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Dienstag, 10. August

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg- I 180^7 reichste Verbrettung. I "

Amtliches.

Uebertragen wurde das erledigte Kam eralamt Hirsau dem Sekretär Voller bei der Domänendirektion.

Ernannt wurde der Kameralamtskandidat Häutzler zum Asfistenten bei dem llmgeldskommisfariat Calw.

Dis Reise des Kaisers «ach Petersburg

stellt sich zwar als ein Akt der Höflichkeit dar, indem der Monarch dem Zaren einen Gegenbesuch abstattet, aber schon der Umstand, daß sowohl Fürst Hohenlohe wie der zum Nachfolger des Herrn v. Marschall be­stimmte Herr v. Bülow die Reise mitmachen, giebt dem Besuche seine bestimmte politische Färbung.

Im vergangenen Jahr bat Zar Nikolaus dem deutschen Kaiserpaar in Breslau und Görlitz seine An­trittsvisite abgestattet, die in ihren Nebensächlichkeiten zum Ausgangspunkt wichtiger politischer Änderungen im Innern des Reiches und Preußens werden sollte. In Breslau war es, wo der Zar jenen Trinkspruch ausbrachte, dessen eigenartige Geschichte in dem Prozeß v. Lützow-Leckert widerhallte, welch' letzterer wiederum den Prozeß v. Tausch und wahrscheinlich damit im Zu- > sammenhange stehend den Rücktritt des Herrn v. Mar- ! schall zur Folge hatte. Mit dem ernsten Willen, selbst! Einblick zu thun in die Verhältnisse, die er mitzu­stimmen berufen war, erschien damals der Zar in Deutschland, ging dann nach Frankreich und kehrte nochmals zu längerem familiären Beisammensein nach Darmstadt zurück. Seitdem ist ein Jahr vergangen; der Zar ist tiefer in den ungeheuren Mechanismus der Diplomatie eingedrungen und ist sicher zu der Erkennt­nis gelangt, daß Deutschland in dem internationalen Rechenexempel eine wichtige Zahl bildet.

Allerdings sind auch heute noch dieselben Elemente, die schon in den Tagen Alexanders eifrig wühlten, um das russisch-deutsche Verhältnis zu unterminieren, fleißig an der Arbeit. Die Kaiserin-Witwe hält noch immer den Draht, der über Kopenhagen nach Paris führt, in ihren Händen, und sie besitzt so wenig Herrschaft über ihr Empfinden, daß sie es vorzog, der Begegnung mit dem Enkel Kaiser Wilhelms I. durch ihre Abreise aus­zuweichen. Auch die Ernennung des Grafen Muräwiew, der eifrigst zu einem haßerfüllten Gegner des Hohen- zollernreiches umgestempelt wurde, konnte anfangs nur mit gemischten Gefühlen ausgenommen werden, aber

gerade darin zeigt sich der Wert der russischen Diplo­matie, daß sie ohne jede Nachgiebigkeit gegen persön­liche Neigungen durchaus der Richtschnur folgt, die ihr von der Rücksicht auf das reale Interesse geboten erscheint.

Sie unterscheidet sich hierdurch auf das auffälligste von der Politik der Franzosen, denen das revanche­lüsterne Herz mit wunderlicher Regelmäßigkeit mit dem Kopfe durchgeht, so daß sie, die stolzen Söhne der Re­publik, selbst den Anstrich zarischen Lakaiendienstes nicht zu vermeiden gewußt haben. Frankreichs Liebesmühe um Rußlands Gunst wird zwar huldvoll angenommen, aber irgendwelche praktischen Folgen hat dieses rein platonische Verhältnis nicht gezeitigt, nicht einmal bei den Konstantinopeler Friedensverhandlungen finden wir Rußland für französische Vorschläge günstig gestimmt, während Deutschlands Vorschläge bereitwilliges Ent­gegenkommen seitens Rußlands finden.

Schon unter Bismarck seit dem Berliner Kongreß waren die Beziehungen zwischen Berlin und Peters­burg einigermaßen gelockert worden, unter Caprivi wurde der Draht fast völlig zerschnitten. Mit der neuerlichen Annäherung an das Reich des Zaren ist denn auch wieder eine tiefe Entfremdung gegenüber England eingetreten, das uns jetzt mit um so offener zur Schau getragenen Gegnerschaft beehrt, als es nach dem Sansibarvertrag gehofft hatte, Deutschland immer im Schlepptau der englischen, rein selbstsüchtigen Politik zu finden.

