* Biberach, 3. Aug. Durch einstimmigen Be­schluß der bürgerlichen Kollegien ist für die hiesigen Schullehrer das Altersklassensystem eingeführt worden. Der Gehalt beträgt anfangs 1300 Mk., steigt im 32. Lebensjahr auf 1400 Mk. und alle 4 Jahre je um 100 Mk. Mit dem 56. Lebensjahr ist das Maximum mit 2000 Mk. erreicht, jedoch treten stets die staat­lichen Alterszulagen und die Wohnungsmietentschädi­gungen hinzu, so daß der Höchstgehalt auf 2790 Mk. anzuschlagen ist.

* ( Verschiedenes.) In Bitz fiel Flaschner Koch beim Änbringen von Dachrinnen die Leiter herunter. Er erlitt eine starke Gehirn- und Rücken­marksverletzung. An seinem Aufkommen wird ge- zweifelt. JnMunderkingen fiel eine 60jährige Frau, welche den ganzen Tag im Felde beschäftigt war, so unglücklich die Treppe hinab, daß sie alsbald tot war. Seit einigen Tagen fehlte der Assistent Huber beim Gerichtsnotariat in Göppingen. Nun stellte es sich heraus, daß derselbe sich bedeutende Unterschlagungen zu Schulden kommen ließ. Er hat sich inzwischen bei der Staatsanwaltschaft in Ulm freiwillig gestellt. Die Unterschlagungen an Teilungs­geldern sollen circa 1300 Mark betragen. In Jsingen, OA. Sulz, wurde vergangene Woche eine Frau beerdigt, welche unter gewaltsamen Um­ständen beseitigt worden sein soll und nun auf ge­richtliche Anordnung am Freitag wieder ausgegraben und seziert wurde. Das Ergebnis der Untersuchung bleibt abzuwarten. In St einh e im i. St. war am Dienstag ein Taglöhner in einer Lehmgrube mit Aus­laden beschäftigt. Plötzlich löste sich eine Schichte los und stürzte auf den Mann mit einer solchen Wucht, daß er zu Boden geschlagen und getötet wurde. In Oberderdingen, OA. Maulbronn, ist am Mittwoch abend 11 Uhr ein Brand ausge- brachen, wobei 4 Wohnhäuser und mehrere Scheunen ein Raub der Flammen wurden. Ebendaselbst wurde ein Wirt wegen Sittlichkeitsvergehen an seinem fünf­jährigen Stiefkinde verhaftet und an das Amtsgericht eingeliefert. In Cannstatt wurde einem Metzger­burschen von einem Pferd das Nasenbein zertrümmert. Der Verletzte wurde in das dortige Bezirkskrankenhaus gebracht. In Blaubeuren wurde am Donners­tag der Wilderer Johann Schanz von Suppingen u, das Krankenhaus daselbst eingeliefert. Schanz sollte tags zuvor durch den dortigen Stationskomman­danten verhaftet werden. Als er erfuhr, daß der­selbe im Ort eingetroffen sei, hängte er sich. Die von dem Stationskommandanten angestellten Wieder­belebungsversuche hatten indessen Erfolg. Schanz ist wegen Wilderns bereits mehrfach vorbestraft. In Riedlingen stürzte die Frau des Taglöhners Engler beim Verbringen von Garben auf den Scheuern­boden so unglücklich auf die Tenne herab, daß sie, ohne wieder zum Bewußtsein gekommen zu sein, tags darauf verschied.

* Am Montag früh fand man in der Nähe von Bießenhofen den Bierführer der Aktienbrauerei Kaufbeuren mit eingeschlagenem Schädel auf dem Bier­fuhrwerk sitzen. Der Leiche waren die Augen aus­gestochen und Nase und Ohren abgeschnitten. Die Thatscheintschon bei Hellem Tag begangen worden zu sein;

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Die Gelegenheit macht nicht nur Diebe, sondern auch Helden.

Das alle Kaufhaus.

Von Avar Ming.

(Fortsetzung.)

