche
z ---i Zustände. Nach aus Lissabon eingetroffenen Privat- § -LZ si Nachrichten sind in den letzten Tagen in Lissabon und
LSZ mehreren anderen Provinzstädten Meutereien ausge-
- Z brachen. Die Polizei mußte mit blanker Waffe ein- r schreiten. Die Zahl der Toten und Verwundeten soll
- -L^o' mehr als 50 betragen. Mehrere hundert Verhaftungen
- ^ wurden bereits vorgenommen.
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Das deutsche Kaiserpaar in Rußland.
* Peterhof, 11. Aug. Vormittags 11 Uhr traten das deutsche und russische Kaiserpaar an Bord der
Es war ein ungewöhnlich milder Winter, der Februar hatte seine Rolle mit dem April gewechselt, Sonnenschein und Sturm, Regen und Schnee lösten einander ab.
Derselbe Kampf, der in der Natur herrschte, tobte auch in Sillos Sinn. Wenn sie erwachte, war es, als ruhe eine schwere Sorge auf ihrem Leben, als wäre keine Hand im stände, die Last zu heben, an der sie trug. Wenn dann aber die Sonne durchs Fenster zu ihr hineindrang, dann klärte es ein wenig auf, und das Leben begann gleichfalls zu erwachen; einen solchen Augenblick benutzte Marie, um sie mit sich hinauszunehmen, und oft führte sie ihr Weg dann zu dem Fischerdorf, wo die Freunde ihrer ersten Jugendtage sich um sie sammelten. Selbst das kleinste Kind kannte sie dort.
Die Liebe, der sie begegnete, munterte sie auf, und wenn sie den kleinen Franz im heitern Spiel mit den andern Kindern sah, so kam ein Lichtstrahl über ihr Antlitz, es ireute sie, zu sehen, wie schnell er wieder das frohe Kind früherer Zeiten geworden. Sah er aber zugleich Thränen in den Augen der Mutter, so hielt er mitten im Spiele an und eilte zu ihr.
Marie ließ ihr nie die Zeit, in die alte Trägheit zu verfallen. Sie wußte sie stets zu beschäftigen, kam dann aber die Zeit, wenn Eilert sie zu besuchen pflegte, so hatte Sillo keinen Frieden mehr. Eine fieberhafte Unruhe breitete sich über sie, die sie von Ort zu Ort trieb. Jeden Augenblick trat sie an das Fenster, um nach ihm zu sehen, und kam er dann, so eilte sie aus dem Zimmer, und da ihr Mann auf diese Weise nie
Alexandria die Fahrt nach Kronstadt an, der Zar in deutscher, Kaiser Wilhelm in russischer Marine- Uniform. Das Wetter war herrlich. Die Verabschiedung der deutschen Majestäten am Landungsplätze in Peterhof von den Großfürsten und Großfürstinnen, dem Grafen Murawieff, den anderen Ministern, Hofwürdenträgern und dem Fürstenpaar Radolin war äußerst herzlich. Der Zar zog Frhrn. v. Bülow in eine längere Konversation und reichte ihm bei der Abfahrt nochmals die Hand. Eine gewaltige Menschenmenge war am Landungsplätze anwesend. Als die Alexandria absnhr, ertönte Kanonendonner, die Musik spielte die deutsche Hymne, die Truppen riefen Hurrah, das Publikum rief Wünsche auf eine glückliche Reise zu. Das deutsche Kaiserpaar erwiderte fortwährend sehr herzlich die Abschiedsgrüße. Fürst zu Hohenlohe hatte sich bereits vorher von den Majestäten verabschiedet und war mittags mit der Eisenbahn von Petersburg abgereist.
