* Freuden st adt, 9. August. Gestern wurden durch zwei Holzhauer in Baiersbronn zwei Platzkörbe, welche dieselben vor 14 Tagen bei einem Spaziergang auf der Hornisgrinde, dem Schauplatz der kürzlich durch das badische (XIV.) Armeecorps abgehaltenen Schießübungen, gefunden, untersucht. Dabei kam der eine Mann mit der brennenden Zigarre dem Feuerkörper zu nahe, so daß dieser explodierte und die beiden Holzhauer schwer verletzte. Dem einen wurden drei Finger abgerissen, dem andern ein Auge zerstört und das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt. Letzterer wurde in die Universitätsklinik nach Tübingen, ersterer in das Bezirkskrankenhaus Freudenstadt verbracht.
* Am Samstag abend 8 Uhr ist in dem Eckhause der Stein- und Schreinerstraße in Stuttgart ein gefährlicher Brand ausgebrochen. Das Feuer hat so schnell um sich gegriffen, namentlich auch das ganze Treppenhaus bis zum Dachstock erfaßt, daß sich die Bewohner der oberen Stockwerke nur mit Lebensgefahr retten konnten. Eine 51 Jahre alte Monatsfrau sprang brennend vom 2. Stock des Hauses zum Fenster heraus auf die Straße und hat sich außer gefährlichen Brandwunden auch Verletzungen im Rücken zugezogen. Die Verletzungen sollen lebensgefährlich sein. Eine zweite Frau wurde durch 2 Männer mittels einer Leiter im 2. Stock aus ihrer Wohnung zum Fenster heraus geholt, ohne Schaden zu nehmen. Der Eigentümer des Hauses, welcher ein Viktualiengeschäft betreibt, hat eine Korkflasche mit ca. 33 Liter Spiritus im Keller geholt und hierbei ein brennendes offenes Kerzenlicht im Parterre des Hauses so aufgestellt, daß dasselbe die Kellertreppe hinunter leuchtete. Nach dem Heraufkommen des Mannes mit der Flasche hat derselbe die Flasche zu Boden gestellt, um auch das Licht mitnehmen zu können. Beim Niederstellen der Flasche ist dieselbe zerbrochen, der ausgelaufene Spiritus hat sich entzündet und so den Brand verursacht. Der Hauseigentümer hat sich hierbei ebenfalls bedeutende, jedoch nicht lebensgefährliche Brandwunden zugezogen und wurde mittels des Sanitätswagens ins Katharinenhospital verbracht.
* Heilbronn, 7. Aug. Die Weinberge, auch die vom Hagel am härtesten betroffenen, sind wieder grün geworden und bieten jetzt kein so trauriges Bild der Zerstörung mehr wie kurz nach der Katastrophe.
* (Verschiedenes.) In Oberndorf wurde ein armer 77 Jahre alter Schneider, der noch fleißig mit der Nadel hantiert, kürzlich mit einer Altersrente beglückt. Derselbe erhält über 700 Mk. herausbezahlt und eine fortlaufende Rente. Anspruch hierauf hatte er schon seit 7 Jahren, geltend machte er denselben erst kürzlich. — In Saulgau fiel das 2jährige Söhnchen des dortigen Steuerwächters K. in ein mit Wasser gefülltes Gefäß und ertrank. — In Stuttgart hat sich die Buffetdame eines größeren Restaurants schon feit längerer Zeit Veruntreuungen zu schulden kommen lassen. Als die Diebin sich entdeckt sah, verschwand sie spurlos unter Mitnahme einer größeren Barschaft. Die Unterschlagungen haben eine Höhe von 2—3000 Mk. erreicht. — In Eßlingen ist das Stallgebäude des Viehhändlers Jakob Lindauer abge- brannt. Reiche Vorräte an Heu, Stroh und gespaltenem Holz, welche auf der Bühne aufgespeichert lagen, wurden ein Raub der Flammen. Das Vieh konnte gerettet werden. — In Pfeffingen hat sich die
Ehefrau des Schreiners I. M. in einem Anfalle von Geistesstörung erhängt. — In Kleewiesen (Ravens- bürg) wurden einem Bauern, während er auf dem Felde war, aus seiner Wohnnng ca. 670 Mk. Geld gestohlen. Von dem Dieb fehlt bis jetzt jede Spur. — Der Fuhrmann Fritz Ruoff von Dobel kam am Samstag auf schauerliche Weise ums Leben. Er hatte den Tag über im Eyachthale Steine geführt und ritt abends nach Hause, den Wagen im Thals stehen lassend. Das Pferd scheute aber und schleifte den beim Abstürzen im Geschirr hängen bleibenden Reiter eine große Strecke weit. Furchtbar zugerichtet, erlag er bald seinen Wunden. Der Verunglückte hinterläßt 9 unversorgte Kinder.