Die ersten schweren Trauertage waren vorüber; und Haugaard ruhte da oben auf dem friedlichen Kirch­hofe, wo so mancher müde Wanderer Ruhe gefunden hatte, wo aber auch mancher herrliche Jugendtraum und manch frohe Hoffnung in die schwarze Erde ge­senkt waren und die Einsamkeit und den Gram zurück­gelassen hatten.

Ja, die Trauer war in Haugaards Haus einge­rückt, nicht aber die Einsamkeit. Denn seine Gattin kämpfte tapfer, um das sinkende Haus aufrecht zu er­halten. Sie gönnte sich weder Ruhe noch Frieden; auf dem Namen ihres Mannes soll nicht der Schatten eines Fleckens ruhen. Er verdiente es, daß er sich in Ehren auf sein einziges Kind fortpflanze. Daher sollte ein jeder das Seine haben.

Sie, die vom kaufmännischen Geschäft nichts ver­stand, erlernte mit Hilfe des Personals schnell das Erforderliche. Düster genug sah es aber aus.

Eine Forderung nach der andern wurde geltend gemacht, ohne daß sie Hilfsquellen hatte, die zur Deckung erforderlich waren.

Der größte und drückendste Wechsel über die 300Thaler, der schon vor der Beerdigung ihres Gatten

denn der Bierführer war erst um 3^ Uhr morgens von Kaufbeuren weggefahren, und die Strecke bis zum Thatort beträgt über eine Stunde.

* Berlin, 4. Aug. DieVoss. Ztg. meldet aus Brüssel: Die Deputiertenkammer bewilligte die für die belgische Südpolexpedition fehlenden 60000 Francs, so daß die Abreise der Expedition nunmehr gesichert ist.

* Berlin, 4. August. (Andröes Ballon.) Die Morgenblätter melden aus Stockholm: In Gothenburg ist gestern aus der Stadt Germania im Staate Iowa (Nordamerika) folgende Depesche beim Lord Dickson eingelaufen:Andrse schwebend in südwestlicher Rich­tung auf 10. Längengrade gegen Edanland gesehen. Ole Brakke." Der Absender ist unbekannt. Man ver­mutet, es sei ein norwegischer Redakteur in der ge­nannten Stadt. Nordenskjöld, der alsbald gefragt wurde, meint, der Meldung sei nicht zu trauen, da der 10. Längengrad über England gehe und Edanland in Grönland liege.

* Berlin, 4. August. Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe reiste gestern abend 10 Uhr 55 Min. nach Petersburg ab.

* Das Geschwader, das unter dem Kommando des Vize-Admirals Tbomsen von Kiel nach der Reede von Kronstadt gedampft ist, besteht aus zwei Divisionen. Die erste Division stellt mit den 4 Panzerschiffen 1. KlasseKurfürst Friedrich Wilhelm",Branden­burg",Weißenburg",Wörth", denen der Aviso Jagd" beigegeben ist, das vorzüglichste Schiffsmaterial, den vollendetsten Typus der deutschen Kriegsflotte dar. Jedes Schiff hat an Bord 556 Mann, zu denen noch die Besatzung derJagd" mit 140 Mann kommt; also hat die 1. Division im ganzen 2364 Mann. Die zweite Division unter dem Kommando des Prinzen Heinrich umfaßt das FlaggschiffKönig Wilhelm" mit 732 Mann, die Panzerschiffe 3. KlasseSachsen" und Württemberg" mit je 389 Mann und den Aviso Greif" mit 155, sodaß die zweite Division 1655 Mann an Bord hat. Insgesamt werden also 4029 Mann vor Kronstadt erscheinen. Eine derartige stattliche deutsche Flotte dürfte wohl noch niemals in einem fremden Hafen die Flagge gezeigt haben.

sj Die Einberufung des deutschen Reichstags zu einer außerordentlichen Session wird vomVorwärts" angesichts der Notwendigkeit schneller Hilfeleistung für die von den Wasterkatastrophen Geschädigten ge­fordert. So namhafte Beträge, so meint das sozial­demokratische Blatt, die veranstalteten Privatsammlungen auch ergeben mögen, so genügen dieselben jedoch nicht entfernt, um die herrschende Not zu lindern. Seiner Zeit wurde der Reichstag wegen Beschlußfassung über den spanischen Handelsvertrag zu einer außerordent­lichen Session zusammengerufen; der gegenwärtige Fall ist viel dringender. Und da es sich um eine Kata­strophe handelt, die das ganze Reich in Mitleidenschaft zieht, so ist es auch Sache des Reichs, rasche und wirksame Hilfe zu geben.