* Kronstadt, 11. August. Heute mittag gegen 1 Uhr begab sich das deutsche und das russische Kaiserpaar an Bord des Panzers „König Wilhelm", wo es beim Prinzen Heinrich das Frühstück einnahm. Eine dichte Menschenmenge wogte auf den Kronstadter Quais. Bald nach vier Uhr ersah man aus den Manövern der Schiffsmannschaften, daß der Augenblick der Verabschiedung gekommen war. Die Reede bot ein prachtvolles Bild; eine leichte Brise bewegte die See. Um ^/.4 Uhr wurde das Abfahrtssignal gegeben; die deutschen Kriegsschiffe donnerten die Abschiedsgrüße, die Kronstadter Forts erwiderten dröhnend den Salut. Die Mannschaften paradierten auf Deck und riefen dreimal Hurrah, während di« russische Nationalhymne gespielt wurde. Als der „Gefion" vorüber war, nahte die „Hohenzollern". Beide Kaiserpaare verabschiedeten sich vom Prinzen Heinrich und fuhren in einem Boot der russischen Kaiseryacht nach der „Hohenzollern". Dort verabschiedeten sich die russischen Majestäten auf's herzlichste. Sie hatten etwa 10 Minuten an Bord verweilt und begaben sich sodann ins Boot. Das russische Kaiserpaar wurde vom deutschen Kaiserpaar bis an den untersten Absatz der Treppe des Fallreegs geleitet. Inzwischen feuerte auch der Panzer „König Wilhelm" seine Abschiedsgrüße. Als das russische Kaiserpaar nach der Dacht „Alexandria" fuhr, sandte das deutsche Kaiserpaar vom Deck der „Hohenzollern" aus Ab- fchiedsgrüße. Der Kaiser salutierte, die Kaiserin winkte mit den Händen, die russischen Majestäten erwiderten die Grüße in gleicher Weise. Um 5^/. Uhr ging die „Alexandria" nach Peterhof ab; bald nach sechs Uhr folgte die „Hohenzollern" den deutschen Schiffen. Die Abfahrt der deutschen Schiffe, deren Rauchsäule noch lange am Horizont sichtbar war, schloß aufs ausdrucksvollste die Kaiserrerse ab.
* Kronstadt, 11. August. Beim Verlassen des Panzers „König Wilhelm" umarmten sich beide Kaiser, küßten sich und schüttelten sich die Hände, ebenso die Kaiserinnen, denen beide Kaiser die Hände und Wangen küßten. Als beide Monarchen sich verabschiedeten brach ein gewaltiger Jubel der Menschenmenge los, welche zur Verabschiedung der Schiffe erschienen war, der Jubel erneuerte sich bei der Verabschiedung auf der „Hohenzollern".
die Sehnsucht sah, mit der sie ihn empfing, oder den warmen Blick, der ihm folgte, so fand er weder Freude noch Trost bei seinem Kommen, fand er nichts, was er mit sich in sein einsames Heim nehmen konnte.
Die Gattin war still, wenn er da war, sein kleiner Sohn war bange vor ihm und saß schweigsam in einer Ecke da, ohne zu spielen.
Marie strengte sich vergebens an, um eine Unterhaltung in Gang zu bringen, wie in alten Tagen, und wenn Eilert sie am Abend verließ, so war sie mutlos und müde zugleich.
Doch tröstete es sie, daß Sillo etwas von der durchsichtigen Magerkeit verlor, die ihr ein beinahe unheimliches Aussehen verlieh. Die Augen lagen nicht mehr in so tiefen Höhlen, und ihre Haltung war kräftiger und fester geworden.
Sie fügte sich wie ein folgsames Kind allem, was Marie sagte. Nur in einem stand sie unerschütterlich fest. Das Haar war nach wie vor geflochten, und kein flatterndes Band oder unnötiger Schmuck durfte sie schmücken.
Eines Tages blieb Eilert länger fort, als er sonst zu thun pflegte. Sie hatte das Fenster halb geöffnet, um nach ihm zu sehen. Da bog er um die Ecke, ihre Augen trafen sich, die seinen schauten sie so milde und liebevoll an, daß ihr Herz ganz gerührt wurde und ein Thräneustrom hervorquoll. Dann grüßte er, sie wurde feuerrot, schloß schnell das Fenster und wollte gerade wieder aus dem Zimmer laufen, als die kleine Sillo zu weinen anfing und sie das Kind aus der Wiege nehmen mußte.
Als Stein eintrat, zitterte sie stark, versuchte aber.
Handel und Verkehr.
* Calw, 11. Aug. Auf dem beute stattgehabten Vieh- und Schweinemarkt waren zugeführt 439 Stück Rindvieh, 14 Pferde, 33 Körbe Milchschweine, 59 Stück Läufer. Der Handel in Großvieh war ziemlich lebhaft, namentlich ging fette Ware zu guten Preisen ab. Höchst erlöster Preis für 1 Paar fette Ochsen 1035 Mk.; andere Eigner lösten 900 Mk. und 870 Mk. — Auf dem Schweinemarkt wurden Milchschweine zu 24—36 Mk. und Läufer zu 40—98 Mk. pr. Paar gehandelt.
