württembergischen Infanterieregiments Nr. 122 gegen den Lieutenant Rabe in Heilbronn Strafantrag, weil dieser durch fortgesetzte Mißhandlung und durch rechts­widrige Bedrohung mit dem Militärzuchthaus zu Ulm seinen Sohn Karl in Verzweiflung und Tod getrieben habe. Wie jetzt aus demFränk. Kur." zu ersehen, wurde vom Kriegsgericht durch Erkenntnis vom 4. Febr. 1897 der Lieutenant Rabe wegen Mißbrauchs der Dienstgewalt zu einer Gefängnisstrafe von 4 Monaten verurteilt, wobei die am 18. Dez. v. I. begonnene Untersuchungshaft nicht eingerechnet war. Gleichzeitig wurde er dauernd aus der deutschen Armee entfernt. Dieses Urteil hat am 5. März die Bestätigung des Königs von Württemberg, im April diejenige des deutschen Kaisers erhalten; am 10. April ist Rabe dem Militär-Gefängnis auf dem Hohenasperg in bürgerlicher" Kleidung eingeliefert worden.

* (Verschiedenes.) Ein frecher Diebstahl wurde letzter Tage in Rottweil von zwei jungen Hand­werksburschen es sollen Graveure fein verübt. Dieselben sahen, daß der Besitzer eines Ladens in dem sie bettelten einen Schlüssel aus einem Fach nahm, das ihnen gegebene Geschenk aus dem damit geöff­neten Geldkästchen entnahm, wieder abschloß und den Schlüssel wieder in das Fach legte. In einem un­bewachten Augenblick nahmen die Gauner den Schlüssel aus dem Fache sperrten die Geldlade aus und ent­nahmen 16 Mark, worauf sie abschlossen und den Schlüssel wieder an seinen Platz brachten. Bis jetzt hat man von den Dieben keine Spur. In Bai­singen stürzte ein in den siebziger Jahren stehender, aber noch rüstiger Mann, welcher mit Garbenladen beschäftigt war, wohl infolge eines Schwindel- oder Schlaganfalls so unglücklich vom Wagen, daß er in der folgenden Nacht verschied. Als der Schuh­warenhändler Späth in Friedrichshafen in seinen Laden kam traf er zu seiner Ueberraschung einen fremden Handwerksburschen, der eben im Begriffe war, Schuhwaren einzupacken. Anstatt denselben fest- zunehmen, veranlaßte er ihn, die Waren wieder aus­zupacken, worauf dieser ihm die Schuhe vor die Füße warf und davonsprang. Späth verfolgte wohl den Dieb eine Strecke weit, konnte ihn aber nicht mehr einholen. In den Laden zurückgekehrt machte Sp. die unangenehme Entdeckung, daß der Dieb auch den Inhalt der Ladenkasse mit 20 Mk. sich angeeignet hat. In Neudenau schlug am letzten Montag der Blitz durch den Schornstein der dortigen Apotheke ein und tötete die im Speicher beschäftigte Köchin. Der Blitz traf das 29jährige Mädchen gerade aus die Stirn, fuhr durch den ganzen Körper und riß die Schuhsohlen gänzlich fort, ohne die Füße zu beschädigen. Es ist dies der zweite derartige Fall, der sich dort im Zeitraum von 8 Wochen ereignete. Das zehn­jährige Mädchen des Bauern Kircher in Zweif- lingen, OA. Oehringen. kam am Freitag unter einen beladenen Erntewagen, wobei ihm die Brust eingedrückt wurde, so daß es nach wenigen Minuten starb. In Heilbronn wurde amMittwoch ein 16jähr. Schuhmacherlehrling verhaftet. Derselbe hatte in einem Laden, als gerade niemand anwesend war, Geld aus der Ladenkasse entwendet. Von der Kammer; der Jakob Kilgus Witwe in Wangen, OA. Cannstatt, konnten schon vollkommen reise Trauben geschnitten

werden. JnSondelsingen brach im Hause des Bauern Johannes Wick beim Adler Feuer aus, wodurch Wohnhaus und Scheuer zerstört wurden. Nur das Vieh und wenige Fahrnis konnten gerettet werden. Ueber die Entstehungsursache ist noch nichts bekannt, doch wird Brandstiftung vermutet.

