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Donnerstag, 12. August
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
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1897 .
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Alten steig, 11. Aug. (Eiliges.) Zur Blitzableitersrage. Nicht selten kommt es vor, daß auf den hochgelegenen Schwarzwald-Orten unseres Oberamts-Bezirks der Blitz in Gebäude einschlägt und solche, wenn sie mit Heu, Stroh und dergl. angesüllt sind, regelmäßig ganz zerstört, wodurch in letzten Jahren verschiedene Hausbesitzer schwer geschädigt wurden. Die Anbringung von Blitzableitern auf Privatgebäude galt bis jetzt bei uns als größte Seltenheit, was wohl demnächst dem Umstande zuzuschreiben ist, daß die Blitzableiter nach seitherigem System den Hausbesitzern zu teuer waren und im Weiteren im Publikum die vielverbreitete Ansicht herrschte, ein schlechter Blitzableiter sei schlimmer als gar keiner und bilde geradezu eine Gefahr für das Haus. Letztere Annahme ist nun aber absolut unzutreffend und hat bei sämtlichen beobachteten Blitzschlägen in mit Blitzableitern versehenen Gebäuden, bei denen ein Schaden angerichtet wurde, der Blitzableiter offenbar stets zur wesentlichen Verminderung, statt zur Vergrößerung des Schadens beigetragen. — Eine Heuer im Elektrotechnischen Verein in Berlin stattgehabte Diskussion über die Blitzableiterfrage gab sehr bemerkenswerte Beiträge zur Klärung der einschlägigen Fragen und darf man insbesondere durch einen Vortrag des Herrn Mmisterial-Baurat Find eisen aus Stuttgart über die Blitzverhältnisse in Württemberg und den dort bestehenden Blitzschutz, sowie über einen von ihm vorgeschlagenen einfachen und billigen Blitzableiter, welcher mit Unterstützung der K. württ. Regierung demnächst in erheblichem Umfang zur Einführung kommen soll, zu der Annahme berechtigt sein, daß die erwähnten Verhandlungen der Ausgangspunkt für eine völlig e Umwälzung in der Blitzableitertechnik bilden werden. Letztere hat nun dieser Tage auch in unserem OA.- BezirkGingang gefunden. Nachdem in verschiedenen Landesteilen schon viele Blitzableiter nach dem Find eisen - scheu System auf Ziegeldächern ausgeführt wurden und z. B. im Oberamtsbezirk Nürtingen bei Hunderten
von Privathausbesitzern solche sehr schnell Nachahmung gefunden haben, handelte es sich darum, dasselbe System auf Gebäuden unseres Schwarzwaldes, welche wegen ihrer rauhen Lage Landerbedeckung (90 om lange, sich 4fach überdeckende Brettstücke) haben, einzuführen und machte den Anfang hiezu Herr Schultheiß KerninSimmersseld. An dessen Hause wurde letzten Donnerstag in Anwesenheit des Herrn Baurat Findeisen von Stuttgart und Oberamtsbaumeister Schuster von Nagold ein Blitzableiter neuester Konstruktion, welcher dem Hausbesitzer nur einen Kostenaufwand von 20 Mk. verursachte, ausgeführt. Die Herstellung genannter Blitzableiter geschieht in der Weise, daß unter Benutzung aller am Hause vorhandenen Metallteile, wie First-, Ortgang- und Kehlbleche, Dachrinnen und Abfallröhren, und an Stellen, wo solche Metallteile fehlen, mittelst Seiles aus verzinkten Eisendrähten au allen dem Blitz ausgesetzten Gebäudeteilen entlang und von diesen zur Erde ein Weg geschaffen wird von geringerem elektrischen Widerstand als die Wände des Gebäudes. Aus den Aeußerungen der verschiedenen Herrn des elektrotechnischen Vereins, von welchen u. A. genannt werden: Prof. Neesen, Prof. Leonhard Weber (Kiel) Geheimrat Prof. Aron, Dr. Benischke, Jul. H. West, Baurat Findeisen, (Stuttgart) istfolgendes hervorzuheben:
„Nach den bisherigen Ansichten hat man geglaubt, dem Blitzableiter eine zweifache Wirkung zuschreiben zu müssen, nämlich erstens eine präventive, darin bestehend, die Elektrizität aus der Erde nach oben zu leiten und über die Spitze des Blitzableiters in die Lust ausströmen zu lassen, so daß sie sich mit der Elektrizität der Wolken ausgleichen kann und dadurch einen Blitzschlag verhindert; zweitens eine aktive, darauf beruhend, dem Blitz, wenn er trotzdem einschlägt, einen Weg zur Erbe zu bieten, welcher geringeren Widerstand bietet, als das Mauerwerk und die Holzteile des Gebäudes. Die bisherigen Erfahrungen haben indessen gezeigt, daß der Blitzableiter nur die zweite Aufgabe erfüllt, während die Annahme einer präventiven Wirkung des Blitzableiters durch keine Thatsachen gestützt wird. Indem man aber genötigt wird, die Annahme einer solchen Wirkung fallen zu lassen, vereinfachen sich mit einem Male die Anforderungen, welche man an einen Blitzableiter stellen muß, und zwar wescnt. lich zu Gunsten des Kostenpunktes. Denn wenn dem Blitzableiter keine solche Wirkung zukommt, so ist sowohl die Anbringung von feinen Spitzen, welche nur unter Aufwendung be