* Von dem Ergebnis des Reichshaushalts pro 1896/97 geben wir nach demReichs.-Anz." noch folgende Zahlen. Es überschritten die Ausgaben den Voranschlag bei der Marine um 454000 Mk., bei der Kolonial­verwaltung um 1973 000 Mk., beim Auswärtigen Amt um 319 000 Mk., beim Reichsschatzamt des Innern um 1055 000 Mk., beim Reichsschatzamt um

verfallen war, ward durch Eilert Stein bezahlt, der behauptete, er schulde dem verstorbenen Freund die Gelder schon seit längerer Zeit.

Daß er sich die nötigen Mittel durch Veräußerung eines Teils seiner wertvollen Habe verschafft hatte, ahnte Marie nicht, da sie seit dem Tod ihres Mannes das Haus des Doktors nicht betreten hatte.

Sie fand ihn wie Sillo sehr verändert vor. hatte aber kaum Zeit, hierüber nachzudenken. Außerdem gab die neue Wirksamkeit ihr viel zu thun.

Haugaard hatte ein größeres Stück Land draußen vor der Stadt besessen, wo sie jahraus, jahrein Kar­toffel gepflanzt hatten. Dies Land konnte der Betrieb entbehren, und sie fand schnell einen Käufer für das­selbe. Mit dem Erlös deckte sie dann die andringenden Gläubiger. Das Publikum aber interessierte sich für die Witwe, die sich so ehrlich durchzuschlagen bestrebte, und das Geschäft wuchs von Tag zu Tag.

Und während sie so kämpfte und stritt, fiel ihr der letzte Brief ihres Mannes ein. Was er so schön geträumt hatte, das wollte sie zur Ausführung bringen. Sein Andenken sollte von vielen gesegnet werden, wie es von ihr gesegnet war. Wenn sie am Abend neben der Wiege der kleinen Tochter saß, baute sie Luft­schlösser, wie ihr Mann es früher auch gethan hatte, aber sie versuchte immer, ihnen den Halt und festen Grund zu geben, deren sie bedurften, um nicht umzu­stürzen.

Siehst Lu, Sillo, wir sind nicht so arm, wie man glaubt. Denn wir haben den Gedanken des Vaters geerbt, und der ist viel wert, sowohl Geld wie Segen.

287 000 Mk., bei der Post um 1131000 Mk. Die Ausgaben stehen hinter dem Voranschlag zurück: beim Reichsheer um 4 372 000 Mk., bei der Reichsschulden­verwaltung um 3 637 000 Mk., beim Reichsinvaliden­fond um 110 000 Mk. Im ganzen wurden 1995 700 Mk. Ersparnisse gemacht. Von den Einnahmen erbrachten mehr Zölle 78195000 Mk., Zuckersteuer 13223000Mk., Salzsteuer 2 334 060 Mk., Brausteue* 2 285 000 Mk., Spiel-Karten 94000 Mk., Wechselstempel 914000 Mk.,' statistische Gebühren 98 000 Mk., Post 2 420 000 Mk., Reichsdruckerei 99000 Mk., Reichseisenbahnen 3294000 Mark, Bankwesen 3 271000 Mk., verschiedene Ver­waltungseinnahmen 398 000 Mk. Mindereinnahmen erbrachten der Reichsinvalidenfond 110000 Mk., Ueberschuß der früheren Jahre 53 000Mk. mehr über­wiesen, als vorangeschlagt worden waren.

sj (Von unserer Marine.) Der Stapellauf des im Bau befindlichen PanzerkreuzersErsatz Leipzig" auf der Kieler Werft findet, wie nunmehr anläßlich der Anwesenheit der Majestäten festgesetzt worden ist, Ende dieses Monats statt. Sowohl der Kaiser wie die Kaiserin haben ihr Erscheinen zu der Feier zu­gesagt.