* Von der badischen Grenze, 7. Aug. In Pforzheim hat der Ortsgesundheitsrat mit Rücksicht auf den Typhus beschlossen, die Fabrikanten aufzufordern, ihren Arbeitern nur gekochtes Trinkwasser zu verab­reichen. Solches soll auch in sämtlichen Schulen ab­gegeben werden. Die öffentlichen Brunnen werden geschlossen. Die Militärverwaltung hat der Stadt zwei Krankenbaracken zur Verfügung gestellt, die im Spital­garten errichtet werden. Auf Weisung des Ministeriums stellt der badische Frauenverein von jetzt ab Kranken­schwestern in erforderlicher Anzahl. Ueber die Des­infektion soll eine größere Kontrolle ausgeübt werden.

* Zwei Metzgerburschen m Karlsruhe haben ihrem Meister in den letzten Jahren in fortgesetzter That Fleischwaren im Gesamtwerte von etwa 2500 Mk. gestohlen und das Fleisch an einen Wirt S. in der Markgrafenstraße um niedrigen Preis verkauft. Die beiden Metzgerburschen sind wegen Diebstahls, der be­treffende Wirt wegen Hehlerei gefänglich eingezogen worden. Desgleichen wurde ein junger Konditorgehilfe wegen Kost- und Logisschwindels verhaftet. Aus der Untersuchung ergab sich, daß derselbe innerhalb 2 Jahren sein Vermögen von 18 000 Mk. verpraßt hatte.

* Berlin, 6. August. Der Magistrat beschloß einstimmig, bei der Stadtverordnetenversammlung die Bewilligung einer halben Million Mark für die Ueber- schwemmten aller deutschen Gebietsteile zu beantragen.

* Berlin, 7. Aug. Der Hamburger Kohlen­dampferMartha Craig," Kapitän Davis, auf der Reise von Cardiff nach Rio Grande ist bei Mostandas gestrandet. Schiff und Landung sind verloren. Von der Besatzung sind zwei Steuerleute und zwei Matrosen gerettet, alle übrigen ertranken.

* Nach dem Genuß von Kirschen gestorben ist ein 13jähriges Mädchen, Tochter der Witwe Wagner, Rückerstraße 5, in Berlin. Das Kind hat die Kir­schen, etwa zwei Pfund, mit den Kernen gegessen und wurde, als sich Schmerzen einstellten, nach dem Jüdi­schen Krankenhause in der Auguststraße geschafft, wo sofort eine Operation vorgenommen wurde. Dem Magen wurden fast ein Pfund Kirschenkerne entnommen. Trotz aller Pflege ist das Mädchen zwei Tage nach der Operation gestorben.

sj Neuerdings sind öfters Milzbrand-Erkrankungen bei Arbeitern in Gerbereien festgestellt worden. Die Ursache ist fast immer auf Infektion beim Aushacken und Sortieren ausländischer Häute zurückzuführen. Es sind deshalb von der preußischen Regierung Vor­schriften erlassen, die eine Gefahr, wie sie jede Milz­brand-Erkrankung mit sich bringt, abwehren sollen. Verlangt wird eine gründliche Anfeuchtung der Ballen vor dem Oeffnen, das Tragen waschbarer Kittel, deren sich der Arbeiter nachher leicht entledigen kann, Des­infektion der Hände mit Lysollösung nach gethaner Arbeit, sowie Reinigung von Gesicht, Armen, Bart- und Kopfhaar.

D Zum Bahnbau in Südwestafrika geht eine

s zr

Was Du versagen mußt, versage bald,

Denn nach erregter Hoffnung erst versagen,

DaS heißt dem Schmerz die Kränkung zugesellen; Was Du gewahren kannst, gewähre gleich,

Denn Zög'rung mindert oft den Wert.

Das alle Kaufhaus.

Von Ivar Wirrg.

(Fortsetzung.)

