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* Paris, 9. August. Im Feldlager zu Atgrueus ließen gestern 2 Artillerieunteroffiziere einen Kanonier eine Granate losschrauben, um einen Briefbeschwerer daraus anzufertigen. Die Granate krepierte und zerriß den Kanonier in Stücke; beide Unteroffiziere wurden verhaftet.
* London, 9. Aug. Der Mörder des Canovas war, wie verlautet, Mitglied des hiesigen italienischen Anarchistenklubs, der heute das Gelingen der That feierte. — Die Königin Viktoria ließ ihr Beileid aus- drücken.
* Kopenhagen, 9. August. Gestern abend zog ein furchtbares Unwetter über ganz Dänemark. Nach den bisher vorliegenden Meldungen wurden m Jütland 5 Höfe und 3 Häuser, auf der Insel Laaland 2 Höfe und auf der Insel Falster eine Schule durch Brände infolge von Blitzschlag eingeäschert. 3 Menschen wurden vom Blitze erschlagen.
* Petersburg, 8. Aug. Die Handels- und Jndustriezeitung erklärt das in Handelskreisen verbreitete Gerücht, daß ein Verbot der Getreide-Ausfuhr aus Rußland vorbereitet werde, für durchaus unbegründet.
* Konstantinopel, 7. Aug. Die Pforte verlangt bezüglich des Artikels 6 der Friedenspräliminarien die etappenweise Räumung Thessaliens nach Maßgabe der Zahlung der Kriegsentschädigung, die in Zeitabständen von 14 Tagen je zu einem Drittel stattfinden soll. Die Mächte gestehen nur zu, die Salambarial- linie und Volo bis zur Zahlung besetzt zu halten und verlangen sofortige Räumung der Landesteile südlich dieser Linie. Trotzdem hierüber noch keine Einigung erzielt ist, erwartet man in Botschafterkreisen innerhalb 8 Tagen den Abschluß der Verhandlungen.
* Konstantinopel, 9. August. Offiziell wird verlautbar, Fürst Ferdinand von Bulgarien ist heute hier eingetroffen, um dem Sultan seine Ehrerbietung
' zu bezeugen und die Bande der Ergebenheit fester zu knüpfen. Der Fürst wird drei Tage hier verweilen.
* Madrid, 9. Aug. Ueber die näheren Umstände des Attentats auf den Ministerpräsidenten Canovas de Castillo wird gemeldet: Canovas saß, eine Zeitung lesend, auf einer Bank, als sich ihm ein Italiener näherte und meuchlings 3 Revolverschüsse auf ihn abfeuerte. Der Ingenieur Aspiazu und der Journalist Towes warfen sich auf den Verbrecher, welcher zwei weitere Schüsse abgab, ohne sie jedoch zu treffen. Dem Advokaten Suarez gelang es, sich des Mörders zu sichern, welcher der Gensdarmerie übergeben wurde. Canovas wurde auf sein Zimmer gebracht, wo er starb, nachdem er die letzte Oelung erhalten hatte. — Der Attentäter heißt Michele Golli, ist zu Bagha bei
Neapel geboren, 26 Jahre alt. Er lebte einige Zeit in Barcelona, wo er die Redaktion der soz. Zeitung „Cicuria" besorgte. Später bereiste er Frankreich, Belgien und England und kam im Sommer nach Madrid. Anfangs Juli wurde er in Luccra in Italien, nachdem er sich als Anarchist bekannt hatte, wegen einer revolutionären Schrift zu Gefängnis verurteilt, doch gelang es ihm, zu entfliehen. Das Gericht leitete ein summarisches Prozeßverfahren ein.
* Madrid, 10. August. Die Königin-Regentin Unterzeichnete ein Dekret, wonach der Leiche Canovas' die höchsten militärischen Ehren erwiesen werden sollen. Ferner sollen in allen Kirchen Spaniens Trauergottes-
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und sagte halblaut: „Sie hielten treu zusammen. Wer aber hätte geglaubt, daß Eilert so tief fühlen könne?" Ehe sie sich von dem Ehepaar trennte, hatten beide versprochen, den nächsten Abend in dem alten Kaufmannshause zuzubringen. Sillo und der kleine Franz sollten schon früh am Morgen kommen, und der Doktor ihnen folgen, sobald er mit seinen Krankenbesuchen fertig war.