trächtlicher Kosten dauerhaft erhalten werden können, als auch die peinliche Aufrechterhaltung eines geringen Leitungswiderstanbes vollständig überflüssig. Somit würden diejenigen Vorkehrungen, auf welche man bei Blitzableitern bisher sein Augenmerk hauptsächlich richtete und welche jede Blitzableiteranlage sehr verteuert haben, nämlich vergoldete Kupferspitzen und sorgfältige Ausführung der metallischen Verbindungen, sowie die kostspielige Erdplatte in Wegfall kommen, da sie nur der präventiven Wirkung des Blitzableiters dienen sollten, und man wird sich damit begnügen können, dem einschlagenden Blitz von dem First bis zur Erde einen metallischen Weg zu bieten, dessen Widerstand erheblich geringer ist, als der des Gebäudes, und zwar unter möglichster Ausnutzung aller an der Außenseite und dem Manerwerk befindlichen Metallteile. Ob die einzelnen Teile eines solchen Blitzableiters mit einander besonders gut leitend verbunden sind, z. B. ob die einzelnen Rohrabschnitte eines Abfallrohres gut mit einander verlötet sind, oder ob Rost und Schmutz zwischen den sich berührenden Blechstücken einen ziemlich bedeutenden Leitungswiderstand verursachen, fällt dabei nicht so erheblich ins Gewicht, wie bisher allgemein angenommen wurde."
Es ist nun diesen Ausführungen zu entnehmen, daß auch der einfachste Blitzableiter einen Schutz für das Haus bietet, weshalb sehr zu wünschen und zu hoffen wäre, daß das Beispiel des Herrn Schultheiß Kern in Simmersfeld bald allgemein Nachahmung fände, zumal eine Blitzableitung auch sonst auf gewöhnlichen Privatgebäuden je nach den Umständen kerne größeren Kosten als ca. 25 Mark verursacht und die Ausführung durch einen einheimischen Handwerksmann leicht geschehen kann.
* Alten steig, 11. August. Wie Rudolf Falb in seinen Prognosen ausführt, steht uns eine lange Reihe von schönen Tagen bevor. Das trockene Wetter soll bei hoher Temperatur bis zum 28. August dauern. Dieser Tag ist ein „Kritischer erster Ordnung", was einen auffallenden Umschwung in der Temperatur und eine Zunahme der Niederschläge zur Folge haben soll.
* Nagold, 9. August. Gestern nachmittag fand in der hiesigen Stadtkirche ein wohlgelungenes und zahlreich besuchtes Kirchenkonzert zum Besten der Hagelbeschädigten unter Leitung des Herrn Seminaroberlehrers Hegels statt. Das reichhaltige Programm bot eine mannigfaltige Abwechslung und erreichte den Glanzpunkt in Psalm 32 für gemischten Chor und Orchesterbegleitung von Marcello.
Die Sängerreife des Altensteiger Lieder- Kranzes ans den Niederwald.
Auf dem rechten Ufer des Rheins, zwischen Mainz und Bingen, erhebt sich ein hoher Bergrücken, der Niederwald.
Zum Andenken an die einmütige siegreiche Erhebung des deutschen Volkes und die Wiederaufrichtung des deutschen Reichs, hat das deutsche Volk ein Denkmal errichtet: „Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Anerkennung, den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung!"
Seit der feierlichen Enthüllung im September 1883 durch das deutsche Kaiserpaar ist dieses Denkmal ein Anziehungspunkt aller reiselustigen und wandernden Deutschen von nah und fern, insbesondere sind es die deutschen Krieger- und Sängervereine die als Ziel ihrer Ausflüge dieses herrliche Denkmal wählen.
Auch der Alten st eiger Liederkranz hat sich, 32 Mann stark, als Endziel seiner heurigen Sängerreise den Ort dieses herrlichen Denkmals erwählt. 4 Tage (30. u. 31. Juli, 1. u. 2. August) war es unfern lieben Sängern vergönnt, die Herrlichkeiten des schönen Rheinthals und die Aussichten des Niederwaldes zu genießen und alle sind noch heute voll Lobes über diese Naturschönheiten.