* Tegernsee. Die „Münch. N. N." berichten, daß der deutsche Kronprinz auf dem Blauberg, als Jagdgast des Herzogs Carl Theodor seinen ersten Rehbock geschossen habe. Ein Telegramm übermittelte die Botschaft dem Kaiser.
* Berlin, 9. Aug. Die Ermordung des spanischen Ministerpräsidenten Canovas erregt auch hier Aufsehen. Man hält allgemein die Ergreifung internationaler strengster Maßregeln gegen die anarchistischen Bestrebungen für notwendig.
* Berlin, 9. August. Der Reichsanzeiger meldet: Der Kaiser betraute den Botschafter Frh. v. Bülow mit der stellvertretungsweisen Wahrnehmung der Geschäfte des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes und gleichzeitig während dieser Zeit mit der Stellvertretung des Reichskanzlers im Bereiche des Auswärtigen Amtes.
* Ueber den deutsch-englischen Handelsvertrag sprach sich dieser Tage der englische Botschafter in Berlin, Sir F. Lascelles, gegenüber einem augenblicklich zur Kur in Homburg weilenden Mitarbeiter der Fr. Ztg. aus. Der Botschafter bemerkte zuvörderst, daß das Wesentliche der Angelegenheit aus den Blättern bekannt sei. Er könne nur versichern, daß die Kündigung des Vertrages lediglich mit Rücksicht auf Kanada erfolgt sei. Die englischen Kolonien wünschen vollkommen unabhängig in ihren auswärtigen Handelsbeziehungen und absolut nicht an die Verträge gebunden zu sein, die England abgeschlossen habe, in denen die Kolonien inbegriffen sind. Da nun Kanada auf einer Veränderung des Vertrages bestanden habe, so sei der englischen Regierung nichts anderes übrig geblieben als die Kündigung. Nichts läge der englischen Regierung ferner, als einen Zollkrieg heraufzubeschwören. Die Regierung sowohl wie die Natron im großen und ganzen huldige nach wie vor dem Freihandel, was natürlich nicht ausschließe, daß einzelnen Fabrikdistrikten, wie z. B. Manchester, Schutzzölle willkommen wären. Allein die Regierung vertrete noch immer den volkswirtschaftlichen Standpunkt, daß Schutzzölle den Konsumenten zur Last fallen. Die Handelsbeziehungen, welche zwischen Deutschland und England bestehen, seien so intime und rege, und die gegenseitigen Interessen so wichtige, daß ein Zollkrieg sicherlich von keinem der beteiligten Staaten gewünscht werden könne. Im Verhältnis dazu sei der Warenaustausch zwischen Deutschland und Kanada geradezu ein minimer zu nennen. Es sei zweifellos, daß der Weg zum Abschluß eines neuen Vertrages gefunden werde; die englische Regierung
sein, diesem Denkmal einen Besuch abgestattet zu haben, und gewiß jeder Deutsche gelobt beim Anblick dieses Denkmals stille aber ernst, was in dem vorletzt angeführten Satz über das Denkmal ausgeführt ist.
Nach Besichtigung des Denkmals brachte der Verein der Germania seine Huldigung durch Vortrag folgenden Liedes dar:
O mein Heimatland, o mein Vaterland,
Wie so innig feurig lieb ich dich!