Dies waren die ersten Gäste, die Marie nach Haugaards Tode bei sich sah. Sie schmückte sein Bild mit neuem Epheu. Er wußte jetzt, daß er immer in ihren Gedanken wie in ihrem Herzen lebte, und alles, was sie vornahm, war freundlich und mild, weil es eben aus Liebe zu ihm geschah.
Sie wußte, daß es ihres Mannes lichteste Hoffnung gewesen war, daß die Kinder sich einst vereinten. Diese Hoffnung wollte sie verwirklichen. Deswegen suchte sie den Knaben an ihr Haus zu fesseln und mit ihrer Kleinen zu beschäftigen, damit er sich schon jetzt als Sillos Beschützer betrachten sollte.
Sie hatte dem Zimmer ein festliches Gepräge gegeben. Nichts sollte Sillo an Trauer erinnern, wenn sie bei ihr eintrat, und der Hausdiener, der davon gehört hatte, daß Besuch käme, wollte auch das seine thun, um die Gäste so festlich wie möglich zu empfangen. Deswegen bestreute er auch den Flur und die Treppen mit Wachholder und hißte die Flagge, die so lange wohlverwahrt geruht hatte.
Stein wollte seine Frau und den Knaben selbst hinüberbringen. Als er aber die Flagge wehen sah, wurde es ihm schwarz vor den Augen und er sagte:
dienste stattfinden. Die Staatstrauer wird 3 Tage dauern. Die Königin-Regentin, welche tief erschüttert ist, hat das Zimmer bisher nicht verlassen.
* New-Iork, 8. Aug. Sowohl in der Presse als auch im Publikum macht sich eine heftige Bewegung gegen die jetzige Regierung bemerkbar. Dem Präsidenten Mac Kinley wird der Vorwurf gemacht, durch seine Politik die Vereiüigten Staaten mit den europäischen Nationen verfeindet zu haben, ohne dadurch dem amerikanischen Handel und Gewerbe zu nutzen. Auch die auswärtige Politik Shermanns wird getadelt. Seit Uebernahme des Postens durch ihn feien die Konflikte mit Japan, England, Spanien und Peru entstanden.
* Der „K. Z." wird aus Kuba berichtet: Krankheiten rieben das ganze spanische Heer auf. Ueber 30000 Mann liegen augenblicklich krank darnieder; desgleichen räumt der Tod unter der in den Orten zusammengeflüchteten Landbevölkerung massenhaft auf.
Das deutsche Kaiserpaar in Rußland.
* Petersburg, 9. Aug. Bei dem Galadiuer, das am Samstag im Peterhof stattfand, hielt der Zar, sich an Kaiser Wilhelm wendend, folgenden Trinkspruch ! in franz. Sprache: Die Anwesenheit Eurer Majestät' mit Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin in unserer ! Mitte erfüllt mich mit lebhafter Genugthuung, und ich ! sage Ihnen dafür meinen herzlichsten Dank. Diese > neue Bekundung der hergebrachten (tiationsls) Bande, > und der so glücklich hergestellten Beziehungen zwischenj unfern beiden benachbarten Reichen ist gleichzeitig eine ; kostbare Garantie zur Aufrechterhaltung des allgemeinen ! Friedens, der den Gegenstand unserer fortdauernden? Bemühungen unserer heißen Wünsche bildet. Ich! trinke auf das Wohl Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm, Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und der gesamten erhabenen kaiserlichen Familie.