* Großbottwar, 10. Aug. Der heute hier abgehaltene Viehmarkt war ziemlich stark besucht und mit Vieh aller Gattungen gut befahren. Gesucht waren Milchkühe und Jungvieh, ebenso Zugvieh. Die Preise zogen im allgemeinen an, da bei uns eine befriedigende Oehmdernte zu erwarten ist, auch die Kleefelder reichliche Erträge abgeben. Rinder kosteten von 50—150 Mark, Kühe, Kalbinnen und ältere Rinder von 150 bis 400 Mk., Stiere 350—700 Mk. Per Paar, Ochsen 600—1000 Mk. per Paar, je nach Beschaffenheit, Schwere und Nutzbarkeit. — Der sich anschließende Krämermarkt war nicht viel besucht, indem bei den Landsleuten das bare Geld rar ist und dieselben sich mehr und mehr an den Einkauf bei den Kaufleuten am Platze gewöhnen.
Vermischtes.
* (Titelsucht.) Als erheiterndes Beispiel der Titelsucht sei folgende Verlobungsanzeige mitgeteilt, die sich in dem zu Göppingen erscheinenden „Hohenstaufen" in der Nummer vom 3. d. M. findet:
Michael Huber,
Stallknecht und Gefreiter der Reserve (m. Qualifikation z. Unteroffizier,) und
Katharine Benz,
Dienstmagd
Verlobte.
Bärenwinkel. Matzenbach.
Neueste Nachrichten.
H Madrid, 13. August. Die Königinregentin beschloß zur besonderen Ehrung Canovas, ein (wahrscheinlich Canovas-)Denkmal auf Kosten der Königin im Königs-Palaste oufstellen zu lassen.
ß Mailand, 13. August. Gestern fanden zahlreiche Haussuchungen bei Anarchisten statt und sind 4 verhaftet worden. Wichtige Schriftstücke und eine Bombe sollen gefunden worden sein.
Z Rom. 13. August. General Albertone ist mit einem Militärarzt in Turin angekommen und reist sofort nach Genf, wo das Duell mit dem Prinzen Heinrich von Orleans stattfindet.
Z Hamburg, 13. August. Der Friedenskongreß veranstaltete abends eine von 2000 Personen besuchte Volksversammlung.
Z Paris, 13. Aug. Einer Meldung aus Tanger zufolge wurde in Taffa eine Karawane mit 2 englischen Missionaren überfallen und ausgeraubt; das englische Konsulat hat deswegen Klage erhoben.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
es durch ein Lächeln vor ihrem Mann zu verbergen, sein Herz fing an zu klopfen, er glaubte, daß er nur Schmerz fühlen konnte, doch indem er die mit Sillo vorgegangene Veränderung sah, fing die Freude an, sich vorzudrängen.
Sie wiegte ihr kleines Pathenkind auf ihren Knieen, um es zur Ruhe zu bringen; so hatte er sehr oft seine Gattin mit ihrem eigenen Knaben auf dem Schoß gesehen. Er setzte sich an ihre Seite, Franz kam aus seiner Ecke hervor und setzte sich auf einen Schemel zu Füßen der Mutter; zum ersten Mal in langer Zeit ließ der Vater liebkosend seine Hand über sein krauses Haar gleiten, als Marie eintrat, um sie zu Tisch zu rufen. Einen lichteren und froheren Anblick hatte sie lange nicht gehabt.
Als sie zu Mittag gespeist hatten, nahm sie ihre Freunde mit in Haugaards Stube, doch als Franz ihnen folgen wollte, schob sie ihn sanftzurückund schloß dieThür.
„Jetzt, Eilert, sind wir Drei allein, nein, wirsin" es nicht — Haugaards Seele und Gedanke ist hier drinnen bei uns, nur mit tiefem Schmerz hat er der Veränderung zuschauen können, die mit euch vorgegangen ist. Jetzt ist es an der Zeit, daß alles zwischen uns klar wird; so lange da etwas verborgen ist, kann das neue Leben, das mit Gottes Hilfe für euch begonnen ha-, die Stärke nicht erlangen, um sich zu entwickeln — sagen Sie uns deshalb, Stein, was ist es, was Sie bedrüä:, was ist es, das Ihr Leben dunkel und einsam gema 17 hat, sagen Sie mir, was zwischen Ihnen und Hanqacn au dem letzten Tage seines Lebens vorgefallen in'," (Fortsetzung folgt.)