Marie schritt dem Wohnzimmer zu, in dem die jungen Eheleute gemeinsam ihre Abende zu verbringen pflegten; drinnen war es dunkel und kalt. Eine wunder­bare Ungemütlichkeit kam über sie. Schnell eilte sie durch das große Zimmer in den Speisesaal. Dort saß Sillo im Dunkel, den kleinen Knaben hatte sie auf dem Schoß. Er war in den Armen der Mutter einge­schlafen. Ihr Kopf lag in den Lehnstuhl zurückgelehnt und der schwere Atemzug verriet, daß auch sie einge­schlummert war.

Ein schwacher Schein vom Ofen erhellte dies Bild. Es drückte aber nicht den Frieden aus, der einem festen Schlaf zu folgen pflegt.

Marie sah sie wehmütig an.

Wie fremd es in Sillos Heim aussieht!" sagte sie und seufzte tief.

Dieser Seufzer erweckte die Mutter, und sie sah sich ängstlich um.

Marie, bist du es?" fragte sie mit schwacher Stimme.Wie gut von dir, daß du zu mir kommst."

Sie brach in bittere Thränen aus.

Wie lange ist es doch schon her, seit wir ein­ander zuletzt gesehen haben?"

Ich sehnte mich nach dir, Sillo, darum kam ich," sagte Marie mit bebender Stimme.

Hast du das wirklich gethan? Ich kenne keine Sehnsucht mehr."

Einen Augenblick schwieg Frau Haugaard; sie mußte ihre Gedanken sammeln. Sie wollte es nicht merken lassen, daß sie bewegt war. Marie gehörte zu den Frauen, die lieber helfen, als weinen wollen.

Weswegen sitzt du da im Dunkeln im Speise­zimmer. Laß uns die Lampe anzünden und ins Wohn­zimmer gehen," sagte sie ruhig.

Sillo fuhr zusammen.Nicht in die Wohnstube," bat sie unruhig.

Weswegen nicht, meine Liebe, im Wohnzimmer ist bessere Luft und mehr Platz, und wir pflegten da ja immer zu sitzen."

Nein, dort nicht, da sind die Spiegel."

Du ängstigst dich doch nicht vor deinem eigenen Bild, Kind. Was thun dir die großen Spiegel?"

Ja, Mama ist vor den Spiegeln bange und der kleine Franz auch. Wir sind nie mehr da drinnen," sagte der Knabe, der während ihrer Unterhaltung auf­gewacht war.

Marie antwortete nicht, aber sie begriff, daß hier etwas geschehen sein müsse, was sie ergründen mußte. Sie machte sich darüber Vorwürfe, daß sie sich nicht früher nach Sillo umgesehen hatte. Denn sie war doch von Anfang an ihrer Fürsorge anvertraut gewesen.

Abteilung der Eisenbahnbrigade dorthin. Das Material, darunter auch vier Lokomotiven, ist bereits abgegangen. Am Freitag reisten zwei Offiziere mit 6 Unteroffizieren ab. Am 13. September folgen noch 39 Unteroffiziere, so daß dann das ganze Kommando 2 Offiziere und 45 Unteroffiziere stark ist. Die Beteiligten haben sich sämtlich auf eine vor einiger Zeit an die Brigade ergangene Aufforderung hin freiwillig gemeldet und sind auf sechs Monate beurlaubt worden. Jeder Unteroffizier erhält 600 Mk. Die Aufgabe der Abteilung ist die Herstellung einer 90 Kilometer langen Schmal­spurbahn.

* Friedrichsruh, 6. August. Die Frage, ob Fürst Bismarck in diesem Sommer eine Erholungsreise unternehmen solle, ist in seiner nächsten Umgebung noch immer Gegenstand eifrigster Erwägung. Professor Schwenninger ist gegen einen Aufenthalt in Varzin, weil das dortige einstöckige Wohnhaus zu feucht ist und deshalb der Gesundheit des Fürsten nicht zu­träglich sein dürfte. Dagegen befürwortet er lebhaft eine Reise nach Gastein. Die Unlust des Fürsten, Friedrichsruh zu verlassen, ist jedoch so stark, daß es zur Ausführung dieser Reise schwerlich kommen dürfte.