Es ist zu hoffen, daß der Besuch unseres Kaiser­paares und unserer leitenden Staatsmänner in Peters­burg dazu beitragen werden, den letzten Rest des Miß­trauens zwischen den Regierungen der beiden mächtigen Reiche verschwinden zu machen. Die phantastischen Neigungen unserer westlichen Nachbarn verlieren dann auch den Rest ihrer Bedeutung und werden mit vollem Rechte der Lächerlichkeit verfallen. Mag auch Herr Faure nach dem Kaiser Wilhelm noch nach Petersburg kommen: an Persönlichen Ehrungen wird es ihm gewiß nicht fehlen, aber politischen Lorbeer wird er da so wenig Pflücken können, wie er ihn bei dem Pariser Zarenbesuche zu pflücken im stände war. lieber das platonische Verhältnis mit Rußland kommt Frankreich nicht hinaus und warum sollte sich Rußland ein solches nicht gefallen lassen, da es ihm nur Vorteil bringt, keine Umstände verursacht, seine auswärtige Politik unterstützt und seine Anleihen bequem unterbringen

läßt? Nur mit irgendwelchen Forderungen auf Gegen­leistung darf Frankreich nicht kommen!

Lau-errrachrlchtsrr.

* Alten steig, 9. August. Es ist sicher, daß dieses Jahr wieder Millionen von Mark aus Württem­berg hinausgehen werden zum Ankauf von Mostobst, denn, ganz abgesehen von den verhagelten Bezirken, sind die Aussichten im großen ganzen gering und be­deuten für den enormen Bedarf geradezu ein Fehljahr. Aus dem übrigen Deutschland wird wohl kaum etwas eingeführt werden können, denn gute Obsternten sollen dieses Jahr nur in den ganz nördlich gelegenen preu­ßischen Provinzen zu erwarten sein, von wo die Fracht ungemein teuer ist. Vielleicht kann Tirol und die Schweiz aushelfen, wahrscheinlich aber wird sein, daß wieder von Amerika große Quantitäten herüberkommen. Auf alle Fälle dürste der Rosinenwein wieder in ungeahnter Menge fabriziert werden.

* Stuttgart, 6. August. DieSchulbibel­kommission" hat nach demKirchl. Anz." in letzter Woche in einer dreitägigen Sitzung ihre Arbeit zum Abschluß gebracht. Der Entwurf wird in nicht allzu ferner Zeit der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Auch die badische Kirchenbehörde denkt daran, unser Bibellesebuch eventuell einzuführen.

* Eßlingen, 6. Aug. Ein seltenes Ergebnis, das zu allerlei Bemerkungen Anlaß giebt, hat ein beim hiesigen Amtsgericht hier anhängig gewesener Konkurs. Nicht nur konnten sämtliche Gläubiger voll­kommen befriedigt werden, sondern es bleibt außerdem noch der doppelte Bettag übrig.

* Gmünd, 6. August. Ein nachahmenswertes Beispiel von Fürsorge für ihre Bürger hat die Ge­meinde Bartholomä gegeben. Dieselbe kaufte vor einiger Zeit das über 100 da große Hofgut Hessel­schwang um 70000 Mk. in der Absicht, dasselbe wieder stückweise an ihre Bürger zu verkaufen. Die­selben müssen den Kaufpreis in 6 Jahreszielern be­zahlen und zu 4 o/g verzinsen. So kommen manche zu verhältnismäßig billigen Gütern und werden zugleich zum Sparen veranlaßt; ca. 75 üa. haben schon Ab­nehmer gefunden.

* Ulm, 7. August. Der traurige Fall Bauer hat jetzt seinen Abschluß gefunden. Wie man sich erinnern wird, stellte im Oktober 1896 der Weingärtner Franz August Bauer in Neckarsulm beim Kommando des

Wochenrurrdfchau.