Schönste Ros', ob jede mir verblich,
Duftest noch an meinem öden Strand O mein Heimatland, o mein Vaterland,
Wie so innig feurig lieb ich dich!
Schönste Ros', ob jede mir verblich,
Duftest noch an meinem öden Strand,
Mein Heimatland Germania, mein Vaterland!
Als ich sonder Rast Land und Meer durchstrich.
Ferner Länder Glanz und Reichtum sah,
Von den deutschen Eichen träumt ich da,
Und wie sehnsuchtsvoll begrüßt' ich dich!
Ms ich fern von dir, o Germania,
Faßte manchmal mich ein tiefes Leib,
Doch wie kehrt es sich so schnell in Freud,
Wenn ich einen deiner Söhne sah!
Germania, mein Heimatland, mein Vaterland!
O Germania, o mein Vaterland!
Segen war dir reich von Gott und Heil!
Was wir träumten, wurde uns zu teil:
Eines deutschen Kaisers starke Hand.
Werf' ich ab dereinst dies wein Staubgewand,
Flehen will ich dann zu Gott dem Herrn:
Lasse strahlen deinen schönsten Stern Auf den Kaiser und das deutsche Land,
Germania, mein Heimatland, mein Vaterland!
Nach dem allgemeinen Hoch, in welches alle die vielen sonstigen Besucher kräftig mit einstimmten, brachten die Anwesenden zum Dank für das vorgetragene Lied ein Hoch auf unfern Verein aus.
Die Rückreise erfolgte vom Denkmal aus über Rüdesheim per Zahnradbahn, woselbst auch übernachtet wurde, und der gemütliche Teil unserer Reise beim echten Rüdesheimer zum Ausdruck kam. Vorstand, Kassier und Dirigent wurde hier der wohlverdiente Dank für das Gelingen des unvergeßlichen Ausflugs gezollt.
Der nächstfolgende Tag brachte uns über Wiesbaden, Mainz, Worms, bis Mannheim. Ernste Erinnerungen durchzogen unsere Herzen bei der Berührung der bekannten geschichtlichen Orte; doch der Eindruck von „der Wacht am Rhein" auf dem Mederwald stärkte unsere Hoffnung für das fernere Wohlergehen unseres Vaterlandes und unsere kernigen deutschen Weisen, die wir in dem traulichen Quartier Mannheims anstimmten, erweckten auch in den anwesenden Gästen denselben Widerhall.
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„Wenn weit in den Landen wir zogen umher, wie die Heimat, so fanden kein Plätzchen wir mehr" und „In der Heimat ist es schön", so lauteten am 4. Tag unserer Reise unsere Morgenlieder. Und in der That, je näher wir unserem lieben Altensteig kamen, umsomehr wurde es uns zur Gewißheit: In der Heimat ist es am schönsten, und ebenso wahr ist es: Wer seine Heimat lieb hat und die Seinen recht versorgt, der ist auch ein rechter Hüter seines Vaterlandes.
habe ja auch bereits bei der Kündigung den Wunsch um einen neuen Vertrag ausgesprochen. Da der alte erst s im Juli nächsten Jahres abläust, sei ja Zeit genug für «
die Verhandlungen vorhanden. Jedenfalls sei die ge- j
mäßigte Haltung der Presse beider Länder sehr er- ,
freulich. j
* Köln, 9. August. Der Kölner Kriminalpolizei
ist es wiederum gelungen, eine Falschmünzerbande ,
aufzuspüren. Man fand bei der Gesellschaft, die in einem hiesigen Hotel logierte, 50000 Gulden falsches '
holländisches Papiergeld.
* In schuldloser Weise ist in Tri er ein dreijähriges Kind zur Mörderin seiner jungen Mutter geworden.
Das Kind vergnügte sich bei einem Ausfluge nach Schneidershof auf einer Schaukel. Die Mutter bemerkte L < plötzlich mit Schrecken, daß es ein Messer in der Hand AZ hielt, und eilte rasch hinzu, um ihm den gefährlichen Gegenstand zu entreißen. Dabei wurde sie von der Schaukel und dem scharfen Messer so schwer getroffen, - daß sie in der folgenden Nackt starb.