Kurz nach dem Toaste des Zaren erhob Kaiser Wilhelm sein Glas zu folgendem Trinkspruch:
Ew. Maj. danke ich warmen Herzens zugleich namens Ihrer Maj. der Kaiserin für den uns zu Teil gewordenen so herzlichen und großartigen Empfang und für Ihre gnädigen Worte, womit Ew. Maj. uns so liebevoll willkommen geheißen. Zugleich möchte ich insbesondere meinen tiefgefühltesten freudigsten Dank Ew. Maj. zu Füßen legen für die erneute, mich so überraschende Auszeichnung, womit Ew. Maj. die Güte hatte, mich zu bedenken. Durch Einreihung in Ew. Majestät glorreiche Flotte ist mir eine besondere Ehrung widerfahren, die ich in ihrer vollen Ausdehnung zu schätzen weiß und die auch meine Marine in besonderer Weise mit auszeichnet. Ich erblicke in der Ernennung zum russ. Admiral nicht nur eine Ehrung meiner Person, sondern einen neuen Beweis für die Fortdauer unserer traditionellen innigen, auf unerschütterlicher Basis begründeten Beziehungen unserer beiden Reiche. Ew. Maj. unerschütterlicher Entschluß, nach wie vor Ihrem Volke den Frieden zu erhalten, findet auch bei mir den freudigsten Widerhall. So werden wir mit einander die gleichen Bahnen wandeln und vereint im Segen dahin streben, die kulturelle Entwicklung unserer Völker zu leiten. Vertrauensvoll kann ich dieses Gelöbnis erneut in Ew. Majestät Hände legen. Da
bei steht — das weiß ich — mein ganzes Volk hinter mir, daß ich Ew. Majestät bei dem großen Werke, den Völkern den Frieden zu erhalten, mit ganzer Kraft zur Seite stehe. Ew. Maj. werde ich meine kräftigste Unterstützung auch gegen jeden angedeihen lassen, der versuchen sollte, diesen Frieden zu stören oder zu brechen. Ich trinke auf das Wohl des Kaisers und der Kaiserin von Rußland.
Die letzten Worte sprach der Kaiser russisch.
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Am Sonntag besuchten die Majestäten Petersburg. Am Dampfersteg in der Nähe der Nikolaibrücke hatte eine Kompagnie vom 88. Petrowsky-Jnfanterieregiment Aufstellung genommen. Die Väter der Stadt überreichten auf silbernen Schüsseln Salz und Brot. Eine ungeheure Menschenmenge begrüßte die Majestäten. Dieselben begaben sich zuerst nach der Peter-Pauls- Kathedrale, wo an den Kaisergräbern Kränze niedergelegt wurden, dann zum deutschen Alexanderhospital; hier fand die mit einer gottesdienstlichen Feier verbundene Einweihung des neuen Flügels dieses Hospitals statt. In der deutschen Botschaft empfing das Kaiserpaar hierauf nach einem Frühstück die Deputierten der reichsdeutschen Kolomen, während nachmittags die Botschafter und diplomatischen Missionen die Ehre des Empfanges im Winterpalais hatten. Es folgte der Umritt der Majestäten im Lager von Krasnoje-Selo mit großem Zapfenstreich. Den Schluß des Tages bildete eine Prunkvorstellung im Theater, woselbst ein neues, besonders prächtiges militärisches Ballett zur Aufführung kam.
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Am Montag fand die von dem Großfürsten Wladimir kommandierte große Parade in Krasnoje- Selo statt. Dieselbe verlief, wie der Telegraph aus St. Petersburg meldet, in glanzvollster Weise. In der Mitte der im Viereck aufgestellten Truppen befand sich das Kaiserzelt. Um Ilft/s Uhr trafen die i Majestäten ein. Kaiser Wilhelm trug die Uniform seines Petersburger Garde-Grenadierregiments. Die Kaiserinnen fuhren in einem Viererzuge. Die Musikcorps intonierten die deutsche Nationalhymne. Nach dem Abreiten der Front stellten sich die Monarchen vor dem Kaiserzelte auf. Der Kaiser Nikolaus führte dem Kaiser Wilhelm das Gardecorps und das Leibgarderegiment Preobraschensky vor, während Kaiser Wilhelm sein Wiborger-Regiment dem Zaren vorführte. Dem vom Zaren vorgeführten Preobraschensky'schen Regiments rief Kaiser Wilhelm ein 8äorovo moloä^ (Ich grüße Euch, meine Braven!) zu. Die Kavallerie defilierte im Galopp; besonders die reitende Garde- «nd Kosaken-Artillerie boten ein großartiges Schauspiel. Kaiser Wilhelm dankte dem Großfürsten Wladimir in herzlichen Worten und nahm die Meldung der dekorierten Offiziere entgegen, unter ihnen des Kriegsministers, welcher den schwarzen Adlerorden, und des Generalstabchefs Ebrutsche, welcher das Großkreuz des roten Adlerordens mit roten Brillanten erhalten hatte. An die Parade schloß sich ein Frühstück im Kaiserzeltr an. Hierauf fuhren die Majestäten nach Peterhof, wo Familiendiner und Galaballett auf der Olga-Insel stattfand.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
„Die Flagge war Halbtopp." Er hatte recht, das bedeutete Sorge und Unglück.