Die furchtbare Wasserkatastrophe, die weite Ge­biete Schlesiens, Sachsens und Böhmens heimgesucht hat, ist die größte, die Deutschland je erlebt hat. Wie groß die Verluste an Menschenleben und an Gütern sind, läßt sich jetzt noch nicht einmal annähernd feststellen, denn jeder neue Bericht häuft das entsetz­liche Zahlenmaterial. Gegenüber dem furchtbaren Wetter der Elementarmächte regt sich in den Herzen der vom Unglück verschont Gebliebenen das menschlich schöne Mitleid; allüberall in den deutschen Landen werden Sammlungen vorgenommen, zu denen arm und reich beisteuert; aber die zusammengebrachten Summen werden bei weitem nicht ausreichen, um auch nur das äußerste Elend gut zu machen und Reich oder Staat werden noch tief in den Säckel greifen müssen, um den Hunderttausenden der Geschädigten eine fernere Existenzmöglichkeit zu bieten. Die Fragen wegen Aufforstung der Hochländer, der Flüsseregulierung und sonstiger vorbeugenden Maßregeln werden wieder in den Vordergrund treten müssen. Das pflegt wenig­stens stets der Fall zu sein, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, aber das Zudecken desselben, an das schon so oft erinnert worden ist, kostet hohe Summen. Hätten die Beteiligten in Gemeinschaft mit der Gesamtheit, d. h. unter Staatsbeihilfe sie aufgebracht, so hätte der Schaden gewiß nicht so groß werden können. Jetzt müssen sie doch aufgewendet

werden und den Schaden hat man noch obendrein. Das Kaiserpaar ist nach Petersburg gefahren, um dort dem Zarenpaare den Gegenbesuch zu machen, und da dort auch bald Herr Faure einttifft, so haben die guten Russen für die Ausschmückung ihrer Haupt­stadt nur einmal die Kosten aufzubringen; man ent­fernt aus der ersten Dekoration einfach den Reichs­adler und die deutschen Farben und setzt dafür die phrygische Mütze und die Trikolore.Wirtschaft, Horatio, Wirtschaft." Das Jakobinerabzeichen und die russische Knute in friedlicher Harmonie und Herr Faure in der Uniform eines russischen Obersten das muß ein Schauspiel für Götter sein! Die Konstantinopeler Friedens-Verhandlungen sollen ihrem Abschluß nahe sein und König Georgios wird entweder blechen oder sich die europäische Kontrolle seiner Staats­finanzen gefallen lassen müssen, denn die Gläubiger Griechenlands haben zu schlechte Erfahrungen gemacht, als daß man sich mit atheniensischen Versprechen ab­speisen lassen sollte. Während der Aufstand auf den Philippinen noch immer dem Erlöschen nahe ist, bleibt den kubanischen Rebellen schon nichts mehr übrig, als die Hauptstadt der Insel selbst anzugreifen. Von den Reformen daselbst ist alles still geworden. Nord­amerika, das die Zeit nicht erwarten kann, bis es Hawai verschluckt, wird daselbst einstweilen seine Schutzherr­schaft erklären, worauf Deutschland einfach mit der Annexion der Samoa-Insel antworten sollte; denn der größte Teil des Grund und Bodens derselben

befindet sich bereis im Prwatbesitz von Deutschen. Ueber das Schicksal Andrees fehlt noch immer jede authentische Aufklärung. Man war aber auch von Anfang an darauf gefaßt, daß womöglich Monate vergehen könnten, ehe Meldungen von seiner hoffent­lich glücklichen Landung in zivilisierte und bewohnte Gegenden gelangen könnten. Also Geduld,bis das Duell zwischen dem Prinzen Heinrich von Orleans und den italienischen Offizieren ausgefochten ist, bis Crispi von den italienischen Gerichten endlich beim Kragen gepackt ist, um sich in derKlein-Panama­angelegenheit" zu verantworten, und bis endlich der Pariser Panamaschwindel sein Ende erreicht haben wird, bis dahin wird auch Andrer glücklich zurück sein, wenn er nicht abgestürzt oder in unwirtliche Gegenden verschlagen ist und dort umkommt. Die arme Braut seines Begleiters Strindberg wird bange Tage und Wochen hinbringen. Strindberg hatte ihr Nach­richten durch Brieftauben versprochen, aber bisher ist noch keines dieser so sehnsüchtig erwarteten Tierchen in Stockholm eingetroffen oder sonst wo aufgefunden worden. Sonst ist die diesmalige Sommersaison arm an solchen Nachrichten, die gewöhnlich die Hochsommer­zeit markieren. Kaum, daß wir einer 105 jährigen Frau in den Zeitungsspalten begegneten; es ist auch nicht mehr viel zu erwarten, denn im Elsaß ver­sammeln sich die Störche bereits zu Tausenden, um den Flug nach dem Süden zu unternehmen.