Die Reise ging über Pforzheim-Durlach. Ueber- raschend für uns Sänger war die herrliche Aussicht auf dem Turmberg bei Durlach. Das herrliche Rheinthal, die Vogesen, und besonders dieHauptstadtKarlsruhe konnten mit bloßem Auge in Einzelheiten geschaut werden. Von Durlach über Heidelberg, wo das große Faß besichtigt wurde, ging die Reffe am ersten Tag bis Frankfurt. Besucht wurde hier der Palmengarten, der zoologische Garten, der Kaisersaal, die Krönungs
stätte der alten Kaiser und der Dom. Am zweiten Tag brachte uns das Dampfroß bis Mainz. Nachdem wir die Sehenswürdigkeiten der Stadt und besonders den Dom besichtigt hatten, brachte uns das Schiff auf dem Rhem bis St. Goar. Während dieser Schifffahrt — rechts und links die vielen, zumgrößten- teil noch bewohnten Burgen: Blücher-Denkmal, Loreleyfelsen rc. — gab der Verein seinen Eindruck kund im Vortrag passender Lieder wie: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen rc.", „Ich weiß nicht was soll es bedeuten rc.", „Ich bin ein fahrender Gesell" u. s. w. Von St. Goar bis Aßmannshausen wurde wiederum die Bahn benützt. Auf dieser Strecke ergötzten herrliche Weinberge mit prächtiger Belaubung unser Auge.
Das Denkmal selbst wurde mittelst der Zahnradbahn von Aßmannshausen aus erreicht; von hier aus führt neben der Zahnradbahn ein sehr schöner Fußpfad zuerst durch Weinpflauzungen, dann durch Buschwald im Zickzack an dem mächtigen Bergrücken aufwärts. Die Aussicht ist eine herrliche; Rhein- und Nahethal liegen deutlich vor dem Beschauer, die Höhen des Donnersbergs und Hunsrücks, die sich im Hintergrund erheben, überwältigen alles bis jetzt Geschaute. Aber noch überraschender und überwältigender als das schöne Rheinthal und die herrliche Aussicht vom Niederwald war der feierliche Eindruck, den das Denkmal auf uns Sänger machte. Darum sei in nachfolgenden Zeilen gestattet eine kurze Beschreibung dieses Denkmals zu geben.
Auf mächtigem Unterbau erhebt sich die in Bronze gegossene lO'/s m hohe Gestalt der Germania. Majestätisch richtet sich ihr Blick nach Westen, Schulter und Rücken sind umwallt von lockigem Haar, das Haupt schmückt ein Eichkranz, die Rechte hält eine Krone, umwunden von einem Lorbeerkranz, welche sie einem
Krieger darbietet. Die Linke hält ein mächtiges Schwert umrankt mit Lorbeer. Die hohe Brust umspannt ein prächtiger Gürtel. Mit dem rechten Fuß etwas zurückgetreten, steht das hohe königliche Weid hoch emporgerichtet vor dem Thronsessel, dessen Lehne zwei Greise zieren. Die Mitte des untern Sockels wird durch die Gruppe „Rhein und Mosel" geschmückt. Rhein überreicht sein „Ruferhorn" der Mosel und übergiebt ihr die Grenzwacht. Zwei herrliche Figuren, „Krieg und Frieden" darstellend, erheben sich über der Gruppe „Rhein und Mosel". Der „Krieg" mit den Adlersflügeln, den züngelnden Flammen unter dem Helm, der schmetternden Kriegsdrommete und dem blitzenden Auge und gezücktem Schwert. Der „Frieden" mit den Schwanenflügeln, in der Rechten den Oelzweig, in der Linken das Füllhorn. Zwischen diesen beiden Figuren, hoch zu Roß, umflattert von den deutschen Fahnen, die Rechte auf die Brust gelegt und das Haupt gen Himmel gerichtet, steht das erhabene Bild unseres alten Kaisers, zu beiden Seiten stehen die Fürsten und Heerführer von 1870 und 71, etwa 200 an der Zahl, alle in Lebensgröße und gut kenntlich. Zwei kleinere Reliefs, „Abschied und Heimkehr des Kriegers", zieren die Seiten des Sockels. Ueber den Wappenschildern der deutschen Fürsten erhebt sich ein mächtiges eisernes Kreuz mit der Inschrift: Zum Andenken an die einmütige siegreiche Erhebung des deutschen Volks und die Wiederaufrichtung des deutschen Reichs.
„So steht das Denkmal in Herrlichkeit auf dem urdeutschen Berge, weit nach Westen über den Strom hinausschauend, eine Wacht am Rhein und ein Kleinod zugleich, das zu schützen allen künftigen Geschlechtern obliegen wird, wenn wieder einmal die Stunde der Gefahr nahen sollte." Keinen Deutschen wird es gereuen, und sollte er vom fernsten Ende des Reiches