Und so verließ er sie, ohne noch ein Wort zu sagen.
Sillo, die heute wieder zum ersten Mal recht keck in die Welt hinausschaute, ließ den Kopf plötzlich sinken und stand einen Augenblick still da, um sich nach ihrem Mann umzusehen. Doch, als er ruhig seinen Weg fortsetzte, ohne sich umzudrehen, ergriff sie Franzens Hand und ging weiter. Dieser aber blickte nach der Flagge hinauf und sagte:
„Nein, Mama, die Flagge weht nicht von halber Stange. Sieh, wie lustig sie flattert. Franz will auch eine Flagge haben."
Marie empfing sie im Flur mit der kleinen Sillo auf dem Arm.
„Sieh, Sillo, wie dein Pathenkind wächst. Kannst du ihr denn widerstehen? Sie lächelt dir zu."
Sillo nahm das Kind in ihre Arme und trug es in die warme Stube. Marie half ihr das Zeug ab, sie aber ließ das Kind nicht los, das sich vertraulich an sie schmiegte und mit der großen goldgelben Flechte spielte, die sich langsam löste und herunterfiel. Diesen Augenblick benutzte Mane; sie löste schnell die Flechte und breitete das schöne lockige Haar aus, daß es sie wie ein goldener Mantel umhüllte.
„Dein Pathenkind teilt meine Ansicht. Die Flechten passen nicht für den Meerschaum, wie Haugaard dich nannte. Das Haar muß lose und ungebunden umherflattern. Du ähnelst nicht anderen Frauen und mußt ihnen nicht nachäffen."
Sillo warf einen Blick in den Spiegel, und ein
leichtes Lächeln flog über ihre gramvollen Züge. Schnell aber, als sei sie bange vor ihrem eigenen Bilde, reichte sie das Kind au Marie und flocht mit fieberhafter Hast ihr Haar wieder auf.
„Warum thusi du das, Sillo?" fragte Marie betrübt.
„Ich kann nichts Flatterndes mehr leiden," entgegnen sie ausweichend. — „Sieh," sagte die Mutter stolz, „die kleine Sillo wird einst dir gleichen. Sie wird ebenso hübsch wie du."
„Gott mache sie stärker und glücklicher!"
„O nein, Sillo soll ein schwaches Wesen werden. Starke Frauen sind dazu geschaffen, schwere Lasten zu tragen," sagte Marie mit einem Seufzer.
„Und schwache Frauen, um vor der ersten Widerwärtigkeit zu unterliegen," entgegnete Sillo verzagt. „Wie verschieden doch alles hier unten verteilt ist! Für manche ist das Leben dornenvoll, für andere giebt es nur Rosen, wo sie Hinsehen."
„Nein, Sillo, so verschieden sind die Gaben nicht vertritt. Rosen und Domen wachsen auf demselben Stamm; nur der Blick auf das Leben macht den Unterschied. Einige sind so verzagt, daß sie nur Augen für die Dornen haben und völlig vergessen, die Rosen zu pflücke», während sie blühen, andere denken nickt an die Dornen und pflücken, ehe alle Rosen abgefallei, sind, und zuletzt bleibt der Baum mit den scharfen Dornen zurück, und kein grünes Blatt ist da, um si? zu verstecken. Pflegt man den Baum mit Mühe urw Liebe, dann trägt er im nächsten Jahre neue Blätter und neue Blumen." (Fortsetzung folgt.)