D Apenrade. Der Kaiser hat den Landrat des hiesigen Kreises, v. Uslar, aufgefordert, eine Reise nach Kamerun zur Untersuchung der Boden- und Anbau­verhältnisse in den westafrikanischen Schutzgebieten zu unternehmen. Landrat v. Uslar ist Besitzer des Gutes Buschmoos bei Gravenstein und somit Gutsnachbar des Schwagers des Kaisers, Herzogs Ernst Günther von Schleswig-Holstein. Herr v. Uslar tritt am 9. August mit dem SchiffsjungenschulschiffNixe" über Amster­dam-England Spanien die Reise nach Afrika an, ver­bleibt dort bis zum nächsten Frühjahr und kehrt Ende März in die Heimat zurück.

D Harburg. Beim Gefechtsschießen in der hie­sigen Heide wurde durch einen unglücklichen Zufall ein Soldat vom 31. Regiment in Altona von einem Kame­raden erschossen.

D Neusalz a. O. Ein bedauerlicher Unglücks­fall ereignete sich in der städtischen Badeanstalt. Die zweite Kompagnie der hier im Quartier liegenden Pioniere war zum Baden kommandiert worden. Ein Einjahrig-Freiwilliger machte den Kopfsprung und kam nicht mehr herauf. Der Ertrunkene scheint entweder mit dem Kopf im Wasser aufgeschlagen zu sein, oder der Schlag hat ihn getroffen. Seine Leiche ist noch nicht gefunden worden. Bei der starken Strömung des Oderstromes kann dieselbe leicht tortgetrieben sein.

* Schönau, 6. August. Schneefall am Ende des Monats Juli bei uns sehen zu können, ist gewiß eine Seltenheit und mancher Leser wird dazu un­gläubig sein Denkerhaupt schütteln. Während es bei uns nämlich vorgestern donnerte und verschiedene Regenschauer über unsere Gemarkungen niedergingen, und die umliegenden Bergeshöhen in einen dichten Nebelschleier eingehüllt waren, schneite es auf dem nahen Belchen so lustig, als befänden wir uns kurz vor der Adventszeit.

N

8

l

r->

L v

ViL-

. - r-

Q-

«>

>u ^

AusLSttdischlK

* Wien, 6. Aug. Ueber die Art der griechi­schen Finanzkontrolle, so wie sie von Deutschland vorgeschlagen und von allen Mächten angenommen

Sie hatte die Verantwortung für sie. So wenigstens ^ kam es ihr vor. Sie hatte nur kurze Zeit bleiben I' wollen. Nun aber legte sie ruhig ihr Zeug ab, schellte und ließ das Mädchen die Lampe anzünden.

Du siehst, Sillo, daß, wenn es auch lange her D. ist, seit ich zum letzten Mal hier war, ich es doch nicht vergessen habe, mich hier zu Hause zu fühlen. Komm Z her zu der Tante, mein Junge. Sie hat etwas für ihren lieben Franz mitgebracht." 'Ki.

Das Kind sprang von dem Schoß der Mutter. Z, In diesem Augenblick trat das Mädchen mit der Lampe iZ S ein. Marie schrak zusammen, als das klare Licht auf , « " die magere, zusammengesunkene Gestalt fiel. Von der p) ^ § alten Sillo war nichts mehr übrig geblieben. Selbst AZ-Z ihre Toilette war verändert. Da war kein flatterndes Band, kein kokettes Kostüm. Ein am Halse hoch ge- A » schlossenes, schwarzes Kleid, ein einfacher weißer Streifen, M Z das war das ganze, und das Haar, das herrliche, gvld- K ^ § gelbe Haar, das ihr schönster Schmuck, war aus dem «-«N Gesicht gestrichen und ruhte in seinem ganzen Reichtum T-L Z auf dem kleinen Kopf. Von der ganzen reizenden Er- scheinung war nichts als das Haar übrig geblieben, mager und beinahe durchsichtig sah sie aus. Marie dämpfte das Entsetzen, das sie ergriffen hatte, und sagte ganz ruhig : iA r

Jetzt wollen wir uns aber einen gemütlichen Abend « Z

machen. Ich beabsichtige, bei euch zu bleiben. Es ist schon so lange her, daß wir unseren Thee miteinander getrunken haben. Wo ist Stein? Ist er noch nicht heimgekehrt?"

Er ist in seinem Arbeitszimmer. Dort pflegt er immer seine Abende zuzubringen."