* (Fürsorge für unsere Reservisten.) Ein überaus beachtenswerter Versuch, dem man nur das beste Gelingen wünschen kann, soll im 10. Armee­korps gemacht werden. Er hat zum Zweck, den Sol­daten, die im Herbst zur Reserve übertreten, schon vor ihrem Abgang aus der Armee eine Arbeitsstelle zu ver­schaffen. Um dies zu erreichen, haben sich die Bezirks­kommandos an die Kriegervereine gewendet, damit ihnen diese eine Zusammenstellung liefern, an welchem Ort und bei wem Arbeit im Herbst frei wird und welcher Art diese ist. Diese Zusammenstellungen werden dann von den Bezirkskommandos den einzelnen Regimentern zugesandt, die sie zur Kenntnis der Reservisten bringen. Die Anmeldestellen in den einzelnen Kreisen des Be­reichs des 10. Armeekorps sind bei den Bezirkskom­mandos zu erfahren. Sollte der Versuch gelingen, der den Reservisten manche nutzlosen Reisen und Geldaus- gaben erspart, so soll er im nächsten Jahr auch in anderen Armeekorps gemacht werden.

* Die Verabreichung von warmer Abendkost für die Mannschaften des Heeres, die wiederholt im Reichstag angeregt wurde, soll nun doch verwirklicht werden. Wie verlautet, liegt es jetzt in der Absicht der Militär­verwaltung, die zur allgemeinen Einführung warmer Abendkost erforderlichen Geldmittel in den Entwurf zum nächstjährigen Reichshaushalt einzustellen.

* Die Griechen sind dreist genug, im geprellten Deutschland neue Pumpversuche anzustellen. Zwei grie­chische Bankiers laufen zu diesem Zwecke in Berlin umher und klopfen bei Pontius und Pilatus an. Sie versprechen die schönsten Dinge und wollen die reichsten Monopole, die schon den früheren Gläubigern ver­pfändet waren, nochmals verpfänden. Es handelt sich um 80 Millionen Mark.

* Köln, 5. Aug. DerKölnischen Volkszeitung" zufolge ist in vergangener Nacht das Dorf Pohlbäch im Kreise Wittlich durch eine Feuersbrunst zerstört worden. 3 Menschen haben ihr Leben eingebüßt und viel Vieh ist in den Flammen umgekommen. Im ganzen sind etwa 42 Häuser mit den dazu gehörigen Wirtschaftsgebäuden niedergebrannt.

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Sein kleines Kind soll nicht Not leiden, und wenn du so reich, froh und glücklich bist, so hast du nur deinem Vater dafür zu danken. Denn er hat mein Herz der Liebe erschlossen und mein Auge für das geöffnet, was zu unserem Besten, wie zum Besten der armen Fischer dient; alles, was wir besitzen, und alles, was die Zeit uns bringen wird, ist ein Erbe vom Vater."

Das kleine Kind war ihre einzige Vertraute. Sie schwieg den andern gegenüber. Wäre Eilert nicht so verändert gewesen und wäre er ihr nicht aus dem Wege gegangen, wo er nur konnte, so hätte sie vielleicht eine Stütze in ihm gesucht. Jetzt stand sie ganz allein da, aber sie hatte ihr Vertrauen zu Gott, und einer andern Stütze bedurfte sie nicht.

Das Geschäft nahm mehr und mehr an Bedeutung zu und was Mariens Mann nicht durchzuführen ge­wagt hatte, nahm sie mutig vor.

Mit geringen Mitteln verstand sie gute Resultate zu erzielen. Die kleinen Fensterscheiben mußten weichen, und große Ladenfenster wurden eingesetzt. Sie verstand es, die Schaufenster mit Geschmack zu dekorieren, was nicht so leicht war, da Manufaktur- und Kolonialwaren nebeneinander verhandelt wurden. Denn die Bauern wollten da, wo sie ihre Butter und Käse verkauften, auch alles finden können, was zu ihrem Lebensunter­halt diente.

Während Frau Haugaard scheinbar von dem Laden­geschäft in Anspruch genommen war, war ihr liebster Gedanke an die Pläne ihres Gatten geknüpft. Sie wollte die Makrele, in Eis verpackt, versenden.

Sie begriff, welch' Vorteil dies für die ganze Küste

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