* Danzig, 6. August. Da seit der Erschießung des Schlossergeselleu Saremba durch einen Füsilier,
der beauftragt war, jenen zur Wache zu transportiern, K § wiederholt auf Wachtposten geschossen wurde, hat jetzt .L die Kommandantur angeordnet, daß sämtliche isoliert ^ stehende Posten mit scharfen Patronen zu versehen seien.
AurlSrrdlschtS.
* Wien, 9. August. Die Blätter konstatieren heute bei Besprechung der Petersburger Kaisertoaste, daß die zwischen den beiden Kaisern gewechselten Trinksprüche die allseitig gehegten Erwartungen bestätigen, daß die jetzige Monarchen-Begegnung abermals als eine Bekräftigung der deutsch-russischen Freundschaft und eine friedliche Kundgebung für das weitere Eintreten der mächtigen Staaten zu Gunsten der Erhaltung des allgemeinen Friedens bringen werde.
* Wien, 9. August. Aus Prag wird gemeldet, gestern seien in Brüx neuerliche Zusammenstöße zwischen Deutschen und Tschechen vorgekommen, wobei die Gendarmen einschreiten mußten.
* Budapest, 7. Aug. Die prächtige Margarethen- Insel in der Donau ist vollkommen überflutet; das Wasser steht meterhoch und hat alle Kulturen vernichtet. Das Militär mußte das Rettungswerk als aussichtslos aufgeben. Die Kurgäste wurden mittelst Kähnen nach Budapest gebracht.
* Budapest, 7. Aug. Die Städte Raab und Gran schweben in Wassergefabr. Ein Teil von Neu- Prest steht bereits unter Wasser. In der Umgegend von Raab liegen mehrere Dörfer in Trümmern.
* Gran (a. d. Donau), 7. Aug. Die übermenschliche Arbeit des Militärs konnte die Stadt nicht vor der Katastrophe retten. Die Schutzdämme sind gerissen, das Wasser überströmt viele Straßen im Stadtteil Taban mannshoch, dessen Bewohner flüchteten? Das Militär rettet was möglich ist.
* Budapest, 9. August. Das Wasser der Donau ist um 6 om gefallen; die Gefahr für die hiesigen Wasserwerke ist vorbei, ebenso für den bisher nicht überschwemmten Teil der Stadt Gran und für die Stadt Raab, von welcher eine Vorstadt überschwemmt wurde.
Pas alle Kaufhaus.
Von Avar Hting.
(Fortsetzung.)
Als sie ins Speisezimmer traten, brannte das Feuer klar im Ofen. Sillo hatte mehrere Lichter angezündet, und das alt gewohnte Räucherpulver: Rosen und Lavendel duftete ihnen gemütlich entgegen. Das Zimmer hatte wieder sein altes Aussehen bekommen aber, die blasse Frau in dem Klostergewand, die still und ergeben einherschritt, glich nicht der kleinen munteren Fee, die Freude und Frohsinn dort hervorzauberte, wo sie sich sehen ließ.
Marie that, was in ihren Kräften stand, um die Stimmung weniger drückend zu machen. Sie erzählte ihnen, wie gut es ihr jetzt in ihrem Geschäfte gehe, und wie glücklich sich die Rogensendung abgewickelt habe, wie traurig es aber doch im Grunde sei, daß diese frohe Nachricht nicht noch zu Haugaards Lebzeiten eingetroffen sei. Seine letzten Tage seien also schwere gewesen; alles andere wäre ja unglücklich gegangen. Diese Botschaft hätte ohne Frage seinen gesunkenen Mut wieder aufgerichtet.
Als sie anfing, von ihrem Mann zu sprechen, sah sie, wie unruhig Stein wurde, und als sie das letzte Wort sagte, erhob er sich schnell und verließ das Zimmer.
Sie dachte unwillkürlich: „Was kann da nur zwischen den Freunden vorgefallen sein, das einen so dunklen Schatten auf Steins Weg geworfen hat." Sie schüttelte den Kopf, während sie hierüber nachdachte